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Er wurde belächelt und ausgebremst. Doch er hatte eine Idee, und er hatte recht. Harald zur Hausen erhielt den Nobelpreis für Medizin, weil er nachgewiesen hat, was in den Augen seiner Kollegen nicht sein konnte: Manche Krebsarten werden tatsächlich durch Viren verursacht. So lieferte er die Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffes. In diesem Buch erzählt der Nobelpreisträger zusammen mit der Wissenschaftsjournalistin Katja Reuter, wie eine Idee zum Projekt seines Lebens wurde und wie der Nobelpreis sein Leben veränderte. Der Blick hinter die Kulissen zeigt den Kampf in der…mehr

Produktbeschreibung
Er wurde belächelt und ausgebremst. Doch er hatte eine Idee, und er hatte recht. Harald zur Hausen erhielt den Nobelpreis für Medizin, weil er nachgewiesen hat, was in den Augen seiner Kollegen nicht sein konnte: Manche Krebsarten werden tatsächlich durch Viren verursacht. So lieferte er die Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffes. In diesem Buch erzählt der Nobelpreisträger zusammen mit der Wissenschaftsjournalistin Katja Reuter, wie eine Idee zum Projekt seines Lebens wurde und wie der Nobelpreis sein Leben veränderte. Der Blick hinter die Kulissen zeigt den Kampf in der Wissenschaft, den Weg einer Idee, die Denkweisen umstößt, es geht um den Umgang mit Hindernissen, um Konkurrenzkämpfe, träge administrative Strukturen, Ideendiebstahl, Medizin-Politik und die Rolle der Pharmaindustrie. Zugleich bringt der Autor Klarheit in umstrittene Fakten. Das Buch zeigt das Leben eines überzeugten Querdenkers im Wissenschaftsbetrieb und erzählt die spannende Geschichte einer umwälzenden Entdeckung.
Autorenporträt
Prof. Dr. Harald zur Hausen, geboren 1936, erhielt 2008 den Nobelpreis für Medizin als Auszeichnung für seine Entdeckung, dass bestimmte Viren Gebärmutterhalskrebs auslösen. Der Professor für Virologie ist international seit den 1960er Jahren bekannt, in Deutschland insbesondere seit er das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg 1983 - 2003 leitete, wo er bis heute forscht. Er erhielt zahlreiche weitere Ehrungen und veröffentlichte mehr als 300 Arbeiten, Fachartikel und Bücher.

Katja Reuter, geboren 1977, ist promovierte Biologin und hat zahlreiche wissenschaftsjournalistische Beiträge veröffentlicht. Im Deutschen Krebsforschungszentrum arbeitete sie bei der Pressearbeit einige Zeit eng mit Harald zur Hausen zusammen. Seit 2009, lebt und arbeitet sie in den USA, wo sie sich vor allem mit neuen Formen der Online-Kommunikation im Wissenschaftsbereich beschäftigt. Derzeit ist sie Direktorin für Digitale Strategie an der University of Southern California in Los Angeles.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2010

Für einen wie ihn ist auch der Nobelpreis nur eine Etappe

Was für ein Kampf: Der Nobelpreisträger für Medizin Harald zur Hausen erzählt vom schwierigen Weg zur bahnbrechenden Therapie der Krebsimpfung.

Von Joachim Müller-Jung

Kürzlich war eine Notiz über Harald zur Hausen zu lesen, von der man im ersten Moment nicht wusste, was die dort nur indirekt wiedergegebene Erklärung des Nobelpreisträgers bedeuten sollte. Zur Hausen hatte nach nur wenigen Monaten das Präsidentenamt der Deutschen Krebshilfe - seit langem Herz und Hirn der deutschen Krebsforschung - überraschend aufgegeben: "Bedeutsame wissenschaftliche Ergebnisse, die sich für ihn in den letzten Monaten ergaben, machten seine erweiterte Mitarbeit im Labor erforderlich."

