Produktdetails
  • Piper Taschenbuch
  • Verlag: Piper
  • Abmessung: 191mm x 120mm x 32mm
  • Gewicht: 466g
  • ISBN-13: 9783492112406
  • ISBN-10: 3492112404
  • Artikelnr.: 24441168
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als einen der "größten Althistoriker des 20. Jahrhunderts" würdigt Rezensent Stefan Rebenich den "neuseeländischen Tacitus" Ronald Syme, dessen erstmals 1939 erschienenes Werk "Die Römische Revolution" nun in einer "mustergültige Neuausgabe" vorliegt. Wie Rebenich ausführt, untersucht Syme darin den Aufstieg der Eliten aus den Städten Italiens in den Kreis der imperialen Aristokratie, wobei die politischen, gesellschaftlichen und ideologischen Grundlagen der Ordnung, die Augustus errichtete, im Mittelpunkt stehen. Eingehend klärt Rebenich die Vorzüge von Symes Werk: die Orientierung an Tacitus, die Überzeugung, Geschichte "sina ira et studio" zu schreiben, seine literarische Brillanz sowie seine Abneigung gegen die graue Theorie und seine Vorliebe, Geschichte vornehmlich als Personengeschichte zu verstehen. Diese Qualitäten machen "Die Römische Revolution" für Rebenich nicht nur zu einem "klassischen Werk der Altertumswissenschaft", sondern auch zu einem "Klassiker der Historiographie". Die vorliegende Ausgabe basiert nach seinen Angaben auf einer "gründlichen Revision" der deutschen Übertragung von 1957. Zu seiner Freude wurde für die Neuausgabe Werner Dahlheims "glänzende Würdigung des Werkes" aus der Taschenbuchausgabe von 1992 übernommen und um einen "brillanten Essay" von Uwe Walther über die "Römische Revolution und die Sprache des Historikers" erweitert.

© Perlentaucher Medien GmbH
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literaturtest.de
Klassiker in Neuauflage
Dieses Buch ist gleich in mehrerlei Hinsicht eine wahre Freude: Es ist ein Klassiker der Geschichtsschreibung, der nun durch die Neuauflage einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird. Es liefert ein plastisches Bild Roms in den Jahren 60 v. Chr. bis 14 n. Chr., und es charakterisiert gleichermaßen die Entstehungszeit des Werkes, Ende der 30er Jahre. Es ist nicht zuletzt ein Band, den man gern in die Hand nimmt, der schön gestaltet, gesetzt und gedruckt wurde. Er atmet sozusagen klassische Bildung und ist doch modern in seinem wissenschaftlichen Anspruch.
Kritisch und nachsichtig
Gleich im Vorwort legt Syme seine Intentionen offen: Eher kritisch sei sein Werk gegenüber Augustus, eher nachsichtig gegenüber Caesar und Antonius. Grund dafür sind die Autoren, auf die sich Syme in der Hauptsache stützt: Sallust, Pollio und Tacitus. Die Herausgeber der Neuauflage sprechen von einer "fesselnden Synthese aus personengeschichtlicher Darstellung und moralischem Urteil". Der Autor, Sir Ronald Syme (1903-1989), hatte es als neuseeländischer Außenseiter in die Elite des akademischen Betriebs geschafft. So genoss er lebenslanges Gastrecht am Wolfson College in Oxford. Er war ein überaus produktiver Schreiber mit literarischem Anspruch und wurde mit Ehrungen überhäuft. Sein großes Vorbild ist Tacitus, dem er interessanterweise eine ländliche Herkunft andichtete, für die es keinen Beleg gibt. Vielleicht wollte Syme sein Alter ego werden.
Ein Buch für alle
Nachgerade berühmt gemacht hat Syme Die Römische Revolution. Mit diesem Werk hat er Maßstäbe in der Geschichtsschreibung gesetzt, und er vermochte es, ein breiteres Publikum vor allem im angloamerikanischen Raum zu begeistern. Den Herausgebern, die das Buch sehr leserfreundlich in einen Hauptteil und einen fast 200 Seiten langen Anmerkungsapparat geteilt haben, ist der Enthusiasmus für den Stoff anzumerken. Die Kritiker sind sämtlich begeistert. Bleibt zu hoffen, dass das Werk nun auch viele Leser finden wird.
(Mathias Voigt)
»Ein geniales Buch« (Manfred Fuhrmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

»Ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung und Literatur« (Karl Christ, Marburg)

»Die beste erzählerische Darstellung des Untergangs der römischen Republik« (Peter Brunt, Oxford)

»Ronald Syme ist der Kaiser der römischen Geschichtsschreibung« (Fergus Miller, Oxford)

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2003

Der neuseeländische Tacitus
Zum 100. Geburtstag von Ronald Syme: Eine deutsche Neuausgabe seines Klassikers „Die Römische Revolution”
Vor einhundert Jahren, am 11. März 1903, wurde auf einer nördlichen Insel Neuseelands Ronald Syme geboren. Wer war dieser Mann? Einer der größten Althistoriker des 20. Jahrhunderts. Syme stellte in einem guten Dutzend Bücher und zahlreichen Aufsätzen die Wissenschaft vom römischen Altertum auf eine neue Grundlage. Seine Bedeutung ist am ehesten mit der Theodor Mommsens zu vergleichen, dem Titan der Altertumsforschung des 19. Jahrhunderts, dessen hundertster Todestag in diesem Jahr begangen wird. Wollte Mommsen mit Hilfe des von ihm selbst geschaffenen Römischen Staatsrechts zum überzeitlichen Kern der eintausendjährigen Geschichte Roms vordringen, so machte Syme die aristokratischen Familien zum Träger der römischen Geschichte. Sein Credo lautete: „Oligarchy is the supreme, central, and enduring theme in Roman history.”
Aus seiner Abneigung gegen den verfassungsgeschichtlichen Diskurs über den römischen Prinzipat hat Syme nie ein Hehl gemacht. Von dem „legalistic approach” in der Tradition Mommsens wollte er nichts wissen. Seine Aufmerksamkeit galt den politischen, gesellschaftlichen und ideologischen Grundlagen der dauerhaften Ordnung, die Augustus errichtete. Schon in seinem ersten großen Werk, der „Roman Revolution”, das der 36jährige am 7. September 1939 veröffentlichte, hatte Syme den Aufstieg der Eliten aus den Städten Italiens in den Kreis der imperialen Aristokratie untersucht. Die „neuen Männer” waren die „sicherste Stütze” der Monokratie des Augustus. In den folgenden Jahrzehnten widmete er sich den provinzialen Führungsschichten und ihrer Integration in die Herrschaftselite des Römischen Reiches. Drei Jahre vor seinem Tod im Jahre 1989 kehrte er an seine Anfänge zurück: Noch einmal befasste er sich mit der „Augustan Aristocracy” und dem Transformationsprozess, der die sich selbst zerfleischende Oligarchie der späten Republik in die politisch machtlose, aber pazifizierte Senatsaristokratie des Prinzipats verwandelte. Die kalte Machtpolitik des Augustus, der die libera res publica liquidierte, setzte der blutigen Anarchie der ausgehenden Republik ein Ende.
Sarkastische Schärfe
Symes „Roman Revolution” ist, darin Mommsens „Römischer Geschichte” ähnlich, historiographie engagée. Das Buch erschien wenige Tage nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und hat zahllose Zeitbezüge. Schon die plakativen Kapitelüberschriften sprechen Bände: „Der erste Marsch auf Rom” und „Die Organisierung der öffentlichen Meinung”. Caesars Senat wurde zur „Regierung der nationalen Konzentration”. Und Symes Gegenstand? Ein dux, ein Führer, erobert mit Hilfe seiner treu ergebenen Gefolgsleute die Macht im Staat und ersetzt die alten Eliten durch loyale Parteigänger. Augustus wurde zum skrupellosen Massenmörder, zum Putschisten und zum „Täter” – wie Mussolini, Hitler und Stalin. Der manifeste Widerspruch zwischen Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit in den totalitären Staaten seiner Zeit schärfte Symes Skepsis, die Herrschaft des Augustus mit Hilfe juristischer Kategorien rekonstruieren zu können; ihn interessierten die „agents and ministers of power”.
Symes Werk reflektiert zugleich seine Biographie: die eines akademischen Aufsteigers aus der Peripherie des British Empire. 1925 kam er als Student der Altertumswissenschaften nach Oxford, vier Jahre später war er Fellow und Tutor in Ancient History, 1949 wurde er in der altehrwürdigen Universität zum Professor für Alte Geschichte berufen. Den homines novi aus der Provinz galt das Augenmerk des Historikers, und vergleichend behandelte er die Führungsschichten des römischen Spanien, des hispanischen Weltreiches und des britischen Empire, kurzum: die „Colonial Elites”, denen auch er angehörte.
Syme, der neuseeländische homo novus in Oxford, hatte in Tacitus, dem gallischen Aufsteiger in Rom, seinen kongenialen antiken Kollegen gefunden. Ihm widmete er 1958 sein eigentliches Opus magnum, das Tacitus zum paradigmatischen Repräsentanten der „new imperial aristocracy” aus den westlichen Provinzen erhob. An dem römischen Vorbild übte Syme seinen Stil, denn „men and dynasties pass, but style abides”. Von Tacitus übernahm er moralische Kategorien und sein Programm. Es hieß, Geschichte sine ira et studio zu schreiben. Einer seiner schärfsten Kritiker, Arnaldo Momigliano, gestand neidlos ein, dass „The Roman Revolution” im „taciteischen Stil und mit dem taciteischen Misstrauen gegen die Ansprüche und Taten der Kaiser und ihres Gefolges verfasst” wurde. Syme schrieb das Buch über Augustus, das Tacitus nicht geschrieben hat.
