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David Almond erzählt hier 18 Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend in England: Seine Familie lebt in einfachen Verhältnissen. Ihr Alltag ist vom katholischen Glauben geprägt und zeichnet sich durch starken Zusammenhalt und liebevollen Umgang miteinander aus. Beim Lesen treffen Kenner von Almonds Büchern auf Motive und Figuren aus seinen bereits erschienenen Romane und entdecken so den Ursprung vieler seiner Themen. (Ab 14 Jahren.)

Produktbeschreibung
David Almond erzählt hier 18 Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend in England: Seine Familie lebt in einfachen Verhältnissen. Ihr Alltag ist vom katholischen Glauben geprägt und zeichnet sich durch starken Zusammenhalt und liebevollen Umgang miteinander aus. Beim Lesen treffen Kenner von Almonds Büchern auf Motive und Figuren aus seinen bereits erschienenen Romane und entdecken so den Ursprung vieler seiner Themen. (Ab 14 Jahren.)
Autorenporträt
David Almond kam über Umwege zum Schreiben. Er arbeitete als Briefträger, Lektor und Lehrer, bevor er sich 1993 ganz dem Schreiben zuwandte. 2010 wird ihm der Hans Christian Andersen Preis verliehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002

Versuch über die Erinnerung
David Almonds „Die Sternensucher”
Wie funktioniert Erinnerung? Objektiv ist sie nicht, das ist David Almond bewusst: „Geschichten verändern sich beim Erzählen. Das Gedächtnis erfindet so viel, wie es weiß.” Und Almond, vielfach ausgezeichneter britischer Kinderbuch-Autor, weiß eine ganze Menge über die Vergangenheit. In seinem neuen Buch geht er zurück in die eigene Kindheit und Jugend, und was er dabei aus den tiefsten Schichten zutage fördert, ist beklemmend und anrührend zugleich.
Schlimmer als eine normale unglückliche Kindheit sei eine unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer sei eine unglückliche irische katholische Kindheit, hat Frank McCourt in seiner berühmten Autobiografie geschrieben, und diesen Satz könnte man problemlos auch auf die englische Kindheit der Nachkriegszeit anwenden. David Almond wuchs in ärmlicher Umgebung auf, in einer kinderreichen Familie in einer düsteren Kleinstadt mit alten Kohlebergwerken; früh verstarb eine Schwester, früh auch der Vater. Die Trauer über diese Verluste überschattet alle Erinnerungen. Und über allem wacht Father O’Mahoney, der so eifrig wie vergeblich bemüht ist, seinen pubertierenden Schäfchen den rechten Glauben einzubläuen.
David Almond hat, im Gegensatz zu McCourt, keine chronologische und zusammenhängende Autobiografie geschrieben. Er tupft vielmehr die verschiedensten Impressionen und Episoden in einzelnen Geschichten hin; und während er sich am Anfang noch hinter einem allgemeinen „Wir” versteckt, gewinnt er zusehends als Ich-Erzähler eigene Konturen. Er scheint ein hellwacher und empfindsamer Junge gewesen zu sein, hilflos angesichts des Leids um ihn herum, gepeinigt von Träumen, in denen ihm seine Schwester als Engel begegnet. Engel und Sterne sind überhaupt recht häufig wiederkehrende Bezugspersonen und manchmal fürchtet man, die gefühlvolle – nicht nostalgische! – Innenschau werde ins Gefühlige abgleiten.
Doch davor bewahrt Almond seine präzise Beobachtungsgabe und sein Talent für knappe, lakonische Dialoge. Besonders eindringlich sind seine Geschichten meist dann, wenn er den Blick von der eigenen Familie weg und statt dessen auf die Umgebung richtet: auf das traurige Schicksal der Schneiderin, die ihren toten Embryo im Glas aufbewahrt; den gehänselten unehelichen Kameraden Coot, dem klar ist, „dass sein Leben wohl immer so sein wird”; das behinderte Mädchen Loosa, das im Dreck aufwächst und zur Hure wird.
Das Leben ist hart und Trost haben auch diese Kindheitsgeschichten nicht zu bieten. David Almonds Die Sternensucher ist ein nachdenkliches, dennoch nicht tränenschweres Buch für eine kaum einzugrenzende Zielgruppe. Er selbst nennt es schlicht einen „Versuch, das Zerbrochene wieder zusammenzusetzen, das Verlorene wieder zu finden”. Ein Versuch eben über das Mysterium der Erinnerung.
ANTJE WEBER
DAVID ALMOND: Die Sternensucher. Aus dem Englischen von Cornelia Holfelder-von der Tann. Ravensburger Verlag 2002. 211 Seiten, 12,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

