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Ein Leitfaden durch die deutsche Literatur der letzten zehn Jahre
Hubert Winkels, Literaturredakteur des Deutschlandfunks in Köln und seit 1988 Kritiker für die ZEIT, zeigt, was war, wer bleibt, was kommt. Und er verteilt gute Noten! Viel ist geschehen seit Mitte der Neunziger: Nach der langen Dominanz der angloamerikanischen Literatur meldete sich die deutschsprachige Literatur eindrucksvoll zurück. Es begann der Debütanten-Boom, das "Fräulein-Wunder" wurde ausgerufen, die Pop-Literatur verherrlicht und verteufelt, die Rückkehr des Erzählens gefeiert, und viele neue Namen tauchten auf.…mehr

Produktbeschreibung
Ein Leitfaden durch die deutsche Literatur der letzten zehn Jahre

Hubert Winkels, Literaturredakteur des Deutschlandfunks in Köln und seit 1988 Kritiker für die ZEIT, zeigt, was war, wer bleibt, was kommt. Und er verteilt gute Noten! Viel ist geschehen seit Mitte der Neunziger: Nach der langen Dominanz der angloamerikanischen Literatur meldete sich die deutschsprachige Literatur eindrucksvoll zurück. Es begann der Debütanten-Boom, das "Fräulein-Wunder" wurde ausgerufen, die Pop-Literatur verherrlicht und verteufelt, die Rückkehr des Erzählens gefeiert, und viele neue Namen tauchten auf. Hubert Winkels hat diese Entwicklung mit en, Essays und Laudationes begleitet, ohne sich von Schlagworten, Trends und Personenkult blenden zu lassen oder die eigene Fragestellung aus den Augen zu verlieren. Ihm geht es bei jedem Autor, jedem Text um drei zentrale Themen: Das Verhältnis der Literatur zu den neuen Medien, die Erosion und gleichzeitige Wiederkehr von Religion und religiösen Motiven, und das Phänomen der Gewalt. Leitend ist natürlich die Frage nach der sprachlichen Verfasstheit und literarischen Gestaltung. Vor diesem Hintergrund erscheinen Autoren wie Patrick Roth, Wolfgang Hilbig, Ralf Rothmann, Liane Dirks, Ingo Schulze, Felicitas Hoppe, Wilhelm Genazino, Rainald Goetz, Christian Kracht, Ulrike Draesner, Georg M. Oswald, Benjamin v. Stuckrad-Barre und Feridun Zaimoglu, deren Eigenarten und Qualitäten präzise herausgearbeitet und höchst geistreich und unterhaltsam dargestellt werden.

Wer wissen will, was war, was bleibt und was von wem noch zu erwarten ist, der ist mit diesem Band bestens bedient. Ein notwendiges und kenntnisreiches Kompendium zur neuesten deutschen Literatur, das gleichzeitig einführt in die Mechanismen des Betriebs und die Spielarten und Verfahren der Literaturkritik.
Autorenporträt
Hubert Winkels, geb. 1955 in Gohr bei Dormagen, lebt in Düsseldorf und arbeitet als Literaturkritiker und Kulturredakteur des Deutschlandfunks in Köln. Ausgezeichnet mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik, gab er zahlreiche Anthologien heraus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2005

Punk und Punkt
Medienbewußt: Gesammelte Essays von Hubert Winkels

Unter den zahllosen Vorwürfen, mit denen Schriftsteller Literaturkritiker gerne überhäufen, wird ein Vorwurf nie fehlen: Der Kritiker wisse einfach nicht, wie entsetzlich es sei, wenn man vor Publikum, sei es beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt oder auf den Seiten der Tageszeitung, verrissen werde. Wohl kein anderer seiner Zunft kann diesen Vorwurf so mühelos entkräften wie Hubert Winkels, Jahrgang 1955, Literaturredakteur im Deutschlandfunk und ständiger Mitarbieter der "Zeit".

