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Marcel und Xavier, zwei frustrierte Studienkollegen, sind auf der Jagd nach schnellem Geld und Erfolg. Sie erschaffen eine Kunstfigur, den idealen Guru Marcel Stalin, dessen "totale Methode" Glück und Zufriedenheit für jedermann verspricht. Der Erfolg lässt nicht auf sich warten: Ein Pulk von Anhängern schart sich um den "weisen Mann aus dem Himalaya", dessen umfassendes Repertoire von Entspannung mit Rhabarberöl über Biofeedback bis zur Sexualtherapie reicht. Eine unterhaltsame Persiflage auf zynische Scharlatane, die skrupellos lügen und manipulieren.

Produktbeschreibung
Marcel und Xavier, zwei frustrierte Studienkollegen, sind auf der Jagd nach schnellem Geld und Erfolg. Sie erschaffen eine Kunstfigur, den idealen Guru Marcel Stalin, dessen "totale Methode" Glück und Zufriedenheit für jedermann verspricht. Der Erfolg lässt nicht auf sich warten: Ein Pulk von Anhängern schart sich um den "weisen Mann aus dem Himalaya", dessen umfassendes Repertoire von Entspannung mit Rhabarberöl über Biofeedback bis zur Sexualtherapie reicht. Eine unterhaltsame Persiflage auf zynische Scharlatane, die skrupellos lügen und manipulieren.
Autorenporträt
Roger-Pol Droit ist Philosoph und Journalist. Durch seine Artikel und Kolumnen in Le Monde wurde er einem großen Publikum bekannt. Er ist Autor zahlreicher Bücher zu philosophischen Themen. Bei Hoffmann und Campe erschienen "Fünf Minuten Ewigkeit. 101 philosophische Alltagsexperimente" (2002), "Wer glaubt was? Wie ich meiner Tochter die Religionen erkläre" (2003), "Was Sachen mit uns machen. Philosophische Erfahrungen mit Alltagsdingen" (2005) und "Wie ich meiner Tochter die Philosophie erkläre" (2006).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2007

Rhabarberöl und Schöpfungsplan
Lachen, Küssen, Jubeln. Ja! – Eine Gebrauchsanweisung fürs Glück und eine Warnung vor Scharlatanen
Wie man glücklich wird, kann man aus zahllosen Büchern lernen, welche zahllose Methoden propagieren, und an der Unzahl dieser Bücher und Methoden kann man schon erkennen, dass sie alle nicht funktionieren. Eben davon gehen die beiden hier anzuzeigenden Bücher aus. Doch während das eine sich grundsätzlich mit dem Phänomen der Lebensratgeber beschäftigt, verspricht das andere doch den Weg zum Glück, nur ohne Methode. Fangen wir mit diesem an.
Sein Autor Wolf Schneider steht im neunten Lebensjahrzehnt. Was jemanden ein solch langes Leben gelehrt hat, möchte man gerne wissen, auch wenn der Titel misstrauisch macht: „Glück!” Das Ausrufezeichen steht sonst hinter „Glück gehabt”, was aber jenes Glück bezeichnet, das im Englischen „luck”, im Französischen „chance” heißt. Um dieses Glück geht es Schneider aber nicht, sondern um jenes, dem man drei Auslassungspunkte beifügen möchte, weil es doch etwas ist, das länger währen möge als ein Ausrufezeichen: Glück . . .
Der Untertitel verspricht „Eine etwas andere Gebrauchsanweisung” und stimmt nun wirklich misstrauisch. Zu Recht. Denn in diesem Buch wird Glück als etwas aufgefasst, das mechanisch hergestellt werden kann. Es erscheint nicht als etwas, das der Mensch als eine Möglichkeit seines Seins erfahren kann, sondern als etwas ihm Äußerliches, das so friedlich vor ihm liegt wie ein Ikea-Regal vor dem Aufbau. Man muss bloß die richtigen Schrauben in der richtigen Reihenfolge in die richtigen Löcher stecken, dann wird man auch einigermaßen glücklich. Schneiders pragmatische Ratschläge lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: „Tu was! Gönn dir was! Pflege die Kontraste. Pflege die Kontakte. Pflege die Erinnerung”. Na klar doch, kein Problem.
