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Als mysteriöser Phoinos philosophiert er über die Kunst des Haartrocknens, und als - Mann mit dem Fön - lernt er im Zuchthaus den Marquis de Sade kennen.
K.L. McCoy, dessen einzigartigen Lebensbericht wir hier studieren können, ist ein Held von verblüffender Langlebigkeit und außergewöhnlichen Begabungen: Sein Charme betört die stolzesten Frauen, seine Schießkünste verstören sogar die Banditen am Rio Grande, und ein paar schwermütigen Karibikbewohnern schenkt er das Lachen. McCoy, der mutige Zeitreisende, kennt nur eine Schwäche: seine Obsession für den Fön. Seine Abenteuer sind ungezählt und hier zum ersten Mal nachzulesen.…mehr

Produktbeschreibung
Als mysteriöser Phoinos philosophiert er über die Kunst des Haartrocknens, und als - Mann mit dem Fön - lernt er im Zuchthaus den Marquis de Sade kennen.

K.L. McCoy, dessen einzigartigen Lebensbericht wir hier studieren können, ist ein Held von verblüffender Langlebigkeit und außergewöhnlichen Begabungen: Sein Charme betört die stolzesten Frauen, seine Schießkünste verstören sogar die Banditen am Rio Grande, und ein paar schwermütigen Karibikbewohnern schenkt er das Lachen. McCoy, der mutige Zeitreisende, kennt nur eine Schwäche: seine Obsession für den Fön. Seine Abenteuer sind ungezählt und hier zum ersten Mal nachzulesen.
Autorenporträt
Tilman Rammstedt, geboren 1975 in Bielefeld, Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft in Edinburgh, Tübingen und Berlin. Er ist Texter und "schlechtester Musiker" bei der Gruppe "Fön" und ständiges Mitglied der Lesebühne "Visch & Ferse". 2001 Preisträger des Open Mike. Der Autor lebt in Berlin. 2009 wurde er mit dem Literaturpreis der deutschen Wirtschaft in der Sparte Prosa ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2005

