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Endlich: eine kompetente Einführung in die Geschichte der wichtigsten literarischen Gruppierung der deutschen Nachkriegszeit!
Die Gruppe 47 hat die Aufbaujahre der Bundesrepublik begleitet und geprägt. 1947 gründete Hans Werner Richter diesen losen, aber einflussreichen Verbund von Schriftstellern und Kritikern. Über zwei Jahrzehnte lang verfolgte die Gruppe ihr hochgestecktes Ziel: eine radikale Erneuerung der Literatur und des politisch-gesellschaftlichen Lebens. Nahezu alle deutschsprachigen Autoren von Rang nahmen an einzelnen Treffen der Gruppe teil - von Ingeborg Bachmann und Paul…mehr

Produktbeschreibung
Endlich: eine kompetente Einführung in die Geschichte der wichtigsten literarischen Gruppierung der deutschen Nachkriegszeit!
Die Gruppe 47 hat die Aufbaujahre der Bundesrepublik begleitet und geprägt. 1947 gründete Hans Werner Richter diesen losen, aber einflussreichen Verbund von Schriftstellern und Kritikern. Über zwei Jahrzehnte lang verfolgte die Gruppe ihr hochgestecktes Ziel: eine radikale Erneuerung der Literatur und des politisch-gesellschaftlichen Lebens. Nahezu alle deutschsprachigen Autoren von Rang nahmen an einzelnen Treffen der Gruppe teil - von Ingeborg Bachmann und Paul Celan über Heinrich Böll, Martin Walser und Günter Grass bis zu Walter Jens und Marcel Reich-Ranicki.
Autorenporträt
Heinz Ludwig Arnold, geboren 1940 in Essen, war freiberuflicher Publizist und Honorarprofessor der Georg-August-Universität Göttingen. Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Im Oktober 2011 wurde er, kurz vor seinem Tod, in Göttingen mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse für seine 'besonderen Verdienste um die deutsche Literatur' ausgezeichnet. Herausgeber der Zeitschrift 'TEXT + KRITIK' (seit 1963), des 'Kritischen Lexikons zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur' (KLG, seit 1978) sowie des 'Kritischen Lexikons zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur' (KLfG, seit 1983) und der 3., völlig neu bearbeiteten Auflage von 'Kindlers Literaturlexikon' (2009). Zahlreiche weitere Veröffentlichungen, unter anderem die elfbändige Anthologie 'Die deutsche Literatur seit 1945' (1995 ff.). Zuletzt erschien: 'Da schwimmen manchmal ein paar gute Sätze vorbei' (Hg., 2001), 'Die Gruppe 47. Zwei Jahrzehnte deutscher Literatur' (Hörbuch, CD und MC, 2002), 'Was bin ich? Über Max Frisch' (2002), 'Arbeiterlyrik 1842-1932' (Hg., 2003), 'Von Unvollendeten. Literarische Porträts' (2005), 'Ein abenteuerliches Herz. Ernst-Jünger-Lesebuch' (Hg., 2011).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2005

Diese Rasselbande
Börsentreffen: Heinz Ludwig Arnold über die "Gruppe 47"

Liest man heute Namen von Autoren aus der Frühzeit der "Gruppe 47", die sich als realistische Erzähler verstanden, so ist man erstaunt über das Ausmaß ihres Vergessenseins. Nicht einmal die dickleibigste Literaturgeschichte der Nachkriegszeit verzeichnet ihre Namen. Aber darf man die Verschollenen zum Maßstab nehmen? Das zu überprüfen, bietet Heinz Ludwig Arnolds Taschenbuch in der Reihe "rowohlts monographien" neue Gelegenheit. Sammelbände und Einzeluntersuchungen zur "Gruppe 47" gibt es genug; Arnold selbst ist dabei mehrfach vertreten. Was aber macht dieses Bändchen so lesenswert? Arnold hat sich entschieden, die Geschichte des Gruppenbetriebs in den beiden Jahrzehnten von 1947 bis 1967 nicht trocken zu referieren, sondern zu erzählen.

