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»Melancholisch, einfühlsam und wunderbar geschrieben« Publishers Weekly
Dieser Erzählungsband hat Stuart Nadler in den USA Vergleiche mit dem jungen Saul Bellow, mit Nathan Englander und mit John Cheever eingebracht. Zu Recht. Die Genauigkeit und Eindringlichkeit, aber auch der Humor, mit dem Nadler seinen Kosmos - die jüdische Familie mit allen ihren Beziehungsabgründen - beschreibt, zeigt ihn als ganz großen Erzähler. Stuart Nadler schaut ganz genau hin und kennt seine Figuren mit all ihren Schwächen, als würde er täglich mit ihnen zusammenleben. Mit Abe Rifkin, der eine Affäre mit der…mehr

Produktbeschreibung
»Melancholisch, einfühlsam und wunderbar geschrieben« Publishers Weekly

Dieser Erzählungsband hat Stuart Nadler in den USA Vergleiche mit dem jungen Saul Bellow, mit Nathan Englander und mit John Cheever eingebracht. Zu Recht. Die Genauigkeit und Eindringlichkeit, aber auch der Humor, mit dem Nadler seinen Kosmos - die jüdische Familie mit allen ihren Beziehungsabgründen - beschreibt, zeigt ihn als ganz großen Erzähler. Stuart Nadler schaut ganz genau hin und kennt seine Figuren mit all ihren Schwächen, als würde er täglich mit ihnen zusammenleben. Mit Abe Rifkin, der eine Affäre mit der Tochter seines Kompagnons beginnt, mit Josh, dessen Mutter ein Verhältnis mit dem Leiter ihres Schreibkurses hat und dessen Vater sich nicht so recht dagegen zur Wehr setzt. Josh selbst hat sich während seines ersten Unisemesters einem Mädchen und der Religion genähert und kann weder das Verhalten seiner Mutter noch das seines Vaters gutheißen. In der Erzählung »Mondlandung« begegnet man Charlie und Dave, zwei ungleichen Brüdern, die nach dem Tod ihrer Eltern deren Haushalt auflösen und ihr eigenes Verhältnis neu ordnen müssen. Glaube und Versuchung, Liebe und Familie sind die Themen in Stuart Nadlers Erzählungen - und wie schwer diese im wahren Leben unter einen Hut zu bringen sind, zeigt er in kristallklarer Sprache und mit einer guten Portion Melancholie und Humor.
Autorenporträt
Nadler, StuartStuart Nadler hat bereits mehrere literarische Auszeichnungen erhalten, u.a. wurde er von der National Book Foundation als einer der besten fünf Autoren unter 35 Jahren ausgerufen und erhielt das Truman Capote Fellowship. Sein Debütroman »Ein verhängnisvoller Sommer« wurde von der amerikanischen Kritik begeistert aufgenommen.

Becker, AndreasAndreas Becker, geboren 1976, Literatur- und Sprachwissenschaftler, lebt und arbeitet in seiner Wahlheimat Bonn als freier Lektor und Übersetzer aus dem Englischen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Fremde im Vertrauten entdeckt Tobias Döring in diesen in der geordneten Mittelklasse spielenden Erzählungen von Stuart Nadler. Wie der Autor seine Geschichten um Verborgenes, um Betrug und Verrat kreisen lässt, den Leser langsam an ein Geheimnis seiner Figuren heranführt, um sich dem Verborgenen zu nähern, dann aber abdreht und den Leser mit seiner Fantasie alleinlässt, hat Döring beeindruckt. Immer wenn das Innere offen da liegt, brechen die Geschichten ab, meint er und der Autor ergeht sich in Rückblenden oder Erinnerungen. Auf den Rezensenten wirkt das umso verstörender. Wer Trost sucht, dem möchte er die Texte lieber nicht empfehlen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2015

Einladung in die Venusfalle
Der junge Amerikaner Stuart Nadler glänzt in Erzählungen

Betrug gedeiht am besten unter alten Freunden, denn je enger und vertrauter die Beziehung, desto leichtere Gelegenheit verschafft sie, den anderen zu hintergehen: Man weiß halt einfach, wie er tickt, und deshalb auch, wie man ihn täuscht. Wenn alte Ehepaare also zu Freunden werden, sollten beide Partner sich in Acht nehmen, was für Folgen diese neue Situation zeitigt. Denn mit Erfolg kann nur jemand wirklich Vertrautes einen betrügen.

