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Die Geschichte eines jungen Mannes zwischen Selbsterkundung und Selbstzerstörung: der Einbruch des Phantastischen in die Wirklichkeit, der Kampf des Dämonischen mit dem Heiligen. Ein junger Mann reist nach Indien, um nach dem Abschluß seiner Doktorarbeit über asiatische Skulpturen seine Studien zu vertiefen. Was zunächst erscheint wie der Beginn einer wissenschaftlichen Karriere, offenbart sich jedoch bald als der Anfang einer zerstörerischen, ja tödlichen Besessenheit. Die Monate in Indien nutzt der junge Mann zu einem großangelegten Selbstversuch, der nicht nur sein eigenes, sondern auch das…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte eines jungen Mannes zwischen Selbsterkundung und Selbstzerstörung: der Einbruch des Phantastischen in die Wirklichkeit, der Kampf des Dämonischen mit dem Heiligen.
Ein junger Mann reist nach Indien, um nach dem Abschluß seiner Doktorarbeit über asiatische Skulpturen seine Studien zu vertiefen. Was zunächst erscheint wie der Beginn einer wissenschaftlichen Karriere, offenbart sich jedoch bald als der Anfang einer zerstörerischen, ja tödlichen Besessenheit. Die Monate in Indien nutzt der junge Mann zu einem großangelegten Selbstversuch, der nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben anderer aus der Bahn wirft. Die sechzehnjährige Isabelle und der neunzehnjährige Tom, die Kinder der Familie, in der er sich einmietet, üben eine große Anziehungskraft auf ihn aus, die binnen kurzem über eine freundschaftliche Beziehung hinausführt. Die Exerzitien, die der Doktor den beiden und sich auferlegt, schlagen ins Gegenteil um, werden zu Versuchungen und münden schließlich inVerf ührung und Vergewaltigung. Die künstlerische und wissenschaftliche Kreativität des Doktors beginnt zu schwinden. Auf der Suche nach neuer Inspiration entwickelt er teuflische Pläne, er gibt allen sexuellen und rauschhaften Verlockungen nach und kompensiert seine Unfähigkeit zu schreiben mit dem Versuch, Macht auszuüben über die Menschen seiner Umgebung. Er zwingt anderen seinen Willen auf, um auf diese Weise etwas zu schaffen, das ihn vielleicht überdauert.
"Isabelle und die Wasser des Teufels", 1930 erschienen, war der erste veröffentlichte Roman des Wortführers der "jungen Generation", der rumänischen Existentialisten. Man verglich ihn mit D'Annunzio, Huysmans und Andre Gide. Bereits in diesem Frühwerk wird das zentrale Motiv, das "Lebensthema" des bedeutenden Romanciers und Religionswissenschaftlers Eliade entfaltet: der Einbruch des Phantastischen in das Alltägliche, des Irrationalen in das Rationale, der Kampf des Dämonischen mit dem Heiligen.
Autorenporträt
Mircea Eliade, geboren 1907 in Bukarest, studierte von 1925 - 31 in Bukarest und Kalkutta; längerer Aufenthalt im Himalaya-Gebiet, ausgedehnte Asien-Reisen. Seit den fünfziger Jahren bis zu seinem Tod, 1986, Professor für Religionswissenschaft in Chicago.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2002

Lucy? Isabelle?
Ein Jugendwerk: Mircea Eliade sucht die jungfräuliche Mutter

Mircea Eliade ist in erster Linie als Mythenforscher bekannt geworden, als Wissenschaftler, der sein Interesse an den zeitlosen, universalen Symbolen der Religionen objektiv zu begründen sucht. Solchem Interesse liegt auch eine subjektive Neigung zugrunde, die in seiner wissenschaftlichen Arbeit kaum Ausdruck fand. So ist es aufschlußreich, daß Eliade neben seinen mythen- und religionsgeschichtlichen Studien Romane geschrieben hat. Der bedeutendste ist nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden: das Epos "Der verbotene Wald", in dem der 1907 geborene Eliade auf seine verlorene rumänische Heimat zurückblickt.

