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"Morgen bist du dran!" - Wenn Schule zur Hölle wird
500000 Mobbingopfer an deutschen Schulen
Zehntausende Kinder werden jede Woche ausgegrenzt, geschlagen, gedemütigt, bedroht.
Früher sagte man: "Das ist normal, das wächst sich aus." Heute weiß man, dass dies eine gefährliche Verharmlosung ist, denn in neun von zehn Schulklassen wird gemobbt. Die Auswirkungen für die Opfer sind katastrophal und halten lange an, manchmal lebenslang. Und dass Aggression, Gewalt und Psychoterror auf unseren Schulhöfen und Straßen zunehmen, ist kein Geheimnis. Auch Online-Netzwerke werden immer häufiger…mehr

Produktbeschreibung
"Morgen bist du dran!" - Wenn Schule zur Hölle wird
500000 Mobbingopfer an deutschen Schulen

Zehntausende Kinder werden jede Woche ausgegrenzt, geschlagen, gedemütigt, bedroht.

Früher sagte man: "Das ist normal, das wächst sich aus." Heute weiß man, dass dies eine gefährliche Verharmlosung ist, denn in neun von zehn Schulklassen wird gemobbt. Die Auswirkungen für die Opfer sind katastrophal und halten lange an, manchmal lebenslang. Und dass Aggression, Gewalt und Psychoterror auf unseren Schulhöfen und Straßen zunehmen, ist kein Geheimnis. Auch Online-Netzwerke werden immer häufiger zu Schauplätzen von Psychoterror unter Jugend-lichen. Dabei spiegelt diese Entwicklung das Klima unserer Wettbewerbsgesellschaft, die sich zunehmend durch einen Mangel an Rücksicht und Toleranz sowie soziale Ausgrenzung auszeichnet.

Dieses Buch nimmt alle Beteiligten in den Blick - Täter, Opfer, Eltern und Lehrer. Es basiert auf den neuesten Erkenntnissen zum Thema "Mobbing unter Kindern" und erzählt eindrucksvoll und erschütternd verschiedene Fallgeschichten, liefert anschauliche Informationen und eröffnet zugleich konkrete Handlungsmöglichkeiten. Ein Buch, das Augen öffnet und Mut macht.
Autorenporträt
Mechthild Schäfer, geb. 1958 in Paderborn, ist Privatdozentin am Department für Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie gilt als führende Expertin und hat zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zum Thema Mobbing unter Kindern verfasst.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2010

