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Eine ausführliche Darstellung des Voyeurismus in der Kunst hat es bisher noch nicht gegeben. Peter Springer legt nun die erste umfassende Untersuchung dazu vor. Dabei reicht das Spektrum von der Karolingischen Buchmalerei bis zur Pop-Art, von Francisco Goya bis zu Damien Hirst. Voyeurismus ist ein sehr altes Phänomen, das sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Er resultiert aus der elementaren Neugier eines jeden Menschen, seinem Erkenntnisdrang und seinem Wunsch, alles mit eigenen Augen zu sehen. Und zwar nicht nur dort, wo es lustvoll geschieht, sei es heimlich oder legitim,…mehr

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Produktbeschreibung
Eine ausführliche Darstellung des Voyeurismus in der Kunst hat es bisher noch nicht gegeben. Peter Springer legt nun die erste umfassende Untersuchung dazu vor. Dabei reicht das Spektrum von der Karolingischen Buchmalerei bis zur Pop-Art, von Francisco Goya bis zu Damien Hirst. Voyeurismus ist ein sehr altes Phänomen, das sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Er resultiert aus der elementaren Neugier eines jeden Menschen, seinem Erkenntnisdrang und seinem Wunsch, alles mit eigenen Augen zu sehen. Und zwar nicht nur dort, wo es lustvoll geschieht, sei es heimlich oder legitim, sondern auch dort, wo es moralisch verwerflich, gesetzlich verboten oder gar lebensgefährlich ist. Peter Springer führt den Leser von der Klärung der Begrifflichkeit über die Genese des voyeuristischen Blicks und seine Wurzeln bis hin zu aktuellen künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Thema. Er gibt Beispiele aus der aktuellen Kunst, beschreibt aber auch ausführlich die historischen Vorstufen. Behandelte Bildthemen sind z. B. Susanna im Bade, Diana und Aktaion oder Lady Godyva; relevante Künstler sind Francisco Goya, Edgar Degas, Gustav Klimt, Yves Klein, Edward Hopper, Marcel Duchamp u. a.
Autorenporträt
Peter Springer; Professor für Theorie und Geschichte der Bildenden Kunst an der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg; zahlreiche Publikationen zur Kunstgeschichte des Mittelalters bis zur Gegenwart.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2008

Peepshow im Museum
Peter Springer entwirft ein faszinierendes Panorama des Voyeurismus in der Kunst

Der türkische Diplomat Khalil-Bey wäre längst vergessen, hätte er sich nicht 1866 in Paris von Gustave Courbet den skandalösen Frauentorso "Der Ursprung der Welt" malen lassen. Courbets schamloser Blick auf die weibliche Anatomie, erst seit 1995 im Musée d'Orsay öffentlich zu sehen, gilt bis heute als die Inkarnation des Voyeurismus in der Kunst. Dabei ist das heikle Motiv nur eines von vielen anderen, teilweise früheren und oftmals schärferen Exempeln. Auskunft darüber gibt die üppige Materialsammlung des Oldenburger Kunsthistorikers Peter Springer, der soeben die erste ausführliche Darstellung zum Thema veröffentlicht hat.

Der Band schlägt virtuos den Bogen von der karolingischen Buchmalerei über viele nackte Susannen, Bathsebas, Mayas, Godivas und Marilyns bis hin zu Damien Hirsts attraktiven hüllenlosen Kunstleichen in Formalin. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Frage, was Voyeurismus meint, wie das Phänomen entstanden und zu packen ist und was die heutige Kunst damit macht.

