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Erdbeeren im Schnee bringen Glück. Wer Stroh zu Gold spinnen muß, braucht Rumpelstilzchens Hilfe. Schneewittchen beißt in den giftigen Apfel und stirbt. Dornröschen hinter der Dornenhecke wird vom Prinzen wachgeküßt. Welche Rolle die verschiedenen Pflanzen in Grimms Märchen spielen, davon handelt dieser Band.

Produktbeschreibung
Erdbeeren im Schnee bringen Glück. Wer Stroh zu Gold spinnen muß, braucht Rumpelstilzchens Hilfe. Schneewittchen beißt in den giftigen Apfel und stirbt. Dornröschen hinter der Dornenhecke wird vom Prinzen wachgeküßt. Welche Rolle die verschiedenen Pflanzen in Grimms Märchen spielen, davon handelt dieser Band.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2000

Dicke Rüben
Esther Gallwitz pflückt auch Schneewittchens Apfel

Sie weiß so wundersam viel: Esther Gallwitz, die im vergangenen Jahr verstorbene Kennerin, die uns schon die Kräuter und Blumen der Alten Meister im Frankfurter Städel und die Pflanzen des Genter Altars erschlossen hat. Auch den Brüdern Grimm hat sie, die unendlich geduldige Sammlerin von Flora und Wissen gleichermaßen, ihre Geheimnisse abgelauscht, der "Ährenlese" auf dem Feld der Hausmärchen reiche Ernte eingefahren. "Nichts besser kann uns verteidigen als die Natur selber, welche diese Blumen und Blätter in solcher Farbe und Gestalt hat wachsen lassen", so der Vorsatz von Jacob und Wilhelm. "Und wenn Zweifler sich fragen, wie das ist mit der Natur, so wie sie ihre Geschöpfe auftischt und wieder abserviert, ob sie da noch nach Plänen suchen können?", versetzt die Kundige. Nichts Geringeres als Wahlverwandtschaft zeigt sie an in ihrer Sorgfalt.

Da ist das Korn: Mit lediglich einer geerbten Katze steht der jüngste Müllerssohn da; der ungeheuer gewiefte "Gestiefelte Kater" zieht mit einem Sack Korn los, und am Ende ist das Duo Prinzgemahl und erster Minister. Ein Zweitgeborener weiß in den "Drei Glückskindern", dass man Ähren mit einer Sense mähen muss und nicht mit Kanonen runterschießen darf; Gold ist sein Lohn, so viel sein Pferd tragen kann. Über die Hirse verrät Esther Gallwitz wahrhaft Erstaunliches: "Sät der Bauer durch ein Hosenbein oder durch eine Wolfsgurgel, hat er gar die Mütze eines Toten, aus der er die Saat streut, gibt das die beste Ernte, wenn er dazu ein Steinchen oder das Spänchen einer Radspeiche zwischen die Zähne nimmt. Ist die Saat gediehen, muß er in der Laurentiusnacht nackt um das Feld laufen, damit die Vögel sie nicht fressen."

Was dicke Rüben in sich haben, wenn ein schlaues Bäuerlein mit einem Teufelchen um einen vergrabenen Schatz auf seinem Acker wettet; was der Wacholder, Macholder, Machandel an Kraft hat, wenn doch schon einst der Prophet Elias unter dem Baum Brot und Wasser für vierzig Tage und Nächte fand: Das alles erinnert Esther Gallwitz, ehe sie überhaupt auf den Apfel kommt, der an so vielen Orten erwächst und in dramatischen Kinderphantasmen wie "Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein" zum Glücke endlich aller aus einem Fass hervorrollt.

In dem von Maria-Therese Tietmeyer so innig ausgemalten Buch ist viel unersetzliche Weisheit aufbewahrt, die sonst verloren wäre. Esther Gallwitz hat den Märchen eine Unsterblichkeit mehr, eine in ihren Schatten schlummernde eingehaucht, so wie die Brüder es sich gewünscht hatten: "Gedeihlich aber kann alles werden, was natürlich ist, und danach sollen wir trachten." Und ans Ende, über ihre Literaturhinweise, hat sie, wie es keine Kluge der Märchen kunstfertiger gekonnt hätte, zwei Zeilen von Samuel Beckett gestellt: "Denn im Walde der Symbole, die keine sind, schweigen die Vöglein der Deutung, die keine ist, nie."

ROSE-MARIA GROPP.

Esther Gallwitz: "Schneewittchens Apfel". Pflanzen in Grimms Märchen. Mit farbigen Aquarellen von Maria-Therese Tietmeyer. Zahlreiche Abb. Insel Verlag, Frankfurt und Leipzig 1999. 208 S., br., 19,80 Mark.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rose-Maria Gropp weiß allerhand Gutes über die im vergangenen Jahr verstorbene Autorin zu sagen. Was sie allerdings an diesem Buch so sehr zu schätzen weiß, wird in ihrer Rezension nur sehr bedingt deutlich. Zwar lobt sie sehr die Bilder von Maria-Therese Tietmeyer und merkt an, dass Gallwitz "den Märchen eine Unsterblichkeit mehr" eingehaucht habe. Worauf sie sich mit letzterem genau bezieht, wird jedoch nicht recht deutlich. Dafür erfahren wir jedoch etwas über den Inhalt: Wer kann sich schon daran erinnern, dass im Märchen Hirse "durch ein Hosenbein oder durch eine Wolfsgurgel" gesät wird, oder dass der Bauer "in der Laurentiusnacht nackt um das Feld laufen" muss, damit die Saat nicht von den Vögeln verspeist wird?

© Perlentaucher Medien GmbH