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"Das ist keine sichere Gegend."
Pittsburgh 1998: Der junge Chris "Crest" Tolbert ist beim Graffitisprühen gefallen und sitzt seitdem im Rollstuhl. Sein Freund Bean ist tot. Die Mutter seines Kindes ist ihm fremd geworden. Sein Bruder hat nach einer Knast-Karriere Gott gefunden. Sein Vater hat sich verliebt. Seine Mutter ahnt etwas. Eindringlich erzählt Stewart O'Nan die Geschichte einer Woche im Leben der Bewohner des armen, schwarzen Viertels East Liberty. Einer schicksalhaften, hoffnungsvollen Woche, die das Leben der Menschen dort verändern wird. "Ein Meister" (New York Times)

Produktbeschreibung
"Das ist keine sichere Gegend."

Pittsburgh 1998: Der junge Chris "Crest" Tolbert ist beim Graffitisprühen gefallen und sitzt seitdem im Rollstuhl. Sein Freund Bean ist tot. Die Mutter seines Kindes ist ihm fremd geworden. Sein Bruder hat nach einer Knast-Karriere Gott gefunden. Sein Vater hat sich verliebt. Seine Mutter ahnt etwas.
Eindringlich erzählt Stewart O'Nan die Geschichte einer Woche im Leben der Bewohner des armen, schwarzen Viertels East Liberty. Einer schicksalhaften, hoffnungsvollen Woche, die das Leben der Menschen dort verändern wird.
"Ein Meister" (New York Times)
Autorenporträt
O'Nan, StewartStewart O'Nan wurde 1961 in Pittsburgh/Pennsylvania geboren und wuchs in Boston auf. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Flugzeugingenieur und studierte an der Cornell University Literaturwissenschaft. Für seinen Erstlingsroman «Engel im Schnee» erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche von der Kritik gefeierte Romane, darunter «Emily, allein» und «Die Chance», und eroberte sich eine große Leserschaft. Stewart O'Nan lebt in Pittsburgh.

Gunkel, ThomasThomas Gunkel, 1956 in Treysa geboren, arbeitete mehrere Jahre als Erzieher. Nach seinem Studium der Germanistik und Geografie in Marburg begann er, englischsprachige literarische Werke ins Deutsche zu übertragen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören u.a. Larry Brown, John Cheever, Stewart O'Nan, William Trevor und Richard Yates. Thomas Gunkel lebt und arbeitet in Schwalmstadt (Hessen).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2004

