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Eine wissenschaftliche Sensation zu Freuds 150. Geburtstag!
"Die Tür öffnet sich. Freud steht da, nicht imponierend, wartend. Er streckt die Hand nicht zum Gruß. Rechtswinklig gebeugt nach unten 'bietet' sich die Hand zum Gruß der einen Möglichkeit, meine Hand in die seine zu schieben. Und da liegt man schon, von der begrüßend abgewinkelten Hand nun auf die Couch verwiesen - es gibt keinen anderen Weg. Er bleibt zurück, und man weiß, er sitzt und ich liege. Sonst ist zu sagen nichts, und ich hab zu sagen viel." (Ernst Blum, Rückblick und Ausblick)

Produktbeschreibung
Eine wissenschaftliche Sensation zu Freuds 150. Geburtstag!
"Die Tür öffnet sich. Freud steht da, nicht imponierend, wartend. Er streckt die Hand nicht zum Gruß. Rechtswinklig gebeugt nach unten 'bietet' sich die Hand zum Gruß der einen Möglichkeit, meine Hand in die seine zu schieben. Und da liegt man schon, von der begrüßend abgewinkelten Hand nun auf die Couch verwiesen - es gibt keinen anderen Weg. Er bleibt zurück, und man weiß, er sitzt und ich liege. Sonst ist zu sagen nichts, und ich hab zu sagen viel." (Ernst Blum, Rückblick und Ausblick)
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2006

Er öffnete sich und deckte sich damit zu
„Die Biographen aber sollen sich plagen”: Altes und Neues in Büchern über Sigmund Freud zum 150. Geburtstag
Von Arthur Schnitzler, Freuds heimlichem Doppelgänger, stammt der Satz: „Nicht die Psychoanalyse ist neu, sondern Freud, so wie nicht Amerika neu war, sondern Kolumbus.” Geboren im Sterbejahr seines Lieblingsdichters Heinrich Heine und gestorben in den Tagen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, stand Sigmund Freud mit einem Bein - dem vermutlich gefestigteren von beiden - noch mitten in der bürgerlichen Epoche des 19. Jahrhunderts, mit dem anderen aber im katastrophalen 20. Jahrhundert, darin alle Bürgerlichkeit unterging. Seinem pünktlich zur Jahrhundertwende erschienenen Epochenwerk „Die Traumdeutung” hatte er als Motto Verse des Vergil vorangestellt, jenes Dichters, der damals noch im Rufe stand, „Vater des Abendlandes” zu sein. Heuer blickt
uns von den Umschlägen der zum
150. Freud-Geburtstag am 6. Mai angeschwemmten Bücherflut und von den Coverfotos der Wochenblätter und Magazine das Bild eines alternden, wenn nicht greisen Übervaters mit grauem Vollbart und phallokratisch gespreizter Zigarre entgegen. Als wären Sigmund Freud und sein Jahrhundert niemals jung gewesen.
Auffällig, wie die Freud-Ikonografie den Zeitstimmungen folgt. Als Perle des vorangegangenen Freud-Jahres - es war das Jahr des Aufbruchs 1989, man beging den 50. Todestag des Begründers der damals für tot erklärten Psychoanalyse - war ein schöner Band mit Jugendbriefen Freuds erschienen, den abermals neu anzubieten der S. Fischer Verlag leider unterlassen hat: Herausgegeben, kommentiert und mit einem fulminanten Nachwort des kürzlich verstorbenen Walter Boehlich versehen, war in den Briefen an den Jugendfreund Eduard Silberstein das Werden eines mit großen Gaben der Beobachtung und der Phantasie ausgestatteten Sprachzauberers zu entdecken, der auch die mährischen Orte seiner frühen Kindheit wiederaufleben ließ. Daneben deutete sich in diesen Briefen ein Motiv als Quelle seines Werks an, das daraus nicht mehr wegzudenken ist: die Entbehrung, entweder durch das Leben selbst oder durch die Kultur auferlegt.
