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Gegründet im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe. Vorangebracht von vier Ministern und einer Ministerin. Heute ein Schlüsselressort für innovative Zukunftstechnologien: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wird 20 Jahre alt.
Zum Jubiläum versammelt dieser Reader Beiträge aller wesentlichen Akteure, die den Umweltschutz in Deutschland zu einer politischen Aufgabe ersten Ranges gemacht haben. Die Ministerin Angela Merkel, die Minister Walter Wallmann, Klaus Töpfer, Jürgen Trittin und Sigmar Gabriel, aber auch ihre schon vor Gründung des Ministeriums in…mehr

Produktbeschreibung
Gegründet im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe. Vorangebracht von vier Ministern und einer Ministerin. Heute ein Schlüsselressort für innovative Zukunftstechnologien: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wird 20 Jahre alt.

Zum Jubiläum versammelt dieser Reader Beiträge aller wesentlichen Akteure, die den Umweltschutz in Deutschland zu einer politischen Aufgabe ersten Ranges gemacht haben. Die Ministerin Angela Merkel, die Minister Walter Wallmann, Klaus Töpfer, Jürgen Trittin und Sigmar Gabriel, aber auch ihre schon vor Gründung des Ministeriums in unterschiedlichen Rollen umweltpolitisch engagierten "Vorläufer" wie Erhard Eppler, Hans-Dietrich Genscher und Gerhard Baum rekapitulieren mehr als zwei Jahrzehnte erfolgreicher deutscher Umweltpolitik. Und sie zeigen auf, vor welchen globalen Herausforderungen das Ministerium heute steht. Zahlreiche namhafte Naturschützer, Vertreter von Umweltverbänden und Nichtregierungsorganisationen, Unternehmensvorstände, Forscher und Publizisten komplettieren das Bild. Sie alle haben dazu beigetragen, dass die Bundesrepublik heute ein international hoch geachteter Vorreiter in Umweltfragen ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2007

Lieb und vor allem teuer
Zwei Jahrzehnte deutsche Umweltpolitik in vierzig Beiträgen

Zwanzig Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat sich rund die Hälfte des radioaktiven Auswurfes von selbst verstrahlt. Bedeuten zwei Jahrzehnte Bundesumweltministerium auch so etwas wie eine "Halbwertszeit"? Die fünf bisherigen Umweltminister und ihre Wegbereiter - wie Erhard Eppler, Hans-Dietrich Genscher und Gerhart Baum - bemühen sich zusammen mit weiteren prominenten "Umweltmachern" um eine positive Bilanz. Deutschland ist Spitzenreiter in der Umwelttechnologie, führend im Klimaschutz, und der Himmel über der Ruhr ist wieder blau. Ist Deutschland deshalb ein Vorzeigeland? Leider nein! Die Umwelt ist den Deutschen zwar lieb und teuer geworden. Aber vor allem teuer. Nachdem das Waldsterben still zu Grabe getragen worden ist und keine Massen toter Fische mehr auf den Flüssen dahintreiben, müssen wir der Klimakatastrophe ins Auge sehen. Die Nachrichtensendungen sind schon voll davon, und jede könnte mit dem Klima zu tun gehabt haben.

Der zweite Umweltminister Deutschlands, Klaus Töpfer, hatte noch anderes im Sinn, als er mit großem Erfolg 1992 den "Erdgipfel von Rio" zustande brachte. Die Lebensvielfalt der Erde, die Biodiversität, sollte gerettet und mit einer nachhaltigen Entwicklung in Einklang gebracht werden. Charismatische Politiker bündelten rasch die längst gezogenen Fäden zu neuen Machtstrukturen. Es lohnte sich offenbar, an der guten Sache mitzuwirken. Das zeigen beispielhaft die Karrieren von Klaus Töpfer, der Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen wurde, und Angela Merkel, seiner Nachfolgerin im Amt als Umweltministerin.

Das Bundesumweltministerium hatte also einen guten Start in jenen "schlechten Zeiten". Wer sich politisch geschickt für die Umwelt engagierte, durfte auf eine bessere Zukunft hoffen - was wir inzwischen alle tun, nach all dem, was uns dieses Ministerium an Erfolgen und Aufgaben auferlegt hat. Erfolgsberichte stehen erwartungsgemäß im Zentrum der Beiträge. FDP und "Die Grünen" betonen zwar ihre Eigenständigkeit in der Umweltpolitik. Aber sie kommen nicht umhin, sich dem allgemeinen Freudenchor anzuschließen. Schließlich hat man es doch deswegen in der Umweltpolitik so weit gebracht, weil alle irgendwann in diesen zwanzig Jahren mal mitmischen durften an jenem Gebräu an Visionen und Überzeugungen, an dem längst nicht mehr nur Deutschland, sondern die ganze Welt genesen soll. Kritische, vor allem selbstkritische Einschübe bleiben rar. Die Beiträge lesen sich allesamt so überzeugend, dass man sich nur wundern kann, wie recht doch jeder hat.