Diese Maximen bilden die Überschriften der zweiten, kleinsten Abteilung des Buches. In der ersten Abteilung wurde das Thema ein- und ausgegrenzt, also eine Definition des Glücks versucht, die weiteren sechs Abteilungen handeln davon, dass Glück eigentlich nicht vorgesehen und darum in den meisten Fällen eben nicht zu erreichen sei. Es werden „Strittige Rezepte, das Glück zu steigern” vor- und Liebe, Macht und Geld als die Problemlagen dargestellt („Wo Rezepte wenig helfen”).
Was an diesem Buch hervorsticht, ist nicht sein Inhalt, sondern seine Form. Es führt vor, wie journalistisches Schreiben funktioniert: Einstieg, Thema vorstellen, mit einigen Synonymen einhämmern, Zitat zum Beleg, Einwand, Zitat zum Beleg des Einwands, noch ein Zitat, gemütliche Schlussbemerkung. Manche Kapitel heben sich dadurch selber auf, etwa die über Angst, Kinder, Ehe: Viele Leute haben Angst, dabei ist sie oft unbegründet, andererseits ist Angst etwas durchaus Berechtigtes, vor allem im Krieg. Kinder machen mehr Sorgen als Glück, aber keine Kinder zu haben, ist auch nicht schön. Die Ehe ist in ihrer heutigen Form eher ein Garant für Unglück als für Glück, doch gibt es „ziemlich viele Ehen, in denen die Freude den Ärger überwiegt”.
Ein bisschen Glück zum Dessert
Dass Unglück auch andere Gründe haben kann als, zum Beispiel, zu viele medizinische Vorsorgeuntersuchungen, die nur zu Sorgen führen, ignoriert Wolf Schneider. Zwar wird Sigmund Freud öfter angeführt als Goethe, dreimal sogar mit demselben Zitat („Die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten”), aber Freuds eigentlicher Beitrag zur Bekämpfung des Unglücks, die Entwicklung der Psychoanalyse, wird mit jener allerprimitivsten Vorstellung von der Psychoanalyse abgebügelt, die man doch selten geworden glaubte: „Pflege die Erinnerung, aber wühle nicht in der Vergangenheit, lege dich also gerade nicht auf die Couch des Psychoanalytikers.” Als ob es in der Psychoanalyse um die Vergangenheit ginge statt um den Versuch, überhaupt leben zu können, und zwar im gemeinen Unglück statt im neurotischen Elend.
Schneider hat seinen Text mit einer Überfülle von Zitaten dick ausgepolstert. Da die meisten Autoren nur ein einziges Mal vorkommen, werden sie, wie im Journalismus üblich, mit prägnanten Klischees eingeführt: „der durch seine sexuellen Eskapaden berühmte amerikanische Schriftsteller Henry Miller”; „der bis heute einflussreiche französische Soziologe Emile Durkheim (1858–1917)”. Die Vielzahl der Zitate, die am Ende auf das zehnseitige, zweispaltig kleingedruckte Namens- und Sachregister zulaufen, führt Schneider aber nicht zum Beleg eigener Erkenntnisse an, sondern als Blütenlese des bereits Geäußerten. So liest sich sein Buch über weite Strecken wie die Pflichtübung eines leitenden Redakteurs. Nur in der letzten Abteilung, die vom „größten Glück der größten Zahl” handelt und davon, ob der Staat zum Glück des Einzelnen beitragen könne, ist so etwas wie innere Beteiligung des Autors zu spüren.
Es ist also bei Schneider die elementare Frage nach dem Glück heruntergekocht auf After-dinner-talk. Es steht überhaupt nichts Falsches in diesem Buch, aber auch überhaupt nichts Interessantes. Es funktioniert wie ein Zeitungsartikel aus der Wochenendbeilage, will aber ein Buch sein und ist es eben nicht in zehn Minuten gelesen, sondern fast dreihundert Seiten lang. Ein nicht enden wollender Zeitungsartikel aber ist ein Vorgeschmack der Hölle. Doch wenn man sich durch dieses Nichts gequält hat, kommt man völlig unvermutet an ein geradezu poetisches Ende. Da nämlich hebt das ganze Buch sich selber auf und damit auch jeglichen Ärger: „Einsam und ziemlich sinnlos rast unser Planet durchs All, aber wir haben ihm etwas abgeluchst, was die Saurier nicht kannten und die Lurche nicht kennen: ein Lachen, ein Küssen, ein Jubeln, ein Ja.” Ja!
