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Eine, höchstens zwei Wochen hofft Jakob Winter für diesen Auftrag zu brauchen. Dann will er seiner Familie in den Sommerurlaub folgen. Doch die Begegnung mit der rätselhaften Lilly führt ihn an die Abgründe seiner Existenz. Eigentlich ist die Werbekampagne für Jakob Winter bloße Routine. Doch sein Auftraggeber Sebastian Korff verhält sich während des ersten Termins merkwürdig vertraulich, er scheint Winter zu kennen. Auch Korffs junge, schweigsame Assistentin Lilly irritiert ihn. Ihre Haare fallen ihr wirr und schwarz ins blasse Gesicht, und es kommt ihm vor, als beobachte sie ihn. Es geht…mehr

Produktbeschreibung
Eine, höchstens zwei Wochen hofft Jakob Winter für diesen Auftrag zu brauchen. Dann will er seiner Familie in den Sommerurlaub folgen. Doch die Begegnung mit der rätselhaften Lilly führt ihn an die Abgründe seiner Existenz. Eigentlich ist die Werbekampagne für Jakob Winter bloße Routine. Doch sein Auftraggeber Sebastian Korff verhält sich während des ersten Termins merkwürdig vertraulich, er scheint Winter zu kennen. Auch Korffs junge, schweigsame Assistentin Lilly irritiert ihn. Ihre Haare fallen ihr wirr und schwarz ins blasse Gesicht, und es kommt ihm vor, als beobachte sie ihn. Es geht eine Faszination von ihr aus, der sich Winter nicht entziehen kann. Als er den beiden abends in einem Restaurant wiederbegegnet, will Winter noch an einen Zufall glauben. Aber dann spielt Lilly ihm eine Videocassette zu, die ihn in eine längst verdrängte Vergangenheit zurückführt: Während er die rätselhaft verstörenden Bilder in sich aufnimmt, beginnt Winter zu spüren, daß seine Geschichte untrennbar mit Lillys Schicksal verbunden ist. Wie einen Fiebertraum erlebt Stefan Beuses Held die Ereignisse dieser sieben Tage. Wahn und Wirklichkeit schieben sich übereinander, und Begierde und Abenteuerlust gerinnen bald zu existentieller Angst.
Autorenporträt
Stefan Beuse, 1967 in Münster geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie in Hamburg. Für seine Romane und Erzählungen wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb sowie zweimal mit einem Literaturförderpreis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2002

Rätselhafte Lilly
Flirrende Verwesung: Stefan Beuses Thriller aus der Werbewelt

Die Nacht der Könige, das ist die dunkle Mitte im Leben des Werbegrafikers Winter, die Nacht, an die er sich nicht erinnern kann, von der er aber ahnt, daß sie der Punkt sein könnte, von dem aus sein Leben bedroht ist. "Die Nacht der Könige" heißt denn auch der neue Roman von Stefan Beuse, der bislang vor allem Kurzgeschichten und den Roman "Kometen" vorgelegt hat. Grob umrissen ist das neue Buch ein Psychothriller, angesiedelt im schicken Milieu von Agenturen, von Designern und freien Unternehmern, angereichert mit ein bißchen Satanismus und mit ein paar irritierenden Einblicken in die Regeln der Survival-of-the-fittest-Seminare, wo für teures Geld und - wenn man dem Roman Glauben schenken darf - auch mit drastischen Mitteln der Wolf im Manne hervorgelockt wird, um die Teilnehmer für den Alltag im neoliberalen Dschungel zu stählen.

Ein Stück Zeitgeistprosa? Ein wenig zu spät, um noch vom vergangenen Hype der Wall-Street-Haie und ihrer Epigonen zu zehren, aber immer noch früh genug, um an dem Unwohlsein zu partizipieren, das nach der Baisse zurückgeblieben ist? Man muß solche Fragen nicht stellen, man kann sich einfach auch zurücklehnen und diesen Roman von Anfang bis Ende wegschmökern - ohne auf Bedeutsamkeit zu achten. Stefan Beuse will nicht die Psyche eines Karrieristen ausloten, so wie Georg M. Oswald in "Alles was zählt". Es handelt sich auch nicht um einen weiteren Versuch, den Exzessen von Bret Easton Ellis hinterherzuschreiben. Dafür ist "Die Nacht der Könige" zu bieder angelegt, dazu sind die Charaktere und das Milieu zu schablonenhaft ausgeführt. Aber man folgt den Figuren nicht ungern in das ausgelegte Netz, in dem sich ein Enddreißiger verfangen wird, kaum daß eine Woche Freiheit von der Familie ihm dazu die Gelegenheit gibt.

