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So viel Spannung auf engstem Raum bietet nur die Ballade. Dieses Buch handelt von 365 Katastrophen und anderen dramatischen Vorfällen, von Liebesglück und Lebensleid, Heldentum und Misere, Schuld und Sühne, Mord und Totschlag - literarischer Nervenkitzel pur. Wulf Segebrecht sprengt mit seiner Auswahl den herkömmlichen Bestand deutscher Balladen und tritt eine spannende Entdeckungsreise in die Literatur der Gegenwart an. Ausgehend von Texten der Gegenwart - seien es Chansons, Flugblätter, Poetry-Slam-Lyrik oder Rap-Songs - verfolgt er die Entwicklung der Ballade in Deutschland zurück bis zu den Volksliedern des 16. Jahrhunderts.…mehr

Produktbeschreibung
So viel Spannung auf engstem Raum bietet nur die Ballade. Dieses Buch handelt von 365 Katastrophen und anderen dramatischen Vorfällen, von Liebesglück und Lebensleid, Heldentum und Misere, Schuld und Sühne, Mord und Totschlag - literarischer Nervenkitzel pur. Wulf Segebrecht sprengt mit seiner Auswahl den herkömmlichen Bestand deutscher Balladen und tritt eine spannende Entdeckungsreise in die Literatur der Gegenwart an. Ausgehend von Texten der Gegenwart - seien es Chansons, Flugblätter, Poetry-Slam-Lyrik oder Rap-Songs - verfolgt er die Entwicklung der Ballade in Deutschland zurück bis zu den Volksliedern des 16. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Wulf Segebrecht emeritus fur Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universitat Bamberg. Er hat zahlreich Arbeiten zur deutschen Literatur vom Barock bis zur Gegenwart veroffentlicht, insbesondere über Lyrik. Zuletzt erschien bei Hanser Deutsche Balladen. Gedichte, die dramatische Geschichten erzählen (2012).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Diskussion darüber, was heute eine Ballade sein kann, ist eröffnet, findet Tilman Spreckelsen nach dem Schmökern in Wulf Segebrechts Anthologie "Deutsche Balladen", in der der Rezensent den "Erlkönig" entdeckt, aber auch Liedtexte von Reinhard Mey. Gut gefallen hat ihm, wie hier der Gattungsbegriff verstanden und von Segebrecht erläutert wird, und neben bekannten Gattungsvertretern auch unbekanntere zum Zuge kommen, von der Gegenwart bis zur Neuzeit. Diese Reihenfolge lässt Spreckelsen wie ein Archäologe auf die Genese der Ballade schauen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2013

In schönstem Gewand
Schüsse, Küsse: Wulf Segebrechts Balladensammlung

"Schuld war der Zigarettenladen" - das fängt schon mal nicht übel an. In der zweiten Zeile von Georg Brittings Gedicht kommt dann ein Mädchen mit bemerkenswerten (und reimtechnisch erforderlichen) "Waden" ins Spiel, doch attraktiver noch scheint der Vorrat an Tabakwaren zu sein, über den sie verfügt. Um seinetwillen wird sie geheiratet, und als sie Liebe einfordert anstelle der Rauchschwaden, die von ihrem Ehemann habituell kommen, bringt der sie um - "mit Hilfe zweier Flintenschüsse", die sich wiederum auf die versagten "Küsse" reimen. Dann macht er sich "rauchend" davon. Offen bleibt, ob der finale Qualm von der Mündung oder von den Zigaretten stammt.

