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Als einen "gelassenen Zauberer des Alltags" hat ihn Heinrich Detering einmal bezeichnet. Und in der Tat wird in den Gedichten von Lars Gustafsson das Alltägliche besonders, das Unbelebte lebendig, das Abstrakte konkret: das Eisen verlangt danach, Rost zu werden, und die Bücher beginnen miteinander zu reden. Und ein Hobel kann sich erinnern: "Unter der Oberfläche der Dinge / verbirgt sich nichts anderes / als die Oberfläche der Dinge. / So lange wie etwas / von den Dingen übrig bleibt, / ist es Oberfläche. Nichts anderes." Der neue Band mit den besten Gedichten aus den letzten Jahren zeigt den…mehr

Produktbeschreibung
Als einen "gelassenen Zauberer des Alltags" hat ihn Heinrich Detering einmal bezeichnet. Und in der Tat wird in den Gedichten von Lars Gustafsson das Alltägliche besonders, das Unbelebte lebendig, das Abstrakte konkret: das Eisen verlangt danach, Rost zu werden, und die Bücher beginnen miteinander zu reden. Und ein Hobel kann sich erinnern: "Unter der Oberfläche der Dinge / verbirgt sich nichts anderes / als die Oberfläche der Dinge. / So lange wie etwas / von den Dingen übrig bleibt, / ist es Oberfläche. Nichts anderes." Der neue Band mit den besten Gedichten aus den letzten Jahren zeigt den zeitgenössischen Dichter aus Schweden auf der Höhe seiner Meisterschaft.
Autorenporträt
Lars Gustafsson (1936-2016) war einer der bedeutendsten Autoren Schwedens. Der Romancier, Lyriker und Philosoph lebte und lehrte lange Zeit im Ausland, u.a. an der University of Texas in Austin. Hinzu kamen mehrere Forschungsaufenthalte in Berlin, Bielefeld und Tübingen. Sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, 2009 erhielt er die Goethe-Medaille, 2015 wurde ihm der Thomas-Mann-Preis verliehen. Bei Hanser erschienen zuletzt Der Dekan (Roman, 2004), Risse in der Mauer (Fünf Romane, 2006), Die Sonntage des amerikanischen Mädchens (Eine Verserzählung, 2008), Frau Sorgedahls schöne weiße Arme (Roman, 2009), Alles, was man braucht. Ein Handbuch für das Leben (mit Agneta Blomqvist, 2010), Das Lächeln der Mittsommernacht. Bilder aus Schweden (mit Agneta Blomqvist, 2013), Der Mann auf dem blauen Fahrrad (Roman, 2013), der Gedichtband Das Feuer und die Töchter (2014), Doktor Wassers Rezept (Roman, 2016) und Etüden für eine alte Schreibmaschine (Gedichte

, 2019).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Begeistert verkündet Rezensent Wulf Segebrecht das Erscheinen eines neuen Gedichtbandes des schwedischen Autors Lars Gustafsson: In "Das Feuer und die Töchter" folgt er einmal mehr Gustafssons Kunst des Perspektivwechsels, etwa wenn das lyrische Ich plötzlich nicht mehr die Welt wahrnimmt, sondern von dieser wahrgenommen wird oder der Winterschnee selbst zur Sprache wird. Die erkenntnistheoretischen Aporien Gustafssons erscheinen dem Kritiker nie anstrengend, vielmehr kommen sie angenehm ironisch, humorvoll oder in "resignativer Grandezza" daher. Und so kann er die Lektüre dieser lyrischen Ausflüge in die nordische Tierwelt und Landschaft, in wissenschaftliche Theoreme oder gesellschaftliche Ereignisse nur unbedingt empfehlen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2014

