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Die Schiller-Chronik ist ein praktisches Hilfsmittel für jeden Schiller-Leser. Wer etwa wissen will, wo sich Schiller zu einem bestimmten Zeitpunkt aufhielt, oder in umgekehrter Richtung fragt, wann er seiner zukünftigen Frau zum ersten Mal begegnete oder wann Die Räuber in Hamburg aufgeführt wurden - die Schiller-Chronik erteilt zuverlässig Auskunft und lädt zum Blättern und Eintauchen in seine Welt ein.
Übersichtlich gegliedert in parallele Rubriken zu Ort und Zeit - Leben - Werk, enthält die Chronik alle wichtigen Daten zur Lebens- und Werkgeschichte, dazu auch Angaben zum Zeitgeschehen
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Produktbeschreibung
Die Schiller-Chronik ist ein praktisches Hilfsmittel für jeden Schiller-Leser. Wer etwa wissen will, wo sich Schiller zu einem bestimmten Zeitpunkt aufhielt, oder in umgekehrter Richtung fragt, wann er seiner zukünftigen Frau zum ersten Mal begegnete oder wann Die Räuber in Hamburg aufgeführt wurden - die Schiller-Chronik erteilt zuverlässig Auskunft und lädt zum Blättern und Eintauchen in seine Welt ein.

Übersichtlich gegliedert in parallele Rubriken zu Ort und Zeit - Leben - Werk, enthält die Chronik alle wichtigen Daten zur Lebens- und Werkgeschichte, dazu auch Angaben zum Zeitgeschehen und zu Publikationen der Zeitgenossen. Durch die synoptische Darstellung werden die Entstehungszusammenhänge von Schillers 'uvre unmittelbar deutlich, wobei nicht nur die ausgereiften, kanonischen Texte Berücksichtigung finden, sondern auch Pläne, Gelegenheitsgedichte und verschiedene Fassungen, etwa die einzelnen Bühnenbearbeitungen seiner Dramen.

Ein erklärendes Personenregister sowie ein Orts- und ein Werkregister vervollständigen den Band und machen ihn zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2006

Reicht uns die Hand, sein Leben
Die Geschichte seines Geistes: Nachträge zum Schiller-Jahr

Ein Brief: "Schon längst wollte ich Sie bitten liebster Vater, mir die kleinen Sachen, die während meines Auffenthalts in Stuttgardt von mir gedruckt worden sind, zusammen suchen zu lassen, und hieher zu schiken, auch was Sie noch etwa in Mscrpt von mir hätten oder aufzubringen wüssten. Diese Dinge intereßiren mich jetzt, und ich brauche sie als Belege zur Geschichte meines Geistes." Schiller war dreißig, als er diesen Brief am 4. Februar 1790 schrieb, und wähnte sich endlich auf der sicheren Seite des Lebens angekommen. Nach Jahren des mehr oder weniger gelungenen Experiments als freier Schriftsteller war er seit 1789 als Lehrer an der Universität in Jena fest etabliert. In wenigen Wochen würde er heiraten und in einigen Jahren, so hoffte er, dank der einträglichen Arbeit als Verfasser historischer Abhandlungen zu seiner wahren Bestimmung, der Poesie, zurückkehren können.

Sich selbst hat Schiller die Stationen dieses Werdegangs nie im Detail vergegenwärtigt. Die Bausteine seines Lebens und Schreibens zu sichten und zu sammeln, ist Sache der Nachwelt. Mit diesem Ziel hat Karin Wais unter Mitwirkung von Rose Unterberger nun "Die Schiller Chronik" zusammengestellt, die in einer übersichtlichen Ahnenreihe steht: 1900 hatte Ernst Müller "Regesten zu Friedrich Schillers Leben und Werken" veröffentlicht, zu denen sich 1958 Gero von Wilperts "Schillerchronik" gesellte. Wais bietet das Dichterleben als Chronographie privater und beruflicher Ereignisse, geordnet nach Leben und Werk. Räumlich und zeitlich zusammenhängende Phasen sind durch Überschriften kenntlich gemacht, und zu Beginn eines neuen Jahres verweisen ausgewählte politische und literarische Ereignisse auf den Kontext. Zitate aus Schillers Briefen und den im Familien- und Freundeskreis entstandenen Erinnerungen verleihen den Fakten Farbe und legen Spuren für eine weiterführende Lektüre.

