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"Der Flick-Konzern steht wie kein anderes Unternehmen für die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und NS-Regime. Sein Wachstum wurde während des Dritten Reiches von kaum einem Unternehmen übertroffen. Er profitierte in großem Ausmaß von "Arisierungen", war einer der bedeutendsten Rüstungsproduzenten und beschäftigte zehntausende Zwangsarbeiter. Die Führungsfiguren des Konzerns wurden dafür vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg zur Verantwortung gezogen und verurteilt. Die Autoren legen die ökonomische Strategie dieses Unternehmens offen, analysieren seine internen Strukturen und…mehr

Produktbeschreibung
"Der Flick-Konzern steht wie kein anderes Unternehmen für die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und NS-Regime. Sein Wachstum wurde während des Dritten Reiches von kaum einem Unternehmen übertroffen. Er profitierte in großem Ausmaß von "Arisierungen", war einer der bedeutendsten Rüstungsproduzenten und beschäftigte zehntausende Zwangsarbeiter. Die Führungsfiguren des Konzerns wurden dafür vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg zur Verantwortung gezogen und verurteilt. Die Autoren legen die ökonomische Strategie dieses Unternehmens offen, analysieren seine internen Strukturen und Lobbyingmethoden und können so zeigen, wie und warum der Flick-Konzern zu einem engen Partner des NS-Regimes wurde. Ein Editionsteil mit 47 Dokumenten ergänzt die Konzerngeschichte." "Es ist das Verdienst der Autoren, dass sie keinen Zweifel an der Verstrickung und persönlichen Verantwortung Friedrich Flicks lassen und das schonungslose Bild eines Konzernherren zeichnen, der bereitwillig mitden Nationalsozialisten kooperierte, um sein Unternehmen und seine Macht auszubauen." "Eine sehr materialreiche Studie auf hohem Reflexionsniveau." Christopher Kopper, Die Zeit 17.07.2008, Nr. 30 "Das Verdienst des Autorengespanns Johannes Bähr, Axel Drecoll, Bernhard Gotto, Kim C. Priemel und Harald Wixforth liegt allerdings darin, nun eine Vielzahl neuer Mosaiksteine zur Geschichte des Flick-Konzerns im Dritten Reich zusammengetragen zu haben." "Selten wurde eine Unternehmensgeschiche in der Zeit des Nationalsozialismus so genau aufgearbeitet. ... Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat hier eine Dokumentation vorgelegt, die Pflichtlektüre für alle Verantwortlichen in Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft werden sollte." www.ihre-Stiftung.de
Autorenporträt
Johannes Bähr, geboren 1956, ist Privatdozent für Wirtschaftsgeschichte an der Freien Universität Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.07.2008