Was Arnold erzählt, ist die Geschichte vom Aufstieg, Triumph und Fall eines den Tagungsstandort jährlich (manchmal auch halbjährlich) wechselnden Autorenensembles mit einem Stamm- und einem wachsenden Debütantenpersonal. Sein Leiter verstand es, der Literatur eine Bühne zu schaffen, war aber selbst ein mittelmäßiger Schriftsteller. Aus der Not und der Orientierungssuche der Nachkriegsjahre geboren und zunächst ein Bund von Freunden und Ähnlichgesinnten, entwickelte sich die "Gruppe 47" zum Sammelpunkt von Schriftstellern der durch Krieg und Gefangenschaft gezeichneten Generation, schwoll an und zog bald einen Troß von Verlegern, Lektoren und Journalisten hinter sich her. So entstand eine Literaturbörse. Über die Einladungen entschied allein der theorie- und programmfeindliche Moderator Hans Werner Richter. Die Aufblähung der Gruppe, die zunehmenden Generationsunterschiede und die wachsende Rolle der hauptamtlichen Literaturkritiker beschworen Polarisierungen herauf. Richter fürchtete den Zerfall; er schrieb im Herbst 1961 an Marcel Reich-Ranicki: "Zwei Dinge sollten abgebaut werden: das Massenmeeting und die Fachkritik. Wir wollen wieder zurück zur Autorenkritik ... Der Wunsch nach einer Rückentwicklung besteht fast allgemein." Aber dieser Wunsch nach Rückkehr zur früheren "Autorenwerkstatt" konnte kein wirkliches retardierendes Moment mehr sein, hätte auch die Überalterung der Gruppe sichtbarer gemacht. Der Absturz war unaufhaltsam; bekanntlich raubte Peter Handke 1966 in Princeton der Gruppe mit seinem Vorwurf der "Beschreibungsimpotenz" ihre literarische Autorität. Der Todesstoß folgte 1967 in der Pulvermühle, als eine linke Erlanger Studentengruppe das Hohnwort "Papiertiger" skandierte. Spätere Jubiläumstreffen (1972 in Berlin, 1977 in Saulgau und 1990 auf einem Schloß bei Prag) konnten nur noch nostalgische Epiloge sein.

So erzählt Arnold die Geschichte der Gruppe wie ein Drama, dessen Held an sich verschärfenden inneren Widersprüchen scheitert. Aber es gab auch Konflikte mit einer literarischen Außen- und Gegenwelt. Keinen Talisman legte Richter der Gruppe in die Wiege mit seinem Vorbehalt gegen zurückkehrende Emigranten. Walter Mehring reiste nach seiner Lesung wütend ab, Hermann Kesten erschien zwar zweimal, ging aber bald auf polemische Distanz. Zwei Äußerungen belegen, wie sich das gespannte Verhältnis zwischen Gruppen- und Exilautoren zuspitzte. Richter bevorzugte "die auf die Aussage zielende Sprache der ,Landser', die Reduzierung der Sprache auf das Notwendige". Thomas Mann schrieb 1954: "Ich kenne die Unverschämtheit der sogenannten jungen Generation ... Sie hängt wohl auch mit der lächerlichen Wirtschaftsblüte der amerikanischen Lieblingskolonie ,Westdeutschland' zusammen." Lobredner des Wirtschaftswunders waren die Autoren der Gruppe nun gerade nicht. Aber mit ihrem eine Monopolstellung klug nutzenden Selbstbewußtsein mag die Gruppe den auf Eigenprofil bedachten Großbürger und weltbekannten Schriftsteller wohl zu Urteilen gereizt haben wie: "diese Rasselbande". Die Monopolstellung übrigens war kaum berechtigt, wenn man bedenkt, wie viele namhafte Autoren nicht willkommen waren oder absagten: Namen wie Frisch und Dürrenmatt, Koeppen und Arno Schmidt mögen hier genügen.