Von der Geburt am 10. November 1759 - ein Datum, das durch keine Quelle eindeutig verbürgt ist - bis zum Tod am 9. Mai 1805 wird dem Leser eine Fülle von Informationen geboten. Der Lesbarkeit kommt zugute, daß die Chronik bündelt und strafft, das Leben also nicht minutiös von Tag zu Tag erzählt. Freilich geht dabei mitunter manches verloren. So erfährt der Leser zwar von "mehreren Besuchen bei Hof" im März und April, nicht aber im Januar und Februar 1805. Ebenfalls unerwähnt bleibt der Aufenthalt Schillers in Rudolstadt vom 4. bis zum 13. September 1799. Ohne große Mühe hätte manches Wichtige noch mitgeteilt werden können, etwa die Bestrafungen des Eleven der Militärakademie, die das System aus Drill und Überwachung erahnen lassen, in das sich Schiller zuletzt anstandslos fügte. Kleinere Versehen wie die unvergängliche Behauptung, Schiller sei 1792 zum französischen Ehrenbürger ernannt worden, während die Nationalversammlung ihn per Gesetz zu einem veritablen französischen Bürger machte, sind ärgerlich, mindern den Wert der Chronik aber nicht.

Wer sich mit der geistigen Entwicklung Schillers beschäftigt, kommt nicht umhin, auch die ökonomische Seite zu betrachten. Man muß den "Weg der existentiellen Lebensplanung" berücksichtigen, bei der die Arbeiten des Schriftstellers eben auch eine Ware darstellen, deren Verkauf von anderen Arbeiten unabhängig macht. Diese These leitet die Untersuchung, die Stephan Füssel Schiller und dessen Verlegern widmet. Sie geht der Entwicklung Schillers zum freien Schriftsteller vor dem Hintergrund der Besonderheiten des deutschen Verlagswesens seiner Zeit nach und berichtet über die Höhen und Tiefen dieser Geschäftsbeziehungen. Am Anfang steht die faszinierende Geschichte, wie sich der unbekannte Dramatiker 1781/82 mit einem Paukenschlag ins Zentrum des literarischen Lebens katapultierte. Der Schriftsteller, zugleich Selbstverleger, Selbstrezensent und -vermarkter, verhalf seinen "Räubern" mit Kalkül zum Durchbruch. Binnen eines Jahres war er ein gesuchter Autor, der von Metzler in Stuttgart und Christian Friedrich Schwan und Tobias Löffler in Mannheim verlegt wurde. Es war der Beginn einer Karriere, die Schiller zum Autor vieler erstklassiger Verleger machte, darunter Georg Joachim Göschen und Johann Friedrich Cotta. Zwischen künstlerischem Anspruch und ökonomischer Notwendigkeit balancierte er seine Projekte mit strategischem Geschick und starken Verbündeten, sprich: guten Verlegern.

Zu Recht bemängelt Füssel, daß die Forschung diesem Verhältnis bisher nicht die volle Aufmerksamkeit geschenkt habe. Doch auch ihm gelingt es nicht, seinen Anspruch einzulösen. Es bleibt bei der Nacherzählung des Bekannten. Wie aufschlußreich wäre es gewesen, die ökonomische Seite zu zeigen und zugleich vorzuführen, wie sich im Verhältnis des Autors zu seinen Verlegern und umgekehrt der Wandel des literarischen Lebens spiegelt: wie sich beide in Abhängigkeit voneinander zu modernen Öffentlichkeitsarbeitern entwickeln, die wechselseitig zum Garanten der Marke des anderen werden. Über dieses symbolische Kapital, das auf beiden Seiten zusammengetragen wurde, und über dessen Bedeutung für "Größe, Hervorragung, Einfluß auf die Welt und Unsterblichkeit des Namens" (Schiller) wäre manches zu sagen gewesen. Die Karriere des untrennbaren Autor-Verleger-Paares Schiller und Cotta hätte reichlich Anschauungsmaterial geboten. Zahlreiche Wiederholungen, unsaubere Zitate und Nachlässigkeiten stören den Lesegenuß empfindlich. So lüftet sich "der magische Nebel, in den das Gerücht gewönlich Schriftsteller einhüllt" (Schiller), nur bedingt.

Den triumphierenden Blick, den Schiller 1790 in die Vergangenheit und Zukunft warf, erschütterte die schwere Erkrankung 1791. Sowenig sich sein Körper davon wieder erholte, sowenig kehrte die gelassene Zuversicht auf eine ruhige Zukunft dauerhaft zurück. Der Kopf des Schriftstellers trat fortan in einen verzehrenden Wettlauf mit dem zerfallenden Körper. An Goethe schrieb er im August 1794: "Eine große und allgemeine Geistesrevolution werde ich schwerlich Zeit haben, in mir zu vollenden aber ich werde thun was ich kann, und wenn endlich das Gebäude zusammenfällt, so habe ich doch vielleicht das Erhaltungswerthe aus dem Brande geflüchtet."