Roger-Pol Droit hat sich seiner romanartigen Farce „Glücksmacher” etwas anderes vorgenommen als Wolf Schneider. Er liefert keine Gebrauchsanweisung zum Glücklichwerden, sondern möchte den Lesern dabei helfen, sich von „Gurus und Scharlatanen” fernzuhalten und ihre Freiheit zu verteidigen. Sein Buch handelt von der „Totalen Methode”, die Marcel Stalin (der immer wieder erklärt, dass er wirklich so heiße) und sein Freund Xavier Bias, beide promovierte Philosophen, entwickeln. Die „Totale Methode” kombiniert ad libitum restlos alle Möglichkeiten der Einwirkung auf den Menschen, „zum Beispiel Psychoanalyse mit Fußmassage, Entspannung mit Rhabarberöl, Wachtraum mit Rettichkur”.
Marcel Stalin bezieht sich auf das Hauptwerk seines Philosophieprofessors („Der Andere ist ein Ich”), zudem auf einen fernöstlichen Meister, in dessen Kloster er die Bedeutung der Zehen fürs Glücklichwerden studiert hat, er propagiert eine entgrenzte Sexualität und alle Formen von Psychotherapie. Die „Totale Methode” hat großen Erfolg, und dass am Ende alles zusammenbricht, liegt nicht am Aufsatz des einstigen Freundes aus dem Philosophieseminar. Aus diesem lernt dafür der Leser, warum Glücksratgeber nicht funktionieren: „Ihre Methoden werden nie angewendet (. . . sondern nur auf imaginäre Weise konsumiert (. . . ) Es geht nie darum, sich wirklich in die Pflicht zu nehmen.”
Viel wichtiger jedoch ist Droits Analyse, derzufolge man, glaubt man den Lebenscoaches und eliminiert alles, was Unbehagen bereitet, in einen Zustand geriete, in dem der Andere eben kein Ich ist, sondern gar nicht mehr vorhanden wäre. Zitiert werden Nietzsche, Foucault und Marx, und dass die nicht mit Klischees eingeführt werden, mag daran liegen, dass Roger-Pol Droit nicht nur Journalist, sondern auch Philosoph ist. Und wohl, weil er außerdem Franzose ist, entlehnt er seine Form nicht dem Journalismus, sondern der schönen Literatur. So ist ihm ein nicht nur außerordentlich unterhaltsames und angenehm schlankes, sondern auch sehr kluges Buch gelungen. Eine wahre Freude! Und mit der fängt das Glück doch an. IRIS HANIKA
WOLF SCHNEIDER: Glück! Eine etwas andere Gebrauchsanweisung. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007. 304 Seiten, 19,90 Euro.
ROGER-POL DROIT: Glücksmacher. Von Gurus und Scharlatanen. Aus dem Französischen von Hainer Kober. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2007. 224 Seiten, 17,95 Euro.
Wie wird man glücklich? Die „totale Methode” empfiehlt die Kombination von Psychoanalyse mit Fußmassagen. Foto: mauritius images
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bestens unterhalten hat sich Iris Hanika bei der Lektüre von Roger-Pol Droits Buch "Glücksmacher". Sie lobt es als eine überaus gescheite Kritik an den zahllosen Gebrauchsanweisungen zum Glücklichwerden, die seit Jahr und Tag den Buchmarkt überschwemmen. Dem Autor attestiert sie, anhand einer Farce um zwei Philosophen, die eine "Totale Methode" zur Erzeugung des vollkommenen Glücks konzipieren, die Versprechen der Glücksindustrie, von Gurus und Scharlatanen zu entlarven. Aufschlussreich scheint ihr insbesondere die Analyse des Autors, der Glaube an die Lebenscoaches, die Elimierung aller Faktoren, die Unbehagen bereiten, führe zu einem Zustand, in dem der Andere eben kein Ich ist, sondern gar nicht mehr vorhanden wäre. Ihr Resümee: "Eine wahre Freude!"

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