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In Was nun? Über Deutschlands Zustand und meinen eigenen beschreibt Gregor Gysi seine Zeit als Mitglied der Berliner Landesregierung. Mit viel Ironie und zuweilen grimmigem Humor schildert er den Wahlkampf in der Hauptstadt und die turbulenten Monate als Bürgermeister und Senator bis zu seinem Rücktritt.
Aber Was nun? ist mehr als nur eine persönliche Bilanz. Es ist vor allem ein räsonierendes Buch, in dem es um die Entwicklung und Zukunft Deutschlands geht, natürlich um die PDS und die Chancen des demokratischen Sozialismus. Gysi befasst sich mit den Voraussetzungen des Friedens ebenso wie
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Produktbeschreibung
In Was nun? Über Deutschlands Zustand und meinen eigenen beschreibt Gregor Gysi seine Zeit als Mitglied der Berliner Landesregierung. Mit viel Ironie und zuweilen grimmigem Humor schildert er den Wahlkampf in der Hauptstadt und die turbulenten Monate als Bürgermeister und Senator bis zu seinem Rücktritt.

Aber Was nun? ist mehr als nur eine persönliche Bilanz. Es ist vor allem ein räsonierendes Buch, in dem es um die Entwicklung und Zukunft Deutschlands geht, natürlich um die PDS und die Chancen des demokratischen Sozialismus.
Gysi befasst sich mit den Voraussetzungen des Friedens ebenso wie mit der Absurdität des Krieges. Er schreibt über die Macht der Medien und versucht die Perspektiven von Wirtschaftspolitik und sozialer Gerechtigkeit zu verbinden.

Autorenporträt
Gregor Gysi, geboren 1948 in Berlin, seit 1971 Rechtsanwalt, von 1989 bis 1993 Vorsitzender der PDS, seit 2005 Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2004

Aufhaltsamer Ausstieg
Gregor Gysis Lebensabschnittsbericht mit Zukunftsentwurf

Gregor Gysi: Was nun? Über Deutschlands Zustand und meinen eigenen. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2003. 254 Seiten, 18,90 [Euro].

Ein Rücktritt kann eine Ehrenrettung sein - Gregor Gysi haftet er bis heute als Versagen an. Darum verfaßt der Rechtsanwalt aus Berlin Rechtfertigungsprosa. Der Untertitel suggeriert, Deutschlands Zustand habe irgend etwas mit dem Zustand Gysis zu tun, vielleicht sogar zu seinem Rücktritt im Sommer 2002 geführt. Gysi selbst teilt seinen Lebensweg in die Zeit bis zum Rücktritt und "die Zeit danach". Auch die PDS definiert sich als Partei vor und nach Gysis aufhaltsamem Ausstieg, den sie längst noch nicht verkraftet hat. Kaum ein Monat ist seitdem vergangen, in dem sie ihn nicht bat zurückzukehren. Gysi führt zwei Legitimationsdiskurse, um sich vom Makel seines Rücktritts reinzuwaschen. Es beginnt mit der Beschreibung der Diskussion um die Rentenreform im Jahr 2001. Die PDS steckte damals in dem Dilemma, die Rentenreform abzulehnen, das Begleitgesetz zur Rentenreform aber gutzuheißen. Gysi schildert, wie seine eigene Partei, genauer einige namentlich genannte Genossen, seine strategischen Überlegungen für die Verhandlungen mit Bundeskanzler Schröder nicht durchschauten: "Ich hatte natürlich noch eine zusätzliche Überlegung im Kopf." Roland Claus und Gabriele Zimmer vermochten diese weder zu erahnen geschweige denn zu verstehen. Sie blockierten Gysis Vorgehen darum ungewollt, wodurch sich die Partei selbst am meisten schadete. Für seine Politik brauchte Gregor Gysi wohl eine etwas andere Partei - wie sich später im Buch erweist, eine ohne kommunistische Plattform.

Der zweite Legitimationsdiskurs soll belegen, wie perfekt, erfolgreich und reibungslos seine Arbeit in Berlin als Wirtschaftssenator verlaufen sei - eingeschränkt allein durch die knappe Finanzlage. Eine Episode steht hierfür beispielhaft. Dem Wirtschaftsressort war auch die Zuständigkeit für die Frauenpolitik zugeordnet. Gysi beschreibt seinen ersten Auftritt als "Frauensenator" am 8. März 2002 anläßlich der Verleihung eines Frauenpreises. Der Preis war ausgelobt, das versprochene Preisgeld aber nicht vorhanden. Gysi schuf Rettung: "Schließlich konnte ich ihn aus Mitteln der Senatskanzlei finanzieren. Mit einer Rede, die ich zu diesem Anlaß hielt, habe ich viele Akteurinnen dazu gebracht, in mir einen Partner für Gleichstellungspolitik zu sehen. Das war wichtig, denn viele waren mir gegenüber zunächst skeptisch."