Ein feiner Riese
Das Autorenkollektiv „Fön” hat ein Buch geschrieben
Nichts von dem, was auf dem Einband steht, stimmt: K. L. McCoy hat dieses Buch nicht geschrieben, der Titel „Mein Leben als Fön” führt in die Irre, auch die Gattungsbezeichnung „Abenteuerroman”. Nein, diese Episoden, Kurzdramen und Intermezzi, die sich alle um den Riesen McCoy drehen, könnte man sich eher als Comedy-Programm vorstellen: mit wechselnden Sprechern, Musikeinlagen und Slapstick. So etwas ähnliches macht das Autorenkollektiv Fön sonst auch, das aus Michael Ebmeyer, Bruno Franceschini, Tilman Rammstedt und Florian Werner besteht. Das Quartett steht an Orten wie dem Kaffee Burger in Berlin Mitte auf der Bühne und spielt Musik zu Kurzprosa und Lyrik. „Texte an Musik” nennen sie das dann.
In ihrem ersten gemeinsamen Buch allerdings verstecken sich die vier talentierten Nachwuchsautoren hinter der Rolle als Herausgeber einer kritischen Gesamtausgabe der Tagebücher und literarischen Versuche jenes Klaus Luzifer McCoy. Nur so schaffen sie die Distanz, aus der Ironie und Klamauk erst entstehen. Das fängt schon mit der Geschichte an, wie sie die Quellen ihres Buches entdecken: in einer Höhle hinter dem Schließfach Nummer eins im Bahnhof Zoo, wo McCoy die Aufzeichnungen aus seinem mehrere tausend Jahre dauernden Leben auf verschiedenen Kontinenten zurückgelassen hat. Die Auswahl daraus, die die Herausgeber jetzt veröffentlicht haben, ist phasenweise so zugespitzt, so absurd und so voller feiner und auch gar nicht feiner Wortspielereien, dass man eine rechte Freude daran hat.
Dieser McCoy ist offenbar überall dabei gewesen. In Athen führt er ein Streitgespräch mit Sokrates; er freundet sich mit Hunnenkönig Attila an, obwohl der ihm eigentlich den Kopf abschlagen lassen wollte; mit dem Vater Marco Polos bereist er China; den Ureinwohnern Jamaikas bringt er das Kiffen bei, er teilt mit dem Marquis de Sade eine Gefängniszelle in der Bastille und telefoniert mit Adorno. Dass die Autoren beim Nacherzählen dieser Episoden auch noch das jeweilige Genre parodieren - den platonischen Dialog, die Robinsonade, den Briefroman des 18. Jahrhunderts -, rückt die einzelnen Texte noch mehr ins Komische. Doch irgendwie haben sie sich dabei die Zeit falsch eingeteilt. Manchmal springen sie viel zu schnell von einer Episode zur nächsten, wo man es sich ein wenig ausführlicher gewünscht hätte, dann wieder geht es viel zu langsam voran. So etwas wie einen Erzählfaden sucht man vergeblich. Auch McCoys angebliche Obsession für den Fön kann seiner Lebensgeschichte keinen Rahmen geben. Schon mit Sokrates diskutiert er seine Idee vom Haaretrocknen, der nächste Hinweis findet sich achtzig Seiten später und tut eigentlich nichts zur Sache. Am besten, man amüsiert sich einfach über den Wortwitz und die verschwurbelte Sprache, die die Autoren ihrem Pseudonym in den Mund gelegt haben. Ob man sich dafür gleich durch einen ganzen „Abenteuerroman” kämpfen muss, ist eine andere Frage. Kein Wunder, dass McCoy etwas ganz anderes im Sinn hat, als er die vier in der Kneipe „Zum fröhlichen Tübinger” zum ersten Mal anspricht: „Ich will euch nämlich ein Geschäft vorschlagen, Jungs. Das Zeug, das ich schreibe, das braucht die Bühne. Das will performt werden.” Also los!
MARKUS ZEHENTBAUER
K. L. McCOY: Mein Leben als Fön. Piper Verlag, München 2004. 208 S., 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Halt, ruft Rezensent Markus Zehentbauer aus, nichts stimmt, was über das Buch behauptet wird: angefangen beim vermeintlichen Autor McCoy, den es in Wirklichkeit gar nicht gebe, über den irreführenden Titel "Mein Leben als Fön", der nur ein ironischer Verweis auf den Namen des Autorenkollektivs sei, bis hin zur Genrebezeichnung "Abenteuerroman", die mit dem inhaltlichen Programm des Buches nichts gemein habe. Die Bezeichnung Comedy-Veranstaltung kommt dem Inhalt wohl am nächsten, schätzt Zehentbauer. Denn so etwas ähnliches macht das Autoren- und Musikerkollektiv Fön im wirklichen Leben, wie der Rezensent informiert, da spielen sie im Berliner Kaffee Burger und liefern Musik zu Lyrik- und Prosatexten. Diesmal versuchen sie sich als Autoren und vermeintliche Herausgeber der literarischen Versuche von Klaus Luzifer McCoy, der "offenbar überall dabei gewesen" ist, wie Zehentbauer berichtet. Er stritt mit Platon, war mit Hunnenkönig Attila befreundet, traf Marco Polos Vater in China und begegnete dem Marquis de Sade im Gefängnis. Das Schöne an diesen Episoden sei, findet der Rezensent, dass sie auch das jeweilige Genre parodierten: den platonischen Dialog, den Briefroman oder die Robinsade. Sehr "komisch" und sehr "talentiert" findet Zehentbauer das Kollektivwerk, in dem man allerdings vergeblich nach einem roten Faden suchen werde. Er rät den Lesern: sich einfach über den "Wortwitz" amüsieren. Und den Autoren: das Ganze auf der Bühne aufführen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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