Wer aber hat die Umwelt verbessert: das neue Ministerium mit seinem Umweltapparat? Die Parteien und Verbände? Oder gar die Industrie? Gemeinsam wurde "es" vollbracht, und mit vereinten Kräften wird es auch weitergehen müssen. So weit, so gut - und dennoch auch so unbefriedigend. Denn was für die Umwelt wirklich erreicht wurde, bleibt weitestgehend offen. Nur an wenigen Stellen klingen Defizite an. Wie etwa bei der "Klimasteuer", die für das Klima gar nichts bewirkt, sondern ganz anderen Zwecken (guten selbstverständlich) dient. Hubert Weinzierl merkt kritisch an, dass auch mit dem Bundesnaturschutzgesetz fast nichts erreicht worden ist. Bohren wir als Betroffene deshalb endlich entschiedener nach: Was haben die verschärften Abgasbestimmungen gebracht, wo doch Dieselmotoren und Nutzfahrzeuge sowie alles, was nicht mit deutschem Autokennzeichen auf unseren Straßen qualmt und stinkt, davon ausgenommen worden waren? Oder: In welchem Verhältnis zueinander stehen die milliardenschweren Kosten und die erzielten Ergebnisse der häuslichen Abwasserreinigung, wenn die drei- bis fünffache Menge aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung nach wie vor frei übers Land ausgebracht werden darf? Und wie rechtfertigt sich die Ausnahmestellung der Landwirtschaft als bekanntermaßen größtes Umweltproblem des Landes?

Schon vor dem Erdgipfel wusste man, dass nichts die Lebensvielfalt der Erde, die Biodiversität, so sehr bedroht und vernichtet wie die globalisierte Landwirtschaft. Vom Klimaschutz wurde sie ausgenommen. Freigestellt sind auch Entwicklungs- und Schwellenländer, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung stellen. Dabei steigerte allein China in einem Jahr seinen Energieverbrauch um mehr als das, was Deutschland in einem Jahrzehnt zugunsten des Klimaschutzes "einsparte".

Nur zwischen den Zeilen drücken die vierzig Beiträge aus, woran es mangelt in der deutschen Umweltpolitik. Es fehlen die nachprüfbaren Ziele, an denen sich Kosten und "Gewinne" beurteilen ließen. So verwundert es nicht, dass als einer der größten Erfolge des Umweltministeriums der revidierbare Beschluss zum Atomausstieg gilt, den Jürgen Trittin als Umweltminister Nr. 4 für sich verbuchen kann. Die Umweltpolitik braucht aber klare Bilanzen. Längst ist die Umweltbegeisterung einer Ernüchterung gewichen. Die Zeiten haben sich geändert. Massenarbeitslosigkeit und drastische Verteuerung der Lebenshaltungskosten begleiteten die beiden Jahrzehnte Umweltpolitik. Die Deutschen kaufen, was im Ausland produziert wird. Doch das billige "made in China" mit Kohlequalm und Ruß kommt in den Umweltbilanzen nicht vor. Wie auch die Futtermittel für das hiesige Stallvieh darin fehlen. Tropenwälder, halb so groß wie ganz Deutschland, sind in Südamerika in der Zeit des deutschen Umweltministeriums niedergemacht und verbrannt worden. Machen uns also die vierzig "Umweltmacher" mit ihrem Optimismus nur etwas vor? Nein, gewiss nicht. Sie können auf ihre Erfolge stolz sein. Denn sie haben es geschafft, dass wir mit geringem Murren all die Einschränkungen und Kosten zugunsten der Umwelt auf uns genommen haben. Doch jetzt, nach zwanzig Jahren, wollen wir von unseren Investitionen endlich etwas haben!

JOSEF H. REICHHOLF

Die Umweltmacher. 20 Jahre BMU - Geschichte und Zukunft der Umweltpolitik. Herausgegeben von Hoffmann und Campe. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 496 S., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Positive Bilanz? Von wegen! Was dem Band über zwanzig Jahre Bundesumweltministerium fehlt, liegt für Josef H. Reichholf auf der Hand: eindeutige Resümees. Dem Freudenchor über Erreichtes in Sachen Umwelt möchte er sich nicht ohne weiteres anschließen. Zu wenig selbstkritisch erscheinen ihm die Beiträge, zu wenig erfährt er über die Defizite der Umweltpolitik - die Sinnlosigkeit der Klimasteuer oder des Bundesnaturschutzgesetzes etwa. Gern hätte Reichholf die Milliardenausgaben einmal gegen die Ergebnisse abgewogen. Und wie verhält es sich mit der Landwirtschaft als "größtes Umweltproblem des Landes"? Keine Antwort, nirgends. Zwischen den Zeilen immerhin liest Reichholf, wo die Gefahr liegt: Ohne eine vernünftige Kosten-Nutzen-Analyse nämlich geht die Begeisterung für das Projekt Umwelt flöten.

© Perlentaucher Medien GmbH