Immer den richtigen Riecher
Wie der unbeirrbare Friedrich Flick mit der NS-Führung kollaborierte und dabei gute Geschäfte machte
Als alles zu Ende war, hat Friedrich Flick sich als Opfer geriert. Etwas verkürzt formuliert, lautete seine Argumentation bei den Nürnberger Prozessen: Er sei von den Nazis gezwungen worden, Profit zu machen. Von 1933 bis 1943 war das Vermögen seines Konzerns von rund 225 Millionen auf 950 Millionen Reichsmark angewachsen.
Das Streben nach Profit und Macht ist für Unternehmenshistoriker ein entscheidendes Moment. Während andere Publizisten das Tun deutscher Unternehmen in der NS-Zeit vom moralischen Standpunkt anprangern, untersuchen Unternehmensgeschichtler die Eigenlogik des Profitstrebens. So ergab sich etwa, dass das Haus Bertelsmann braune Literatur gern publizierte, weil sie einträglich war, nicht unbedingt deshalb, weil der Verleger ein überzeugter Nationalsozialist gewesen wäre. Das gleiche gilt für Friedrich Flick, dem die fünf Historiker, die im Auftrag des Münchner Instituts für Zeitgeschichte die Geschichte seines Unternehmens im Dritten Reich schrieben, den ehrlichen Glauben an den Nationalsozialismus nicht nachweisen können: Die Quellenlage gebe dergleichen nicht her. Das Buch über den Flickkonzern hat ein Enkel, der Kunstsammler Friedrich Christian Flick, finanziert. Auf eine Danksagung hat er verzichtet. Die Studie ist ausgezeichnet, penibel recherchiert und für einen Leser, der auch unterhalten werden will, bis zum Überdruss umfassend.
Friedrich Flick, der Selfmademan, hatte immer den richtigen Riecher. In den zwanziger Jahren reüssierte er als Stahlproduzent. In der Weltwirtschaftskrise kaufte er nicht wahllos Unternehmen zusammen, sondern beschränkte sich darauf, das Kerngeschäft auszubauen. Im Herbst 1933, da hatte er schon etliche Hitlerbüsten versenden lassen, biederte er sich bei den neuen Machthabern mit einer „Informationskampagne” an: Sein Konzern füge sich besser in die rüstungswirtschaftlichen Planungen als die Ruhrindustrie. Er stand auf bestem Fuß mit Hjalmar Schacht, dem Wirtschaftsminister und Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft, und mit Paul Pleiger, dem Leiter des Heereswaffenamts. Göring und Himmler wusste er zu nehmen. Die NSDAP bedachte er großzügig mit Zuwendungen. Er betrieb politische „Landschaftspflege”, wie sein Sohn Friedrich Karl es später tun sollte, nur dass der Vater im Dritten Reich wusste, auf welche Partei es einzig ankam.
Der 1882 geborene Bauernsohn Friedrich Flick dachte bäuerlich solide: Man kann nur verarbeiten, was man hat. Im Zweiten Weltkrieg sollte es ihm zugute kommen, dass er von Anfang an Wert darauf gelegt hatte, von Rohstofflieferanten möglichst unabhängig zu sein. Aus den „Arisierungen” zog er nicht bloß seinen Nutzen, er ließ auch – als Hilfestellung für die Politik – ein entsprechendes Gesetz entwerfen, das auf die Enteignung des großen Konkurrenten Ignaz Petschek zielte. Als den endgültigen unternehmerischen Sündenfall beschreibt Bernhard Gotto Flicks Argument, der Ignaz-Petschek-Konzern dürfe nur solchen Unternehmen zufallen, „deren Interesse aus nationalsozialistischen Gesichtspunkten zu begründen ist”. Gotto kommentiert: „Weil das Eigentumsrecht wie kein anderes Rechtsgut das Fundament des kaufmännischen Handelns bildet”, erweise diese Anpassung ans nationalsozialistische Denken die vollständige Abkehr vom genuin unternehmerischen Kalkül. „Von den Arisierungen”, stellt Axel Drecoll fest, „profitierte der Konzern quantitativ wie kein anderes privates Unternehmen.”
Solche Dinge sind es, aus denen die Unternehmenshistoriker ableiten, dass Friedrich Flick sich schuldig machte. Seine Entscheidung, unter dem brutalen deutschen Besatzungsregime in Lothringen eine Firma zu leiten, schreibt Johannes Bähr, machte ihn „zum Komplizen dieser Politik”. Dass die Konzernspitze über die grausame Ausbeutung der Zwangsarbeiter in Flicks Betrieben im Bilde war, zeigt Axel Drecoll.
Drecoll scheint dennoch zu bezweifeln, dass Flick es mehr als andere, weniger potente Industrielle verdiente, 1947 in Nürnberg vor Gericht gestellt zu werden. Dies nicht ohne weiteres einleuchtende Urteil mag sich daraus ergeben, dass der Autor das Kapitel über den Prozess zum Teil aus Sicht der Akten schreibt, die die Ankläger hinterließen: Der Chefankläger Telford Taylor habe die Auswahl der Hauptschuldigen als wichtigsten Teil des Prozesses bezeichnet, sei sich also, so muss der Leser schließen, seiner Sache nicht ganz sicher gewesen. Die Ankläger, so Drecoll, hätten „die ideologische und institutionelle Nähe der Flick-Manager zum Regime” überschätzt. Dieses Urteil nimmt auch deshalb wunder, weil Flick noch 1944 so agierte, als werde das Dritte Reich den Krieg gewinnen.
Das Buch lässt keinen Zweifel daran, dass Flick mit der NS-Führung aufs übelste kollaborierte. Freilich, so Gotto, sei seine Systemnähe seit 1945 meist etwas verzerrt dargestellt worden: Seine guten Kontakte hätten ihm weniger konkrete Vorteile eingetragen, als ein für den Konzern günstiges Klima geschaffen. Von ethischer Warte betrachtet, ist der Unterschied nicht sehr bedeutend; für Unternehmenshistoriker ist er jedoch wichtig.
1947 solidarisierte sich die deutsche Wirtschaft mit Flick. Der Konzernherr und seine Manager stilisierten sich zu unschuldig Verfolgten. Letztlich hatten sie damit Erfolg: Als Flick 1950 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, kam man ihm allseits zu Hilfe. Kim C. Priemel beschreibt, wie die bayerische Staatsregierung ihm – gegen Widerstand im Kabinett – sogar zwanzig Millionen Mark zuschanzte. 1963 erhielt der verurteilte Kriegsverbrecher Flick, worauf er seit Jahren erpicht war: das große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. FRANZISKA AUGSTEIN
JOHANNES BÄHR, AXEL DRECOLL, BERNHARD GOTTO, KIM C. PRIEMEL, HARALD WIXFORTH: Der Flick-Konzern im Dritten Reich. R. Oldenbourg Verlag, München 2008. 1018 Seiten, 64,80 Euro.
Im ersten Nürnberger Industriellen-Prozess wurde der Unternehmer Friedrich Flick 1947 durch einen amerikanischen Militärgerichtshof zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Er kam allerdings schon nach drei Jahren wieder frei. 1963 erhielt er sogar das große Bundesverdienstkreuz. SZ-Foto
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2009