Auf der Busspur
Stewart O’Nan beschreibt eine Straße, die trennt, statt zu verbinden
Eine neue Straße kann vieles bedeuten für ein Viertel am Rande der Stadt. Strukturpolitisch gesehen: vor allem Gutes. In diesem speziellen Fall aber ist die Tatsache, dass man dieser Straße den Namen desjenigen gibt, der sie einst ersann (und wieder verwarf), keinesfalls ehrenvollem Dank geschuldet, sondern subtiler Rache – Rache an einem schwarzen Politiker, der dieser Stadt über Jahre gehörig auf die Nerven ging. Denn in der Form, in der die „Martin-Robinson-Express-Busspur” nun verwirklicht wird, schneidet sie das Schwarzenviertel East Liberty endgültig von Pittsburgh ab. Und das ist genau das Gegenteil dessen, was der Abgeordnete Martin Robinson für sein Heimatviertel im Sinn hatte. Am Ende wird er die Einweihung nicht mal mehr erleben: auf dem Weg dorthin streckt ihn ein Herzinfarkt nieder.
Bis dahin aber ist noch eine Woche Zeit, eine Woche voll kleiner und großer Ereignisse, mit deren Hilfe uns Stewart O’Nan in seinem Roman „Ganz alltägliche Leute” die Bewohner von East Liberty näher bringt, vor allem die Familie Tolbert: Vater Harold, der seine Homosexualität heimlich mit dem jüngeren Andre auslebt; seine Frau Jackie, die etwas ahnt, ohne zu ahnen, was; Sohn Eugene, der im Knast war und dort Gott fand; schließlich sein Bruder Chris, der seine eigene, unglückliche Beziehung zur Busspur pflegt. Als er vor zwei Monaten mit seinem besten Freund Bean ein Graffiti am neuen Fußgängerübergang anbringen wollte, stürzen beide in die Tiefe, mitten auf die unfertige Straße – Bean stirbt, Chris sitzt seitdem im Rollstuhl. Jetzt schleppt sich Chris’ Leben so dahin, aufgehellt nur durch die Treffen mit Vanessa, der sehr jungen Mutter seines Sohnes, die ihn verließ, weil das Gehen nicht die einzige Körperfunktion ist, die durch seine Querschnittslähmung unmöglich gemacht wurde.
„Ganz alltägliche Leute” ist aber nicht die Geschichte von Crest, Vanessa oder einer Busspur, sondern ein literarisches Portrait der Menschen von East Liberty – weniger ein Roman im herkömmlichen Sinn, als eine Sammlung miteinander verknüpfter Kurzgeschichten. Der Roman verwirklicht so in gewissem Sinne das Prinzip der „oral history”, das für die alternative Geschichtsschreibung der Afro-Amerikaner eine so zentrale Rolle spielt: Jede Geschichte kreist um einen der Bewohner des Viertels, und zwar nicht nur um eine Begebenheit während dieser Woche, sondern auch um die Vorgeschichte, als gelte es, die East Liberty-Bewohner vor dem Vergessen zu retten, in das sie von der Busspur gedrängt werden könnten.
Paare und Familien lösen sich auf oder finden zueinander; Entscheidungen, die das Leben verändern, werden getroffen (oder auch nicht), manche kommen ins Gefängnis, andere finden den Tod. Dabei fügen sich die einzelnen Kapitel nur grob zu einem Ganzen zusammen – denn auch die Figuren sind wie verloren im Ganzen ihrer Geschichte, ohne jemals einen Begriff zu bekommen davon, wo denn ihr Platz zu finden sein könnte. Stewart O’Nan verbirgt die Sympathien, die er für seine Figuren hegt, keineswegs – sie gelten dem alten Eiscremewagen-Fahrer ebenso wie dem Jungen, der diesen Wagen schließlich entführt und vollständig demoliert. Über die Strecke eines Romans aber führt das gelegentlich zu gepflegter Langeweile, ja fast zu einem pittoresken Bild des schwarzen Elends, weil Hoffnungslosigkeit, die eher in Apathie als in Gewalt umschlägt, für den Leser ganz gut zu ertragen ist. Sie erleichtert das Mitleid.
Der Reiz dieses Buches liegt in seiner aus Einzelgeschichten kunstvoll zusammen gesetzten Erzählform. Dennoch gehört „Ganz alltägliche Leute” nicht zu den besten Büchern von Stewart O’Nan, und vielleicht hat man sich deshalb bei Rowohlt dazu entschlossen, den Roman nur als Taschenbuch zu veröffentlichen.
SEBASTIAN HANDKE
STEWART O’NAN: Ganz alltägliche Leute. Rowohlt Verlag, Reinbeck 2004. 320 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2004

Speed Kings
Vollgas voraus: Stewart O'Nan zeigt Stärke und Schwäche

Gespenster schnattern nicht. Sie rasseln höchstens mit ihren Ketten oder lassen Vorhänge flattern und Kerzen erlöschen. So jedenfalls jene Untoten, die der Horrorfilm von seinen literarischen Vorbildern aus vergangenen Jahrhunderten ererbt hat. Deshalb spielen solche Geschichten gern in alten Gemäuern, die irgendeine Durchschnittsfamilie nichtsahnend gekauft hat. Noch Stanley Kubricks "Shining" variierte dieses Muster. Eine zeitgemäße Gespenstergeschichte aber würde heute mitten im Alltag spielen, in the heart of the country, und nicht in einem verlassenen Adelssitz oder einem einsamen Waldhotel. Denn die tragischen, ungesühnten Tode, die die Gestorbenen nicht zur Ruhe kommen lassen, geschehen nicht mehr in Kerkerlöchern, sondern auf den Landstraßen und Autobahnen: Horrorunfälle, Schreckensnachrichten, Geisterfahrer.