Im Kern handelt der Roman von der Wiederkehr des Verdrängten im Leben eines Mannes, der sich seine Welt schön und komfortabel eingerichtet hat, der mit Frau und Kind ein ruhiges Leben führt und eher entspannte Beziehungen zu seinen Arbeitskollegen und Auftraggebern unterhält. Bei einem Termin, bei dem es um eine Werbekampagne mit siebenstelligem Etat geht, trifft er auf einen Industriellen und auf dessen Assistentin Lilly, die ihn beide unklar an etwas erinnern. Und so vergeht nach diesem ersten Treffen noch kein ganzer Tag - schon findet Winter sich auf einer Rutschbahn, auf der es für ihn kein Halten mehr zu geben scheint. Daran ist vor allem Lilly beteiligt, die ihn um so mehr anzieht, je mehr Rätsel sie ihm aufgibt.

Winter findet rätselhafte Hinweise auf mysteriöse Vorgänge und möglicherweise weit zurückliegende Verbrechen - genauer gesagt: Er wird darauf gestoßen und folgt ihnen nur zu bereitwillig. Kryptische Informationen und eindeutig-zweideutige Zeichen warten nur darauf, entschlüsselt zu werden; Leistungsdruck, Paranoia und Panik fördern immer schneller wechselnde Einschätzungen von Bedrohungen hervor. Winter verliert in der Gegenwart den Boden unter den Füßen und lernt gleichzeitig etwas über sein früheres Ego. Er läßt sich mit einer Frau ein, an der er sich möglicherweise vor Jahren einmal vergangen hat; er gerät zu oft in die Nähe von Ermordeten und findet sich schließlich haltlos und mit Gedächtnislücken als ferngesteuertes Instrument eines fremden Willens wieder. Ein Horrortrip von sieben Tagen, in denen die Vergangenheit von einer Handvoll Menschen auflebt wie ein Gespenst, um dann vollständig ausradiert zu werden.

"Tu, was du willst" lautet sinngemäß eine jener bekannteren Regeln von Alistair Crowley, die in diesem Roman einige der Protagonisten zu beflügeln scheinen - aber was soll man tun, wenn man nicht mehr weiß, was man wollen soll? "Die Nacht der Könige" bietet spannenden Lesestoff genug für einen Abend im Sessel oder für einen Tag am Strand. Das ist nicht wenig - und es wäre kleinlich, an einzelnen Sätzen allzusehr herumzukritteln - auch wenn eine Formulierung wie "Verwesung flirrte über dem Asphalt" ziemlich rätselhaft bleibt. Man kann sich dieses Königsdrama ohne weiteres auch als Vorlage für einen besseren TV-Krimi vorstellen. Auch das spricht nicht notwendig gegen den Roman.

MICHAEL SCHMITT.

Stefan Beuse: "Die Nacht der Könige". Roman. Piper Verlag, München und Zürich 2002. 224 S., geb., 17,90 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Michael Schmitt räumt zunächst auf mit Vorstellungen darüber, was dieses Buch sein könnte und empfiehlt es sich zu entspannen um den Roman einfach "von Anfang bis Ende" wegzuschmökern. Er schätzt das zeitgeistgewürzte, spannende Buch aus der Werbeagenturenwelt als beste Unterhaltung, und möchte an kleinen Schwächen gar nicht herumnörgeln. Sieben Tage dauert der "Horrortrip", der das wohlgestaltete und geordnete Leben eines Grafikers verunsichert bis zur Bodenlosigkeit, schreibt Schmitt. Die "Wiederkehr des Verdrängten" gestalte sich so unausweichlich wie mysteriös und bedrohlich. Auch das einigen Protagonisten, sowie Satanisten, nahestehende Motto "Tu was Du willst", ist in desperaten Situationen völliger Orientierungslosigkeit nur noch wenig hilfreich, wie Schmitt abschließend zu diesem "Königsdrama" bemerkt.

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