Bedenkenloser Netzwerker
Friedrich Flick und sein expandierender Konzern in der Zeit des Nationalsozialismus

Friedrich Flick, 1883 geboren, machte dreimal Karriere. Vom Vorstandsmitglied eines kleinen Siegerländer Hüttenwerks 1915 brachte er es in der Weimarer Zeit zum Leiter des größten deutschen Konzernverbundes, der Vereinigten Stahlwerke. In der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet er an den Rand des Ruins und entging dem Konkurs, indem er den Eindruck verbreitete, er verkaufe an Franzosen, wenn das Deutsche Reich nicht zugreife - und das Reich kaufte, zu überhöhtem Preis. In der Zeit des Nationalsozialismus expandierte sein Konzern sprunghaft. Anfang 1933 hatte er etwa 13000, zehn Jahre später rund 130000 Beschäftigte. Zugleich stieg seine Rohstahlproduktion von etwa 0,5 auf 2,5 Millionen Tonnen. Flick baute die um die Mitteldeutschen Stahlwerke und die Maxhütte gebildete Unternehmensgruppe zu einem der größten Montankonzerne Europas aus.

Bei Kriegsende waren rund 75 Prozent seines industriellen Besitzes verloren, der überwiegend in der Sowjetischen Besatzungszone lag. Auch im Westen schien mit der Entflechtung und den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen die Erfolgsgeschichte zu Ende. Flick wurde als Profiteur und Mitverantwortlicher des NS-Regimes zu sieben Jahren Haft verurteilt. 1950 entlassen, gelang ihm mit dem Erlös aus dem entflechtungsbedingten Verkauf der Kohlenzechen der erneute Aufstieg zu einem der führenden Großindustriellen und zum reichsten Mann Deutschlands. Nach seinem Tod 1972 folgten Skandale, Prozesse, Erbstreitigkeiten und der Verkauf des Familienkonzerns.

Die publizistische Aufmerksamkeit für Flick eilte der geschichtswissenschaftlichen lange voraus. Das hat sich nun geändert. 2007 veröffentlichte Kim C. Priemel eine voluminöse Geschichte des Konzerns vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Nun hat das Institut für Zeitgeschichte mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine Geschichte des Unternehmens im "Dritten Reich" erarbeitet, ergänzt um eine knappe Darstellung der Vor- und der Nachgeschichte und des Umgangs der Konzernführung mit der NS-Vergangenheit sowie um einen Anhang von rund zweihundert Seiten mit 47 Dokumenten. Weil es kein zentrales Firmenarchiv gibt, haben die Autoren Bestände aus 39 Archiven in fünf Staaten ausgewertet.

Das Ergebnis ist eine interessante, lesenswerte zeit- und unternehmensgeschichtliche Studie, weitgehend aus einem Guss. Darin fragen die Autoren nach den Grundsätzen und Strategien, Motiven und Zielen der Unternehmensführung und nach deren Kontrollstrukturen in der nationalsozialistischen Diktatur. Ferner untersuchen sie die strategische Kommunikation, die Beschaffung und Verteilung von Informationen sowie die Aushandlungsprozesse zwischen Konzernleitung und nationalsozialistischen Entscheidern. Schließlich fragen sie nach der Verantwortung: der juristischen "Aufarbeitung" von Zwangsarbeit, "Arisierungen" und Ausplünderung besetzter Gebiete, nach der Selbstwahrnehmung der Akteure sowie nach deren Verantwortung unter "den jetzt gültigen Normen".

