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Wie Erfindungen der Natur für technische Entwicklungen genutzt und umgesetzt werden.

Produktbeschreibung
Wie Erfindungen der Natur für technische Entwicklungen genutzt und umgesetzt werden.
Autorenporträt
Prof. Dr. rer. nat. Werner Nachtigall, geb. 1934, hat mit seiner Sichtweise der 'Technischen Biologie und Bionik' als weltweit anerkannte Autorität Biologie und Technik zusammengeführt. Sein spezielles, fachübergreifendes Interesse gilt bionischen und umweltrelevanten Aspekten im Bereich des Bauens, Konstruierens und Gestaltens. Er ist Autor von über 30 Büchern und 300 Fachpublikationen, Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Träger meherer Preise. Er hat eine Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik gegründet, deren 1. Vorsitzender er ist, sowie eine gleichnamige Ausbildungsrichtung für Diplombiologen. Weiter war er maßgeblich am Zustandekommen des Bionik-Kompetenznetzes BioKon beteiligt. Seit seiner Emeritierung 2002 widmet er sich weiter Fragen der Bionik, des funktionellen Gestaltens, der Industrie-Kultur und der Öffentlichkeitsarbeit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2001

Schon mal den Tintenfisch in der Badematte gesehen
„Natur macht erfinderisch ” ein Sachbuch über Bionik für Kinder
Schon mal den Tintenfisch in der Badematte gesehen? Nein? Dabei ist der Alltag voller versteckter Eigenschaften, die den Tieren und Pflanzen abgeschaut wurden: Der Klettverschluss des Turnschuhs ist eine Frucht mit unzähligen Widerhaken, der Eiffelturm eigentlich nichts als ein riesiger Knochen. Dahinter verbirgt sich Bionik, ein Verfahren, bei dem der Mensch von der Natur spickt wie ein Schüler von seinem Banknachbarn. Mit Unterdruck in Saugnäpfen heften sich Tintenfisch und Badematte am glitschigen Untergrund fest, mit winzigen Widerhaken klammern sich die Früchte an Fell und Schuhlaschen aneinander. Und der Eiffelturm kopiert ganz profan die Knochenbälkchen eines Vogels, denn netzartige Verstrebungen sind stabil und dennoch leicht.
Bionik ist ein Kunstwort aus den Gegensätzen Natur und Technik – und der Versuch von Ingenieuren, zwei Feinde zu versöhnen. Seit Beginn der Industrialisierung bekämpfen sich die Gestaltprinzipien: die Technik, in dem sie oft rücksichtslos Rohstoffe, Wasser, Luft, Energie und Platz verbraucht, die Natur, in dem sie durch unvorhersagbare Ereignisse wie Erdbeben mühelos zerstört, was Menschenwerk war.
Aber warum mit Gewalt, wenn es auch auf die sanfte Tour geht? In der Architektur, bei der Gestaltung von Fahrzeugen und Bauteilen, bei der Konstruktion von Maschinen, in der Klimatechnik und bei der Suche nach neuen Werkstoffen versuchen Ingenieure, sich stärker an Strategien der Natur zu orientieren. Schwalben beispielsweise bauen Nester aus Erde, Lehm und Speichel.
Der Mensch könnte dies auch wieder tun und darf sogar den Speichel weglassen: Zwischen Lehmwänden lebt man gesund, weil das Material Temperaturunterschiede ausgleicht, der Baustoff billig und außerdem umweltschonend ist. Über manche Bionik-Anwendungen in Großprojekten wird nachgedacht: Pflanzen schützen ihre Fortpflanzungsorgane durch bewegliche Konstruktionen, die je nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden. Mit der „Blütenblatt-Arena” sollen keine Geschlechtsteile geschützt werden – sondern Sportler. Bei Regen überdecken einzelne, blütenblattförmige Segmente das Stadion, bei schönem Wetter werden sie übereinander geschoben.
Eines der bekanntesten Beispiele für Bionik ist der Lotuseffekt. Obwohl sie in schlammigem Wasser wächst, sieht diese Pflanze immer sauber aus – weil sie kleine Wachsnoppen an der Oberfläche trägt. Fällt ein Wassertropfen auf das Blatt, so rollt er von Wachsnoppe zu Wachsnoppe und reißt den Schmutz mit. Dieses Prinzip soll jetzt für Hausfassaden eingesetzt werden, die dann mit sehr viel Glück vielleicht auch eines Tages als Symbol der Reinheit verehrt werden, so wie die Lotusblume im Buddhismus.
Natur macht erfinderisch ist Thema und Titel des Buches von Werner Nachtigall – und dahinter verbirgt sich ebenfalls ein interessantes Experiment. Denn da wagt sich ein wissenschaftlich denkender Mensch, der einer der bekanntesten deutschen Bionik-Experten ist, und am zoologischen Institut der Universität des Saalandes arbeitet, an ein Kinderbuch. Und es funktioniert: Sachlich, aber verständlich, erklärt er Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Natur und Technik. Viele Abbildungen und kurze, sachliche Texte zeigen die Wunder des Alltags und begeistern jeden, der sich über Tintenfischarme in der Badematte freut. Ein Glossar am Ende des Buches erklärt Fachbegriffe. Entstanden ist ein Buch über Unglaubliches, aber Wahres, ein Augenöffner für die Genialität in den kleinen Dingen. Während naturbegeisterte Kinder einfach nur staunen, wird der erwachsene Leser möglicherweise etwas neidisch werden: Die Natur ist deutlich erfinderischer als wir. Aber man sollte nicht vergessen, dass sie auch mehrere hundert Millionen Jahre länger Zeit hatte, um die besten Strategien zu entwickeln. Und sich darüber freuen, wenn auf dem Weg durch die Stadt sogar ein Greiferbagger vom Schrottplatz schön wird. Denn für den aufmerksamen Leser wird die hässliche Maschine plötzlich zu einem Fischadler, der mit scharfen, gebogenen Krallen und einer schuppigen hornigen Unterseite auch die glitschigste Beute schnappt. (ab 10 Jahre)
CLAUDIA VON
SEE
WERNER NACHTIGALL: Natur macht erfinderisch. Das große Buch der Bionik. Mit Illustrationen von Arno Kolb. Ravensburger Buchverlag 2001. 128 Seiten, 39, 90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.2008