Plötzlicher
Silberschein
Neue Gedichte
von Lars Gustafsson
Wer sich der Poesie anvertraue, hat Lars Gustafsson einmal gemeint, der könne jederzeit Umwege gehen. Es gehört zur Kunstfertigkeit des schwedischen Dichters, dass er in seinem neuen Gedichtband „Das Feuer und die Töchter“ weder das Feuer noch die Töchter je erwähnt, aber in Sonnenbildern, Geschichten von Mädchen oder brennenden Lampen immer wieder eine Atmosphäre umspielt, die an frühere Bücher denken lässt, Bücher, in denen er dem Gedicht den metaphysischen Schlaf austreiben wollte.
  Allerdings ist aus dem Feuer in Lars Gustafssons Gedichten inzwischen ein behagliches Kaminfeuer geworden. Die Oberfläche der Dinge hat es ihm von jeher angetan. Er meint damit nicht etwa die plane Außenseite, sondern eine Art Übergang zwischen den Sphären, die „Wasserlinie zwischen Schlaf und Wachen“, wie er es in seinem Band „Auszug aus Xanadu“ (2002) genannt hat. In dieser Weitung der Oberfläche zu einem fluiden Zwischenreich lag die Hoffnung versteckt, dass die Poesie für Momente die Verbindung zwischen den Wörtern und ihren Bedeutungen lösen und den Hauch einer anderen Welt erahnbar machen könnte. Nun will es manchmal so scheinen, als bliebe von der Schwebekraft der Wörter nicht viel mehr als die Tautologie: „Unter der Oberfläche der Dinge / verbirgt sich nichts anderes / als die Oberfläche der Dinge“.
  Immer noch begibt sich Gustafsson auf die Spuren der Dinge und schreibt sie einer ironisch durchsträhnten Reflexion ein. So kommen all die Momente ins Bild, die dem Denken seine Grenzen abstecken: die Knöpfe und Bleistifte, die Münzen und Schraubenzieher, die Gießkannen und die Johannisbeersträucher im Garten. Immer noch tastet er der Vergänglichkeit nach oder stellt sich die Frage, woraus das Leben, woraus die „Welt“ denn eigentlich besteht. Und immer noch vermag er es, die Wörter und Erscheinungen so lange durch den schwingenden Rhythmus seiner Verse gleiten zu lassen, bis jene „stillen Verwandlungen“ eintreten, die flugs den Duft von frisch gebackenem Brot mit dem Gedanken an Schwerter und Schmiedehämmer vereinen.
  Aber es gibt auch Gedichte, die von allzu bekannten Bildern leben, Bildern, die Gustafsson zudem gerne mit Sprachmetaphern verbindet. So liest der Dichter im „schweren dunklen Buch der Nacht“ oder macht aus ein paar Fliegen am Fenster „Schriftzeichen einer sehr / alten Sprache“. Einmal erklärt er sogar den ganzen Winter zu einer Welt aus Buchstaben: „Weiche Schneewehen plustern sich auf / zu Vokalen in einer übertriebenen Rhetorik“. Noch überraschender als solche oft gehörten Formulierungen indes sind die Kommentare und Pointen, die Gustafsson in viele seiner Gedichte einschleust. Da lässt er in fein ziselierten Bildern die Aura eines Mittsommerabends aufscheinen, „noch einmal / schäumt die Welle des Wiesenkerbels weiß / in dem nächtlichen Licht“ – und endet doch in der Sentenz: „In der Nacht ist jedes Land / ein fremdes Land.“
  So muss man sich als Leser an jene Gedichte halten, in denen Gustafsson der rhythmischen Energie seiner Verse vertraut. Zu diesen wundersamen Findlingen gehört das Stück „Spiegelungen und Falten“: „Die großen atlantischen Heringsschwärme / vermögen das Licht zurückzuwerfen, / es wie einen plötzlichen Silberschein / gegen die Unterseite der Wolken zu reflektieren. /. . . Die alten holländischen Fischer sahen es / und lernten, den Schwärmen / durch ihr Abbild in den Wolken zu folgen“. Wie Gustafsson hier in seiner Sprachbewegung dem unruhigen Licht nachgeht, das von einem Ort zum anderen wandert, so dass sich am Ende gar nicht mehr entscheiden lässt, wer sich in wem spiegelt, gehört zu jenen hellen „Schneisen“, von denen er an einer anderen Stelle seiner Gedichte schreibt.
  Ein skeptisches Vielleicht ist ihre Denk- und Redeweise – und die beiden Übersetzerinnen Barbara M. Karlson und Verena Reichel haben diese Andeutungskunst in ein behutsam tastendes Deutsch verwandelt. Wenn Gustafsson seinem Vielleicht treu bleibt, entsteigt den Wörtern nicht weniger als dies: „die heisere Stimme einer Krähe / und plötzlich der Duft von Klee“.
NICO BLEUTGE
Lars Gustafsson: Das Feuer und die Töchter. Gedichte. Aus dem Schwedischen von Barbara M. Karlson und Verena Reichel. Hanser Verlag, München 2014. 104 Seiten, 15,90 Euro.
Das titelgebende Feuer
ist bei Gustafsson inzwischen
ein behagliches Kaminfeuer
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2015

Wenn wir einander träumen in der Nacht
Das Einfache, das schwer zu machen ist: Lars Gustafssons Gedichte verbinden Logik mit Sinnlichkeit

Der schwedische Dichter Lars Gustafsson muss hierzulande nicht mehr vorgestellt werden. Er gehört seit langem zur literarischen Landschaft Deutschlands, wo er mehrfach für einige Jahre gelebt hat, wo seine Gedichte, Essays und Romane (zuletzt erschien "Der Mann auf dem blauen Fahrrad") regelmäßig erschienen und wo er Preise und Auszeichnungen erhielt, darunter die Goethe-Medaille. Schon vor mehr als fünfzig Jahren nahm die "Gruppe 47", wohl auf Anregung Hans Magnus Enzensbergers, den jungen Mann als Gast in ihren Kreis auf, als sie ihre Tagung im schwedischen Sigtuna abhielt. Über die "fast unausstehliche Aufrichtigkeit" der Kritik, die dort herrschte, hat Gustafsson damals in der schwedischen Presse verblüfft und fasziniert berichtet.