Die materialreiche Darstellung zeigt Flick als Unternehmer, dessen Ziel es stets war, sehr rasch zu expandieren. Dazu ließ er sich auf die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten ein, nutzte sie und versuchte, sie ein Stück weit auch selbst zu steuern. Davon profitierte er, stieß aber auch an Grenzen - zum einen durch den Vorrang, den die "Reichswerke Hermann Göring" insbesondere in den annektierten und besetzten Ländern Osteuropas genossen, zum andern durch die polykratische Struktur des Herrschaftssystems. Diese begünstigte seinen Einfluss und begrenzte ihn zugleich. 1937 trat er in die NSDAP ein - Nationalsozialist aus Geschäftsinteresse. Von der "Arisierungspolitik" profitierte Flick in drei wichtigen Fällen: Hochofenwerk Lübeck 1937; Kohlewerke des tschechischen Industriellen Julius Petschek 1938, die er im Zusammenspiel mit den Behörden übernahm; und Braunkohlegruben von Ignatz Petschek, die er 1939 im Rahmen einer Absprache mit den "Reichswerken Hermann Göring" gegen Steinkohlezechen an der Ruhr tauschte. Ferner war der Einsatz von Zwangsarbeitern ein wichtiger Faktor seines Erfolgs. Im Krieg waren bald mehr als die Hälfte der Flickschen Belegschaften Zwangsarbeiter: überwiegend sowjetische und italienische Kriegsgefangene sowie "Ostarbeiter". Auch - vorwiegend jüdische - KZ-Häftlinge wurden eingesetzt. Die Autoren beschreiben eindringlich deren Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Flick war ein industrieller Latecomer: Außenseiter, Selfmademan und paternalistischer Autokrat. Er vereinigte in seiner Person die Funktionen des Generaldirektors, Aufsichtsratsvorsitzenden und Großaktionärs. Atypisch war auch sein Unternehmen: Es gab kein dominierendes Kernunternehmen wie bei Krupp und Siemens, sondern auf Flick zugeschnittene verschachtelte Holdinggesellschaften in den Bereichen Kohle, Eisen, Stahl und Weiterverarbeitung - einen um die Eisen- und Stahlherstellung herum aufgebauten rohstofforientierten Mischkonzern mit dezentraler Standortstruktur, vornehmlich in Mittel- und Süddeutschland. Was war Flicks Erfolgsgeheimnis? An erster Stelle die Fähigkeit, Informationen früher als andere zu gewinnen, sie zum eigenen Vorteil zu synthetisieren und gewinnbringend die eigene Sicht der Dinge zu kommunizieren. Dazu schuf Flick ein vorzügliches Informationssystem. Er pflegte intensiv Kontakte, informierte und desinformierte, spendete, korrumpierte. Dies verband sich mit einem betrieblichen Leitungssystem, das auf Vertrauen zu einem sehr kleinen Kreis loyaler Berater beruhte und sich auf geschickte Zusammenarbeit mit Banken, Regierungsvertretern und NS-Größen wie Hermann Göring und Wilhelm Keppler sowie Konkurrenten wie Paul Pleiger, Chef der "Reichswerke Hermann Göring", stützte. Flick erkannte Chancen früh und verfolgte sie, angepasst an die jeweiligen Machtverhältnisse - ein offenbar bedenkenloser Netzwerker.

Flick positionierte sich mehr als andere Schwerindustrielle, die sich ebenfalls im Rüstungsgeschäft engagierten, als Partner des NS-Staates und richtete seinen Konzern an dessen Erwartungen aus. Die Geschichte seines Konzerns ist auch die einer Parallelisierung der Unternehmens- mit der NS-Politik. Die Umwandlung der Spitzenholding in eine Personalgesellschaft 1937, die Friedrich Flick KG, sollte den Familieneinfluss dauerhaft sichern - und sie entsprach dem NS-Leitbild der Familiengesellschaft. Die Ausrichtung des Konzerns auf binnenwirtschaftliche Selbstversorgung mit Roh- und Brennstoffen korrespondierte - als "Konzernautarkie" - mit der NS-Autarkiepolitik. Die Expansion in die besetzten Gebiete Ost- und Westeuropas ab 1938 ging mit der NS-Wirtschaftspolitik parallel.