Das klang wie eine verschlüsselte Kündigung, wie ein kurzer schmerzhafter Abschied. In Wahrheit bedeutet es für ihn offenbar das genaue Gegenteil: Zwei Jahre nach der Entgegennahme des Nobelpreises und der für ihn nicht immer einfachen Aufarbeitung dieser Würdigung, die nun in der Veröffentlichung seines Buches "Gegen Krebs" gipfelt, hat sich zur Hausen - inzwischen vierundsiebzigjährig - für ein spektakuläres Comeback an den Labortisch entschieden. Es ist die Rückkehr eines Forschers zu den intellektuellen Ringkämpfen um Fortschritt und Ruhm. Und sein autobiographisch angehauchtes Buch lässt ahnen, was ihn dabei antreibt.

In den nächsten Wochen werden wir also vielleicht schon hören, was den Heidelberger Krebsforscher, der vor zwei Jahren für seine Arbeiten an Papillomviren und der daraus resultierenden Entwicklung eines Krebsimpfstoffs die höchste wissenschaftliche Auszeichnung erhielt, zurück ins Labor gebracht hat. Fest steht schon jetzt: Harald zur Hausen hat bemerkenswerte Erinnerungen vorgelegt, die mit dem berühmten Anruf aus Stockholm beginnen, mit dem zwiespältigen Nachhall zur Nobelpreisverleihung schließen und dazwischen einen Bogen von einer wissenschaftlichen Episode zur nächsten spannen. Ein detailreicher Bericht, der den Aufstieg der Virologie in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts illustriert und zugleich gespickt ist mit den vielen Zurückweisungen, die man als junger, ideenreicher und kreativer Kopf in den Wissenschaften auch ertragen muss.

Viele erleben das nur einen kurzen Moment lang in ihrer Karriere, Harald zur Hausen und seine junge Truppe mussten sich jahrzehntelang der Attacken des onkologischen Establishments erwehren. Eigentlich von Anfang an. Denn schon in den sechziger Jahren, als längst Berichte über infektiös bedingte Tumore bei Tieren bekanntgeworden waren und er selbst mit Epstein-Barr-Viren in Philadelphia experimentierte, war zur Hausen von der Bedeutung der humanen Papillomviren (HPV) als Krebsauslöser felsenfest überzeugt. Der Widerstand, mit dem er es zu tun bekam, lag paradoxerweise wohl auch daran, dass er als Mediziner von der aufstrebenden Gilde der Molelukarbiologen ungern als ebenbürtig akzeptiert wurde. Zur Hausen hat sein Forscherleben an die Tumorviren-These gehängt, er hat intellektuell hoch gepokert - und alles gewonnen.

Wie er im Laufe dieser wissenschaftlichen Diadochenkämpfe offenbar an Statur gewonnen hat, musste zur Hausen nicht selbst schildern. Dafür hat er die Biologin und Journalistin Katja Reuter gewonnen, die für ihre sorgfältig aufgearbeitete und insbesondere für junge Forscher gewiss inspirierende Darstellung nach vielen Seiten recherchiert hat. Herausgekommen ist die Geschichte eines überzeugten Mediziners und energiegeladenen Forschers, der die Krebsforschung in eine Bahn gelenkt hat, die noch bis in die jüngste Zeit hinein viele nicht für möglich, manche offenbar nicht einmal für seriös gehalten haben.

"Die Geschichte einer provokativen Idee", so lautet zutreffend der Untertitel. Dass infektiöse Viren tatsächlich an der Entstehung von Krebs beteiligt sein könnten, wie das zur Hausen und seine Mitarbeiter mit der Genese von Gebärmutterhalskrebs durch Papillomviren akribisch nachzuweisen vermochten, widerstrebte auch einigen der mächtigsten und klügsten Krebsforschern des vergangenen Jahrhunderts. In den Vereinigten Staaten, wo sich zur Hausen an der Seite des Ehepaares Henle die ersten wissenschaftlichen Sporen mit seinen Forschungen am Epstein-Barr-Virus verdiente, wurde das nationale Tumorvirologie-Programm trotz der seinerzeit schon vielversprechenden Ansätze im Jahr 1978 eingestellt und erst vor kurzem wieder - nicht zuletzt dank zur Hausens durchschlagenden Erfolgen - neu aufgelegt. Bitter vermerkt zur Hausen auch, dass die deutsche Fachgesellschaft der Gynäkologen ihn erst Mitte der neunziger Jahre, dreizehn Jahre nach den bahnbrechenden Entdeckungen der tumorauslösenden Papillovirusmstämme 16 und 18, auf ihrer Jahrestagung zu einem Hauptvortrag einlud . Mittlerweile sind unzählige Krebsviren bekannt, mindestens zwanzig Prozent der bösartigen Geschwülste dürften auf Infektionen mit Viren, Bakterien oder Parasiten zurückgehen.