Bei Stewart O'Nan plappern die Gespenster, sie plappern ein ganzes Buch heraus, denn sie erzählen diese Geschichte, die ebenso alltäglich wie grauenhaft ist: Fünf Jugendliche auf dem Weg zu einer Halloweenparty, ein Polizeiwagen will sie kontrollieren, sie versuchen ihn abzuhängen. Überhöhte Geschwindigkeit, kurvenreiche Strecke, nasses Laub auf der Fahrbahn, ein Baum. Verkehrsfunkroutine. Drei von ihnen - Danielle, Toe und Marco - sterben, Danielles Freund Tim überlebt fast unverletzt, sein Kumpel Kyle erleidet so schwere Kopfverletzungen, daß ihn nach der Rehabilitation selbst die eigene Mutter nicht mehr wiedererkennt: Auch die Überlebenden sind zu Untoten geworden, die unerlöst in einem Zwischenreich schweben und den Crash immer wieder durchleben. Tim, der Danielle auf dem Schoß hatte, bevor sie aus dem Wagen geschleudert wurde, faßt den Entschluß, am Jahrestag des Unfalls gegen denselben Baum zu rasen, um sich und Kyle zu töten.

Die Geister der toten Freunde begleiten ihn durch diesen Tag als merkwürdig verzerrte Wiedergänger der alten Clique. Ihre frühere Coolness verbindet sich mit dem zynischen Humor der Toten, die ihren Wissensvorsprung vor den Lebenden für böse Scherze nutzen. Wenn sie sich gegenseitig anpflaumen und zugleich um Anerkennung buhlen, führen sie sich fast wie ganz normale Teenager auf: "Sei nicht so derb, sagt Danielle. Mein Gott, du bist echt herzlos, weißt du das - Immer noch besser als kopflos. - Ich bin nicht kopflos, sagt Danielle. - Genaugenommen fehlt ein Stück von deinem Kopf, stimmt's?" Flachsend und flirtend folgen sie den Figuren auf Schritt und Tritt, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sie ins Totenreich hinüberzuziehen, und menschlichem Restmitleid, Neid auf die Lebenden und Rachegedanken.

Denn nicht nur Tim unterliegt einem unheimlichen Wiederholungszwang. Auch Brooks, der sie verfolgende Polizist, der als erster die entstellten Toten sah und Tim aus dem Wagen zog, kann die Bilder jener Nacht nicht vergessen. Sein Leben ist zerstört; besessen studiert er Nacht um Nacht die Akten des Unfalls, als könne er darin ein bisher übersehenes Detail finden, das seine Schuld mindert. Nach seiner Frau, die das seelische Wrack nicht mehr aushielt, droht er auch seinen Job zu verlieren. Aus der Konfrontation zwischen Tim und Brooks, die sich gegenseitig belauern und beide wie magnetisch zum Ort des Unfalls zurückgezogen werden, gewinnt der Roman seine enorme Spannung. Als nähme er selbst an der Verfolgungsjagd teil, wird der Leser in den erzählerischen Sog gerissen, der durch den festgelegten Ablauf den Charakter eines Countdowns, nein Showdowns bekommt: High Moon - um Mitternacht treffen wir uns bei der alten Platane.

Der Roman beruht auf einer ebenso schlichten wie großartigen Operation: Er nimmt das abgegriffene Bild von den ghosts of the past wörtlich und führt die Lebenden und die Toten am Jahrestag ihrer Trennung wieder zusammen. Weil wir nichts über das Jenseits wissen, kann O'Nan so zwanglos eine allwissende Erzählstimme legitimieren: Die Geister sind an jenem Tag immer dort, wo ihre Schatten in der Erinnerung von Klassenkameraden, Freunden und Angehörigen heraufbeschworen werden - und so wechseln die Schauplätze buchstäblich im Flug.