Nach diesem Prinzip funktionieren beinahe alle Episoden aus den sieben Monaten als Wirtschaftssenator: Problem, Gysi, Lösung. Die ihm mit Ablehnung und Vorurteilen begegneten, besinnen sich eines Besseren, und am Ende mögen ihn im Grunde alle. Einem so vollkommenen Senator muß man wohl oder übel glauben, daß er aus rein politischer und persönlicher Lauterkeit zurückgetreten sei. Er schreibt die Geschichte auf, ohne zu bedenken, wie recht die Mißtrauischen in ihrer Reserviertheit hatten, denn tatsächlich wurden sie kurz darauf von ihm enttäuscht. Der Text ist ein merkwürdiger Zwitter, halb Lebensabschnitts-Autobiographie, halb Einführung in Gysis Entwurf eines flockigen Post-Sozialismus. Er beginnt mit einer fast eulenspiegelhaften Schilderung "wie ich in die Berliner Landespolitik geriet" und führt bis zur Bonusmeilen-Affäre.

Doch mit dem vorläufigen Ende von Gysis politischer Karriere ist das Buch noch lang nicht aus: Auf knapp einem Drittel legt Gysi seine Ansichten über die Linke in der PDS, die Zukunft Deutschlands und die Rolle von Politik und Medien darin dar. Herzstück ist ein Kapitel über die nach Gysis Worten "lebensfreudige undogmatische Linke". Es wendet sich vordergründig an den informationsheischenden Leser, der wissen möchte, was der Sozialismus aus heutiger Sicht sei. Doch eigentlich führt er darin die Auseinandersetzung mit seinen Widersachern auf dem linken Flügel der linken Partei, allen voran mit Sahra Wagenknecht: "Bei der Art von Gleichheit, die die dogmatische Linke anstrebt, wissen deren Vertreterinnen und Vertreter, daß sie vornehmlich Bedürfnisse beschränken müssen. Sie wollen deshalb keine Lebenslust vermitteln und strahlen sie in der Regel auch nicht aus. Es ist kein Zufall, daß dogmatische Linke häufig humorlos sind." Dagegen die sogenannte undogmatische Linke: Sie "strahlt Lebenslust aus" und ist nur "deshalb mit ihrem Leben nicht zufrieden, solange andere weit davon entfernt sind, individuelles Glück zu erreichen".

Die seit dem Parteitag von Münster zerpflückte, lange Zeit wenig lebenslustige Restpartei verspricht sich von Gysi, daß seine vielgerühmte rednerische Eloquenz die nötigen Stimmen bringen möge, um wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag einzuziehen. Bei der Lektüre des Buches kommen aber Zweifel: So banal, bieder, buchhalter-akribisch ist es abgefaßt, so wenig Ungekanntes steht darin. Gysi hat seiner Partei nichts Neues anzubieten und zur Verbesserung von Deutschlands Zustand noch weniger.

SUSANNE KUSICKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Gysi hat seiner Partei nichts Neues anzubieten und zur Verbesserung von Deutschlands Zustand noch weniger", urteilt Susanne Kusicke scharf. Mit recht spitzer Feder beschreibt sie Gysis "Rechtfertigungsprosa", einen "merkwürdige Zwitter, halb Lebensabschnitts-Autobiografie, halb Einführung in Gysis Entwurf eines flockigen Post- Sozialismus". Dabei entdeckt die Rezensentin zwei Legitimationsdiskurse: Bei der Rentenreformdiskussion von 2001 durchschauten nach Aussagen von Gysi einige namentlich genannten Genossen seine strategischen Verhandlungsüberlegungen nicht: "Ich hatte natürlich noch eine zusätzliche Überlegung im Kopf'." Bei dem zweiten Legitimationsdiskurs ist die Rezensentin richtig warmgelaufen, denn der "soll belegen, wie perfekt, erfolgreich und reibungslos seine Arbeit in Berlin als Wirtschaftssenator verlaufen sei- eingeschränkt allein durch die knappe Finanzlage". So hat Rezensentin Kusicke vor allem Episoden nach dem Prinzip gefunden: "Problem-Gysi-Lösung". Verärgert resümiert sie: "So banal, bieder, buchhalter-akribisch ist es abgefasst, so wenig Ungekanntes steht darin."

© Perlentaucher Medien GmbH