Im "Fall 5" der Nürnberger Prozesse und in der Bundesrepublik stellte sich Flick als Opfer staatlichen Zwangs dar - eine Strategie, die lange aufging und nun von der Forschung dekonstruiert wird. Dabei zeigt sich, dass er zwar kein Prototyp der deutschen Schwerindustriellen war, dass aber die Geschichte Flicks und seines Konzerns in der NS-Zeit manchen paradigmatischen Zug aufweist. Flick war weder Hexenmeister, der die nationalsozialistischen Geister nach seiner kapitalistischen Pfeife tanzen ließ, noch Opfer staatlichen Zwangs, sondern in spezifischer Art von beidem etwas: Akteur und Getriebener in komplexen Interaktionen, des Machterhalts und der Machterweiterung wegen. Dies nüchtern und differenziert herausgearbeitet zu haben ist das Verdienst dieser methodisch und empirisch überzeugenden Studie.

GÜNTHER SCHULZ.

Johannes Bähr/Axel Drecoll/Bernhard Gotto/Kim C. Priemel/Harald Wixforth: Der Flick-Konzern im Dritten Reich. Herausgegeben durch das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008. 1018 S., 64,80 .

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Als gelungenen Teil eines großen Aufarbeitungsprojektes begreift der hier rezensierende Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe diesen von einer Arbeitsgruppe des Münchener Instituts für Zeitgeschichte herausgegebenen Band zur Geschichte des Flick-Konzerns im Dritten Reich. Plumpe erwähnt die schwierige Quellenlage und staunt über die Dichte der Darstellung und das entstandene umfassende Bild. Flick erscheint darin als gerissener, skrupelloser Taktiker, tief verstrickt in die Verbrechen der Nazis, in Arisisierung und Zwangsarbeit. Besonders gut gefällt Plumpe, wie die Autoren über das Konstatieren und moralische Bewerten hinaus versuchen, Besonderheiten der Person Flick herauszuarbeiten und die Ereignisse in die Unternehmensentwicklung einzuordnen. Darüber hinaus erfährt der Rezensent viel über die Verflechtungen von Politik und Wirtschaft im Namen einer "Ökonomie der Zerstörung".

© Perlentaucher Medien GmbH
"interessante, lesenswerte zeit- und unternehmensgeschichtliche Studie" Günther Schulz, FAZ, 8.1.2009 "Ein neues Buch gibt Aufschluss über Deutschlands größten Kriegsprofiteur, Friedrich Flick." Der Spiegel 23 (2008) "Die Studie ist ausgezeichnet, penibel recherchiert (...)." Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, 14.7.2008 "Eine sehr materialreiche Studie auf hohem Reflexionsniveau." Christopher Kopper, Die Zeit, 17.7.2008 "Es ist das Verdienst der Autoren, dass sie keinen Zweifel an der Verstrickung und persönlichen Verantwortung Friedrich Flicks lassen und das schonungslose Bild eines Konzernherrn zeichnen, der bereitwillig mit den Nationalsozialisten kooperierte, um sein Unternehmen und seine Macht auszubauen." Deutschlandradio Kultur, 28.07.2008 "Das IfZ befindet sich hier an der Spitze der modernen, internationalen NS-Forschung." Die Evaluierungsgruppe der Leibniz-Gemeinschaft 2007 über das Flick-Projekt. "Es ist fraglos eines der vielen Verdienste dieser wegweisenden Studie, das Handeln des Flick-Konzerns plausibel gemacht und historisch verortet zu haben, ohne dabei auch auch nur im Geringsten Gefahr gelaufen zu sein, den Untersuchungsgegenstamd zu exkulpieren." Boris Gehlen, H-Soz-u-Kult "die materialreiche, akribische, hochdifferenzierte und methodisch ambitionierte Darstellung" Peter Reichel, Deutschlandradio Kultur 30.07.2008 "Selten wurde eine Unternehmensgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus so genau aufgearbeitet.", "Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat hier eine Dokumentation vorgelegt, die Pflichtlektüre für alle Verantwortlichen in Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft werden sollte." ihre-Stiftung.de "Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz kann als Auftraggeberin mit dieser Arbeit sehr zufrieden sein." Dieter Ziegler, Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 96, Heft 1/ 2009 "Insgesamt überzeugt das Werk wegen seiner ausgewogenen Vielschichtigkeit...Jeder, der sich mit dem Verhältnis zwischen Staat und Industrie im 'Dritten Reich' beschäftigt, sollte daher - trotz des für manchen möglicherweise einschüchternden Umfangs dieses Buches - nicht zögern, es zu lesen." Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Nr. 2/2010…mehr