Dass immer schon gehänselt wurde, ist keine Beruhigung
Mechthild Schäfer und Gabriela Herpell liefern einen kundigen Report über das Mobbing unter Kindern
Kinder können sehr grausam sein, das Kind ist des Kindes Wolf. Eine halbe Million Schüler leiden unter regelmäßigen Schikanen ihrer Mitschüler, schätzen Experten. Sie werden gehänselt und geschlagen, ausgelacht und ausgegrenzt. „Mobbing“ ist ein Modewort geworden, und so muss zunächst ein Verdacht ausgeräumt werden: dass das Thema unnötig aufgebauscht werde, dass es mehr um die Ängste und die Hysterie übereifriger Eltern gehe als um ein echtes gesellschaftliches Problem. Gab es Hänseleien und Raufereien nicht schon immer? (Man lese nur Erich Kästners „Fliegendes Klassenzimmer“.) Und Kinder brauchen und suchen doch die Auseinandersetzung, müssen sie nicht lernen, in Konflikten zu bestehen? – Sicher. Aber systematische Schikanen sollte niemand erdulden müssen. Bei ihnen handelt es sich nicht mehr um eine „gesunde Auseinandersetzung“. Sie machen nicht stark, sondern krank.
Eindrucksvoll zeigt das die Münchner Psychologin Mechthild Schäfer, die gemeinsam mit der Journalistin Gabriela Herpell einen „Mobbingreport“ geschrieben hat. Mobbing werde gerne „bagatellisiert“, schreiben die Autorinnen. Der Buchtitel klingt reißerischer, als es der Text ist. Schäfer zählt zu den wenigen Fachleuten in Deutschland, die sich seit langem wissenschaftlich fundiert mit dem Thema befassen. Das Buch erzählt die Leidensgeschichten einzelner Kinder, gibt aber zugleich einen guten Überblick über den Stand der Mobbing-Forschung. Schnell wird dabei klar: Oft haben die Erwachsenen zu spät reagiert, wenn Kinder und Jugendliche die Schule nur noch als einen feindlichen Ort wahrnehmen; wenn eine Mutter morgens an der Tür ihres Sohnes den Zettel vorfindet: „Weckt mich nicht!“ Daneben gezeichnet: ein Totenkopf. Oft merken die Eltern allerdings lange gar nicht, dass ihr Kind von der Klassengemeinschaft in die Opferrolle gedrängt wurde. Auch viele Lehrer neigen dazu, die Konflikte zu unterschätzen oder zu übersehen. Die jungen Täter sind meist sehr geschickt, sie sind durchaus „sozial kompetent“ und verstehen es, ihre Mitschüler und Lehrer in ihrem Sinne zu manipulieren.
Im Prinzip kann jeder zum Opfer werden. Es trifft nicht immer nur die „Außenseiter“, die sich von Anfang an abgesondert haben. Viele werden erst zu Außenseitern gemacht. „Jeder hat Stärken und Schwächen, die jemand gegen ihn verwenden kann“, schreiben die Autorinnen. Es ist kaum vorherzusehen, wie sich die soziale Dynamik in einer Klasse entwickelt und wer in die Rolle eines Opfers gerät. Das Perfide ist: Wer sich wehrt, wird – auch von Erwachsenen – als Querulant wahrgenommen, als übersensibel und als jemand, der keinen Spaß verträgt. Aber Mobbing lässt sich verhindern und bekämpfen. Meist ist die Zahl der Täter klein, viele Schüler sind lediglich „Mitläufer“. In der Regel gibt es auch immer ein paar, die dem Opfer zur Seite springen oder dies gerne tun würden, wenn sie nicht Angst hätten, selber ausgegrenzt zu werden. Lehrer können helfen, diese Kräfte der Zivilcourage in der Klasse zu fördern.
Die Folgen langjährigen Mobbings für die Betroffenen sind so gravierend, dass Pädagogen das Thema nicht deshalb ignorieren dürfen, weil es „so etwas“ doch schon immer gegeben habe. Schulangst, psychische und körperliche Leiden, Suizid: Kinder können am Mobbing zerbrechen.
Die Autorinnen geben in ihrem Buch viele Tipps, wie sich Mobbing entdecken und bekämpfen lässt. Sie fragen allerdings auch, ob nicht die Schule insgesamt noch immer zu stark auf Konkurrenz und Ellbogenmentalität angelegt sei. Und dazu kämen die bei Jugendlichen so populären Casting-Shows, in denen junge Menschen zur Belustigung der Zuschauer gedemütigt würden.
Mobbing ist nicht nur ein Problem der Kinder. Es setzt sich fort in der Welt der Erwachsenen. TANJEV SCHULTZ
Mechthild Schäfer, Gabriela Herpell
Du Opfer!
Wenn Kinder Kinder fertigmachen. Der Mobbingreport. Rowohlt Verlag, Reinbek 2010. 255 Seiten, 16,95 Euro.
Jeder hat Stärken und
Schwächen, die man
gegen ihn verwenden kann
Im Prinzip kann jedes Kind Mobbing-Opfer werden. Den geborenen Außenseiter gibt es nicht, Außenseiter werden gemacht. Foto: laif
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tanjev Schultz ist es zunächst ein Anliegen, deutlich zu machen, dass es sich beim Thema des Buches nicht um ein zu Unrecht dramatisiertes Modethema handelt. Die Psychologin Mechthild Schäfer kann mit Unterstützung der Journalistin Gabriela Herpell eindrucksvoll zeigen, wie Mobbing unter Kindern funktioniert, und sie weist nach, dass Mobbing jedes Kind treffen kann und durchaus nicht immer "Außenseiter" erwischt. Neben Fallgeschichten kann man in diesem Buch den Forschungsstand zum Thema erfahren, und daneben sind Tipps zur Bekämpfung von Mobbing zu finden, so Schultz eingenommen. Und der Überlegung der Autorinnen, dass die Schule selbst mit ihrem Prinzip der Konkurrenz Mobbing befördert, findet der Rezensent offenbar sehr bedenkenswert.

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