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Ein Hund namens Timoleon Vieta wird wie einst Lassie von seinem Herrn in einer Notsituation ausgesetzt. Doch der Hund mit den wunderschönen Augen und dem Faible für gestrandete Gestalten will zurück - und läuft dabei durch die Leben der unterschiedlichsten Menschen mit ihren tragikomischen Schicksalen.
Cockroft, ein Komponist, der einmal bessere Tage gesehen hat, lebt in einem kleinen heruntergekommenen Häuschen in Italien auf dem Land. Seine frühen Kompositionen werfen immerhin so viel ab, dass er einmal im Monat nach Florenz fahren kann, um sich dort zu betrinken und Männer kennen zu
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Produktbeschreibung
Ein Hund namens Timoleon Vieta wird wie einst Lassie von seinem Herrn in einer Notsituation ausgesetzt. Doch der Hund mit den wunderschönen Augen und dem Faible für gestrandete Gestalten will zurück - und läuft dabei durch die Leben der unterschiedlichsten Menschen mit ihren tragikomischen Schicksalen.

Cockroft, ein Komponist, der einmal bessere Tage gesehen hat, lebt in einem kleinen heruntergekommenen Häuschen in Italien auf dem Land. Seine frühen Kompositionen werfen immerhin so viel ab, dass er einmal im Monat nach Florenz fahren kann, um sich dort zu betrinken und Männer kennen zu lernen, die er einlädt, bei ihm zu wohnen - als Gegenleistung will er mittwochs Sex.

Doch Cockroft lebt nicht allein, denn der Mischlingsrüde Timoleon Vieta ist sein ständiger Begleiter, ein Hund mit den wunderschönen Augen eines Mädchens und einem Gespür für gestrandete Charaktere. Die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft und Loyalität.

Als ein gut aussehender Mann, genannt "der Bosnier", Cockrofts Angebot annimmt und bei ihm einzieht, wird die Freundschaft zwischen Timoleon Vieta und Cockroft auf eine harte Probe gestellt, denn Hund und Bosnier mögen sich nicht. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seinem Hund und seinen sexuellen Bedürfnissen muss sich Cockroft zwischen den beiden entscheiden. Timoleon Vieta wird am Colosseum in Rom ausgesetzt - und beginnt seine lange, beschwerliche Reise nach Hause. Auf dem Weg zurück zu seinem Herrchen trifft Timoleon Vieta viele Menschen und mit ihnen unbeschreiblich traurige, unsagbar schöne und unermesslich ergreifende Schicksale.

Dan Rhodes schreibt voller makabrer Schönheit über Liebe, Sex und Tod. Ein Buch, das amüsiert und zu Tränen rührt.
Autorenporträt
Dan Rhodes, geboren 1972, studierte Creative Writing, war Lehrer in Saigon und arbeitete im Pub seiner Eltern und auf einer Obst- und Gemüsefarm. Nach zwei Erzählungsbänden erste Roman-Veröffentlichung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2004

Hundeherz mit Mädchenblick
Lassie in Rom: Der Debütroman des Engländers Dan Rhodes

"Don't tell me the truth about love" hieß das Buch, mit dem er in seiner englischen Heimat bekannt wurde, dabei hatte er die traurige Wahrheit über die Liebe schon vorher, in "Anthropology", in einhundertundein Geschichten von je einhundertundein Worten Länge verkündet. Die seltsamen Charaktere - darunter ein vietnamesischer Junge, der sich in ein Cello verwandeln läßt, damit er endlich in den Armen seiner Angebeteten liegen kann, die nur Musik im Sinn hat - mögen dazu beigetragen haben, daß beide Bände nicht gleich ins Deutsche übersetzt wurden. Die Geschichten von Dan Rhodes gehen eigentlich nie gut aus, und die Figuren, die sich damit abfinden müssen, sind eigentlich auch nie das, was man als "unsereins" bezeichnen möchte, aber anrührend sind sie doch, die Geschichten ebenso wie die Charaktere.

Seine Aufnahme in die "Granta"-Liste der zwanzig besten jungen britischen Schriftsteller vor einem Jahr, die ihn in die Nachbarschaft von A. L. Kennedy, Zadie Smith oder auch Adam Thirlwell rückt, mag dazu beigetragen haben, daß sein drittes Buch, "Timoleon Vieta Come Home", gleich in neun Sprachen übersetzt wurde. Der Roman ist nicht nur der erste, sondern könnte auch der letzte dieses Autors sein, dem es nach eigenem Bekunden schwerfällt, morgens aufzustehen - die Arbeit an "Timoleon" habe ihm den Rest gegeben. Daß die meisten seiner Geschichten eigenen Erfahrungen entspringen sollen, macht die Lektüre nicht tröstlicher.

