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Francis führt in der Schule ein einsames, unglückliches Leben, denn er ist der einzige Junge, der sich für Mode interessiert und selbst Kleidung näht. Das perfekte Opfer. In Jessica findet er zum ersten Mal eine Freundin. Doch Jessica ist ein Geist, der seit über einem Jahr in der Stadt herumschwebt - bisher allerdings vollkommen unsichtbar. Wieso nicht für Francis? Auch die kleinwüchsige, "unmädchenhafte" Andi und der übergewichtige Roland können Jessica sehen und hören. Bald schon verbindet die vier Außenseiter eine Freundschaft, die keiner von ihnen zuvor gekannt hat. Die Frage ist: Was…mehr

Produktbeschreibung
Francis führt in der Schule ein einsames, unglückliches Leben, denn er ist der einzige Junge, der sich für Mode interessiert und selbst Kleidung näht. Das perfekte Opfer. In Jessica findet er zum ersten Mal eine Freundin. Doch Jessica ist ein Geist, der seit über einem Jahr in der Stadt herumschwebt - bisher allerdings vollkommen unsichtbar. Wieso nicht für Francis? Auch die kleinwüchsige, "unmädchenhafte" Andi und der übergewichtige Roland können Jessica sehen und hören. Bald schon verbindet die vier Außenseiter eine Freundschaft, die keiner von ihnen zuvor gekannt hat. Die Frage ist: Was haben sie alle gemeinsam? Und warum ist Jessica überhaupt als Geist unterwegs?
Autorenporträt
Norriss, AndrewAndrew Norriss begann seine Karriere als Autor beim Fernsehen. Mittlerweile ist er in England mit seinen Kinder- und Jugendbüchern sehr erfolgreich und gewann unter anderem den Whitbread Award und den Smarties Prize. Andrew Norriss lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Hampshire.Steen, Christiane
Christiane Steen ist Programmleiterin und Übersetzerin. Sie lebt in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2016

Sie ist tot, aber sonst ganz normal

Was ist denn so falsch an einer Puppensammlung? Andrew Norriss beschwört "Jessicas Geist" und feiert das Glück des Andersseins.

Von Katharina Laszlo

Als Francis auf dem Sportplatz seiner Schule die Bekanntschaft eines Geistes macht, ist niemand so überrascht davon wie der Geist selbst. Seit über einem Jahr sei sie schon tot, erzählt ihm Jessica, aber bisher habe sie nie jemand sehen oder hören können. Und nun bietet ihr Francis sogar von seinem Tee an. Francis, das zeigt sich bereits in den allerersten Momenten in Andrew Norriss' Roman "Jessicas Geist", reagiert auf das Anderssein anderer Leute - selbst auf das radikalste überhaupt, das Totsein - nicht mit Ablehnung oder Angst, sondern mit Höflichkeit. Diese Toleranz ist kein Zufall, sondern die mühsam angeeignete Fähigkeit all jener, die einfach nicht in die schicksalsbestimmende Gruppe der sogenannten normalen Menschen passen wollen. Das, was Norriss als "Anderssein" bezeichnet, trifft auf alle Jugendlichen zu, die im Laufe des Romans ihre geisterseherischen Talente entdecken: Francis sperrt sich jeden Nachmittag auf dem Dachboden ein und näht Outfits für seine Puppensammlung. Andi, von der man weder beim ersten noch beim zweiten Hinsehen genau weiß, ob sie nun ein Mädchen oder ein Junge ist, und die sich ihr Zimmer mit diversen Fitnessgeräten teilt, stellt die eigene Mutter so vor: "Sie ist nicht von Natur aus gewalttätig." Roland, ein übergewichtiger Ballerspiel-Nerd mit hervorragenden Internetkontakten zu selbsternannten Expertinnen für übersinnliche Angelegenheiten, fällt, als er Jessica das erste Mal durch ein Möbelstück spazieren sieht, erst einmal in Ohnmacht. Lorna hingegen wird ausgegrenzt, weil man munkelt, ihr Vater sei mit einem Mädchen durchgebrannt, das er an der Bushaltestelle kennengelernt hat - ein Gerücht, das sich auch noch als wahr erweist.

Warum ausgerechnet sie Jessica sehen können, erschließt sich nach und nach: Alle haben schon einmal ernsthaft erwogen, sich das Leben zu nehmen, nur dass es in Jessicas Fall damals nicht bei Erwägungen geblieben ist. Jetzt wabert sie so lange zwischen Leben und Tod herum, bis die anderen davon überzeugt sind, dass es Möglichkeiten gibt, selbst das größte Unglück auszumerzen, den Unglücklichen dabei aber zu verschonen. Wie sich herausstellt, erscheinen die Dinge, mit morbider Leichtigkeit betrachtet, deutlich weniger aussichtslos: Die Freunde reden über ihre düsteren Gedanken, dann legen sie sich an den Pool und reißen Selbstmordwitze. Das ist nicht die Lösung - Francis wird am Ende des Romans immer noch wegen seiner Modebegeisterung ausgelacht, Roland für sein Gewicht verspottet und Andi aus Angst gemieden - aber es ist die Rettung.

"Jessicas Geist" ist eine nuancierte Bestandsaufnahme der Grausamkeit, aber auch des Glücks des Andersseins. So hätte Norriss auf einige didaktische Passagen leicht verzichten können. Die Grenze zwischen Normalität und Anderssein verschwimmt auch innerhalb der Geschichte ohnehin, dank Jessica, die als einziges übernatürliches Wesen durch die schmerzlich realistische Handlung spukt: "Abgesehen von der Tatsache, dass sie tot ist", bemerkt Francis, ist sie "einfach zu normal".

Andrew Norriss: "Jessicas Geist".

Aus dem Englischen von Christiane Steen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2016. 224 S., br., 14,99 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Katharina Laszlo lernt das Anderssein kennen mit Andrew Norriss und seinem Roman über einen ganz besonderen Geist. Die Kinder in dem Buch, denen der Geist begegnet, haben schon einmal erwogen, sich das Leben zu nehmen, anders als der Duchschnitt allesamt, ob Ballerspieler oder Modefreak. Der Geist einer jungen Selbstmörderin erklärt ihnen, dass sich auch mit einem Unglück leben lässt. Auch wenn das Buch Laszlo mitunter ein wenig zu didaktisch erscheint in seiner Bestandsaufnahme von Grausamkeit und der Darstellung des Glücks des Andersseins, die Handlung findet sie schmerzlich realistisch.

© Perlentaucher Medien GmbH
Eine ganz und gar ungewöhnliche Geschichte mit einer wichtigen Botschaft. «Jessicas Geist» kommt ohne jede Schwere daher und vermittelt mit seinem Bruch, dass ernste Themen eben auch unterhaltsam und positiv angegangen werden können, ein gutes Gefühl. Denn eines wird in «Jessicas Geist» klar: Keiner ist wirklich allein. jugendbuch-couch.de