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Vom Autor des Bestsellers "Schnee, der auf Zedern fällt" ein brillanter Roman über Freundschaft, über Jugend und Idealismus und die Kompromisse, die das Leben jedem abverlangt. Als Jugendliche eint sie die Sehnsucht nach einem freien Leben in den riesigen Wäldern des amerikanischen Nordwestens, als Erwachsene trennen sie unterschiedliche Lebensentwürfe. Während Neil den amerikanischen Traum von Haus, Familie, Job lebt, kehrt John William der Gesellschaft den Rücken und sucht ein freies Leben in der Wildnis. Dabei zieht er Neil, auf dessen Unterstützung er angewiesen ist, in ein Gespinst aus…mehr

Produktbeschreibung
Vom Autor des Bestsellers "Schnee, der auf Zedern fällt" ein brillanter Roman über Freundschaft, über Jugend und Idealismus und die Kompromisse, die das Leben jedem abverlangt. Als Jugendliche eint sie die Sehnsucht nach einem freien Leben in den riesigen Wäldern des amerikanischen Nordwestens, als Erwachsene trennen sie unterschiedliche Lebensentwürfe. Während Neil den amerikanischen Traum von Haus, Familie, Job lebt, kehrt John William der Gesellschaft den Rücken und sucht ein freies Leben in der Wildnis. Dabei zieht er Neil, auf dessen Unterstützung er angewiesen ist, in ein Gespinst aus Lügen und Geheimnissen.

Seattle 1972: Bei einem 800-Meter-Lauf treffen sich Neil und John William zum ersten Mal, zwei Teenager aus ganz unterschiedlichen Familien, und es beginnt eine außerordentliche Freundschaft. Während Neil eine Universitätskarriere anstrebt, schlägt der sensible und hochintelligente John radikale Wege ein: Er geht in die Wälder und bricht alle Kontakte ab - für ihn der einzige Weg, ein authentisches Leben zu führen. Aber er braucht Neil, um seinen Traum zu leben, der bald schon zum Alptraum wird - für beide Freunde.
Autorenporträt
Guterson, David
David Guterson lebt mit seiner Frau und seinen Kindern auf Bainbridge Island im Puget Sound westlich von Seattle. Sein erster Roman Schnee, der auf Zedern fällt, für den er den Pen/Faulkner-Award erhielt, machte ihn weltberühmt. Zuletzt erschienen seine Romane Ed King (2012) und Der Andere (2013) sowie der Erzählband Zwischen Menschen (2013).

Deggerich, Georg
Georg Deggerich, geboren 1960, studierte Anglistik, Germanistik und Philosophie. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Oscar Wilde, Samuel Pepys, David Sedaris, David Guterson, Susan Sontag und David Leavitt. Georg Deggerich ist Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Am Erker.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

David Gutersons erzählt in seinem neuen Roman "Der Andere" die Geschichte einer eigenwilligen Freundschaft zwischen einem Englischlehrer mit Schriftstellerambitionen, seinem Ich-Erzähler und einem stinkreichen Aussteiger, John, dem titelgebenden Anderen, der sich in die Wälder Washingtons zurückgezogen hat und nur gelegentlich von Neil, so heißt der Lehrer, mit dem Nötigsten versorgt wird: Playboys, Dope und Fußpilztinktur, berichtet der Rezensent Ulrich Seidler. Als John in der Wildnis stirbt, hinterlässt er Neil sein gesamtes Vermögen, der erstmal ein Sabbatjahr einlegt und als Schriftsteller debütiert. Guterson lässt Neil ein wenig zu sehr auf "die Zitate-Tube und die Sentimentalitätsbremse" drücken, findet Seidler, aber weil auch der Autor ein ehemaliger Englischlehrer ist, will ihm der Rezensent keine Vorwürfe machen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2013

