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Victor Hugo unternahm in seinem Leben zwei Rheinreisen, 1839 und 1840. Seine Eindrücke hielt er in seinem Prosatext Le rhin fest. Darin schildert er nicht nur den Ort von Sagen, Märchen und Ruinen, der der Rhein für ihn von Kindheit an war, sondern setzt sich auch mit dessen politischer Bedeutung als Grenzfluß zwischen Frankreich und Deutschland auseinander. Und sowohl vor Ort als auch aus der Erinnerung entstanden über 100 Rheinzeichnungen. Denn Hugo war auch ein begnadeter Zeichner. In jüngster Zeit wird er mit seinen phantastischen, magischen Blättern als ein Künstler der frühen Moderne…mehr

Produktbeschreibung
Victor Hugo unternahm in seinem Leben zwei Rheinreisen, 1839 und 1840. Seine Eindrücke hielt er in seinem Prosatext Le rhin fest. Darin schildert er nicht nur den Ort von Sagen, Märchen und Ruinen, der der Rhein für ihn von Kindheit an war, sondern setzt sich auch mit dessen politischer Bedeutung als Grenzfluß zwischen Frankreich und Deutschland auseinander. Und sowohl vor Ort als auch aus der Erinnerung entstanden über 100 Rheinzeichnungen. Denn Hugo war auch ein begnadeter Zeichner. In jüngster Zeit wird er mit seinen phantastischen, magischen Blättern als ein Künstler der frühen Moderne erkannt und William Turner und Gustave Moreau an die Seite gestellt.Dieser Band präsentiert Auszüge aus dem Text in neuer Übersetzung zusammen mit Hugos schönsten Rheinzeichnungen und zeitgenössischen Fotografien.
Autorenporträt
Victor Hugo, geboren 1802 in Besançon (Frankreich), studierte Rechtswissenschaft in Paris, widmete sich jedoch schon früh dem Schreiben. Er verfasste Gedichte, Romane und Dramen und publizierte auch politische Texte. Victor Hugo verstarb 1885 in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2010

