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Maßlose Abfindungen für Top-Manager, Bilanzmanipulationen und Insidergeschäfte auf der einen Seite, Massenentlassungen, Umweltkatastrophen und betrogene Kleinaktionäre auf der anderen Seite: Was wir jetzt brauchen, ist eine Ethik für die Wirtschaft. Nach den Skandalen der letzten Zeit wird der Ruf nach der ethischen Verantwortung der Unternehmen immer lauter. Doch können sie es sich überhaupt leisten, moralisch zu handeln, wenn sie gleichzeitig Gewinn erzielen wollen? Für global agierende Unternehmen ist die Lage noch schwieriger: An welchen Werten sollen sie sich orientieren? Gibt es…mehr

Produktbeschreibung
Maßlose Abfindungen für Top-Manager, Bilanzmanipulationen und Insidergeschäfte auf der einen Seite, Massenentlassungen, Umweltkatastrophen und betrogene Kleinaktionäre auf der anderen Seite: Was wir jetzt brauchen, ist eine Ethik für die Wirtschaft.
Nach den Skandalen der letzten Zeit wird der Ruf nach der ethischen Verantwortung der Unternehmen immer lauter. Doch können sie es sich überhaupt leisten, moralisch zu handeln, wenn sie gleichzeitig Gewinn erzielen wollen? Für global agierende Unternehmen ist die Lage noch schwieriger: An welchen Werten sollen sie sich orientieren? Gibt es moralische Standards, die für jeden Teil der Welt, für jede Kultur gelten? Und wer legt diese fest: Die Unternehmen selbst? Die Kirchen? Der Staat?
Drei renommierte Autoren diskutieren diese hochbrisanten Fragen und kommen zu überraschenden Ergebnissen: Unternehmen, die sich an moralische Standards halten, tun nicht nur etwas für ihr Renommee, sondern haben davon auch ganz handfeste finanzielle Vort.
Ein Plädoyer für eine menschliche Wirtschaft.
Autorenporträt
Heinrich von Pierer studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Erlangen. Seit 1992 ist er Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2003

Was die Wirtschaft menschlich macht
Unmoralisches Verhalten lohnt sich nicht / Drei Stimmen zur Ethik in der modernen Gesellschaft

Heinrich von Pierer/Karl Homann/Gertrude Lübbe-Wolff: Zwischen Profit und Moral. Für eine menschliche Wirtschaft. Carl Hanser Verlag, München 2003, 142 Seiten, 19,90 Euro.

Noch ein Buch über Wirtschaftsethik? Ist denn nicht schon alles gesagt darüber, daß Moral und Wirtschaft sich nicht ausschließen, sondern einander ergänzen und stützen, sowohl im einzelwirtschaftlichen Verhalten als auch in der Abfassung von Spielregeln für ganze Gesellschaften? Bekannt sind die Gedanken schon, die der Siemens-Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer, der Münchner Wirtschaftsethiker Karl Homann und die Karlsruher Verfassungsrichterin Gertrude Lübbe-Wolff in dem kleinen Band formulieren. Aber sie sind klar strukturiert und gut lesbar aufbereitet, so daß sich das Buch für jedermann empfiehlt, der eine rasche Argumentationshilfe sucht oder Antworten auf Fragen, die vor dem Hintergrund hoher Abfindungen für Manager, von Bilanzmanipulationen und Insidergeschäften doch immer wieder neu aufbrechen. Und zudem werden manche Dinge einfach nie häufig genug gesagt.