Geschichte war für Syme mehr als eine akademische Disziplin, sie war ihm eine literarische Kunst. Anschaulich und spannend musste der Historiker schreiben, auf sarkastische Schärfe und treffsichere Prägnanz durfte er nicht verzichten. Auch hier drängt sich ein Vergleich mit Mommsen auf: Wie dessen „Römische Geschichte” ist auch Symes „Römische Revolution” nicht nur ein klassisches Werk der Altertumswissenschaft, sondern ein Klassiker der Historiographie. Immer wieder kehrte Syme zu den zentralen Quellen seiner historischen Untersuchungen zurück: den großen Werken der römischen Geschichtsschreibung und ihrem sozialen und politischen Kontext. Zu seiner großen Studie über Tacitus traten Monographien über Sallust, Ovid und die Historia Augusta.
Syme teilte mit Mommsen eine tiefe Abneigung gegen alle Theorie. Über die Bedingungen der Möglichkeit historischer Erkenntnis reflektierte er nicht. „One uses what one has, and there is work to be done”, lautete sein Grundsatz. Sein Interesse galt Personen und ihrem Schicksal, nicht Strukturen. Begriffe wie „Revolution” oder „Klasse” definierte er nicht umständlich. Seine Methode war die Prosopographie, die Personengeschichte, genauer: die Geschichte der Familien und Geschlechter der römischen Republik und Kaiserzeit, ihre Herkunft, Laufbahn und Verwandtschaften. Doch Syme begnügte sich nicht mit der Sammlung von Einzeldaten, sondern spürte familiären Verbindungen, politischen Loyalitäten und regionalen Gemeinsamkeiten nach. So legte er die personalen Netzwerke der Oligarchie offen.
Syme und Deutschland – keine einfache Beziehung. Zunächst verzögerten nationalsozialistische Diktatur und Zweiter Weltkrieg die Rezeption seiner Arbeiten. Aber es waren nicht nur die Widrigkeiten der Zeitläufte, die die deutsche Altertumswissenschaft von Syme fern hielt. Die Abwendung von der durch Mommsen vorgegebenen, staatsrechtlichen Sicht des Prinzipats, der sozial- und politikgeschichtliche Zugriff auf die späte Republik und die Kaiserzeit, die Kritik an der Idealisierung des Augustus und schließlich seine englische Wissenschaftsprosa brachten Syme nur wenige Anhänger in dem Land, das die prosopographische Forschung einst begründet hatte. Noch Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts tadelte kein geringerer als Alfred Heuss seinen Kollegen Geza Alföldy, als dieser nach den Ursachen des Unbehagens fragte, das viele deutsche Althistoriker bei der Beschäftigung mit Symes „Roman Revolution” befiel.
Ungemein wirkmächtig
Doch die deutsche Forschung konnte sich Symes Einfluss auf Dauer nicht entziehen. Während Walter Schmitthenner, der 1958 in Oxford promoviert hatte, auch auf Symes Spuren das traditionelle Augustusbild revidierte, machten Geza Alföldy und Werner Eck die moderne prosopographische Forschung in Deutschland heimisch. Eine Fülle von Untersuchungen widmete sich im Anschluss an Syme den provinzialen Eliten im Imperium Romanum und der Kommunikation der monarchischen Herrschaft durch Texte, Bilder, Monumente und Rituale. Aristokratische Netzwerke wurden in der Gesellschaft der Spätantike und des frühen Mittelalters freigelegt. Auch die Kritik erwies sich als fruchtbar. Christian Meier trug Bedenken gegen Symes These vor, in der späten römischen Republik hätten dauerhafte Parteien oder Gruppierungen existiert, die auf Verwandtschaften und Freundschaften gegründet waren. Jochen Bleicken und Klaus Martin Girardet wollen die Rekonstruktion der rechtlichen Form des augusteischen Prinzipats mit der Analyse seiner machtpolitischen und gesellschaftlichen Bedingungen verbinden. Und Egon Flaig versucht, das römische Kaisertum – gegen Syme und Mommsen – als Akzeptanzsystem zu definieren.
Symes Forschungen zur römischen Geschichte sind ungemein wirkmächtig. Die Auseinandersetzung mit seinem Werk bestimmt nach wie vor die internationale Altertumsforschung. Nachdem die deutsche Übersetzung seiner „Roman Revolution” seit längerem vergriffen war, erscheint jetzt eine mustergültige Neuausgabe. Die Herausgeber haben die alte deutsche Übertragung von 1957 einer gründlichen Revision unterzogen und Werner Dahlheims glänzende Würdigung des Werkes aus der Taschenbuchausgabe von 1992 übernommen. Uwe Walter hat einen brillanten Essay über „Die Römische Revolution und die Sprache des Historikers” beigesteuert. Ein würdiges Geburtstagsgeschenk.
STEFAN REBENICH
RONALD SYME. Die Römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom. Klett- Cotta, Stuttgart 2003. 750 Seiten, 50 Abb., 35 Euro.
Homo novus Syme.
Foto: Klett-Cotta
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Lapidare Beweise sind nun getilgt