Heinz Ludwig Arnold frischt keine Legende auf, erliegt nicht dem, was Hermann Kinder kritisch den "Mythos von der Gruppe 47" genannt hat, weist aber auch Klaus Brieglebs These von einer antisemitischen Verschwörung innerhalb der Gruppe in ihre Schranken. Er hält Schriftsteller grundsätzlich nicht für "die besseren Menschen" und verlangt ihnen keine Entdeckungen ab, die sich erst späteren historischen Einsichten verdanken. Die "Gruppe 47" profitierte, auch in ihrer Kritik am Staat, von den demokratischen Freiheiten der Bundesrepublik, Österreichs und der Schweiz und von der wirtschaftlichen Gunst der Stunde. Und bedürfte die "Gruppe 47" noch irgendeiner Rechtfertigung - mit Heinrich Böll und Günter Grass sind zwei Nobelpreisträger der Literatur aus ihr hervorgegangen. Aber auch ohne den höchsten Lorbeer kann sich die Reihe ihrer Preisträger - beispielsweise von Günter Eich über Ilse Aichinger und Ingeborg Bachmann, Martin Walser und Johannes Bobrowski zu Jürgen Becker - durchaus sehen lassen.

WALTER HINCK

Heinz Ludwig Arnold: "Die Gruppe 47". Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004. 160 S., br., zahlreiche Abb., 8,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.02.2005

Tödlicher Erfolg
Heinz Ludwig Arnold erzählt die Geschichte der Gruppe 47 in einer Rowohlt Monographie
Die „Gruppe 47” - eine „Sadistenver-einigung, an der ich nicht einmal unter Todesdrohung teilgenommen hätte”: Vielleicht wiegt Elfriede Jelineks Verdikt seit der Nobelpreisverleihung schwerer. Ungerecht ist es auf jeden Fall. Immerhin gingen die Nobelpreisträger Heinrich Böll und Günter Grass aus der „Sadistenvereinigung” hervor. Und wie viele wären seinerzeit nicht erst einer Vorladung, sondern der bloßen Einladung allzu gerne gefolgt.
Aber Hans Werner Richter verschickte seine Postkarten eben nur an diejenigen, die er dabeihaben wollte. Oft schlug dann enttäuschte Hoffnung in Hass um. Andere waren zwar eingeladen, hatten vorgelesen und waren durchgefallen; die Schmach artikulierte sich in Polemik. Dies gilt freilich nicht für die Jelinek. Sie spricht über ein historisches Phänomen. Aber nicht immer wächst mit der Distanz die Objektivität.
Um eben diese Objektivität zeigt sich Heinz Ludwig Arnold in seiner Rowohlt Monographie über die Gruppe 47 vorbildlich bemüht. Der Chronist, 1940 geboren, ist jung genug, um über den nötigen Abstand zu verfügen, und alt genug, einen wichtigen Teil seines Wissens aus erster Hand bezogen zu haben. So zitiert er aus einem Gespräch mit Helmut Heißenbüttel oder dokumentiert die Diskussion über ein Gedicht von Ingeborg Bachmann mit der Abschrift einer in seinem Besitz befindlichen Tonbandaufnahme.
Die Aufnahme entstand bei der Tagung in Niederpöcking 1957. Damals war Halbzeit. Denn das letzte klassische Treffen der Gruppe fand 1967 in der Pulvermühle in Oberfranken statt, pünktlich vor der Zäsur von 1968, schon von Chören demonstrierender SDS-Studenten begleitet. Die Nachkriegszeit war zu Ende; der „Kahlschlag”, auf den sich die Ur-Siebenundvierziger berufen hatten, ereignete sich erst jetzt. Das Aus nach zwanzig Jahren war relativ sanft, ein natürlicher Tod.