Wie bei den Grimms
Schreibend und zeichnend dokumentierte Victor Hugo seine romantische Rheinreise
„Sie wissen, ich habe oft gesagt, ich liebe Flüsse (. . . ) Ich sage Ihnen aber auch das: Vor allen anderen Flüssen liebe ich den Rhein.“ Damit stand Victor Hugo nicht allein. Die englischen Romantiker gingen voran, spätestens seit „Child Harolds Pilgerfahrt“ von Byron ist der Rhein, vor allem natürlich der Mittelrhein, eine europäische Sehnsuchtslandschaft.
Hugo unternimmt seine große Rheinreise 1840. In Aachen besucht er den Dom, betrachtet den Thron Karls des Großen und glaubt, dass dieser steinerne Sitz einmal den Leichnam des Kaisers getragen habe. Hier „saß Kaiser Karl der Große in seinem Grab, die Krone auf dem Kopf, die Weltkugel in einer, das Zepter in der anderen Hand, das Reichsschwert an der Seite, den Kaisermantel über den Schultern, das Kreuz Christi um den Hals, die Füße im Sarkophag des Augustus.“
Das ist so üppig wie irrig. Doch muss der Reiz der Imagination unwiderstehlich gewesen sein. Jedes Moment der Herrschaft hat sein Bild, es ist der Traum des Dichters von einer poetischeren Zeit, ein Traum, der sich so gut entlang des Rheins träumen lässt, wo der Dichter „in Kommunion“ tritt mit „großen Phänomenen der Natur, die ebenfalls große Geschichtsphänomene sind“.
Dieses eigentümliche Licht . . .
Unsichtbare Dinge ereigneten sich hier: „Zur selben Zeit wie der Handel und auf denselben Booten schwammen der Geist der Häresie, der Forscher- und der Freiheitsgeist diesen großen Strom hinauf und hinab, auf dem, so scheint es, alles Denken der Menschheit einmal vorbeikommen musste.“ Und natürlich ist Victor Hugo, der selbst der Schauerromantik nah stand, nicht nur von der Aufklärung begeistert, sondern viel mehr noch von den Sagen. Ein Bild vom Mäuseturm im Rhein vor Bingen hing in seinem Kinderzimmer. Das deutsche Hausmädchen hatte es dort angebracht und – als ob wir bei den Grimms wären – die grauenvolle Geschichte von dem Mainzer Erzbischof Hatto erzählt, der um seiner Hartherzigkeit willen von Ratten und Mäusen verfolgt und zuletzt im Mäuseturm aufgefressen wurde, wohin er sich geflüchtet hatte.
Wie ein Süchtiger strebt Hugo dort hin, mitten in der Nacht lässt er sich von einem Fischer übersetzen. Was ist es für ein eigentümliches Licht um den Turm? Es kommt, wie der Dichter feststellt, von einer Esse; in der Ruine arbeiten des Nachts zwei Schmiede. Der Fall hätte sich aufgeklärt, aber Schmiede – sind das nicht Wesen, die irgendwo zwischen Zwergen und Göttern rangieren? Das wird nach allen Regeln der Kunst Hugos, der grandiloquence erzählt, die den Kindheitserinnerungen – und an seine Kindheit erinnert sich der Autor nicht nur einmal – den großen Auftritt gibt.
Fast ein Sohnesgefühl
Hugo gibt sich Träumen und Erinnerungen hin, aber er verfolgt auch politische Ideen. Er liebt die Deutschen, hat „fast ein Sohnesgefühl für diese edle und heilige Heimat aller Denker. Wenn ich nicht Franzose wäre, so wollte ich Deutscher sein.“ Aber der Rhein ist, wie er meint, die natürliche Grenze der beiden Völker. Die Geographie „mit dem ihr eigenen unbeugsamen Willen“ hat Frankreich das linke Rheinufer bestimmt. Für den, der die Geschichte lebendig zu sehen versteht, „schweben zwei Adler unaufhörlich über dem Rhein: der Adler der römischen Legionen und der der französischen Regimenter“.
Die Sache war 1840 brandaktuell. Frankreich hatte in der orientalischen Frage eine schwere diplomatische Niederlage erleben müssen. Die Öffentlichkeit sah den nationalen Ehrenpunkt bedroht, es entwickelte sich eine kriegerische Stimmung gegen Deutschland und England. Die Regierung Thiers schien durchaus bereit, sich die Rheingrenze zum Ziel zu nehmen. Davon ist bei Hugo nicht die Rede, er sieht überall nur Respekt und Liebe für seine Nation, die deutsche Bevölkerung warte geradezu auf sie. Das muss ein Problem des Romantikers sein. Tatsächlich hat die Krise das deutsche Nationalgefühl mächtig angefeuert, es ist die Zeit, in der die „Wacht am Rhein“ gedichtet wird.
Hugos „Rheinreise“ ist in vielerlei Hinsicht ein bedeutsames Buch. Man muss dankbar sein, dass die Inselbücherei eine Auswahl bereitstellt, doppelt und dreifach aber, dass dieser Auswahl einige der Federzeichnungen des Autors beigegeben sind. Hugo hat nicht nur den Kiel benutzt, sondern auch die Fahne, Tintenschleier auf dem getönten Papier tauchen die Bilder in jene Dämmerung, die auch der Dichter so liebte und der er seine schönste Wirkungen abgewann. Rund hundert Zeichnungen liegen vor, die möchte man alle sehen, und dazu den Text vollständig lesen. STEPHAN SPEICHER
VICTOR HUGO: Der Rhein. Mit Zeichnungen des Autors. Herausgegeben und übersetzt von Annette Seemann. Mit einem Nachwort von Hermann Mildenberger. Insel Verlag, Berlin 2010. 108 Seiten, 13,80 Euro.
Das deutsche Hausmädchen hatte Victor Hugo als Kind die grauenvolle Geschichte von dem Mainzer Erzbischof Hatto erzählt, der um seiner Hartherzigkeit willen von Ratten und Mäusen verfolgt und zuletzt im Mäuseturm im Rhein vor Bingen aufgefressen wurde, wohin er geflohen war. Entwurf zum Titelblatt des Reisebuches „Le Rhin“. Abb.: Maison de Victor Hugo, Paris
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Stephan Speicher feiert Victor Hugos Bericht seiner großen Rheinreise von 1840 als "bedeutsames" Werk und zitiert ausgiebig daraus, um einen Eindruck von der Verbundenheit des Schriftstellers mit dieser "europäischen Sehnsuchtslandschaft" schlechthin zu wecken. Nicht nur Hugos Neigung zur Schauerromantik lässt sich hier laut Rezensent ablesen, auch politische Vorstellungen zeigen sich in seinem Traum von einer freundlichen Verbundenheit von Franzosen und Deutschen in einer Zeit, in der das Erstarken des Nationalgefühls beiderseits des Rheins zu spüren ist. Bei aller Dankbarkeit für diese Auswahl aus Hugos romantischem Rheinreisebericht, dem -  auch dafür dankt der Rezensent - Zeichnungen des Autors beigegeben sind, wächst in Speicher die Sehnsucht nach einer Gesamtausgabe von Hugos Schrift mit allen Zeichnungen.

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