In den Gärten der Armut
David Almonds walisische Kindheitserinnerungen

Wo ist die Mitte der Welt? Für David Almond ist es die kleine helle walisische Küche, an die er und seine Geschwister sich erinnern, wenn sie sich nach Jahren wieder treffen und sich Geschichten aus ihrer Kindheit erzählen. Es kommt nicht darauf an, ob alles genau so war, oder ob es geträumt und vielleicht auch erfunden ist. Die Mitte der Welt ist dort, wo alles angefangen hat. Es ist der Ort, in der Geborgenheit entstand, Liebe und Vertrautheit.

In Felling, einem Bergwerksdorf am Ufer des Tyne in der Nähe von New Castle, ist David Almond in beengten Verhältnissen aufgewachsen. Die kränkelnde Mutter versuchte ihre Kinder in ihre tiefe Frömmigkeit einzubeziehen. Der Vater dagegen verstand die Zweifel und Glaubensprobleme des Heranwachsenden: "Such dir deinen eigenen Weg", war sein Rat. Er setzte große Hoffnungen in den Sohn, der als Jahrgangsbester eine weiterführende Schule besuchen konnte. "Du wirst alles haben, was wir nicht hatten. Du wächst in der privilegiertesten aller Zeiten auf."

Beide Eltern sterben früh. Mit ihrem Tod fällt ein Schatten auf die fünf Kinder und die Sehnsucht wächst, "das Zerbrochene wieder zusammenzusetzen, das Verlorene wiederzufinden", diese innige Gemeinschaft, in der sie sich sicher sein konnten, daß immer einer für den anderen einstehen würde. Almonds achtzehn Geschichten sind der Versuch, seine Kindheit wieder lebendig zu machen, die Toten wieder sprechen zu lassen. Die Überlebenden zeigen sich die Bilder von den bescheidenen Häusern und Gärten, in denen die Nachbarn untereinander Anteil nahmen. Auch die Außenseiter und Benachteiligten, skurrile Figuren manchmal, waren einbezogen in diese von Armut geprägte Schicksalsgemeinschaft. Die erwachsenen Geschwister versetzen sich zurück in die Zeit, als das Leben auf den verlassenen Kohlenhalden und am Fluß ein Abenteuer war, als die Eltern lebten und ihren Kindern einen unerschöpflichen Schatz von Lebensweisheit und Güte schenkten.

Almonds "Sternensucher" werden verglichen mit Frank McCourts "Die Asche meiner Mutter". Seine Sprachkraft steht der des Iren nicht nach (und mit seiner Übersetzerin hat er Glück). Die Episoden, die nur lose zusammenhängen, sind bereits in verschiedenen Magazinen und Anthologien erschienen. Sie vorwiegend als Lesestoff für Jugendliche zu empfehlen hieße sie einzuengen. Wer aufgeschlossen ist für den magischen Zauber der frühen Jahre, wird diese walisischen "Sternensucher" lieben.

MARIA FRISÉ

David Almond: "Die Sternensucher". Aus dem Englischen übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann. Verlag Otto Maier, Ravensburg 2002. 215 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In achtzehn Erzählungen schildert David Almond seine Kindheitserinnerungen an den traditionell katholischen Alltag einer Arbeiterfamilie in den fünfziger und sechziger Jahren im englischen Bergarbeiterstädtchen Felling, erzählt Siggi Seuß. Sie hat sich sofort in der Almondschen Küche heimisch gefühlt hat. Manchmal kam es ihr gar vor, als schildere Almond ihre eigene Jugend. "Je besser wir uns in die Topografie einer erzählten Landschaft einfühlen können, desto näher kommen wir unseren eigenen erinnerten Landschaften." In den Erzählungen erscheinen Engelwesen am Nachmittag, Tote an einem Tisch tauschen Geschichten aus oder fangen an mit Sätzen wie "Da war mal ein kleiner Junge, der seine Stimme im Schnee verloren hat". Almond erzähle mit einer "Inbrunst", die in Sentimentalität umschlagen könnte, wäre der Autor nicht ein "überzeugter Grenzgänger zwischen Realität und Fiktion". Seuß jedenfalls lässt sich aus der Almondschen Küche nicht vertreiben, solange dort noch erzählt wird.

© Perlentaucher Medien GmbH