Marktplatzangebote
13 Angebote ab € 1,30 €
  • Gebundenes Buch

Paul McCartney ist einer der berühmtesten Musiker unserer Zeit. Nur wenigen dürfte er allerdings als Lyriker bekannt sein. Der Gedichtband "Blackbird Singing" der in diesem Jahr in den renommiertesten Verlagen vieler Länder erscheint, versammelt erstmals die Gedichte Paul McCartneys, ergänzt von einer Auswahl seiner poetischsten Songtexte. Die Gedichte in "Blackbird Singing" entfalten einen Zauber und eine Magie, die wir aus zahlreichen McCartney-Songs kennen. Songs wie "Penny Lane" und "Eleanor Rigby" leben von McCartneys Gabe, bewegende Bilder und Figuren zu schaffen. Die Gedichte aber geben…mehr

Produktbeschreibung
Paul McCartney ist einer der berühmtesten Musiker unserer Zeit. Nur wenigen dürfte er allerdings als Lyriker bekannt sein. Der Gedichtband "Blackbird Singing" der in diesem Jahr in den renommiertesten Verlagen vieler Länder erscheint, versammelt erstmals die Gedichte Paul McCartneys, ergänzt von einer Auswahl seiner poetischsten Songtexte. Die Gedichte in "Blackbird Singing" entfalten einen Zauber und eine Magie, die wir aus zahlreichen McCartney-Songs kennen. Songs wie "Penny Lane" und "Eleanor Rigby" leben von McCartneys Gabe, bewegende Bilder und Figuren zu schaffen. Die Gedichte aber geben uns Zutritt in die innere Welt Paul McCartneys, sei es in Balladen, sei es in Elegien auf seine verstorbene Frau Linda . Doch auch wenn die Gedichte und Songs von Einsamkeit und Trauer erzählen, zeugen sie von McCartneys unerschütterlichem Glauben an die Macht des Wortes und der Musik: "Hey Jude, don't be afraid - Take a sad song and make it better."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2002

Cherchez la femme in englischen Badezimmer
Da werden die Augen feucht - und nicht nur aus Rührung: Paul McCartneys Gedichte und Songtexte in deutscher Übersetzung

Wieder so ein trüb verregneter, naßkalter Wintertag, an dem man versucht ist, die Bücher mit Handschuhen zu lesen oder zumindest mit einer Taschenlampe unter der Decke, wo die nackten Bäume ihre Äste nicht nach einem ausstrecken können. Etwas Warmes braucht der Mensch an solchen Tagen, denkt man sich, und: Man wird auch diesen Tag überstehen, und vielleicht sogar in einem gelben U-Boot. Leinen los, auf dem Schreibtisch liegt ein Buch mit Songs und Gedichten von Paul McCartney, noch eingeschweißt, fast ganz weiß, schneeweiß, und ein schwarzer Vogel fliegt auf gekritzelten Flügeln rechts oben in der Ecke und verspricht, daß er auch singen kann.

Als die Autos im Chor den Berg herunterquietschen, eine absurde Idee: Das sind Gedichte, die man mit dem Kopf unter der Dusche singen kann, unter einer heißen Dusche - wahrscheinlich sind alle Seiten einzeln eingeschweißt und über den Worten stehen Akkorde: A-Moll, C-Dur. Und dann steht man da mit seiner Luftgitarre und summt: "Sie kam durchs Badezimmerfenster". Doch da merkt man schon, da läuft was schief, da klingt was falsch. Es ist ein Gefühl wie in englischen Badezimmern, wo nie die Mischanlagen funktionieren, wo das Wasser entweder zum Verbrennen heiß oder bitter kalt aus der Leitung kommt. Und die Laune ist einem verdorben, und es hilft kein Einseifen mehr.

Sofort wird einem sehr deutsch zumute. Über sieben Brücken mußt du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen. Wenn man deutsche Rockmusik hörte, kam einem ja oft der Gedanke, daß das Wunderbare an englischen Songs gerade ist, daß man nicht jedes Wort verstehen muß, die Texte einfach nach Belieben ausblenden kann in Klang und Rhythmus und den gröbsten Unsinn einfach beglückt mitsingt. De do do do de da da da. Standen die Songlines dennoch unter Bedeutungsverdacht oder erzählten von der dunklen Seite des Mondes, konnte man ja umständlich die Hefte aus den CD-oder Plattenhüllen befreien, sich die Finger dabei an den scharfen Kanten aufschneiden und nachlesen, zur Not mit Lexikon - obwohl sich das meiste mit dem Schulenglisch bestens verstehen ließ. Yesterday / All my troubles seemed so far away. Und, während man las, hörte man, und die Musik lud die Worte auf mit einer Bedeutung, die mehr aus der Atmosphäre und der eigenen hineinprojizierten Geschichte und ihren Blindstellen kam als durch den Sinn oder das poetische Kalkül.

Doch bald kam die Unsitte auf, auch deutsche Übersetzungen mitzudrucken. So wurden Songwriter zu Liedermachern. Alle wollten sie plötzlich Dichter sein. Genügte eben nicht mehr, daß man die Songs unter der Dusche sang, sollte man sie jetzt auch mit dem Bleistift lesen. Doch in die kleingedruckten bunten Hefte konnte man schlecht seine Randnotizen schreiben, und die Platten oder CDs standen nicht im Buchregal zwischen Ovid und Ginsberg, Dante nahm das weiße Album nicht bei der Hand. Folgerichtig mußten echte Buchrücken her, damit alles schön zusammenrücken kann. So gibt es nun auch den ersten Gedichtband von Paul McCartney. Soll es auch. Aber warum müssen neben den Gedichten auch alle Songtexte abgedruckt sein, die wir schon zu Hause haben, und noch dazu: auf deutsch. Die Devise war wohl: Ohrwürmer zu Bücherwürmern!