Es war vor achtzehn Jahren im Deutschen Haus in New York. Winkels, dessen Karriere als junger deutscher Scchriftsteller kurz zuvor mit einem Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin einen verheißungsvollen Anfang genommen hatte, muß einen urplötzlich erkrankten Referenten vertreten und liest aus seinem Erzählungsband "Ausnahmezustand", der hier nicht literaturkritisch erörtert werden soll. Hören wir lieber, was der Kritiker Winkels heute über den Schriftsteller Winkels von damals schreibt: "Nun ja, ich hatte Erzählungen geschrieben, die an der Oberfläche etwas Punkartiges hatten."

Nun saß er vor einem zum Teil aus deutsch-jüdischen Emigranten und deren Nachkommen bestehenden Publikum, das zur akademisch aufgebretzelten westdeutschen Postpunk-Szeneliteratur der späten achtziger Jahre so auf die Schnelle kein rechtes Verhältnis entwickeln konnte. "Faschistoid", lautete am Ende ein Urteil aus dem Publikum, ausgesprochen ausgerechnet von einem Schriftstellerkollege. Winkels Reaktion war klassisch: "Ich fühlte so gut wie nichts mehr . . . Von mir unbemerkt ging der Abend zu Ende."

Hat dieses Erlebnis aus dem gepeinigten Schriftsteller Hubert Winkels einen guten Kritiker werden lassen? Zunächst einmal läßt sich feststellen, daß Winkels in sein jüngstes Buch, das Aufsätze, Essays und Rezensionen aus dem letzten Jahrzehnt versammelt, nur positive Besprechungen aufgenommen hat. Verrisse würden zwar nicht recht zum Buchtitel "Gute Zeichen" passen, aber ein "Kompendium zur neuesten deutschsprachigen Literatur", wie der Verlag die Sammlung nennt, ist unvollständig, wenn es nicht die auf interessante Weise gescheiterten Bücher und die mißglückten Werke wichtiger Autoren verzeichnet.

Scharfe Töne hört man von diesem Kritiker eher selten. Winkels Triebfeder, sein Motor ist ein analytisches Interesse, das gesellschafts- und medientheoretisch grundiert ist und dem auch literarisch schwächere Werke zum Ausgangspunkt ergiebiger Untersuchungen dienen. So interessiert ihn zum Beispiel am zu Tode diskutierten Phänomen der Popliteratur nicht pubertäre Fraktionsbildung, sondern das Wechselspiel von Innovationsbegehren und Geschichtslosigkeit, von gespielter und tatsächlicher Naivität. Sein Hauptinteresse gilt neben den neuen Medien den Themenkomplexen Gewalt und Religion. Winkels Maxime lautet, Kritik habe das sprachliche Kunstwerk von dessen "stärkstem Punkt aus zu öffnen auf seine von unterschiedlichen Medien geprägte Umwelt". Wie fruchtbar sie sein kann, zeigt dieser Band anhand so unterschiedlicher Autoren wie Thomas Hettche, Christoph Peters, Patrick Roth, Feridun Zaimoglu, Ralf Rothmann, Helmuth Krausser oder Thomas Meinecke.

HUBERT SPIEGEL

Hubert Winkels: "Gute Zeichen. Deutsche Literatur 1995 - 2005". Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005. 398 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hubert Winkels weiß, wie man sich fühlt, wenn man verrissen wird, hat er es doch vor seiner Karriere als Kritiker selber auch als Autor probiert. Hat er deshalb in diesem Band ausschließlich positive Besprechungen aufgenommen? Jedenfalls ist das der einzige Einwand, den Hubert Spiegel gegen diese Sammlung von Texten aus dem im Titel benannten Zeitraum hat. Abgesehen davon lobt er die kluge Maxime des Kollegen, "das sprachliche Kunstwerk von dessen stärkstem Punkt aus zu öffnen auf seine von unterschiedlichen Medien geprägte Umwelt". Das ist, findet er, ein geeigneter literaturkritischer Hebel, der an kurzlebigen Debatten vorbei das wirklich Interessante an neuer Literatur - etwa der viel gelobten, viel gescholtenen Popliteratur - aufzeigen kann. Die "scharfen Töne" sind deshalb, urteilt Spiegel, nicht wirklich notwendig, wenn wie bei Winkels ein "gesellschafts- und medientheoretisch" geschulter analytischer Verstand am Werk ist.

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