"Moritat" nennt Britting, der als Stilist immer noch nicht angemessen gewürdigt wird, dieses Gedicht aus dem Jahr 1926 und stellt sich damit in eine Tradition, die mindestens vom Leierkastenmann bis in unsere Gegenwart reicht: Erzählt wird eine Geschichte von Mord und Totschlag, von Schuld und Sühne, Liebe, Leid und Verhängnis, und das in gebundener Rede, wenn möglich: gesungen. Als größere Einheit hat sich der Begriff "Ballade" etabliert. Unzählige Anthologien widmen sich dieser Gattung, und wenn die neueste unter ihnen, herausgegeben von Wulf Segebrecht, hierfür als Definition "Gedichte, die dramatische Geschichten erzählen" anbietet, leuchtet dies sofort ein. Im Nachwort wird das Verhältnis der drei klassischen Dichtungsformen, wie es in der Ballade zusammenkommt, weiter präzisiert: Sie bezieht ihre "äußere Form vom Gedicht", ihre Redeweise "von der Prosa und die aufsehenerregende Inszenierung der Spannungserzeugung und -auflösung vom Drama, wobei das Aufsehenerregende zugleich zur Bevorzugung bestimmter Themen führt". Dies sei der Maßstab, an dem die Beiträge des Bandes zu messen seien, nicht aber die Etikettierung - es komme nicht darauf an, "ob die Autoren ihre Gedichte Balladen genannt haben oder nicht".

Mit diesem eher offenen Gattungsbegriff von "Ballade" ließe sich ein stattlicher Band füllen, und genau dies ist Segebrecht auf hohem Niveau gelungen. Auf knapp achthundert Seiten finden sich neben den bekannten Vertretern von "Erlkönig" bis "John Maynard" aus der hohen Zeit der Ballade im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert zahlreiche unbekanntere oder in diesem Zusammenhang bislang nicht in den Blick geratene Werke (die im Inhaltsverzeichnis stolz mit einem speziellen Symbol gekennzeichnet sind), und die in umgekehrter Chronologie - von der Gegenwart bis in die frühe Neuzeit - angeordneten Texte erlauben den geradezu archäologischen Blick auf die Gattungsgenese, indem Schicht um Schicht freigelegt wird, um ihrem Ursprung näherzukommen. Bei einigen Gedichten kann man streiten, ob sie die aufgestellten Kriterien erfüllen - was etwa genau Wolf Biermanns "Ballade vom preußischen Ikarus" an Handlung, an "aufsehenerregender Inszenierung" dieses Werk zur Ballade im Sinne dieser Anthologie macht, bliebe darzulegen. Und ebenso, ob denn diejenigen Texte des Bandes, die modernen Plattenaufnahmen entstammen, nicht ohne die zugehörige Musik eine Bedeutungsebene einbüßen - etwa Reinhard Meys "Die Ballade vom Pfeifer", in der das gepfiffene Motiv an einer Stelle durch den Text ("Da spielte der Mann am Klavier dazu die Melodie ...") direkt vorbereitet wird, dem Leser aber notwendig unbekannt bleibt.

Seit einigen Jahren erscheinen im Hanser Verlag Klassikerausgaben in schönstem Gewand - Dünndruckpapier, Lesebändchen, Schutzumschlag, Leinenrücken -, und es scheint fast, als würfe man hier den Hut in den Ring, um das Erbe der hinreißenden Winkler-Weltliteratur-Reihe anzutreten oder um überdeutlich zu machen, wo dem E-Book die Grenzen gezogen sind. Wulf Segebrechts Sammlung füllt diese Form vorzüglich aus, nicht zuletzt auch durch die umfangreichen Nachweise und Hinweise zu jedem einzelnen enthaltenen Gedicht. Dass sie Verbreitung finden wird, ist ihr zu wünschen. Und auch, dass sie zur Diskussion darüber beiträgt, was man heute noch unter dem Begriff "Ballade" versteht.

TILMAN SPRECKELSEN

"Deutsche Balladen". Gedichte, die dramatische Geschichten

erzählen.

Hrsg. von Wulf Segebrecht. Hanser Verlag, München 2012. 885 S., geb., 34,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein Lesebuch ist es im besten Sinn: eines, in das man sich blätternd ganz verlieren kann." Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 04.12.12

"Der sorgfältig edierte, fast 300 Seiten umfassende Band ist ein überzeugendes Plädoyer für die unverwüstliche Attraktivität einer noch immer populären Literaturform." Cornelia Staudacher, Deutschlandradio Kultur, 28.01.13

"Wulf Segebrecht hat ein neues Standardwerk geschaffen, das in jede gute Bibliothek gehört." Dirk Krause, BR, 05.12.12.

"Ein wundervolles Buch, das Wulf Segebrecht da zusammengestellt hat, mit Sachkenntnis, Umsicht und einem Gefühl für die richtige Mischung." Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 04.12.12