So ließe sich die Einsicht formulieren, die der junge amerikanische Erzähler Stuart Nadler in seinen Storys vielfach variiert. Zwei alte Freunde beispielsweise, die in bescheidenen Verhältnissen zusammen groß geworden und mittlerweile als Geschäftspartner zu Geld gekommen sind, geraten in Verlegenheit, weil einer der beiden sich eine ziemlich kostspielige Affäre mit der Tochter des anderen leistet, die allerdings, wie er feststellen muss, auf diese Weise nur ihren jugendlichen Lover finanziert und gleichzeitig erfolgreich davon ablenkt, dass seine eigene Ehefrau längst mit dem besagten Freund, ihrem Vater, ins Bett geht. Oder ein Bostoner Ehepaar, Anfang fünfzig, muss nicht nur damit zurechtkommen, dass die Frau ihre neue Lebenslust ohne Hemmung ausagiert, sondern auch, dass sich ihr Sohn zum Studium nach Kalifornien verabschiedet hat, wo er zu unvertrauter Frömmigkeit im Religiösen findet, was sie vor noch größeres Unverständnis stellt. Oder eine Ehefrau stellt ihrem Mann auf Vorschlag ihrer besten Freundin eine Venusfalle mit bezahlter Liebe, in die er prompt hineingeht, was die Ehe zum Zerbrechen, nicht aber die Vertrautheit zum Erliegen bringt, wenngleich sich beide später nie mehr trauen, sich zueinander zu bekennen. Das sind so Dinge, wie sie Stuart Nadler uns ins "Buch des Lebens" schreibt.

Nachdem uns Nadlers spannender Debütroman, der letztes Jahr unter dem unnötig reißerischen Titel "Ein verhängnisvoller Sommer" - im Original heißt das Buch "Wise Men" - auf Deutsch erschien, lustvoll in die Abgründe einer Ostküstenfamilie der fünfziger Jahre blicken ließ, bietet sein aktueller Band sieben Erzählungen, die alle auch um etwas tief Verborgenes kreisen, das in der ordentlichen Mittelklassegesellschaft ebenso unausgesprochen wie unaussprechlich bleibt - und eben deshalb das Familien- und Beziehungsleben prägt. Das "Geheimnis nistete sich in ihrem Körper ein, wie ein bei einer Operation vergessenes Skalpell, eingeschlossen in ihrer Brust, die Haut fest vernäht", heißt es über eine seiner trügerischsten Hauptfiguren. Damit muss sie also fortan leben. Damit aber gewinnt dieser Erzähler auch die Chance, die Naht stichweise aufzutrennen, um ans Eingenistete und Eingeschlossene zu rühren.

Er nutzt sie glänzend. Gleichfalls wie mit dem Skalpell nähert er sich den Figuren und seziert sie Schnitt für Schnitt, ohne ihnen allerdings je ihr Geheimnis zu entreißen. Das überlässt er lieber seinen Lesern: Sobald das Innere, Verletzliche bloßliegt, brechen die Geschichten meist recht unvermittelt ab. Das Ende bilden gern Reminiszenzen, Erinnerungen oder Rückblenden in eine Zeit, da alte Freundschaft noch nichts von Verrat und Betrug ahnen konnte oder musste. Wer also Herzwärme und Trost sucht, der wählt besser andere Lektüre. Wer aber das Fremde im zutiefst Vertrauten kennenlernen will, der wird hier sicher fündig. Nicht umsonst hat die amerikanische National Book Foundation Nadler als einen der besten fünf Autoren unter 35 Jahren ausgerufen.

TOBIAS DÖRING

Stuart Nadler: "Das Buch des Lebens". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Andreas Becker. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015. 272 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Absolut lesenswert.« Ostthüringer Zeitung 20160102