Enzensberger war es dann auch, der Gustafssons lyrischen Erstling unter dem Titel "Die Maschinen" ins Deutsche übertrug (1967). Gustafsson hat diesem Werk einen kulturhistorischen, linguistischen und philosophischen Selbstkommentar beigegeben, der inzwischen zu den Grundtexten der modernen Lyriktheorie gehört. Einer seiner Kernsätze besagt, "dass unseren Worten und unserm Sprechen etwas Mechanisches und gleichsam Unpersönliches anhaftet, als wären nicht wir es, die unsere Gedanken hervorbrächten, sondern als dächte die Sprache in uns und als liehen wir bloß einer größeren, unübersehbaren sprachlichen Struktur unsere Stimme...". Und weiter heißt es in seinem Selbstkommentar zu "Die Maschinen": "Der Mensch wird darin aufgefasst als eine kybernetische Vorrichtung, die mit unserer eigenen Sprache und unserer eigenen Logik programmiert ist. Es handelt sich um einen Versuch, die Perspektive zu verändern und das, was uns am besten bekannt ist, unter einem neuen Gesichtswinkel zu betrachten."

Solche Veränderungen der Perspektive gehören nach wie vor zum kennzeichnenden Inventar der Poesie Gustafssons. So wird etwa das aufgeschlagene Buch (im Gedicht "Firnis an einem Ruder") nicht gelesen, sondern es liest sich selbst. Oder: Durchs geöffnete Fenster (im Gedicht "Der Mai ist ein Fenster") wird nicht die Außenwelt betrachtet, sondern "die Welt nimmt mich plötzlich wahr"; und der Winter mit Neuschnee, Schneewehen und Schneekrusten ist "in Wirklichkeit eine Sprache". "Fast alles, was geschieht/ wird von niemandem gesehen", liest man da und: "Das meiste, das den Dingen geschieht, / hat überhaupt nichts mit ihnen zu tun". Gustafsson führt seine konkreten Beobachtungen der "Dinge" auf dem kürzesten Weg in erkenntnistheoretische Aporien, die aber nichts existentiell Quälendes haben. Sie werden vielmehr, oft in aphoristischer Form, mit leicht resignativer Grandezza, mit Selbstironie und auch mit Humor in reim- und strophenlosen Texten vorgetragen.

Ob er sich nordischen Wetterverhältnissen oder der Tierwelt, geographischen Gegebenheiten oder wissenschaftlichen Theoremen, merkwürdigen Personen oder gesellschaftlichen Ereignissen zuwendet - stets verwickelt er seine Themen in vertrackte und zuletzt rätselhafte Denkprozesse; nicht zufällig kommt Bernhard Riemanns Vermutung über das immer seltenere Auftreten der Primzahlen in der Zahlenreihe gleich zweimal vor, und sein Gedicht "In den milden Gärten der Erinnerung", angelehnt an die Schrift "De memoria et reminiscentia" des Aristoteles, treibt ein zugleich heiteres und ernstes Spiel mit dem Erinnern und dem Vergessen bis hin zur Schlusszeile: "Mir war entfallen, dass ich mich genau daran erinnerte". Als Liebesbekenntnis erscheint dieses Spiel in einem anderen Gedicht ("Durch den Spiegel") so: "Liebste, / so weit voneinander schlafend / teilen wir doch die Nacht. // Und wir träumen einander. / Erwachte ich jetzt, / wäre ich nicht. // Ich träume dich, die mich träumt. // Wenn ich dich wecke, / werde ich verschwinden." Gustafssons Gedichte verbinden auf einzigartige Weise Logik mit Sinnlichkeit. Sie geben zu denken, aber sie geben nicht vor, dass das Denken das Dasein wirklich erschöpfen kann. Sie beweisen die große Kunst, Kompliziertestes auf die äußerste Simplizität zurückzuführen, aber sie leugnen nicht, dass in dieser Simplizität selbst wieder äußerst komplexe Verhältnisse enthalten sind. Das zeichnet diese Gedichte aus.

WULF SEGEBRECHT

Lars Gustafssson:

"Das Feuer und die Töchter". Gedichte.

Aus dem Schwedischen von Barbara M. Karlson und Verena Reichel. Carl Hanser Verlag 2014. 103 S., geb., 15,90 [Euro].

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"Gustafssons Gedichte verbinden auf einzigartige Weise Logik mit Sinnlichkeit ... Sie beweisen die große Kunst, Kompliziertestes auf die äußerste Simplizität zurückzuführen, aber sie leugnen nicht, dass in dieser Simplizität selbst wieder äußerst komplexe Verhältnisse enthalten sind." Wulf Segebrecht, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.03.15

"Die Gedichte von Lars Gustafsson sind sehr poetisch und tief philosophisch, meistens heiter und ziemlich schwedisch." Iris Radisch, Die Zeit, 02.10.14

"Wundersame Gebilde aus fast nichts, federleicht und voller Zauber." Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 28.12.14