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Der Reporter Jon Lee Anderson geht schon seit vielen Jahren der Frage nach, warum Menschen sich entschließen, in den bewaffneten Kampf zu ziehen, zu töten, zu sterben für ein Ideal.
Eine brillant geschriebene Analyse zum Phänomen des Terrorismus.

Produktbeschreibung
Der Reporter Jon Lee Anderson geht schon seit vielen Jahren der Frage nach, warum Menschen sich entschließen, in den bewaffneten Kampf zu ziehen, zu töten, zu sterben für ein Ideal.

Eine brillant geschriebene Analyse zum Phänomen des Terrorismus.
Autorenporträt
Jon Lee Anderson, geb. 1957, ist als Autor und Journalist u.a. tätig für The New Yorker, die New York Times, Harper's, Life und The Nation für die er aus weltweiten Kriegs- und Krisengebieten, wie Afghanistan, Irak, Uganda, Israel, El Salvador, Irland, Libanon, Iran und dem Nahen Osten berichtet. International bekannt wurde er durch seine Politikerporträts von Hugo Chavez, Fidel Castro und Augusto Pinochet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2006

Zonen der Gewalt
Die problematische Intervention in Bürgerkriegsregionen
Erst Somalia, dann Bosnien, der Kosovo, schließlich Afghanistan, Kongo und nun voraussichtlich der Libanon – die Liste der Auslandseinsätze der Bundeswehr wird immer länger. Doch was erwartet die Soldaten? Welche Gesellschaftsart und welcher Typ Konflikt begegnen ihnen dort? Diese Fragen sind im Vorfeld von militärischen Eingriffen in Bürgerkriegsregionen oft nur schwer zu beantworten. Und doch ist ein solcher Versuch angesichts der zunehmenden Interventionsbereitschaft westlicher Staaten nötiger denn je. Umso verdienstvoller, dass Carolyn Nordstrom ihre jahrelangen Beobachtungen in Kriegsgebieten wie Sri Lanka, Mosambik oder Angola nun in einer Studie zusammenfasst. Bemerkenswert sind die Aufzeichnungen der Anthropologin an der University of Notre Dame (Indiana) schon allein deshalb, da sie in einer überaus leserfreundlichen Wissenschaftsprosa ihre Geschichten erzählt. Nordstrom berichtet anschaulich von Krieg, Frieden und Schattenwirtschaften, die das Leben von Millionen Menschen prägen und die sich in Zonen der Gewalt auf verschiedenen Kontinenten ereignen.
Und sie erzählt von Frauen, die ihre wenigen Habseligkeiten der Polizei oder dem Militär überlassen müssen und damit die unterste Stufe an zwei sich überschneidenden Fronten bilden: der des Krieges und jener der unsichtbaren Ökonomien, die weltweit auf dem Vormarsch sind. Denn so wie die von Nordstrom beschriebenen Soldaten von armen Frauen Tribut verlangen, so müssen sie selbst an ihre Vorgesetzten zahlen. Diese haben auf den obersten Machtebenen oft die Kontrolle über nationale Konzessionen für Rohstoffe sowie über Unternehmen, die diese Konzessionen nutzen, die Güter transportieren und die Gewinne überwachen.
Jenseits der öffentlichen Wahrnehmung tun sich militärische Kommandeure mit Spekulanten zusammen, die Konsumgüter – von Waffen bis Zigaretten – in Kriegsgebiete schaffen und im Gegenzug wertvolle Rohstoffe – von Diamanten bis zu Edelhölzern – auf illegale Weise in die urbanen Zentren schleusen. Weniger konspirativ können sie mit (staatlich unterstützten) internationalen Händlern kooperieren, um an teure Waffen und Güter zu kommen: Exporte, die Länder in Friedenszeiten um der eigenen Profite willen tätigen, die den tatsächlichen Bedürfnissen des Käuferlandes und seines Krieges aber nur selten entsprechen. Nordstrom zeigt eindrucksvoll, wie diese Transaktionen auf unterschiedliche Weise getragen werden von Systemen der Partnerschaft, der Zweckbündnisse, des Zwangs, der Abhängigkeit oder der offenen Verletzung geltenden Rechts; von der armen Frau, die ihr letztes Stück Brot dem einfachen Soldaten geben muss, bis hin zu den globalen Strömen, in denen Waffen und Rohstoffe für harte Währung gehandelt werden.
Die von Nordstrom als Schattennetzwerke bezeichneten Tauschsysteme haben nicht nur grundlegende Bedeutung für die Bürgerkriege, in die westliche Staaten intervenieren, sondern machen allmählich auch einen großen Teil der gesamten Weltwirtschaft aus. In Angola sind es nach Nordstroms Berechnungen 90 Prozent der Volkswirtschaft, in Kenia, Italien und Peru 50 Prozent, in Russland zwischen 40 und 60 Prozent; in den USA gehören zwischen 10 und 30 Prozent der Wirtschaft zu den außerstaatlichen Transaktionen. Somit spielen die Schattenökonomien eine zentrale Rolle für die globale Machtverteilung.
Wie wenig aussichtsreich vor diesem Hintergrund der Versuch ist, mit Waffengewalt Bürgerkriege zu befrieden oder missliebige Regime zu entfernen, verdeutlichen auch die Guerillakämpfe, die Jon Lee Anderson sehr anschaulich beschreibt. Seit Mitte der 70er Jahre als Kriegskorrespondent in Krisengebieten unterwegs, hat er einen tiefen Einblick in Motive und Formen des bewaffneten Widerstands gegen Okkupationen erlangen können: Der Impuls, Eindringlinge abzuwehren, sei eine typisch menschliche Reaktion, und es gebe wenig, was den Widerstand mehr beflügele als eine Militärinvasion durch eine fremde Macht. „Die amerikanische Besatzung des Irak ist wie ein fehlgeschlagenes chemisches Experiment, bei dem man sämtliche notwendigen Zutaten, um einen Aufstand auszulösen, in einen Topf geworfen hat.”
Eine regionale Beobachtung, die nach Andersons Schilderungen aus Afghanistan, Burma, El Salvador, der Westsahara und dem Gaza-Streifen globale Gültigkeit haben dürfte, betrachtet man den Verlauf von Okkupationen in der Weltgeschichte.
THOMAS SPECKMANN
JON LEE ANDERSON: Guerillas. Töten für eine bessere Welt. List Verlag, Berlin 2005. 352 Seiten, 22 Euro.
CAROLYN NORDSTROM: Leben mit dem Krieg. Menschen, Gewalt und Geschäfte jenseits der Front. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2005. 279 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas Speckmann bewertet Jon Lee Andersons Buch über Guerillakämpfe als überaus instruktiv. Er attestiert dem erfahrenen Kriegskorrespondenten einen "tiefen Einblick" in Motive und Formen des bewaffneten Widerstands gegen Okkupationen. Die Beschreibungen von Guerillakriegen in den verschiedenen Krisengebieten der Welt wirken auf Speckmann sehr plastisch. Sie verdeutlichen für ihn, wie problematisch und oft aussichtslos Interventionen in Bürgerkriegsregionen sind. Besonders unterstreicht er Andersons Einsicht, wonach der Impuls, Eindringlinge abzuwehren, eine typisch menschliche Reaktion sei, und es kaum etwas gebe, das den Widerstand mehr beflügele als eine Militärinvasion durch eine fremde Macht.

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