Schon einmal hatte sich O'Nan eines ähnlichen Kunstgriffs bedient: Die Hauptfigur seines rasanten Road-Novel-Schockers "Speed Queen" sprach ihre Geschichte im Todestrakt auf Tonband. Schon hier kam die Stimme aus dem Jenseits: Denn zu dem Zeitpunkt, als der atemlose Leser ihre im brutalen Massaker endende Lebensgeschichte verfolgte, war sie schon hingerichtet worden - die Erzählerin hatte die Kassetten übrigens Stephen King zugedacht, der aus diesem Stoff einen echten Roman fertigen sollte. Die Konstruktion von "Halloween" ist gar nicht so weit davon entfernt, denn auch hier wird, detektivisch-analytisch, der wahre Ablauf jenes Unglückstages erst nach und nach deutlich - mit der Pointe, daß auch die Geister sich darüber täuschen. Überdies vermögen sie zwar allerhand, können aber nicht hellsehen. Zudem kommt ihnen plötzlich der merkwürdige Halbgeist Kyles in die Quere, der offenbar über stärkere Kräfte verfügt und das Geschehen direkt beeinflussen kann. Trotz des mit fataler Zwangsläufigkeit ablaufenden Geschehens hält O'Nan bis zum Schluß noch Überraschungen parat. Der Sieg der Vergangenheit über die Gegenwart bleibt unvollständig.

Kein anderer Autor schildert so obsessiv die Versuche, den Erinnerungen zu entfliehen. Und kein anderer schildert so unerbittlich, wie vergeblich solche Bemühungen sind. In der amerikanischen Literatur und Populärkultur ist das Modell dafür der heimgekehrte Soldat, der nicht mehr in die Normalität zurückfindet. Dieses "Rambo"-Motiv hatte O'Nan in seinem besten und merkwürdigerweise noch immer nicht übersetzten Roman "The Names of the Dead" (1996) aufgenommen. Hier zerbricht die Ehe eines Vietnam-Veteranen, der sich in einer Therapiegruppe unter seinesgleichen an seinen Erinnerungen abarbeitet. Auch hier taucht in der Figur eines auf Rache sinnenden, psychisch kranken Kameraden eine gespenstisch-untote Figur auf, ein Front-Zombie als personifiziertes Trauma. Kein Zufall, daß auch Brooks in "Halloween" ein ehemaliger Marine ist.

Es ist sicher verlegerisch nicht ganz glücklich, daß zwei Romane von O'Nan gleichzeitig übersetzt wurden: "Halloween" erschien im Original im vergangenen Jahr; drei Jahre alt ist "Ganz alltägliche Leute", der nun als Paperback erscheint. Es sei gleich vorweg gesagt: Der Leser braucht nur das gebundene Buch zu kaufen. Wer "Halloween" - oder auch das frühe Meisterwerk "Engel im Schnee" - gelesen hat, dem wird "Ganz alltägliche Leute" wie ein schwacher Abklatsch vorkommen, gerade weil O'Nan auch hier ganz typische Motive verwendet und sich Stoffe der Populärkultur aneignet. Doch krankt der ältere Roman daran, daß nicht jedes Genre bei dieser Prozedur den gleichen Gewinn abwirft. Was für "Halloween" die Gespenstergeschichte und der Horrorthriller, das ist für "Ganz alltägliche Leute" der Videoclip der Gangsta-Rapper. In einem Schwarzenviertel von Pittsburgh sind es nämlich nicht die schnellen Autos, die töten, sondern die langsamen Schlitten, die mit heruntergekurbelten Fenstern durch die Straßen schleichen und aus denen heraus das Feuer auf rivalisierende Jugendbanden eröffnet wird.

Die durchaus bedrückende Schilderung dieses nicht zu stoppenden Kreislaufs der Gewalt verbindet O'Nan hier mit einer detailreichen Milieustudie. Das Problem ist dabei nicht, daß O'Nan im Gegensatz zum weißen Kleinstadtbürgertum in "Halloween" sich hier die Anschaulichkeit mühsam zusammenrecherchieren mußte. Denn das ist ihm wie üblich bis in die Songs, den Slang und die Lieblingsshows der Jugendlichen denkbar authentisch geraten - wie auch dem Übersetzer Thomas Gunkel.