Duftmarken, seelenruhig
Auch nach der mittlerweile kanonischen Freud-Biografie von Peter Gay gäbe es also noch genügend Stoff, an dem die Biografen sich abarbeiten könnten, auch eingedenk der gar nicht groß genug zu veranschlagenden Bedeutung, die Freud der Kindheit allgemein und in der Selbstanalyse auch seiner eigenen zugemessen hatte. Freilich mit einem von ihm selbst daran befestigten Haken: „Die Biographen aber sollen sich plagen, wir wollen’s ihnen nicht zu leicht machen”, schrieb schon der verliebte Jüngling an seine Verlobte. Alles autobiografische Material, an dem Freuds Werke reich sind, unterliegt dort - wie auch in seinen Briefen - einer meisterhaften sprachlichen wie literarischen Strategie der Verrätselung und „sekundären Bearbeitung”. Die einhergehenden Probleme ließen frühere Biografen noch nachdenklich werden, so wie Ludwig Marcuse, der schrieb: „Und wieweit war dieses Sich-Öffnen nicht auch das Gegenteil: ein Sich-Zudecken? Das wird die Frage sein, die immer wieder gestellt werden muss.”
Erfreulicherweise hat sich die seriöse Freud-Forschung dieser Fragen heute angenommen. Hans-Martin Lohmann, Mitherausgeber eines schwergewichtigen und dicht gestrickten, als Standardwerk für die nächste Zukunft maßgeblichen „Freud-Handbuchs”, weist in seinem klugen Abriss zu Freuds intellektueller Biografie auf manches ungelöstes Rätsel um dessen Kindheitsschilderungen und erinnert an den Satz im Essay über Leonardo da Vinci, wonach „die Kindheit nicht jenes selige Idyll ist, zu dem wir es nachträglich entstellen”. Dem sprachbegabten Schriftsteller, der einen hinreißenden und unnachahmlichen Prosastil pflegte, blicken die Aufsätze eines Schwerpunkthefts der Neuen Rundschau beim Schreiben über die Schultern. Ein Essay aus dem Nachlass des Philosophen Hans Blumenberg zu Freuds „Metaphorik von Verhüllung und Enthüllung” stellt da die Schlüsselfrage, „ob nicht die Verhüllung nur die sekundäre Bekleidung von etwas sei, was sich in seiner primären Unmittelbarkeit nur schwer ertragen lasse.”
Die Feiertagsskribenten hält das nicht davon ab, sich auf ausgetretenen Pfaden und in immer neuen Kombinationen der Freudschen Selbstauskünfte, gleich welchen Kontexten sie angehören, nach Gusto zu bedienen. Die neueste biografische Mode äußert sich darin, dass der Leser kaum noch zwischen Worten des Biografhen und Worten seines Objekts unterscheiden kann, es offenbar auch nicht mehr soll. Bei Birgit Lahann, die im Duett mit der kunstgewerblichen Fotografin Ute Mahler schon bei Goethe, Schiller, Brecht und Hesse vorstellig war, ist dieses Verfahren zum Schriftbild eines Buchs geworden, in dem das gehäufte Zitiermaterial keiner Gänsefüßchen und keiner Nachweise mehr bedarf.
Als Spielmaterial wird der „O-Ton” Freuds nur noch kursiviert, und Autorin wie Fotografin können auch bei allen „selbstständigen” Kolportagen autobiografischer Quellen von sich sagen, sie seien dabei gewesen. Das liest sich dann so: „Sigmund . . . bleibt der Goldsohn der Mutter, bleibt die unbestrittene Nummer eins. Dabei ist es noch gar nicht lange her, da war er nachts in den Schlafraum der Eltern geschlichen. Aus Neugier? Wollte er die beiden beobachten? Beim Beischlaf vielleicht? Und dann pinkelt er seelenruhig mitten ins Zimmer. Wozu? Will er eine Duftmarke setzen?” Unfreiwillig gut passt dazu die Bildunterschrift zu einer Ansicht der Pariser Tuilerien: „Freud schreibt an seine Braut, dass er in der ganzen Stadt keine schönen Damentoiletten sieht.”