Was bis zum 9. Mai 1805 zur Welt gekommen war, versammelt das "Schiller-Handbuch", das Matthias Luserke-Jaqui unter Mitwirkung ausgewiesener Schiller-Spezialisten herausgegeben hat. Nach Gattungen und Erscheinungsjahren geordnet, wird das Werk vorgestellt: die vollendeten und unvollendeten Dramen, Gedichte, Erzählungen, essayistischen Arbeiten und Übersetzungen. Hinzu kommen Artikel über die Briefwechsel mit Goethe und Körner, zur Rezeptions- und Aufführungsgeschichte und über Schiller-Parodien. Der raschen Orientierung dient eine knappe "Lebens- und Werkchronik". Der Leser findet zu jedem Werk die Geschichte seiner Entstehung, des Drucks und der Überlieferung, meistens auch eine Inhaltsangabe und eine eigenständige Deutung des Verfassers. Dabei wäre manchmal weniger mehr gewesen, wie im Falle der "Jungfrau von Orleans" (Ariane Martin), wo kaum alle vierzehn Erstaufführungsorte zwischen 1801 und 1803 in dieser Ausführlichkeit hätten erwähnt werden müssen. Auch der mit fünfundvierzig Seiten längste Beitrag über die "Räuber" (Gert Sautermeister) hätte durch Kürzung gewonnen. Die den Artikeln beigefügten Literaturangaben machen das Handbuch zu einem Vademecum für jeden, der tiefer in die Forschung einsteigen möchte.

Angesichts der hohen Qualität der meisten Artikel ist ihre isolierte Präsentation bedauerlich. Eine Übersicht und kurze Einführungen zu den Abschnitten wären wünschenswert gewesen. Bedauerlich ist auch der Verzicht auf einen Artikel über den zwischen 1796 und 1800 von Schiller herausgegebenen "Musen-Almanach". Ohne ihn steht das avancierte Kunstprogramm des klassischen Dichters nur auf einem Bein, denn das Journal "Die Horen" und der Almanach gehören als publizistisches Tandem zusammen. Auch die medizinischen Schriften (Matthias Luserke-Jaqui), die ein wichtiges Fundament für Schillers anthropologisch-philosophisches Denken bilden, das sich bis in die großen Abhandlungen zur Ästhetik in den 1790er Jahren nachweisen läßt, sind kaum ausreichend vorgestellt. Im Titel angekündigt, aber nicht in einem eigenen Artikel behandelt ist das "Leben" Schillers, das die "Lebens- und Werkchronik" nicht adäquat ersetzt.

MARTIN SCHALHORN

"Die Schiller Chronik". Von Karin Wais unter Mitwirkung von Rose Unterberger. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2005. 383 S., geb., 28,- [Euro].

Stephan Füssel: "Schiller und seine Verleger". Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2005. 354 S., geb., 26,90 [Euro].

Matthias Luserke-Jaqui (Hrsg.): "Schiller-Handbuch. Leben Werk Wirkung". Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 2005. 651 S., geb., 49,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Im Gefolge des Schillerjahrs 2005 sind drei Publikationen über Leben und Werk Friedrich Schillers erschienen, denen sich Martin Schalhorn angenommen hat. Die "Schiller Chronik" schneidet am besten ab. In ihr präsentieren Karin Wais und Rose Unterberger Schillers Leben und Wirken anhand chronologisch dargebotener Begebenheiten, erklärt der Rezensent. Dass die verschiedenen Phasen des Schillerschen Werdegangs durch übergeordnete Überschriften gebündelt werden, und die Autorinnen auch den zeitgeschichtlichen Kontext mitliefern, findet Schalhorn hilfreich. Er lobt die Chronik als außerordentlich informativ und sieht sich durch die Literaturhinweise zur weitergehenden Lektüre angeregt. Auch die notwendige Straffung der Ereignisse lobt er als der Lesbarkeit zugute kommend, wenn er auch einräumt, dass dabei mitunter durchaus Wichtiges wegfällt. Die kleineren Fehler, die sich auch in diesem Buch finden, geißelt er zwar durchaus als "ärgerlich", er betont aber, dass sie den Wert der Chronik insgesamt nicht in Frage stellen.

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