Am 7. September 1939 erschien Ronald Symes "Die Römische Revolution". Nur einige wenige Personen, darunter Hermann Strasburger, hatten in Deutschland ein Vorwegexemplar gesehen, das Syme auf einer Reise durch Deutschland in den letzten beiden Augustwochen 1939 bei sich hatte. Zugänglich wurde das Buch hier erst nach dem Zweiten Weltkrieg - und dann nur langsam rezipiert. Zu kraß war die negative Wertung des Machtmenschen Octavian/Augustus, der in Deutschland allzu sehr im milden Licht der augusteischen Dichter Horaz und Vergil gesehen wurde.

Zu komplex auch war für eine schnelle Lektüre das oft verwirrende Personengeflecht, an dem Syme die "Umwandlung von Staat und Gesellschaft in Rom zwischen 60 v. Chr. und 14 n. Chr." erlebbar machte. Und all dies in einer Sprache, die nicht der üblichen wissenschaftlichen Prosa entsprach, die vielmehr in einem sehr bewußten persönlichen Stil kunstvoll gestaltet wurde. Erst 1957 erschien eine Übersetzung der "Roman Revolution" bei Klett, ohne den Anmerkungsapparat und alle weiteren Anhänge, die für das breite Publikum entbehrlich erschienen. Obwohl diese Entscheidung bald als sehr bedauernswert erkannt wurde und auch die Defizite der Übersetzung deutlich hervortraten, blieb dieser Zustand im wesentlichen bis heute erhalten. Nur die Anmerkungen waren der Taschenbuchausgabe von 1992 angefügt worden.

