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Wer ist der ehrfurchtgebietende Greis, der als Agathodämon, als "guter Geist", in einer nur von Ziegenhirten bewohnten Gegend auf Kreta Wunderdinge bewirken soll? Hegesias, der die Region als Forscher bereist, glaubt weder an die alten Götter noch an Dämonen, doch als der fast Hundertjährige plötzlich vor ihm steht, wird er so in seinen Bann gezogen, daß er sich dessen nicht mehr so sicher ist: Ist das ein Mensch oder ein Gott? Bald wir ihm klar, daß er den sagenumwobenen Apollonios von Tyana, den Gründer einer einflußreichen pythagoreischen Sekte, vor sich hat, der von den einen als…mehr

Produktbeschreibung
Wer ist der ehrfurchtgebietende Greis, der als Agathodämon, als "guter Geist", in einer nur von Ziegenhirten bewohnten Gegend auf Kreta Wunderdinge bewirken soll? Hegesias, der die Region als Forscher bereist, glaubt weder an die alten Götter noch an Dämonen, doch als der fast Hundertjährige plötzlich vor ihm steht, wird er so in seinen Bann gezogen, daß er sich dessen nicht mehr so sicher ist: Ist das ein Mensch oder ein Gott? Bald wir ihm klar, daß er den sagenumwobenen Apollonios von Tyana, den Gründer einer einflußreichen pythagoreischen Sekte, vor sich hat, der von den einen als Heilsbringer verehrt wurde, bei weniger Leichtgläubigen aber als Scharlatan verschrien war.

Es ist, als hätte der Alte auf Hegesias gewartet, denn ihm vertraut er seine wahre Lebensgeschichte an. Und die erinnert auf erstaunliche Weise an jene, die die Anhänger einer jüdischen Sekte von ihrem Anführer verbreiten, der vor über sechzig Jahren gekreuzigt wurde, dessen Leichnam aber auf ungeklärte Weiseverschwunden sein soll. Gibt es einen Zusammenhang?
Wieland erzählt in seinem 1799 erschienen Alterswerk einen Thriller des Denkens und der Geschichte. Zu einer Zeit, als die Ideale der Aufklärung längst wieder durch esoterische Strömungen überlagert zu werden drohten, unternimmt er den gerade auch heute wieder aktuellen Versuch eines Ausgleichs zwischen Religion und Rationalität. Die ausführliche Einleitung von Jan Philipp Reemtsma erläutert diese kulturhistorischen Zusammenhänge.
Autorenporträt
Christoph Martin Wieland (1733-1813) stammte aus einer Pfarrersfamilie in Oberholzheim bei Biberach. Er studierte Philosophie in Erfurt, wo er 1769 auf den Lehrstuhl berufen wurde. 1772 wurde er Prinzenerzieher am Weimarer Hof. Er begründete den modernen deutschen Roman und übersetzte Shakespeare und Autoren der Antike. Der elegante, phantasievolle Aufklärer und pointierte Satiriker steht zu Unrecht im Schatten seiner Zeitgenossen Schiller und Goethe.

Jan Philipp Reemtsma, geboren 1952 in Bonn, ist unter Geisteswissenschaftlern und Intellektuellen ein fester Begriff. Er lebt und lehrt in Hamburg, ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg und Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung und der Arno-Schmidt-Stiftung. Er ist Mitherausgeber der Werke Arno Schmidts und Autor zahlreicher Bücher. 1997 erhielt er den Lessing-Preis der Freien Hansestadt Hamburg, im Jahr 2015 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Angetan zeigt sich Hannelore Schlaffer von Christoph Martin Wielands Roman "Agathodämon" aus dem Jahr 1799, der nun in einer neuen Ausgabe vorliegt. Bei aller Harmonie des skizzierten Weltbilds, bei aller Harmonie von Sprache und Rhythmus, die das Buch auszeichnet, sieht sie darin eine ebenso polemische wie poetische Streitschrift gegen das Christentum, einen literarischen Beitrag des Aufklärers Wieland zum damaligen Atheismusstreit. In der atmosphärischen Lebensbeichte des 96-jährigen Agathodämon findet sie eine Fülle von Reflexionen über die Entstehung von Sagen und Wundern, über Wahrheit und Betrug in Religion und Politik, die auch in der "gegenwärtigen Epoche der religiösen Ratlosigkeit und Bastelei eine Aufhellung des Verstandes" bewirken können. Allerdings verschweigt sie nicht, dass Wielands Werk, um wirklich verstanden zu werden, eine Bildung voraussetzt, "wie sie kaum mehr zu finden ist". In diesem Zusammenhang lobt sie das Vorwort von Jan Philipp Reemtsma, die Kommentare zu einzelnen Stellen und den Glossar, die dem Leser "über viele Verständnisschwierigkeiten" hinweg helfen.

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