Man wird aber das Gefühl nie los, daß hier ein Weißer partout einmal einen Roman aus schwarzer Perspektive schreiben wollte und sich dazu allerlei Topoi der afro-amerikanischen Literatur bedient. Doch verbietet es die politische Korrektheit, diese dann zu brechen oder gar satirisch aufs Korn zu nehmen. So ackert sich die alleinerziehende junge Mutter an der Uni durch den schwarzen Gegenkanon und sucht in der Nachbarschaft mit dem Aufnahmegerät nach authentischer mündlicher Überlieferung: "Miss Fisk erzählte genau das, worüber sie im Kurs gesprochen hatten - daß die Farm ihrer Urgroßeltern vom Klan niedergebrannt worden war und sie nach Norden zogen, . . . daß ihr Großvater der erste Mann in der Familie war, der lesen konnte. Alles, was sie getan hatten, kam Vanessa heldenhaft vor, wie ein endloser Kampf . . ."

Das Verständnis und die Empathie, die O'Nan seinen Figuren stets entgegenbringt, kippt in einen wohlmeinenden Einfühlungskitsch um: überall Tragik, böse Vibes und fatale Umstände, die man mit der richtigen Einstellung aber überwinden kann. Der Knastbruder, den die Bibelstunde zur Umkehr bewegt, der kaputte Dealer, der seinen eigenen Stoff verraucht und schließlich von den Gläubigern kaltgemacht wird, die alte Jungfer, deren Hund stirbt - das Leid der Welt ist grenzenlos. Der Roman will selbst ein Gedächtniskunstwerk sein, wie es der behinderte Sprayer an die Wand sprühen will - ein piece für jedes Opfer. Doch der härteste Realismus wird vom Vorschein der Erlösung in mildes Licht getaucht.

Stewart O'Nan ist ein Autor mit einem ganz eigenen Ton und einem großen Thema, dem allerdings nicht jeder Stoff und jeder Plot gut bekommt. Er ist ein Vielschreiber, ähnlich wie John Updike, der einmal in den Sechzigern beschloß, jedes Jahr ein Buch zu schreiben, und sich bis heute daran gehalten hat. Nicht jeder Roman kann gelingen, auch muß nicht jeder übersetzt werden. Doch wenn dabei alle paar Jahre ein Buch wie "Halloween" entsteht, eine rasante und sichere Geisterfahrt auf gefährlicher Strecke, eine Abkürzung zur great American novel durch den Thrillerwald, dann will man nicht kleinlich sein - O'Nan ist im doppelten Sinne ein phantastischer Autor.

Stewart O'Nan: "Halloween". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Gunkel. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004. 256 S., geb., 19,90 [Euro].

Stewart O'Nan: "Ganz alltägliche Leute". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Gunkel. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004. 320 S., br., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Wie ein schwacher Abklatsch früherer Bücher ist Rezensent Richard Kämmerlings dieser Roman erschienen. Zwar verwende Stewart O'Nan auch hier ganz typische Motive und eigne sich Stoffe der Populärliteratur an. Im vorliegenden Fall wirft diese Prozedur für den Rezensenten jedoch keinen besonderen literarischen Gewinn ab. O'Nan verbinde eine durchaus bedrückende Schilderung von rivalisierenden Jugendlichen in einem Schwarzenviertel und eines nicht zu stoppenden Kreislaufs der Gewalt mit einer detailreichen Milieustudie. Dennoch krankt der Roman für den Rezensenten daran, dass er nie das Gefühl loswerden kann, hier habe ein weißer Autor partout einmal einen Roman aus schwarzer Perspektive schreiben wollen, und sich dabei allerlei Topoi der afroamerikanischen Literatur bedient. Doch weil in den Augen Kämmerlings' die politische Korrektheit O'Nan hindert, diese Topoi dann zu brechen, kippen Verständnis und Empathie für die Figuren in einen wohlmeinenden Einfühlungskitsch um.

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Ein Meister The New York Times