Die hundertste Wiederkehr des Geburtstags von Sir Ronald Syme (geboren am 11. März 1903 in Wellington/Neuseeland, gestorben am 4. Sept. 1989 in Oxford) war jetzt Anlaß für den Verlag Klett-Cotta, eine grundlegend revidierte und erstmals in jeder Hinsicht vollständige Ausgabe der "Römischen Revolution" auf den Markt zu bringen (Ronald Syme: "Die römische Revolution". Machtkämpfe im antiken Rom. Grundlegend revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe. Aus dem Englischen von Friedrich Wilhelm Eschweiler und Hans Georg Degen. Herausgegeben von Christoph Selzer und Uwe Walter. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003. VIII, 769 S., 42 Abb., 2 Karten, geb., 35,- [Euro]). Auf der Basis der alten Übersetzung wurde der Text gründlich durchgesehen und an zahllosen Stellen verbessert, ja zum ersten Mal an nicht wenigen Stellen überhaupt erst verständlich gemacht. Wenn in der alten Übersetzung ein "inschriftliches Zeugnis" ("lapidary evidence") zum "lapidaren Beweis" wurde oder die Aussage "zahlreiche Suffektkonsuln einsetzen" ("appointing numerous suffect consuls") zu "ersetzten auch viele ausgeschiedene Konsuln" mutiert, dann verstand selbst der informierte Leser den Sinn nicht mehr. An anderen Stellen fehlten ganze Sätze, Lukrez durfte sogar unter Augustus "ein phantastisches Gedicht zur Feier der vorherbestimmten Harmonie" schreiben; der Anachronismus der imaginären Symeschen Aussage war von den ersten Übersetzern nicht erkannt worden.

Die Herausgeber dieser Neuedition haben sich erfolgreich bemüht, die zahlreichen Unvollkommenheiten der ersten Übersetzung aufzuspüren, Falsches richtigzustellen und Schiefheiten durch zutreffende Ausdrucksweisen zu ersetzen. Auch der Stil hat dadurch an nicht wenigen Stellen entscheidend gewonnen. Vor allem aber schließt die neue Ausgabe erstmals vollständig die revidierten Anmerkungen sowie die Stammtafeln der wichtigsten Familien der Revolutionszeit ein; sogar die Bibliographie von 1939 ist integriert, also eine wahrlich historische Ausgabe. Völlig neu ist auch die Ausstattung des Buches mit zweiundvierzig Photos, insbesondere von historisch aussagefähigen Münzen, um die "Macht der Bilder" für die Epoche zu erschließen. Syme hätte gegen die Abbildungen vielleicht keine Einwände erhoben, die optische Dimension jedoch kaum für notwendig angesehen. Zu sehr vertraute er als Historiker auf das geschriebene und gesprochene Wort als Gestalter und Vermittler von Geschichte. Die Aussage dieser Bilder aber ist gerade nicht der kritischen Distanz des Historikers Syme ausgesetzt worden, wie sonst alle anderen - schriftlichen - Quellen.

Die Wirkung von Symes "Roman Revolution" beruhte und beruht noch heute darauf, daß er den antiken Quellen nicht direkt folgte, sondern aus ihnen erzählend neue Bilder schuf, in einer Sprache, die unmittelbar zupackend und dennoch ironisch doppelbödig und distanziert war. Die Geschichte der Zeit entstand so erst durch Symes sprachliche Gestaltung in neuer Form, ein Phänomen, auf das Uwe Walter in seinem abschließenden Essay verweist. Auch der Vergleich zu Mommsens "Römischer Geschichte" wurde und wird hier zu Recht erneut gezogen. Ebenso wird mit Nachdruck darauf verwiesen, wie tiefgreifend die Einsicht in die politischen und gesellschaftlichen Systeme des Europas der dreißiger Jahre und ihre Sprache das Bild der sterbenden Republik bis hinein in die einzelne Wortwahl der "Roman Revolution" gestaltete - das Bild der Kämpfe der Machthaber und des Triumphs des skrupellosesten unter ihnen.

Syme war im engeren Sinn kein politischer Mensch, aber wenige haben damals in England die politische Welt Europas und der Sowjetunion desillusionierter gesehen als Syme, wie seine "Roman Revolution" auch heute noch auf jeder Seite erkennen läßt. Als Syme 1939 in den letzten Augusttagen von Deutschland nach London zurückflog, sah er auf dem Frankfurter Flughafen die endlosen Reihen der deutschen Kampfflugzeuge bereitgestellt. Daß Europa nunmehr eine ganz andere Revolution bevorstand, blieb dem Verfasser der "Römischen Revolution" nicht verborgen. Seinem nun in neuer Gestalt wieder zugänglichen und immer noch frisch wirkenden Hauptwerk wünscht man eine zahlreiche Leserschaft.

WERNER ECK

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