Einen Ausweg aus der Misere Europas hat Eliade schon früh gesucht. Von 1928 bis 1932 studierte er Sanskrit in Kalkutta und lebte als Gast im Hause seines Lehrers, des indischen Philosophen Surendranath Dasgupta. Auf dieser Periode in Eliades Leben beruht sein Roman "Isabelle und die Wasser des Teufels". Eliade hat ihn im Sommer 1929 in Kalkutta geschrieben, mit 22 Jahren. Der Erzähler will aus der bedrängenden Wirklichkeit ausbrechen, und die möglichen Alternativen werden im Gegensatz zweier Frauen durchgespielt: Auf dem Schiff lernt er die Professorin Lucy Roth aus Wien kennen. Sie ist vermutlich eine Jüdin, eine reiche Kunstsammlerin und Ästhetin, die das Leben nur geistig - wenn auch zuweilen mit sündhafter Sinnlichkeit - zu genießen wünscht. Wenig später begegnet der Erzähler in seiner bengalischen Pension dem fünfzehnjährigen Mädchen Isabelle, das in Kalkutta eine katholische Schule besucht. Sie ist das genaue Gegenbild zu Lucy Roth. Ihr Leben läuft im Horizont kolonialer Kleinbürgerlichkeit ab, und in einem langen Kapitel stellt sich der Erzähler die eintönigen Jahre vor, die er als Isabelles Ehemann an ihrer Seite verbringen müßte. Dann kehrt er zu den Abenteuern des Geistes zurück, die Lucy Roth ihm bereitet.

Und dennoch ist es die jungfräuliche Katholikin, durch die er das ersehnte Wunder des Neubeginns erfährt. Einmal hat er versucht, mit ihr zu schlafen, doch sie hat sich ihm verweigert. Lange liegt die Erinnerung daran wie ein Schatten über ihnen, aber am Ende des Romans geschieht das Außergewöhnliche. Ein Soldat namens Algie wohnt zeitweise in der Pension, Isabelle scheint mit ihm geschlafen zu haben, und der Erzähler, obwohl er tief getroffen ist, heiratet das schwangere Mädchen. Nach der Hochzeit berührt er sie nicht, und das Kind ist offensichtlich der Sohn des Soldaten. Isabelle aber gesteht ihm: "Jetzt kann ich es dir sagen ... Dir habe ich mich hingegeben ... Algie, und jeder andere ... Aber du, nur du warst schuld daran ..." Bald nach der Geburt stirbt Isabelle, und Eliade legt seinem Erzähler ein Schlußwort in den Mund: "Mein Kind wurde von einer Jungfrau geboren. Wie lebendig es ist, wie lebendig ... Und wie stark fühle ich doch, daß es meines ist!"

Über ein pathetisches, katholisch inspiriertes Mythologem kommt das Buch nicht hinaus, und dennoch ist es für die Person des Autors interessant. Denn in den gleichen Jahren hat der junge Eliade ein Erlebnis, das mit der hier beschriebenen Konstellation einige Ähnlichkeit aufweist: Im Haus seines Lehrers Dasgupta verliebt er sich in dessen Tochter Maitreyi. Sie ist damals ebenso alt wie Isabelle, und die Dinge kommen dahin, daß der Lehrer ihn des Hauses verweisen muß. Eliade hat das bald darauf in dem autobiographischen Roman "Das Mädchen Maitreyi" verarbeitet, auf den sie nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie schon eine bekannte indische Lyrikerin war, eine Antwort schrieb. Die Wasser des Teufels, aus denen die Jungfrau Isabelle den späteren Religionsforscher errettet, haben in diesen Zusammenhängen ihren autobiographischen Ort. Sie fließen aus der Quelle eines tiefen Wunsches: Die Not ist die Mutter des Mythos.

JAKOB HESSING

Mircea Eliade: "Isabelle und die Wasser des Teufels". Roman. Aus dem Rumänischen übersetzt von Richard Reschika. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001. 221 S., geb., 19,43 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jakob Hessing würdigt den Roman des hauptsächlich als Religionswissenschaftler und Mythenforscher bekannten rumänischen Autors vor allem in seiner autobiographischen Bedeutung. Der Rezensent informiert, der Roman sei 1929 in Kalkutta entstanden. Den Inhalt des Romans fasst er so zusammen, dass der Erzähler anhand seiner Beziehung zu zwei sehr unterschiedlichen Frauenfiguren zwei verschiedene Lebensentwürfe auf den Prüfstein stellt. Das Buch, meint er etwas abschätzig, sei ein "pathetisches, katholisch inspiriertes Mythologem", aber eben interessant, wenn man über Eliade etwas erfahren will, so sein abschließendes Urteil.

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