Karl Homann liefert in gewohnter Stringenz die Vorlage für ein rationales, klar strukturiertes Herangehen an das Thema. Individuelle Moral, Tugenden und Pflichten seien zwar wichtig. Aber die moderne, pluralistische Gesellschaft könne damit allein nicht mehr auskommen, genausowenig wie die moderne Wirtschaft ohne den Markt. So wie eine Wettbewerbsordnung komplexe Wirtschaften voranbringe, klettere die Moral in der Moderne auf das Niveau einer "Ordnungsethik" - vor dem Hintergrund der Erkenntnis: "Wettbewerb ist solidarischer als Teilen." Die Ordnungsethik ziele darauf, allgemeine Handlungsbedingungen zu bestimmen, die Anreize enthielten, moralisch zu handeln. Hier setzt Gertrude Lübbe-Wolff an: Einen Rechtsrahmen zu schaffen, der korruptes Verhalten bestraft, bedeute durchaus nicht, daß man alle Menschen für korrupt halte. Doch "es sollte dafür gesorgt werden, daß möglichst nicht der Ehrliche der Dumme ist". Wenig Verständnis hat sie indes für die Ablehnung jeder Einladung zur Denunziation. Daß sich die Meldung von rechtswidrigem Verhalten auch zur Verleumdung Dritter eignet, blendet sie aus. Als Rechtsfortschritte bezeichnet sie das Korruptionsbekämpfungsgesetz von 1997, das die Bestimmungen des Strafgesetzbuches für Korruption im öffentlichen Dienst erweitert, ebenso wie das Vergaberechtsänderungsgesetz von 1999, das Bewerbern einen Anspruch auf Einhaltung der Vergabebestimmungen einräumt. Daß Schmiergelder nicht mehr steuerlich absetzbar seien, sei längst überfällig gewesen. Darüber hinaus wirbt Lübbe-Wolff für die Einführung eines Unternehmensstrafrechts. "Unternehmen können die Wahrscheinlichkeit, daß in ihrem vermeintlichen Interesse Korruptionsdelikte, Umweltdelikte und andere Straftaten begangen werden, durchaus beeinflussen." Deshalb könnte ihnen durchaus auch ein Vorwurf gemacht werden.

Am wenigsten originell sind die Ausführungen Pierers. So postuliert er: "Ein Unternehmen sollte ganz einfach deshalb moralisch handeln, weil sich unmoralisches Handeln nicht lohnt." Täuschung, Betrug und Korruption ließen sich auf Dauer nicht verbergen, schreibt er. Doch was ist zu tun, wenn die Dauer im Kalkül mancher Manager nicht zählt? Pierer hat darauf keine Antwort. Aber er wirbt dafür, sich beispielsweise zur Bekämpfung der Korruption mit anderen Unternehmen zusammenzutun und das Spiel einfach nicht mitzuspielen. Für den Siemens-Vorstandschef steht der Respekt vor Recht und Gesetz an erster Stelle der moralischen Selbstverständlichkeiten. Daneben setzt er sich unter anderem ein für den Schutz von Aktionärsrechten, die Einhaltung von Corporate-Governance-Regeln sowie für Transparenz. Die Einzelveröffentlichung von Vorstandsgehältern indes stößt nicht auf seine Gegenliebe: Dann würden sich die Gehälter nicht mehr differenzieren lassen. "Keiner wird es akzeptieren, warum ein Kollege mehr verdienen soll als er selbst." Es reiche aus, die Vergütung des Gesamtvorstands offenzulegen.

Zu der heiklen Frage der Kinderarbeit äußert er sich behutsam. Zwar bestehe kein Zweifel, daß die Kinderarbeit langfristig allerorten abgeschafft werden müsse. Aber es gelte anzuerkennen, daß ihr in der Regel eine Notlage vorausgehe: "Mit kollektiver Entrüstung und pauschalen Verurteilungen ist den betroffenen Kindern und Familien nicht geholfen." Die bisher beste Lösung stellten wohl Projekte dar, wie sie die Organisation "Terre des hommes" unterstütze, in denen den arbeitenden Kindern zusätzlich eine Schul- und Berufsausbildung angeboten werde.

KAREN HORN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Brauchen wir wirklich ein weiteres Buch zur "Wirtschaftsethik", fragt sich Karen Horn zu Beginn ihrer Kritik. Dann betont sie aber sehr angetan, dass Heinrich von Pierer, Karl Homann und Gertrude Lübbe-Wolff ihre Überlegungen so "klar strukturiert und gut lesbar" anbieten, dass sie, auch wenn sie insgesamt nicht unbekannt sind, dennoch eine brauchbare "Argumentationshilfe" in allen wirtschaftsethischen Fragen darstellt. Während Homann in "gewohnter Stringenz" das Thema vorbereite und eine einfache Moral von der notwendigen "Ordnungsethik absetze, widme sich Lübbe-Wolff dem "Rechtsrahmen", der diese Ordnungsethik absichert, fasst die Rezensentin zusammen. Lediglich die Ausführungen Pierers über das ethische Handeln von Unternehmen moniert Horn als am "wenigsten originell" sowie nicht recht überzeugend. Denn wenn ein moralisches Handeln deshalb postuliert wird, weil sich unmoralisches Agieren für die Unternehmen auf Dauer nicht lohnt, blendet Pierer aus, dass nicht jede unternehmerische Entscheidung auf Dauer angelegt ist, gibt die Rezensentin zu bedenken.

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