Dabei fängt der Roman ganz leicht und entspannt an, in Umbrien, mit einer sehr glücklichen, weil gegenseitigen Liebe zwischen dem alternden Engländer Cockroft und seinem Hund: "Sie saßen draußen vor dem Haus, Cockroft in seinem Liegestuhl, Timoleon Vieta neben ihm auf dem Boden. Nur das Rascheln der Studentenfuttertüte war zu hören und das gelegentliche Schmatzen von Timoleon Vieta, der die von Cockroft verschmähten Paranüsse verschlang." Cockroft, vor langer Zeit einmal als Schlagerkomponist erfolgreich, hat sich nach Italien zurückgezogen, um über den Jungen in silbernen Shorts hinwegzukommen, der ihm das Herz gebrochen hat. Und wer könnte ihn besser verstehen als dieser außergewöhnliche Hund, ein Streuner mit den "Augen eines kleinen Mädchens", der ihm eines Tages zugelaufen ist?

Ein finsterer junger Mann, nur "der Bosnier" genannt, bricht in die Idylle der beiden Außenseiter ein. Seine Miete begleicht er einmal wöchentlich, indem er Cockroft einen unanständigen Dienst erweist. Der alte Mann bemüht sich, dem Besucher alles recht zu machen; zu groß ist seine Angst, er könne der menschlichen Gesellschaft sonst bald wieder verlustig gehen. Aber je breiter sich der Bosnier macht und je mehr Cockroft seinen Abschied fürchtet, desto klarer wird, daß einer gehen muß: Timoleon Vieta oder der hundehassende Prolet. Schweren Herzens entscheidet Cockroft sich für den Hund, den er in Rom aussetzt.

Bis hierhin gelingt es Rhodes, die Aufmerksamkeit zu fesseln für das Schicksal des unwahrscheinlichen Trios. Auf seinem langen Weg nach Hause streift Timoleon Vieta die Leben der unterschiedlichsten Menschen - und hier verwandelt sich der Roman unversehens doch wieder in einen Erzählungsband. Die Lebensgeschichten, die Rhodes aufblättert, nur weil der Hund mit den Mädchenaugen an einem Fenster vorbeiläuft oder sich einen Happen erbettelt, sind von rührender, unverhohlener Sentimentalität. Darin ähnelt Timoleons Rückkehr jener von Lassie: märchenhaft, doch leider eindimensional.

Obwohl das alles leicht und durchaus sympathisch zu lesen ist, die Figuren eher von der Handlung, als diese von ihnen getrieben werden, und das Ende wenigstens für Cockroft so etwas wie Glück bereithält, ist man nicht geneigt, gegen Rhodes' eigenes Urteil zu protestieren, der seine "Granta"-Aufnahme für ein Versehen hielt. Aber es gibt wahrlich schlechtere Gründe, morgens aufzustehen, als ein Buch wie dieses zu schreiben - oder zu lesen.

FELICITAS VON LOVENBERG

Dan Rhodes: "Timoleon kehrt zurück". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christa Schuenke. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003. 239 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht völlig überzeugt zeigt sich Felicitas von Lovenberg von diesem Debütroman des Engländers Dan Rhodes, obwohl sie ihn als durchaus sympathisch lobt. Anfangs gelingt es Rhodes mit seinem Roman über den alternden Schlagerkomponisten Cockroft und seinen Hund Timoleon Vieta, die in Umbrien ein glückliches Leben führen, bis "der Bosnier", ein finsterer junger Mann, bei Cockroft einzieht, Lovenberg noch zu fesseln. Als sich Cockroft dann gezwungen sieht, seinen Timoleon in Rom aussetzen, um "den Bosnier", von dem er mittlerweile abhängig ist, nicht zu verlieren, verwandelt sich der Roman zu Lovenbergs Bedauern "unversehens" in einen "Erzählungsband": Timoleon streift auf seinem langen Weg nach Hause die Leben der unterschiedlichsten Menschen. Deren Geschichten sind nach Lovenbergs Ansicht von "rührender, unverhohlener Sentimentalität". Darin ähnele Timoleons Rückkehr jener von Lassie, findet sie abschließend: "märchenhaft, doch leider eindimensional".

© Perlentaucher Medien GmbH