Ihre Spannung gewinnt die Geschichte der Gruppe im Hinblick auf einen Prozess, der sie mit sich selbst in krassen Widerspruch brachte. Hans Werner Richter, der jede Organisationsform ablehnte und keine Grundsatzdebatten duldete, hielt bis zum Schluss konsequent an seiner persönlichen Einladungspraxis fest: Er veranstaltete „Freundschaftsfeste”. Tatsächlich aber geriet die Gruppe spätestens nach dem ersten Jahrzehnt, also gegen Ende der fünfziger Jahre, immer tiefer in den Sog eines von den Gesetzen des Marktes beherrschten Literaturbetriebs.
Auf diesen Krankheitsverlauf, die Veränderungen und Umbrüche, die aus der Gruppe 47 schließlich eine gigantische Literaturbörse und damit das Gegenteil dessen machten, was sie ihrem ursprünglichen Selbstverständnis nach gewesen war, richtet Arnold ein scharfes, geradezu mikroskopisches Augenmerk. Eindrucksvoll lässt sich bei der Lektüre verfolgen, wie Niedergangs- und Erfolgsgeschichte zusammenfallen. Je einflussreicher die Gruppe wurde, umso weniger war sie noch sie selbst.
Arnold betont ausdrücklich, dass es ihm um die Charakterisierung eines Phänomens im Deutschland der Nachkriegszeit, nicht um die Darstellung der Literatur der Gruppe 47 geht; eine solche Literatur habe nie existiert.
Gewiss firmierten unter dem Dach dieser Nicht-Organisation im Lauf der Zeit ganz verschiedene literarische Richtungen und Erzeugnisse. Dennoch hat es so etwas wie eine gruppenspezifische Literatur gegeben. Sie lässt sich wohl eher negativ bestimmen: Gottfried Benn und Bertolt Brecht, Thomas und Heinrich Mann, Ernst Jünger, Erich Nossack und Wolfgang Koeppen gehörten nicht dazu, sie siedelten auf einem anderen Planeten.
ALBERT VON SCHIRNDING
HEINZ LUDWIG ARNOLD: Die Gruppe 47. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004. 160 Seiten, 8,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überzeugend findet Rezensent Albert von Schirnding diese "vorbildlich um Objektivität bemühte" Geschichte der Gruppe 47. Zum einen verfüge Autor Heinz Ludwig Arnold über den "nötigen Abstand", zum anderen habe er einen wichtigen Teil seines Wissens aus erster Hand. So dokumentiere er etwa die Diskussion über ein Gedicht von Ingeborg Bachmann mit der Abschrift einer in seinem Besitz befindlichen Tonbandaufnahme. Schirnding bescheinigt Arnold ein "scharfes, geradezu mikroskopisches Augenmerk" im Blick auf die Veränderungen und Umbrüche der Gruppe 47, die sich bald von ihrem ursprünglichen Selbstverständnis entfernte und zu einer gigantischen Literaturbörse entwickelte. Schirnding hebt hervor, dass es Arnold nicht um die Darstellung der Literatur der Gruppe 47 geht, sondern um die Charakterisierung eines Phänomens im Deutschland der Nachkriegszeit.

