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Drei Frauen träumen in Hollywood den großen Traum von Geld, Glück und Ruhm. Aber das Leben spielt nicht so einfach mit. Chassi Jennings, Jungfilmstar und Tochter einer legendären Schauspielerin, leidet seit dem Tod ihrer Mutter unter Depressionen. Ihre Psychologin Eleanor Castello scheint für Chassi mehr mütterliche Gefühle aufzubringen als für ihre eigenen Tpchter. Und die angehende Schauspielerin Ionie St. John serviert Chassi im "Cuppa Joe" den Cappuccino und hüpft durch die Betten, um Karriere zu machen. Der Zufall führt die drei zusammen und verwebt ihre Schicksale.

Produktbeschreibung
Drei Frauen träumen in Hollywood den großen Traum von Geld, Glück und Ruhm. Aber das Leben spielt nicht so einfach mit. Chassi Jennings, Jungfilmstar und Tochter einer legendären Schauspielerin, leidet seit dem Tod ihrer Mutter unter Depressionen. Ihre Psychologin Eleanor Castello scheint für Chassi mehr mütterliche Gefühle aufzubringen als für ihre eigenen Tpchter. Und die angehende Schauspielerin Ionie St. John serviert Chassi im "Cuppa Joe" den Cappuccino und hüpft durch die Betten, um Karriere zu machen. Der Zufall führt die drei zusammen und verwebt ihre Schicksale.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2002

Sei endlich meine Mutter!
Drei Frauen: Elaine Kagan legt Hollywood auf die Couch

Es gab eine Zeit, da galt Hollywood als Sündenpfuhl, und eine umfangreiche Chronique scandaleuse feierte die verblichenen Sünden der Traumfabrik. Inzwischen sind die Stars keine Götter mehr, und überlebensgroße Exzesse haben einen Imageverlust erlitten. Daß die Filmstadt aber von einer heilen Welt weit entfernt ist, demonstriert Elaine Kagans Roman "Stadt der Engel". Die Autorin ist selbst Schauspielerin. Ihr Buch ist weder ein Schlüsselroman, noch verbreitet es Klatsch oder demontiert die Filmwelt mit der Schärfe Robert Altmans. Die Erzählerin nähert sich ihrem Sujet sanft, mit einem halb gebremsten kritischen Impetus.

In Kagans Hollywood dreht sich alles um den Film und dessen Marktwert - und damit auch um den Marktwert der Menschen, die damit zu tun haben. Die Arbeit beim Film kann alles mögliche bedeuten und kosten, vom Starruhm bis zur Depression, vom Versinken in Armut bis zum Schwelgen im Luxus. Nur vom filmkünstlerischen Anspruch ist nicht die Rede; ob dies in kritischer Absicht geschieht, bleibt offen.

Das Buch erzählt von drei erfolgreichen Frauen: Der Roman führt die Wege einer Prominenten-Psychiaterin, eines jungen Hollywood-Stars jenseits des Nervenzusammenbruchs und einer Nachwuchsschauspielerin mit steil ansteigender Karrierekurve zusammen und wieder auseinander. Schon zu Beginn stehen alle Zeichen auf Krankheit und unheilvolle Verstrickung. Der junge Filmstar Chassi Jennings sucht psychiatrische Hilfe bei Eleanor Castello. Chassi, die Tochter eines Produzenten und einer berühmten Schauspielerin, war einst beim Unfalltod ihrer Mutter dabei, vielleicht sogar die Auslöserin des Unfalls. Sie erinnert sich nicht genau an das Ereignis, ist seitdem aber nachhaltig verstört und zunehmend arbeitsunfähig. Auch die Psychiaterin ist Gefangene ihrer Vergangenheit. Sie kann den Tod ihres Mannes nicht verwinden und leidet unter der Nichtbeziehung zur eigenen Tochter. Chassi beginnt in Eleanor die fehlende Mutter, den idolisierten Star, zu suchen. Das Mutter-und-Tochter-Thema wird in allen - vornehmlich problematischen - Schattierungen subtil ausgeleuchtet. Eifersucht, Schuldgefühle, Idealisierung und Herabsetzung werden angetippt, aber auch die tastenden Bemühungen aller Beteiligten, die Schwierigkeiten zu überwinden.