Dergleichen Literatur ist auch billiger zu haben: Einen für die Spaßgesellschaft kondensierten goldenen Zitaten-Freud präsentiert Ludger Lütkehaus mit dem Reclamheftchen „Freud zum Vergnügen”, das Frivoles verspricht, aber keine annähernd so gewitzte und würzige Lektüre wie Freuds vollständige Texte bietet. Wer hingegen auf populäre, gut lesbare und zuverlässige Weise über Freuds Leben und Werk aufgeklärt werden will, dem sei die wiederaufgelegte Biografie von Georg Markus empfohlen, am besten ergänzt um das in Freuds Hausverlag von Cordelia Schmidt-Hellerau sorgfältig ausgewählte und liebevoll kommentierte „Lesebuch”.
Die arme Familie!
Eine weitere biografische Unsitte ist die Methode einer schrankenlosen Einfühlung, die weder sprachlichen noch sachlichen Kontrollinstanzen folgt, so dass keiner mehr weiß, wer eigentlich spricht. Es ist kein Zufall, dass diese Mode auch anderswo grassiert, vor allem - um einen genuin Freudschen Ausdruck zu gebrauchen - in den deutschen „Familienromanen” der vergangenen Jahre. Eva Weissweiler hat für ihre Kollektivbiografie über Freuds Familie in Archiven und Nachlässen recherchiert. Ihre Sprache ist dabei aber so kurzatmig und denunziatorisch, dass sie keiner Nebensätze und keiner Zwischentöne mehr bedarf. Ihre Einfühlung in die vom Patriarchen angeblich chronisch vernachlässigten und malträtierten weiblichen Familienangehörigen geht hingegen so weit, dass sie Gerüchte, die schon zeit-
lebens über Freud verbreitet wurden, ungeprüft übernimmt: Als Schlüsselargument wärmt sie auch jene Klamotte wieder auf, wonach Freud ein sexuelles Verhältnis zu seiner Schwägerin Minna Bernays unterhalten habe. Weissweiler will sogar um die Ursachen häufig auftretender Darmerkrankungen bei Ehefrau und Schwägerin wissen: „Folgen fortgesetzten Analverkehrs”, den Freud als „sichere Form der Empfängnisverhütung” praktiziert habe. Da Freud aber häufig auch selbst über Darmbeschwerden klagte - müssen wir jetzt wohl annehmen, die beiden Damen hätten sich einen Dildo umgeschnallt und dem Kerl damit ihrerseits zugesetzt?
Was immer sich auch Ablehnendes gegenüber dem von Freud ins Zentrum des Familienromans gerückten Ödipusdrama sagen lässt, es kann nicht an Freud und seiner Lehre liegen, wenn die Nachfahren diesem intellektuellen Übervater des 20. Jahrhunderts entweder in blinder Verehrung oder mit vatermordender Demontage begegnen. Es war für die zahlreichen Kinder und Kindeskinder dieser Großfamilie gewiss nicht leicht, im alltäglichen Konkurrenzkampf um die Gunst des Patriarchen einen sicheren Platz zu erlangen, so auch für die Schwiegertochter Ernestine Drucker, deren Geschichte von Freuds Enkelin Sophie im Wechsel mit der Stimme ihrer Mutter erzählt wird.
Auch im Kreise der engeren Schülerschar wie unter der psychoanalytischen Zunft tobte und tobt der Familienkrieg. Dazu sind zwei neue Quellen erschienen: Isidor Sadgers persönliche Erinnerungen an seinen Lehrer, die wiederum ein Licht auf den großartigen Schriftsteller sowie auf das komplizierte, allerdings von persönlichen Enttäuschungen des Autors getrübte Kapitel Freud und das Judentum werfen; ferner die mit Freuds Genehmigung in den zwanziger Jahren angefertigten Sitzungsprotokolle aus der Lehranalyse seines Schülers Ernst Blum. Manfred Pohlen hat dieses interessante Dokument, das manchen stereotypen Lehrmeinungen über Freuds Praxis widerspricht, herausgegeben, doch wäre es besser gewesen, er hätte in seinen Kommentaren editorische Zurückhaltung geübt, statt mit anklägerischem Pathos eine neue Runde im apostolischen Streit um die vermeintlich wahre Freudsche Offenbarung einzuläuten. Die Protokolle zeigen Freud nicht als schweigenden Analytiker, sondern als aufmerksamen Zuhörer, der den Dialog mit seinem Analysanten suchte und sich auf die sokratische Kunst der Maieutik verstand.