© Perlentaucher Medien GmbH
Diese Rasselbande
Börsentreffen: Heinz Ludwig Arnold über die "Gruppe 47"

Liest man heute Namen von Autoren aus der Frühzeit der "Gruppe 47", die sich als realistische Erzähler verstanden, so ist man erstaunt über das Ausmaß ihres Vergessenseins. Nicht einmal die dickleibigste Literaturgeschichte der Nachkriegszeit verzeichnet ihre Namen. Aber darf man die Verschollenen zum Maßstab nehmen? Das zu überprüfen, bietet Heinz Ludwig Arnolds Taschenbuch in der Reihe "rowohlts monographien" neue Gelegenheit. Sammelbände und Einzeluntersuchungen zur "Gruppe 47" gibt es genug; Arnold selbst ist dabei mehrfach vertreten. Was aber macht dieses Bändchen so lesenswert? Arnold hat sich entschieden, die Geschichte des Gruppenbetriebs in den beiden Jahrzehnten von 1947 bis 1967 nicht trocken zu referieren, sondern zu erzählen.

Was Arnold erzählt, ist die Geschichte vom Aufstieg, Triumph und Fall eines den Tagungsstandort jährlich (manchmal auch halbjährlich) wechselnden Autorenensembles mit einem Stamm- und einem wachsenden Debütantenpersonal. Sein Leiter verstand es, der Literatur eine Bühne zu schaffen, war aber selbst ein mittelmäßiger Schriftsteller. Aus der Not und der Orientierungssuche der Nachkriegsjahre geboren und zunächst ein Bund von Freunden und Ähnlichgesinnten, entwickelte sich die "Gruppe 47" zum Sammelpunkt von Schriftstellern der durch Krieg und Gefangenschaft gezeichneten Generation, schwoll an und zog bald einen Troß von Verlegern, Lektoren und Journalisten hinter sich her. So entstand eine Literaturbörse. Über die Einladungen entschied allein der theorie- und programmfeindliche Moderator Hans Werner Richter. Die Aufblähung der Gruppe, die zunehmenden Generationsunterschiede und die wachsende Rolle der hauptamtlichen Literaturkritiker beschworen Polarisierungen herauf. Richter fürchtete den Zerfall; er schrieb im Herbst 1961 an Marcel Reich-Ranicki: "Zwei Dinge sollten abgebaut werden: das Massenmeeting und die Fachkritik. Wir wollen wieder zurück zur Autorenkritik ... Der Wunsch nach einer Rückentwicklung besteht fast allgemein." Aber dieser Wunsch nach Rückkehr zur früheren "Autorenwerkstatt" konnte kein wirkliches retardierendes Moment mehr sein, hätte auch die Überalterung der Gruppe sichtbarer gemacht. Der Absturz war unaufhaltsam; bekanntlich raubte Peter Handke 1966 in Princeton der Gruppe mit seinem Vorwurf der "Beschreibungsimpotenz" ihre literarische Autorität. Der Todesstoß folgte 1967 in der Pulvermühle, als eine linke Erlanger Studentengruppe das Hohnwort "Papiertiger" skandierte. Spätere Jubiläumstreffen (1972 in Berlin, 1977 in Saulgau und 1990 auf einem Schloß bei Prag) konnten nur noch nostalgische Epiloge sein.

So erzählt Arnold die Geschichte der Gruppe wie ein Drama, dessen Held an sich verschärfenden inneren Widersprüchen scheitert. Aber es gab auch Konflikte mit einer literarischen Außen- und Gegenwelt. Keinen Talisman legte Richter der Gruppe in die Wiege mit seinem Vorbehalt gegen zurückkehrende Emigranten. Walter Mehring reiste nach seiner Lesung wütend ab, Hermann Kesten erschien zwar zweimal, ging aber bald auf polemische Distanz. Zwei Äußerungen belegen, wie sich das gespannte Verhältnis zwischen Gruppen- und Exilautoren zuspitzte. Richter bevorzugte "die auf die Aussage zielende Sprache der ,Landser', die Reduzierung der Sprache auf das Notwendige". Thomas Mann schrieb 1954: "Ich kenne die Unverschämtheit der sogenannten jungen Generation ... Sie hängt wohl auch mit der lächerlichen Wirtschaftsblüte der amerikanischen Lieblingskolonie ,Westdeutschland' zusammen." Lobredner des Wirtschaftswunders waren die Autoren der Gruppe nun gerade nicht. Aber mit ihrem eine Monopolstellung klug nutzenden Selbstbewußtsein mag die Gruppe den auf Eigenprofil bedachten Großbürger und weltbekannten Schriftsteller wohl zu Urteilen gereizt haben wie: "diese Rasselbande". Die Monopolstellung übrigens war kaum berechtigt, wenn man bedenkt, wie viele namhafte Autoren nicht willkommen waren oder absagten: Namen wie Frisch und Dürrenmatt, Koeppen und Arno Schmidt mögen hier genügen.

Heinz Ludwig Arnold frischt keine Legende auf, erliegt nicht dem, was Hermann Kinder kritisch den "Mythos von der Gruppe 47" genannt hat, weist aber auch Klaus Brieglebs These von einer antisemitischen Verschwörung innerhalb der Gruppe in ihre Schranken. Er hält Schriftsteller grundsätzlich nicht für "die besseren Menschen" und verlangt ihnen keine Entdeckungen ab, die sich erst späteren historischen Einsichten verdanken. Die "Gruppe 47" profitierte, auch in ihrer Kritik am Staat, von den demokratischen Freiheiten der Bundesrepublik, Österreichs und der Schweiz und von der wirtschaftlichen Gunst der Stunde. Und bedürfte die "Gruppe 47" noch irgendeiner Rechtfertigung - mit Heinrich Böll und Günter Grass sind zwei Nobelpreisträger der Literatur aus ihr hervorgegangen. Aber auch ohne den höchsten Lorbeer kann sich die Reihe ihrer Preisträger - beispielsweise von Günter Eich über Ilse Aichinger und Ingeborg Bachmann, Martin Walser und Johannes Bobrowski zu Jürgen Becker - durchaus sehen lassen.

WALTER HINCK

Heinz Ludwig Arnold: "Die Gruppe 47". Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004. 160 S., br., zahlreiche Abb., 8,50 [Euro].

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