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Vor der Ruine eines halbzerfallenen Kirchleins am Bodensee erzählt der alte Fischer Martin von abenteuerlichen Jugendstreichen. Die Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin und die Glockendiebe brachte 1846 den ersten großen Erfolg für Eduard Mörike.
Die vorliege Ausgabe ist mit neu entdeckten Abbildungen aus dem Jahre 1872 versehen, die dem Lithographen Ferdinand Schlotterbeck zugeordnet werden. Es sind die einzigen bekannten zeitgenössischen Zeichnungen, sie werden hier erstmals veröffentlicht.

Produktbeschreibung
Vor der Ruine eines halbzerfallenen Kirchleins am Bodensee erzählt der alte Fischer Martin von abenteuerlichen Jugendstreichen. Die Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin und die Glockendiebe brachte 1846 den ersten großen Erfolg für Eduard Mörike.

Die vorliege Ausgabe ist mit neu entdeckten Abbildungen aus dem Jahre 1872 versehen, die dem Lithographen Ferdinand Schlotterbeck zugeordnet werden. Es sind die einzigen bekannten zeitgenössischen Zeichnungen, sie werden hier erstmals veröffentlicht.
Autorenporträt
Eduard Mörike (1804-75) ist der Hauptvertreter des Biedermeier, der Epoche zwischen Romantik und Realismus. Seine Novellen und Gedichte zählen zu den berühmtesten der deutschsprachigen Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.08.2004

Dieses war der erste Streich
Angel im Schlund: Eduard Mörikes „Idylle vom Bodensee”
Den Glocken hat beim deutschen Publikum Friedrich Schiller erfolgreich den Garaus gemacht. Kaum hört es die ersten Zeilen des „Lieds von der Glocke”, ergreift es die Flucht. Bis zu den dunklen Tönen kommt es nicht mehr. Die züchtige Hausfrau, der Schweiß, der sich auf den Fleiß reimt, haben ihm die Ballade so sehr verleidet, dass es sie nur noch als Parodie erträgt.
Es gibt aber einen deutschen Dichter, der dem Fluchtreflex Einhalt gebieten könnte: Eduard Mörike. Seine „Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin und die Glockendiebe” erschien erstmals 1846. Der Verleger mochte bei der Erstauflage von 1500 Exemplaren die Liebhaber des bürgerlichen Versepos, die Leser von Vossens „Luise” und Goethes „Hermann und Dorothea” im Auge haben.Und er hatte recht: Sie bekamen ein Epos im Kleinformat, in dem am Ende die Idylle über alle Gefährdungen siegt.
Aber zu den kunstvollen Durchtriebenheiten, mit denen Mörike diese Idylle gewürzt hat, gehört, dass in ihren deutschen Hexametern die Erinnerung an das antike Versmaß und die Welt des Krieges, die darin besungen wurde, nicht erloschen ist. Mörike, geboren 1804, war Kind der napoleonischen Ära, einer durchaus unfriedlichen Zeit. Die Säkularisation der Klöster, ein Jahr vor seiner Geburt, prägt den Schauplatz dieser Idylle. Die Kapelle am Bodensee ist wie das nahe Kloster nur noch eine Ruine. Zu ihrer Geschichte gehört der Fund heidnischer Kultgeräte aus der Römerzeit: „Auch ein gegossenes Bild ward vor aus der Erde gezogen, / Armslang nur, mit Schild und mit Schwert, ein gerüsteter Kriegsgott.”
Aus dem eingeschmolzenen heidnischen Erz entsteht die christliche Glocke, aus der der Geist des Krieges erst herausfährt, als sie „Maria” getauft wird. Nun ist die „ländliche Muse”, die auf Schwänke, Diebes- und Dorfgeschichten spezialisiert ist, für sie zuständig. Mörike hat die Glockengeschichte wie einen Rahmen um die Haupthandlung gelegt: in ihr treffen See und Land, Liebe und Geld, Intrige und Idylle hart aufeinander. Die gefällige Form akzentuiert den Zwist. Im Zentrum steht ein böser Streich, der auf Wilhelm Busch vorausweist. Kürzlich sind Bleistiftzeichnungen zu dieser „Idylle vom Bodensee” aus dem Jahre 1872 entdeckt worden. Sie zieren diese schöne Neuausgabe, die zudem polemisch-leidenschaftliche Würze durch einen Essay des Schriftstellers Arnold Stadler erhält, der beides zugleich ist: Loblied für Mörike und Abgesang auf den Bodensee.
LOTHAR MÜLLER
EDUARD MÖRIKE: Idylle vom Bodensee. Mit zeitgenössischen Illustrationen und einem Essay von Arnold Stadler herausgegeben von Egon Gramer. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2004. 124 Seiten, 7,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Von Glocken mögen die Deutschen seit Schiller nichts mehr hören, bedauert Rezensent Lothar Müller vorneweg. Eine Glocke aber bleibe dem Leser bei diesem in Hexametern gedichteten Bodensee-Idyll nicht erspart - weglegen sollte er das Büchlein dennoch nicht. Die bewusste Glocke wird aus einem heidnischen Fund gegossen, einem Kriegsgott in Erz, unpassender Weise. Also wird sie auf den christlichen Namen "Maria" getauft, damit ist der Kriegsgeist vertrieben, das Idyll hergestellt. Das allerdings ist nur der Rahmen, in der Haupthandlung geht's um "See und Land, Liebe und Geld, Intrige und Idylle", mehr will Müller nicht verraten. "Polemisch-leidenschaftlich" ist der begleitende Essay des Schriftstellers Arnold Stadler ausgefallen, die neu aufgefundenen Bleistiftzeichnungen tragen dazu bei, dass dies eine "schöne Neuausgabe" geworden ist, schließt Müller seine Lektüreempfehlung.

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