Der Jude aus Mähren
Die unbestreitbare Perle unter den Neuveröffentlichungen dieses Freud-Jahres aber sind die von Christfried Tögel entdeckten Erinnerungen der Nichte Lilly Freud-Marlé (1888-1970), die als Schauspielerin und Diseuse selbst etwas von dem Sprachzauber ihres Onkels teilte. Fernab von allen gesuchten Enthüllungen, an denen die Freud-Literatur so krankt, gewinnt der selbst erklärte „Jude aus Mähren, dessen Eltern aus dem österreichischen Galizien stammten” eine menschliche Kontur, über die wir auch den Abstand ermessen können, der uns nicht erst seit heute von ihm trennt. Freud-Marlés hinreißendes Buch gehört im Bücherregal gleich neben Stefan Zweigs „Die Welt von gestern”. Eine These, für die Micha Brumlik, der Freud zum „Denker des 20. Jahrhunderts” erklärt, ein ganzes kluges und herausforderndes Buch benötigte, das allerdings sprachlich wie konzeptionell weit hinter seinem Anspruch zurückbleibt, wusste die Tochter einer Mutter, die mit zwei weiteren Schwestern Freuds in den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus ums Leben kam, mit einem einzigen Satz auszudrücken: „Freuds ernste Erkenntnis, daß jede Form von Zivilisation den Vernichtungstrieb als Erbschaft in sich trug und keine Bemühung des Eros imstande war, den Todesinstinkt auszuscheiden, steht auch als tiefe Warnung am Ausgang dieser Vernichtungsperiode.” Bliebe also das große Freudsche Thema der Entsagung.
VOLKER BREIDECKER
LUDWIG MARCUSE: Sigmund Freud. Sein Bild vom Menschen. Diogenes Verlag, Zürich 1972. 253 Seiten, 21,90 Euro.
HANS-MARTIN LOHMANN, JOACHIM PFEIFFER: Freud-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Metzler Verlag, Stuttgart 2000. 452 Seiten, 64,95 Euro.
NEUE RUNDSCHAU, 117. Jahrgang, Heft 1. Fischer Verlag, Frankfurt 2006. 206 Seiten, 10 Euro.
BIRGIT LAHANN, UTE MAHLER: Als Psyche auf die Couch kam. Die rätselvolle Geschichte des Sigmund Freud. Aufbau Verlag, Berlin 2006. 179 Seiten, 24,90 Euro.
LUDGER LÜTKEHAUS (Hrsg.): „Genug von meinen Schweinereien”. Freud zum Vergnügen. Reclam Verlag, Stuttgart 2006. 159 Seiten, 4 Euro.
GEORG MARKUS: Sigmund Freud. Die Biographie. Langen Müller Verlag, München 2006. 350 Seiten, 22,20 Euro.
SIGMUND FREUD: Das Lesebuch. Schriften aus vier Jahrzehnten. Hrsg. v. Cordelia Schmidt-Hellerau. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2006. 477 S., 12 Euro.
EVA WEISSWEILER: Die Freuds. Biographie einer Familie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006. 479 S., 24,90 Euro.
SOPHIE FREUD: Im Schatten der Familie Freud. Meine Mutter erlebt das 20. Jahrhundert. Claasen Verlag, Berlin 2006. 475 Seiten, 19,95 Euro.
