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Eine Verwirrung, eine Entscheidung, schließlich das Paradies
Santiago de Chile. Ein Gewitter entlädt sich über der Millionenstadt. Trinidad Faber, Fotograf, hockt auf der Kante seines Hotelbetts, einen Brief von dem Mann in Händen, den er seit 40 Jahren für tot hält. Einen Brief seines Vaters, der ihn wiedersehen will.Verwirrt und zutiefst verunsichert flieht Faber vor den aufbrechenden Erinnerungen in den Süden des Landes. Patagonien mit seinen weiten Steppen, der Magellanstraße und dem einzigartigen Torres del Paine Nationalpark. In der Landschaft spiegelt sich sein bisheriges Leben…mehr

Produktbeschreibung
Eine Verwirrung, eine Entscheidung, schließlich das Paradies

Santiago de Chile. Ein Gewitter entlädt sich über der Millionenstadt. Trinidad Faber, Fotograf, hockt auf der Kante seines Hotelbetts, einen Brief von dem Mann in Händen, den er seit 40 Jahren für tot hält. Einen Brief seines Vaters, der ihn wiedersehen will.Verwirrt und zutiefst verunsichert flieht Faber vor den aufbrechenden Erinnerungen in den Süden des Landes. Patagonien mit seinen weiten Steppen, der Magellanstraße und dem einzigartigen Torres del Paine Nationalpark. In der Landschaft spiegelt sich sein bisheriges Leben ebenso wie in den wenigen Menschen, denen er dort begegnet. Er weiß, dass er eine Entscheidung treffen muss.Endlich bereit sich seiner Vergangenheit zu stellen, reist Faber nach Griechenland und begibt sich auf die Suche nach dem Vater. Was er dort findet, ist die lange verdrängte Geschichte seiner Kindheit. Aber hat er damit auch die Wahrheit gefunden?

Autorenporträt
Werner Köhler, geboren 1956, ist Schriftsteller und Gründer des Literaturfestivals lit.COLOGNE. Er lebt in Köln. Bisher erschienen bei Kiepenheuer & Witsch die Romane »Cookys« (2004), »Eine ganz normale Familie« (2006), »Drei Tage im Paradies« (2011) und »Cookys Reise« (2013) sowie die Krimireihe rund um Hauptkommissar Jerry Crinelli. Unter dem Pseudonym Yann Sola veröffentlichte Köhler außerdem die in Südfrankreich spielende Krimireihe um den Kleinganoven und Hobbyermittler Perez.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2011

Ein Defekt geht als Talent durch
Südamerika der Psyche: Werner Köhlers Roman "Drei Tage im Paradies" wandelt auf Frischs Spuren

Faber? Ist das sein Ernst? Ja und nein. Auch in das organisierte Leben von Werner Köhlers Protagonist Faber bricht angesichts des Todes einer ihm einst nahen Person, hier der Schwester, das Verdrängte hinein, wenn auch nicht ganz so unvermittelt wie in Max Frischs Bestseller. Bei der expliziten Anrufung des Hausgeists handelt es sich allerdings um eine Art ironisierenden Abwehrzauber: Sein Rufname, erklärt Faber, habe nichts "mit diesem Roman" zu tun, sondern gehe darauf zurück, dass er als Kind stets einen weichen Faber-Castell-Bleistift hinterm Ohr getragen habe. Klippe umschifft.

Trotzdem wirkt der "stille Beobachter", eine höchst autarke, aber seltsam verkapselte Künstlernatur, wie eine waschechte Frisch-Figur. Im Zentrum seiner Identität klafft eine Lücke, öffnet sich ein Schlund, doch gantenbeint sich unser Held wacker durchs Leben. Am Erfolg mangelt es Trinidad Faber nicht. Er hat sich als Kriegsfotograf einen Namen gemacht, bis er eines Tages - angesichts eines Raums voller vergewaltigter Frauen - die Schrecken nicht mehr ertrug und das Metier wechselte. Doch auch als Werbefotograf blieb er gefragt. Die Kamera ist für ihn mehr als nur Arbeitsgerät, ein Schutzschild, das die Wirklichkeit zurückhält, indem es sie auf ihr ästhetisches Substrat reduziert: "Wenn ihn etwas ängstigte, nahm er die Kamera hoch und betätigte den Auslöser, brachte einfach das Stück Metall zwischen sich und die anderen." In einem gar nicht mehr erwarteten Maße, so gesteht der Held, habe ihn dieser unverwundbar machende Schutzmechanismus am Leben teilnehmen lassen.

Der Defekt geht damit als Talent durch, doch für den Leser bleibt er ein Defekt und fungiert als erster Hinweis auf erlittenes Leid, dem noch viele folgen. Recht lehrbuchartig nämlich hat sich Fabers Trauma entfaltet: Er trinkt nur frisches klares Wasser, erträgt weder die Nähe anderer Menschen noch Räume ohne freien Blick. Die nun anstehende Bewältigung des Verdrängten beinhaltet sogar - in der Literatur immer ein Problem - symbolisch pralle Traumprotokolle. Dass Faber dem darin herumspukenden, geliebt-gehassten "Mondmann" in einer stürmischen Vollmondnacht auf einer traumartigen Miniinsel, die auch noch Paradies heißt, tatsächlich sehr nah kommt und sich dabei, ganz Tasso, an jenen Felsen klammert, an dem er scheitern sollte, das hat wohl therapeutisch seine Richtigkeit und ist in der Heftigkeit des Erinnerungsanfalls durchaus anrührend - etwas Ausgedachtes eignet dem trotzdem. Die blass bleibenden Figuren vermögen das Konstruierte dieser psychologischen Selbstreinigung nicht durch Charakter auszubalancieren.

Verdienstvoll ist dieser Roman also weniger aufgrund seiner großen, pathetischen Schlusssequenz, dafür umso mehr aufgrund der entspannten Zwischenpassagen. In diesen Reiseszenen durchdringen sich ein farbenfroher Realismus und die erzählerische Chuzpe, sich ohne festen Plan von Detail zu Detail treiben zu lassen. Der Fotoauftrag in Patagonien, das melancholische Vagabundieren im chilenischen Nationalpark, die plötzlich alles andere beiseitedrängende Rettung eines Hundes vor einem Kondor, das wortlose Abendessen mit einer geheimnisvollen Engländerin, die Ankunft auf der griechischen Insel Hydra, das sind derart atmosphärisch dichte Ereignisse voller Eigenleben, dass sie sich der Eingliederung in den ächzenden Homo-Faber-Rahmen widersetzen und Lust machen, gleich den Rucksack zu packen.

OLIVER JUNGEN

Werner Köhler: "Drei Tage im Paradies". Roman.

Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2011. 224 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vielleicht hätte Werner Köhler lieber einen Reiseroman schreiben sollen. Rezensent Oliver Jungen jedenfalls fühlt sich beim Lesen des Buches immer dann am wohlsten, wenn Köhler sein ambitioniertes, wenngleich augenzwinkerndes, auf Jungen in jedem Fall reichlich konstruiert wirkendes Homo-Faber-Remake links liegen lässt und sich erzählerisch durch die Weltgeschichte treiben lässt. Der bunte Realismus und der erzählerische Mut des Autors in diesen Momenten, findet Jungen, schlägt die ironisierte Geschichte um die lückenhafte Identität des Helden mit Namen Faber (!) um Längen und macht Lust aufs Reisen.

© Perlentaucher Medien GmbH
» [...] das sind derart atmosphärisch dichte Ereignisse voller Eigenleben, die Lust machen, gleich den Rucksack zu packen.« Oliver Jungen FAZ 20110325