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Während eines flirrenden Sommers in den Stockholmer Schären kommtes zu einer Romanze zwischen Lydia Stille und dem angehenden Lehrer Arvid Stjärnblom. Arvid befürchtet, nicht reif für eine Ehe zu sein, ganz abgesehen davon, dass er von seinem Gehalt noch keine Familie versorgen könnte, doch Lydia glaubt an ihn und ist bereit zu warten. Erst als es schon zu spät ist, fragt er Lydia, ob sie seine Geliebte werden will. Ihr fehlt der Mut zum Bruch mit den bürgerlichen Konventionen, und sie verlobt sich stattdessen mit einem Mann, der ihr finanzielle Sicherheit bieten kann. Zehn Jahre später, auch…mehr

Produktbeschreibung
Während eines flirrenden Sommers in den Stockholmer Schären kommtes zu einer Romanze zwischen Lydia Stille und dem angehenden Lehrer Arvid Stjärnblom. Arvid befürchtet, nicht reif für eine Ehe zu sein, ganz abgesehen davon, dass er von seinem Gehalt noch keine Familie versorgen könnte, doch Lydia glaubt an ihn und ist bereit zu warten. Erst als es schon zu spät ist, fragt er Lydia, ob sie seine Geliebte werden will. Ihr fehlt der Mut zum Bruch mit den bürgerlichen Konventionen, und sie verlobt sich stattdessen mit einem Mann, der ihr finanzielle Sicherheit bieten kann. Zehn Jahre später, auch Arvid hat längst eine Familie gegründet, begegnet ihm Lydia wieder.
Autorenporträt
Hjalmar Söderberg (1869 - 1941) wurde in eine Stockholmer Beamtenfamilie geboren und arbeitete als Journalist. Ab 1895 veröffentlichte er Romane und Erzählungen, deren pikanter moralischer Inhalt ihn zum Enfant terrible der Gesellschaft machte. Er übersetzte Heine und Maupassant ins Schwedische. Mit seinen Artikeln engagierte er sich gegen den aufkommenden Faschismus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2008

Das stille Unglück
Hjalmar Söderbergs Roman „Das ernsthafte Spiel”
Ehebruchsromane aus dem 19. Jahrhundert faszinieren noch heute, wenngleich verfilmt eher denn gedruckt. Die Begeisterung für diese Liebesgeschichten mit melodramatischem Ausgang übersieht jedoch jene Romane, die um die Jahrhundertwende entstanden, die den Ehebruch entweder gar nicht zustande kommen lassen oder die Leidenschaft nicht in die Katastrophe führen, die der Leser so gerne miterlebt. Dieser modernere Typus von Roman entsteht zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei Eduard von Keyserling, Herman Bang, der polnischen Autorin Gabriela Zapolska als Gegenentwurf zur hochdramatischen, unrealistischen Ehekatastrophe; zu ihm gehört der 1912 erschienene Roman „Das ernsthafte Spiel” von Hjalmar Söderberg.
Lydia und ihr Freund Arvid, blutjung und mit der Liebe unerfahren, ahnen zunächst nicht, welche Leidenschaft sie aneinander bindet. Beide heiraten andere Partner, er eine Frau, die er sogar liebt, sie einen Militär, der ihr nicht viel Vergnügen bereitet. Erst nach der verfehlten Eheschließung treffen sie sich wieder, um ihre Leidenschaft nun, gegen alle Sitte und Vernunft, fast öffentlich zu leben. Schließlich aber kapituliert ihr Übermut doch vor den vielen Hindernissen; erschöpft geben sie das Rennen nach dem Glück auf und gehen auseinander, ohne Aufschrei, ohne Katastrophe.
In diesem Roman sind die Hindernisse wichtiger als die Liebe. Thema ist nicht die dramatische Leidenschaft, sondern alles, was sie trägt, die Seelenlandschaft der Betroffenen, die menschlichen Verhältnisse, die sie umgeben, das Bewusstsein, das diese Verhältnisse zum Gefängnis macht. Der dramatische Schwung der Leidenschaft wird aufgehalten durch Genrebilder, die das bürgerliche Leben analysieren in all seiner Alltäglichkeit; in ihr geht die Liebe so allmählich unter, dass es der Leser kaum spürt.
Diese Milieustudien, in die Tragik nur als feines Muster eingezeichnet ist, gelten als die eigentliche Kunst Söderbergs, doch bereiten sie dem Verständnis des heutigen Lesers einige Schwierigkeit. Das Zögern der jungen Frau etwa, ein Bekenntnis ihrer Liebe abzugeben, ihre Angst vor der unehelichen Schwangerschaft, ihre Ibsensche Aufbruchstimmung, die Unsicherheit des Mannes im Umgang mit der weiblichen Zurückhaltung klingen im Zeitalter des frühreifen Geschlechtsverkehrs romantisch und antiquiert. Gerade diese scheinbar überholten Probleme aber waren damals die revolutionären Themen des Romans. Sie sind nicht nur ästhetisch reizvoller, sondern auch historisch bedeutender als die fingierte Leidenschaft des Ehebruchsromans. HANNLORE SCHLAFFER
HJALMAR SÖDERBERG: Das ernsthafte Spiel. Roman. Aus dem Schwedischen von Verena Reichel. Mit einem Nachwort von Jan Arnald. Piper Verlag, München 2007. 297 Seiten, 18 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2008