ISIDOR SADGER: Sigmund Freud. Persönliche Erinnerungen, hrsg. von Andrea Huppke und Michael Schröter. Edition Diskord, Tübingen 2006. 160 S., 22 Euro.
MANFRED POHLEN: Freuds Analyse. Die Sitzungsprotokolle Ernst Blums. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006. 399 Seiten, 22,90 Euro.
LILLY FREUD-MARLÉ: Mein Onkel Sigmund Freud. Erinnerungen an eine große Familie. Hrsg. v. Christfried Tögel. Aufbau Verlag, Berlin 2006. 341 Seiten, 22,90 Euro.
MICHA BRUMLIK: Sigmund Freud. Der Denker des 20. Jahrhunderts. Beltz Verlag, Weinheim 2006. 304 S., 22,90 Euro.
Wir sehen ihn gern als Übervater des 20. Jahrhunderts - als wäre er niemals jung gewesen: Sigmund Freud (1856-1939) am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer in der Wiener Berggasse 19, um 1935.
Foto: ullstein bild/Imagno
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2007

Freud auf der Couch

Das bislang unveröffentlichte Protokoll einer Psychoanalyse, die der Schweizer Analytiker Ernst Blum bei Freud durchgeführt hatte, ist inzwischen nachlesbar. Manfred Pohlen, emeritierter Direktor der Klinik für Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg, hat die Aufzeichnungen Ernst Blums, 35 Jahre nachdem er sie treuhänderisch in Empfang nahm, der Öffentlichkeit übergeben und damit die psychoanalytische Arbeitsweise Freuds so authentisch dokumentiert, wie dies bisher nicht möglich war. Zwar gibt es zahlreiche Berichte über Freuds klinische Arbeit, vor allem natürlich seine eigenen Fallgeschichten, aber das sind großartige Novellen, deren Entstehungsbedingungen und behandlungstechnische Modalitäten unkenntlich sind. Es gibt auch lesenswerte Berichte von Analysanden Freuds, die von einem unorthodoxen, "unfreudianischen" Freud berichten. In Pohlens Buch aber ist die viermonatige Psychoanalyse Blums (von März bis Juni 1922 mit 75 Stunden) bei Freud auf mehrfache Weise dokumentiert: in den durch Pohlen veranlassten Übersetzungen der stenographischen, unmittelbar nach den Sitzungen angefertigten originalen Sitzungsprotokolle Blums, den durch Blum selbst für Pohlen angefertigten Protokollen, den Auszügen aus einem zehntägigen mit Tonband protokollierten Dialog zwischen Blum und Pohlen aus dem Jahr 1973 und schließlich in einer Kommentierung Blums 50 Jahre nach der Analyse, die als Begleittext den übersetzten stenographischen Sitzungsprotokollen hinzugefügt ist. Blum beschreibt Freud als aufmerksamen Zuhörer und verlässlichen, wohlwollenden Wegbegleiter, der sich nie in Blums Einfälle und Deutungen hineindrängte. Freud, so Blum, hat sich als Medium angeboten und sich nicht als Interpretator in den Mittelpunkt gestellt. Wahrhaft aufregend ist aber, dass wir Leser zum ersten Mal Freud in den Protokollen quasi sprechen hören können. (Manfred Pohlen: "Freuds Analyse". Die Sitzungsprotokolle Ernst Blums. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006. 398 S., Faksimiles, geb., 22,90 [Euro].) spei

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "interessantes Dokument" empfiehlt Volker Breidecker die in den zwanziger Jahren entstandenen Sitzungsprotokolle Sigmund Freuds, die dessen Schüler Ernst Blum angefertigt hatte. Der Analytiker entpuppe sich hier entgegen mancher Klischees als gewissenhafter Zuhörer, der die sokratische Hebammenkunst, die Mäeutik, beherrsche. Allerdings hätte es der Rezensent begrüßt, wenn Manfred Pohlen im editorischen Kommentar darauf verzichtet hätte, wieder einmal in "anklägerischem Pathos" die "wahre Freudsche Offenbarung" zu erforschen.

© Perlentaucher Medien GmbH