Den einleitenden Versuch einer Begriffsklärung sollte man zunächst lieber hintanstellen und bei den zwei Dutzend konkreten Fallstudien beginnen. Jeder dieser pointiert formulierten Essays zu einem Künstler ist eine eigenständige, elegante Fingerübung. Alle zusammen generieren sie eine kunsthistorische Chronologie des voyeuristischen Blicks durch die letzten zweieinhalb Jahrhunderte. Sie reicht von Goya und Ingres über Klimt, Schiele und Picasso bis hin zu Mel Ramos, Gregor Schneider und Eric Fischl. Auch Edgar Degas, Adolf Menzel und Christian Schad sind dabei und natürlich Edward Hopper mit seinem Blick in fremde Fenster und Marcel Duchamp mit seinem Peepshow-Vermächtnis, an dem der Franzose zwanzig Jahre im Geheimen werkelte.

Die Performance-Künstlerin Vanessa Beecroft und ihre spektakuläre Armee der Nackten fehlen gleichfalls nicht und auch nicht Jeff Koons' "Made in Heaven". Koons übrigens veranlasst Peter Springer zu ungewohnt harschem Urteil über dessen Mixtur aus Kitsch, Kult des Banalen und schlechtem Geschmack.

Springers Fallstudien behandeln höchst unterschiedliche Künstler und Werke. Gemeinsam scheint ihnen, dass sie den Betrachter durch die Lenkung seines Blicks zum Voyeur machen. Häufig dienen dazu Tricks wie Fenster, Zäune oder Jalousien, Schlüssellöcher, Türspione, Glassärge oder anders inszenierte Ein- und Durchblicke.

Der solcherart verordnete Zwangscharakter lässt dem Auge keine Wahl: In Komplizenschaft mit der Perspektive des Künstlers kann dessen Werk nur so gesehen werden, wie sein Urheber es intendiert. Der Betrachter geht in die Blickfalle, auch dann, wenn er sich nicht vereinnahmen lassen möchte.

Der voyeuristische Blick, ob gewollt oder ungewollt, ist den meisten Menschen peinlich. Doch am Begriff selbst klebt offenbar nichts Pathologisches mehr. Die von Freud als Perversion klassifizierte und vorwiegend sexuell getönte Vorstellung von Voyeurismus gehört anscheinend der Vergangenheit an. Auch die These vom Voyeurismus als Form versteckten Begehrens trifft nur partiell. Sie stammt übrigens vom französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan, der lange Jahre Courbets "Ursprung der Welt" besaß.

Für Peter Springer "gibt es viele Formen des Voyeurismus, nicht den Voyeurismus schlechthin". Zumindest müsse man zwischen dem Phänomen in strenger Observanz und einer dominierenden, weiter gefassten Variante unterscheiden. Das Phänomen resultiert für Springer aus dem elementaren Drang des Menschen, alles mit eigenen Augen sehen zu wollen. Beim Blick auf die von ihm ausgebreitete ikonographische Tradition voyeuristischer Themen und ihre heutigen künstlerischen Erscheinungformen kann man die Probe auf diese These machen.

ULLA FÖLSING

Peter Springer: "Voyeurismus in der Kunst". Mit einem Vorwort von Werner Hofmann. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2008. 480 S., 10 Farb- und 388 s/w-Abbildungen, geb., 49,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ulla Fölsing sagt viel Lobendes über diesen Band, obwohl Springer darin dem Begriff des Voyeurismus die Spitze zu nehmen scheint, weil er dem Phänomen alles Pathologische abzusprechen und überdies auch noch viele verschiedene Formen des Voyeurismus auszumachen scheint. Wie eine präzise Argumentation klingt das nicht. Aber es ist wohl nicht die begriffliche Klärung, die Fösling an Springer interessiert. Eher ist ihr an Springers offensichtlich eleganten und im doppelten Sinn einsichtsvollen Essays zu den Künstlern gelegen: Picasso, Degas, Menzel, Koons, Hirst - alle kommen sie vor. Und trotz Springers recht offenen Begriffs, gibt es doch zumindest in den Bildern viel Verbindendes, etwa dass der Blick gelenkt werde und dass Hindernisse wie Schlüssellöcher oder Jalousien mit inszeniert werden, um den Blick des Betrachters schuldig zu machen.

© Perlentaucher Medien GmbH