Paul McCartneys Gedichte erzählen vom Tod seiner Frau, von Verlusten, Momenten des Erinnerns im Alltag, vom Mutschöpfen. Sie sind unauffällig, einfach in der Geste, mal ein kleines Wortspiel da, ein Dreh dort. Sie sind leise und wie auf einer Saite gespielt. Das klingt, wenn es eine Litanei ist, nach Erich Fried, ist manchmal aber auch im Schlichten schön. Etwa, wenn ein Bild auftaucht, das nicht mehr sein will, und dann, wenn die Kindheit ihr Spielzeug zwischen den Zeilen ausstreut. Oder er sich an die wilden Nächte erinnert, damals, als sie jung waren: "Reminisce / about our childhood / What we did / in deepest wildwood // Let's remember / fifties cars / And hanging out in / late-night bars."

Hier kommen wir schon zum eigentlichen Problem und Ärgernis des Bandes, der Übersetzung. Da ist endlich ein Bild, das atmosphärisch stimmt und die Phantasie assoziieren läßt, man sieht die Bar vor sich, die Cadillacs mit ihren Flügeln, und dann springt man zum deutschen Text und wird brutal ausgebremst. Aus unerfindlichen Gründen werden aus den Fünfziger-Jahre-Schlitten "die alten Stars / lange Nächte / viele Bars". Und alles ist zerstört. Immer, wenn McCartney als Dichter etwas gelingt, gelingt es den Übersetzern, es in einen Totalschaden zu überführen.

Besonders unerträglich wird das bei den Songtexten, vor allem bei jenen, die man auswendig kann, by heart. Penny Lanes "fireman" wird zum "Bobby", die "fire engine" ein "Streifenwagen". In "Back in the USSR" wird "You don't know how lucky you are, boy" zu "Ich liebe die rote Gefahr", die Mädchen aus der Ukraine kommen plötzlich aus Wladiwostok, und wenn es darum geht, den Telefonstecker rauszuziehen, um ungestört mit der Geliebten zu sein, bittet die Übersetzung: "Schenk mir ein Glas Wodka ein". Soviel Wodka gibt es in ganz Rußland nicht, um das zu ertragen.

Bei "Come and keep your comrade warm", wird es heiß, aber die kalte Dusche kommt auf der nächsten Seite: "Bleib die Bett-Genossin meiner Wahl". Soll das lustig sein? Subtil? Politisch? Es gibt unzählige solcher Beispiele, und das Schlimmste ist, man hat noch den Eindruck, daß sich die Übersetzer dabei originell vorkommen, wenn sie völlig andere Bilder und Zeilen erfinden. Sicher ist es schwer, Songtexte zu übertragen und dabei Rhythmus und Reim zu erhalten. Aber wenn man es nicht kann, soll man es anderen überlassen - oder sich den Reim sparen. Als ob das nicht schon genug wäre, lassen sich noch zahlreiche Verständnis-, Anschluß- und Wortfehler finden, vor allem dann, wenn das Original mit feinen Nuancen arbeitet, kleinen Bedeutungsverschiebungen.

Auf gleichem Niveau wie die Übersetzung befindet sich das Vorwort: Dort schreibt Adrian Mitchell, selbst ein Lyriker, der es eigentlich besser wissen müßte: "Paul McCartney steht nicht in der Tradition akademischer oder modernistischer Lyriker. Er ist ein populärer Dichter in der Tradition populärer Poesie. Auch Homer war und ist ein populärer Dichter, den Millionen von Menschen, die nie eine Universität von innen gesehen haben, verstehen und lieben." Homer also. Warum eigentlich nicht gleich Dante? Als der vor dem Eingang zur Hölle steht, muß er auf dem Tor lesen: "Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!" Könnte auch auf dem Buch stehen, oder besser: Help!

Paul McCartney: "Blackbird Singing". Gedichte und Songs 1965-1999. Aus dem Englischen übersetzt von Kristian Lutze und Werner Schmitz. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Adrian Mitchell. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2001. 318 S., geb., 19,50 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Eigentlich besteht kein Grund zur Aufregung um dieses Buch, meint Konrad Heidkamp - schließlich kenne man die Beatles-Texte, und die dazugestellten Gedichte von Paul McCartney seien überwiegend harmlos - hätte nicht der Verlag eine deutsche Übersetzung mitgeliefert, und hätte der Dichter und Humorist Robert Gernhardt nicht die Übersetzer öffentlich (nämlich in der SZ) hingerichtet und Paul McCartneys Gedichte zum Pop-Kulturerbe erklärt. Dabei ist der einzige Vorwurf, den man der deutschen Fassung machen könne, meint Heidkamp, dass sie englische Platitüden als deutsche Platitüden entlarvn: "Warum muss man die Texte zu 'Yellow Submarine' abdrucken, 'O-la-di, Ob-la-da' oder 'All Together Now'? Was erwartet man anderes als 'Gelbes U-Boot fahrn', 'La la ist das Leben schön' oder 'Und jetzt alle'? Die Nähe zum rheinischen Karnevalsschlager ist unüberhörbar, das war im Original nicht besser, nur weniger nahe und peinlich."

© Perlentaucher Medien GmbH