Zur Hausen und Reuter lassen in der akribischen Rückschau des Papillomviren-Projektes viele Gewährsleute - Schüler, Freunde, Zuarbeiter und nicht zuletzt einige seiner schärfsten Konkurrenten - zu Wort kommen. Damit wird die Vielschichtigkeit der wissenschaftlichen Prozesse und Konflikte sichtbar. Was er freilich in dem Buch ganz allein zu bewältigen versucht, ist die teils harsche und überzogene Kritik, mit der nach der Zulassung des HPV-Impfstoffs für Mädchen und schließlich der Nobelpreisvergabe konfrontiert war. Es ging um die Validität der Impfstoffstudien und um seine Beziehung zur Industrie.

Seine Rechtfertigungsoffensive am Ende des Buchs wird alle überzeugen, die schon seinen Studiendaten getraut und sein Engagement in der Sache bewundert haben. Alle anderen, so ist zu befürchten, werden sich auch von den vielen Beurkundungen seiner Autorität und Lauterkeit kaum beeindrucken lassen. Dabei sind es gerade diese oft langen Stellungnahmen seiner akademischen Weggefährten, die erfrischende Einblicke in den durchorganisierten Arbeitsalltag des Pünktlichkeitsfanatikers zur Hausen gewähren. Sie liefern ergänzende historische Informationen zu den Methoden und Motiven der Tumorvirenforschung. Und sie zeichnen von ihm ein anderes Bild, ein wenigstens ansatzweise aussagekräftiges Charakterbild des Laureaten, das dieser so auf Sachlichkeit und wissenschaftliche Inhalte konzentrierte Forscher stets nur andeutet.

Mancher hätte sich vielleicht von ihm mehr Freimütigkeit, mehr Privates gewünscht. Denn memoirenhafte Züge hat das Buch schon deshalb, weil ihn das Papillomviren-Projekt ein ganz Leben hindurch begleitet hat. Stattdessen entspricht das Buch stilistisch dem Naturell seiner Hauptperson: innerlich entschieden und überlegt, aber nach außen strikt gefühlsneutral. Lesenswert ist dieses Stück Wissenschaftsgeschichte, das einer der erfolgreichsten deutschen Lebenswissenschaftler der Neuzeit hier vorlegt, allemal.

Harald zur Hausen und Katja Reuter: "Gegen Krebs". Die Geschichte einer provokativen Idee. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010. 352 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die klassische Geschichte: Ein lange verkannter Forscher bleibt so lange stur auf dem eingeschlagenen Weg, bis er am Ende von der Wissenschaft recht und sogar aus Norwegen den Nobelpreis bekommt. Genau so erging es dem Mediziner Harald zur Hausen, der gegen Spott und Widerstand seiner Kollegen an seiner These vom virenerzeugten und damit auch durch Impfstoffe verhinderbaren Tumor festhielt. "Bemerkenswert" findet Rezensent Joachim Müller-Jung nun diese von dem noch immer aktiven Hausen gemeinsam mit Katja Reuter verfassten Erinnerungen. Lehrreich ist die Geschichte des Forschers nämlich über den Einzelfall hinaus. Gerade weil von Hausen "akribisch" die Entwicklung seiner Forschungen noch einmal aufrollt und den harten Kampf um die Durchsetzung der wissenschaftlichen Wahrheit schildert, sei viel darin über den Betrieb zu erfahren. Wer allerdings Einblicke ins Privatleben des Forschers erwartet, werde von dem Buch wohl eher enttäuscht sein.

© Perlentaucher Medien GmbH