Schokokugeln in der Kalkhöhle
Mit dem Buch „Schnee, der auf Zedern fällt“ ist David Guterson einst berühmt geworden. In seinem neuen
Roman „Der Andere“ erzählt der amerikanische Schriftstellerjetzt vom Untergang der Illusion des „wilden“ Lebens
VON ULRICH BARON
In der Schule sei er 800-Meter-Läufer gewesen, bekennt Gutersons Ich-Erzähler. Kein einsamer Langstreckenläufer, kein Sprinter und ein Sieger schon gar nicht. Überhaupt sei er am besten mit dem Mittelfeld vertraut, und ohne jenen Schulwettbewerb wäre er seinem Jugendfreund und „Doppelgänger“ wohl nie begegnet – John William, dem Reiche-Leute-Sohn, dem Zögling einer Eliteschule, der später „sieben Jahre in den Wäldern lebte und mir vierhundertvierzig Millionen Dollar vermachte“. Man ist zunächst ein wenig verstimmt, wenn einem das Thema Mittelklasse und ein – auch im Original auf Deutsch eingeführtes – „Doppelgänger“-Motiv so unter die Nase gerieben und mit einer Riesensumme garniert werden. Aber Gutersons Ich-Erzähler Neil Countryman ist ein später Debütant aus dem entlegenen Seattle, ein Englischlehrer, der nach jahrzehntelangem Zögern seinen ersten Roman geschrieben hat. Auch Guterson war Englischlehrer und ein Doppelgänger seines Protagonisten, bis sein Debütroman „Schnee, der auf Zedern fällt“ (1994) zum Weltbestseller wurde.
  „Der Andere“, in den USA 2008 als „The Other“ erschienen, ist ein Buch über Freundschaft und Verrat, über den amerikanischen Traum und seinen Preis, ein Meisterwerk des literarischen Regionalismus und zugleich eine Reflexion seiner literarischen Quellen. Seinen Titel hat Guterson bei Arthur Rimbauds „Je est un autre“ entlehnt, und manchmal hat man den Eindruck, es ginge hier nicht nur um zwei Freunde, von denen der eine seine kleine, systemkonforme Karriere macht, während der andere als Aussteiger umkommt, sondern um die nie bis ins Letzte hinein erzählte Beichte eines Brudermords.
  Was den Erzähler und seinen Doppelgänger verbindet, ist ihre Leidenschaft für die amerikanische Wildnis, in der John William ohne Hilfsmittel auszukommen sucht. Es ist jenes pure Amerika, dessen überreiche Natur den amerikanischen Traum vom Schöpfen aus dem Unerschöpflichen genährt hat. John Williams Vorfahren sind dabei reich und prominent geworden, während die Countrymans Generationen von Schreinern hervorgebracht haben. Als die Freundschaft der beiden beginnt, ist Nixon Präsident, und im Staate Washington gibt es noch weglose Areale, deren größtes die Fläche Belgiens überbietet. John William bewegt sich darin mit der traumwandlerischen Sicherheit eines jungen Mannes, der nicht um jeden Preis überleben will.
  Eigentlich das Urbild des netten Jungen, der selbstverständlich ein vorbildlicher Pfadfinder war, wird John William von depressiven Schüben heimgesucht und sucht nach einem Ausweg aus der „Unglücksmaschine“ seines Lebens. Einmal hat er ein Aufsatzthema verfehlt und statt über „Wie es euch gefällt“ über den finsteren Gott der Gnosis geschrieben, „den man nur durch Missachtung seiner Gebote überwinden konnte“. Jetzt verkündet er in seiner Klause: „Ich schmuggle mich an Gott vorbei“, und fügt hinzu „zu unserer aller Mutter“, aber das registriert sein Freund nur am Rande.
  Was John Williams leibliche Mutter ihrem Sohn in dessen früher Kindheit angetan hat, erfährt man erst gegen Ende aus der späten Beichte seines greisen Vaters. David Guterson nutzt die Unerfahrenheit, die er seinem Ich-Erzähler zuschreibt, um dessen Geschichte subtil auszubremsen. Auf den Paukenschlag der Millionenerbschaft folgt so ein langer Mittelteil, der die Jugend der beiden Freunde umfasst, doch manches erst spät und am Rande durchblicken lässt.
  Neil Countryman finanziert sein Studium durch den Verkauf von Kaminholz, macht eine – ausführlich beschriebene – Europareise und lernt dabei seine spätere Frau kennen. Sein Leben findet in der von John William verspotteten „Hamburger-Welt“ statt. John William wiederum gerät auf der Seite der frühen Öko-Aktivisten mit dem Gesetz in Konflikt, und zieht sich schließlich an einen fast unzugänglichen Ort in der Wildnis zurück, wo er nahe einer heißen Schwefelquelle seine Einsiedlerhöhle aus dem Kalkfelsen schlägt. An jenem Ort, der nur den beiden bekannt ist, wird John Williams Leben zu Ende gehen.