Leidig Poetentum

Das ist der Zauber: ein flüchtiger, von Licht durchfluteter Augenblick weit draußen in den Schären. Und eine sternenklare Nacht. Doch Arvid lässt die Gelegenheit verstreichen. Er wagt es nicht, sich schon jetzt, als blutjunger Mann, auf eine solche Frau und solche Liebe einzulassen. Dazu Lydias Hingabe: "Ich kann warten." Der erfahrene Leser ahnt: Das kann nicht mehr gutgehen. Schon weil auch Lydia Geborgenheit und ein Heim sucht, erotische Bedürfnisse hat. Und weil es Hjalmar Söderberg ist, der diesen schnörkellosen, in seiner Qualität recht wechselhaften Roman im Todesjahr Strindbergs veröffentlichte: ein Autor des Fin de Siècle, der bürgerlich verstockten Zeitgenossen spätestens seit seinem "Doktor Glas" als unmoralisch galt und sich zunehmend vom literarischen wie tatsächlichen Leben entfremdete. Es ist dies gewissermaßen ein illusionsloses, an Stockholms keusche Gesellschaft gerichtetes Postskriptum zu Söderbergs Debüt "Verirrungen". Der Abschied gilt gleichermaßen der Belletristik wie dem Glauben an die Liebe. Die beiden Helden werden sich wiedersehen, zu lieben versuchen. Sie wird mutiger, vielleicht freier sein als er. Und das wird es gewesen sein. Ein fast grausam stilles Buch. Denn der Glaube an das Unbeschwerte, an das Glück und sich selbst: all das ist für Arvid längst vorüber. "Wenn du kein Dichter sein willst. Was wärst du eigentlich dann am liebsten?", fragt ihn Lydia schließlich. Und Arvid, Söderbergs Alter Ego, antwortet: "Ich wäre gern die ,Weltseele'. Wäre gern der, welcher alles weiß und alles versteht." Da kann man wohl wirklich nichts machen. Wir sind untröstlich. (Hjalmar Söderberg: "Das ernsthafte Spiel". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel. Piper Verlag, München 2007. 297 S., geb., 18,- [Euro].) math

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Um die Jahrhundertwende entstanden einige Romane, in denen eine gesellschaftlich verbotene Liebe zwar im Mittelpunkt steht, dann aber nicht in einem dramatischen Ehebruch endet, sondern leise versickert, informiert Hannelore Schlaffer. Den Protagonisten dieser Richtung, Eduard von Keyserling, Herman Bang und Gabriela Zapolska rechnet Hannelore Schlaffer eben auch den schwedischen Schriftsteller Hjalmar Söderberg zu. Lydia und Arvid verlieben sich, heiraten aber jeweils einen anderen, um sich erst später zur gegenseitigen Liebe zu bekennen. Sie kommen aber nie zusammen sondern fügen sich schließlich erschöpft in die Verhältnisse. Sehr modern findet Schlaffer das, und auch "ästhetisch reizvoller" als die laute Ehebruch-Variante. Bei der ganzen Subtilität müsse der Leser aber einiges historisches Verständnis mitbringen. Die Zweifel und Unsicherheit der Figuren, sich zu ihrer Leidenschaft zu bekennen, erscheine nur heute antiquiert, verhandelte damals aber in "revolutionärer" Weise hochaktuelle Themen.

© Perlentaucher Medien GmbH