Die Gespräche in den psychiatrischen Sitzungen geben bei Patientin und Ärztin gleichermaßen den Anstoß zu weiteren, unausgesprochenen Rückblicken auf die eigene Biographie. Dabei gehen Dialog und innerer Monolog der Figuren gelegentlich nahtlos ineinander über. Auf diese Weise scheint es, als wanderten sie unablässig wie in Trance durch die eigenen Innenwelten. Jedenfalls bewegen sie sich fast ausschließlich in den meist elegischen Gefilden ihrer Vergangenheit, in denen der Tod eine Hauptrolle spielt. Wie in einem guten Mainstream-Hollywood-Film kommen sie dabei vergessenen und vor sich selbst gut gehüteten Geheimnissen der Vergangenheit auf die Spur. Diese Entdeckungen feiert der Roman wie kleine Triumphe, als wären damit schon alle Probleme gelöst: Psycho de luxe, ganz im Stil der Traumfabrik.

Den Reigen der Spiegelbild-Verhältnisse und Spiegelbild-Probleme komplettiert eine dritte Frauenfigur, die Aufsteigerin, Ionie St. John. Sie lebt ganz im Hier und im Jetzt, läßt sich von keiner Niederlage bei Vorsprechterminen irritieren, kommt endlich ihrem Traum vom Startum nahe und arbeitet rücksichtslos an dessen Vollendung. Ionies ungetrübtes Verhältnis zur Mutter konterkariert das Katastrophenterrain, das die Beziehung zwischen Eleanor und ihrer Tochter darstellt. Ihr ist die Rolle der Gewinnerin in Elaine Kagans Damentrio zugedacht. Ionie läßt jeden hinter sich, der ihr nicht nützlich sein kann, und tut nur, was ihrer Karriere dienlich ist. Einigermaßen geschickt gelingt es Kagan allerdings, die Figur nicht ins Klischee abgleiten zu lassen, indem sie auch deren Gedanken belauscht. Der innere Monolog verführt zur Identifikation und wirbt für die Handlungen des Monologisierenden um Verständnis.

Ob die einfühlsam milde, alles sehende, verstehende und verzeihende Verfasserin in ihr den Prototyp des zeitgenössischen Hollywood-Stars sieht? Fast scheint es so. Ionie ist zäh, schön, maßvoll intelligent und oberflächlich; sie zeigt, daß man es schaffen kann, wenn man will, und demonstriert, daß der Ruhm einen bezahlbaren Preis hat. Für sie ist Hollywood kein Babylon mehr, sondern ein sonniger Platz unter Palmen.

MARION LÖHNDORF

Elaine Kagan: "Die Stadt der Engel". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Juliane Gräbener-Müller. Rowohlt Verlag, Reinbek 2001. 415 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein Buch über Hollywood, die Autorin ist selbst Schauspielerin. Marion Löhndorf, die Rezensentin, zählt erst einmal auf, was das Buch nicht ist: so ist es, ziemlich überraschend angesichts der Umstände, kein "Schlüsselroman", kein Klatschbuch und keine Abrechnung mit der Glitzerwelt. Aber auch um Filmkunst geht es mitnichten. Erzählt wird von drei - erfolgreichen - Frauen, die sich und ihren "Marktwert" über das Verhältnis zum Film bestimmen. Für die Psyche hat das schlimme Folgen, so treffen eine traumatisierte Jungschauspielerin und eine Psychiaterin, der es nicht viel besser geht, aufeinander. In Dialog und Monolog werden Psychen und Vergangenheiten ausgeleuchtet. Ganz in der Gegenwart lebt dagegen der aufstrebende Jungstar Ionie St. John, sie ist die unneurotische Gegenfigur. Die Rezensentin hat offensichtlich nichts gegen das Buch, die Autorin vermeide, meint sie, erfolgreich das "Klischee". Begeistert ist sie freilich auch nicht, vor allem etwas mehr Biss hätte sie sich gewünscht.

© Perlentaucher Medien GmbH
"So wunderbar kann nur eine Frau über Frauen schreiben." (Süddeutsche Zeitung)