Biologie und Technik
Einführung in das bionische Denken

Biologie und Technik - das ist kein Gegensatz. Immer öfter schauen sich Ingenieure erst einmal in der belebten Natur um, wenn sie ein neues Bauteil konstruieren oder ein industrielles Verfahren verbessern sollen. Denn dort finden sie oft wertvolle Anregungen. Es geht dabei nicht darum, die Natur zu kopieren, sondern von ihr für die Technik zu lernen. Genau dafür steht der Begriff "Bionik". Ein Wegbereiter des bionischen Denkens in Deutschland, der Zoologe Werner Nachtigall, erläutert nun in einem Taschenbuch knapp gefasst die Entwicklung und die Anwendungsgebiete dieser fächerübergreifenden Disziplin, die auch als Technische Biologie bezeichnet wird. Zu den zahlreichen Beispielen für erfolgreiches Lernen von der Natur gehören der Klettverschluss sowie selbstreinigende Lackanstriche und Dachziegel, die auf dem Lotus-Effekt beruhen.

F.A.Z.

Werner Nachtigall: "Bionik". Verlag C. H. Beck, München 2008. 106 S., br., 7,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Claudia von See ist begeistert. In diesem Buch würden die Verbindung von Natur und Technik bzw. Bionik, das Übertragen pflanzlicher Mechanismen auf die Technik, hervorragend dargestellt. Der Autor, ein Spezialist auf seinem Gebiet, habe es hervorragend gemeistert, aus den wissenschaftlichen Sphären herabzusteigen und den Kindern die Thematik näher zu bringen, lobt die Rezensentin. Er schreibe "sachlich, aber verständlich", und die zahlreichen Abbildungen unterstützten ihn in seinem Bemühen, den Kindern die Bionik zu erklären. Und wo das nicht reicht, helfe ein Glossar für Fachbegriffe am Ende des Buches. Das Fazit der Rezensentin: Die "Wunder des Alltags" würden den jungen Lesern durch dieses Buch vor Augen gehalten.

© Perlentaucher Medien GmbH