  Es gibt unbeschwerte Jugendszenen, wenn der Einsiedler und sein Besucher mit manischem Eifer auf die Wände der nur langsam wachsenden Kalkhöhle einschlagen, um dann zur Entspannung beim Bad in der heißen Quelle die aktuellen Hits der 1970er-Jahre zu hören, über Literatur zu philosophieren, Joints zu rauchen und Schokokugeln zu essen. John William weiß nicht nur manche Produkte der „Hamburger-Welt“ zu schätzen; er hat seinem Freund auch geholfen, sich kommod darin einzurichten. Neil wiederum fühlt sich jenen indischen Dorfbewohnern verwandt, die in Rudyard Kiplings Erzählung „Das Wunder von Purun Bhagat“ einen seltsamen Heiligen versorgen.    
  John Williams Einsiedelei bleibt geheim– die beiden Doppelgänger haben das mit Blut besiegelt. Dann kommt ein Winter, in dem ein verletzter Knöchel Neil an einer Versorgungsfahrt hindert. „John William starb“, heißt es: „Ich konnte mir vorstellen, wie er lesend am Feuer gesessen hatte und dann aufgestanden und vielleicht ohnmächtig geworden war, weil neben seinen Beinen eine Wasserflasche lag und bei seinen ausgestreckten Händen im Dreck Einhundert Gedichte aus China. Selbst jetzt konnte ich nicht weinen, bei dem Gedanken, dass John William kurz vor seinem Tod Tu Fu oder irgendeinen anderen chinesischen Lyriker gelesen hatte, der schon seit eintausend Jahren tot war.“
  Rund um diese Sätze entfaltet Guterson eine der eindringlichsten Todes- und Grablegungsszenen der amerikanischen Literatur – so beklemmend in ihrer Sachlichkeit, dass einem jener Satz leicht entgehen kann, der unmittelbar auf die lakonische Todesmeldung folgte: „Ich werde hier niemandes Interesse an forensischen Details befriedigen.“ Man kann das als Absage an die populären literarischen Leichenschauen verstehen, aber der Ausdruck „forensisch“ bezeichnet kriminalistische Verfahren.
  Hat der talentierte und von seinem Gewissen geplagte Mr. Countryman seinen reichen Freund nicht nur im Stich gelassen, sondern dessen Tod mitverursacht? Hat er den psychisch labilen John William mit subtilen Manipulationen an einen Ort gebracht, wo er von ihm abhängig war? Je genauer man die Geschichte unter die Lupe nimmt, desto stärker treten solche Verdachtsmomente zutage – aber auch deren Widerlegung. „Der Andere“ ist kein Kriminalroman. Einsam in der Wildnis zu leben, heißt auch, einsam in der Wildnis zu sterben. Und einen Freund einsam in der Wildnis leben zu lassen, heißt auch, einen Freund einsam in der Wildnis sterben zu lassen.
  John William ist als Doppelgänger des Erzählers die Verkörperung romantischer Lebensentwürfe. Er ist reich und zugleich Aussteiger, gebildet und zugleich Naturbursche. Dann ist er tot, und sein Erbe gesteht: „Natürlich bin ich ein Heuchler und lebe damit, aber ich lebe.“ Das ist nicht das hohe Lied des amerikanischen Mittelstandes und des Erwachsenwerdens. Es ist die Bilanz eines Amerikaners, der sein besseres Ich in der Wildnis zurückgelassen hat, wo es nach einigen wunderbaren Jahren immer dünner und blasser geworden und endlich ganz verblichen ist. Was er nun mit all dem Geld anfangen soll, weiß Neil nicht so recht. Seine Jugend mit ihren raren Momenten der Unbeschwertheit liegt hinter ihm, begraben in einer Kalkhöhle und einem Buch.
David Guterson: Der Andere. Aus dem Englischen von Georg Deggerich. Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 2013. 352 Seiten, 22,99 Euro.
John William, das Urbild eines
netten Jungen, wird von
depressiven Schüben heimgesucht
„Ich werde hier niemandes
Interesse an forensischen
Details befriedigen.“
Amerikanische Waldeinsamkeit – so gesehen von dem Fotografen Martin Roemers.
FOTO: LAIF
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"Nicht zuletzt ist der Andere ein philosophisches Buch, das die große Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Ein anspruchsvolles Lesevergnügen." Anja Schermuly WDR, 30.04.2013