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Alle glauben, Willy Brandt zu kennen. Lars Brandt erzählt, was er in seinem Vater sieht. Ausgehend von einzelnen Momenten - Kindheitserinnerungen an das Berlin des Bürgermeisters Brandt, das gemeinsame Angeln, die Atmosphäre in der Kanzlervilla in Bonn, bis hin zu Brandts Fischsuppe für Herbert Wehner - zeigt der Autor seinen Vater in den privatesten Augenblicken. "Er bringt uns den zwar bekannten, aber doch fremden Menschen Willy Brandt erstaunlich rührend nahe." Uwe Timm

Produktbeschreibung
Alle glauben, Willy Brandt zu kennen. Lars Brandt erzählt, was er in seinem Vater sieht. Ausgehend von einzelnen Momenten - Kindheitserinnerungen an das Berlin des Bürgermeisters Brandt, das gemeinsame Angeln, die Atmosphäre in der Kanzlervilla in Bonn, bis hin zu Brandts Fischsuppe für Herbert Wehner - zeigt der Autor seinen Vater in den privatesten Augenblicken. "Er bringt uns den zwar bekannten, aber doch fremden Menschen Willy Brandt erstaunlich rührend nahe." Uwe Timm
Autorenporträt
Brandt, Lars
Lars Brandt, 1951 in Berlin geboren, lebt in Bonn. Er ist Filmemacher, bildender Künstler und Autor. 2001 erschien H.C. Artmann – Ein Gespräch, 2006 folgte im Hanser Verlag Andenken, 2008 der Roman Gold und Silber und 2012 Alles Zirkus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2006

Er hinterließ keine Schleimspur
Mit kalter Hand und liebevollem Blick: Lars Brandts fragmentarisches Porträt seines Vaters

Ein kalter Sommer in Norwegen. Die Familie aus Deutschland macht an einem Gebirgssee Urlaub, der jetzt, im Juli, gerade eisfrei geworden ist. Der Vater, ohnehin verschlossen, trinkt mißmutig Dünnbier und schaut in den Regen, und wenn es mal nicht regnet und er wenigstens mit dem Sohn angeln kann, bleiben die Fische lieber am Seegrund. "In Ferien wie diesen", erinnert sich der Sohn, "sah das Leben im ganzen trostlos für ihn aus. Zur Strafe nahm er es grollend hin und sprach statt wenig gar nicht mehr. Ich weiß auch nicht, wie es geschah, seit wann war ich ungeschickt im Umgang mit der Wurfangel? Mein Blinker flog in die entgegengesetzte Richtung - dahin, wo V. saß. Haarscharf wischte der Drillingshaken an seinem linken Auge vorbei."

Es sind Geschichten wie diese, die einem in Lars Brandts Buch "Andenken" den Atem stocken lassen, geschliffene Miniaturen einer Konstellation, die von Distanz gezeichnet ist und in der sich doch immer wieder fast beiläufige Versuche des Sohns finden, die Barriere zu durchbrechen, auch wenn sie nur selten die physische Wucht des geschleuderten Angelhakens besitzen. Und auch wenn er sich mit dem Vater, der seine Briefe mit "V." zeichnet, längst arrangiert hat: "Wer von ihm wollte, was von ihm nicht zu erwarten war, fühlte sich zwangsläufig unwohl mit V. Stand ihm der Sinn danach, bewegte man sich auf einer Ebene, konnte er einem sogar ein Gefühl der Nähe, der Vertrautheit, der Verläßlichkeit geben. Allerdings mußte man mit seiner Ausdrucksweise zurechtkommen. Immer wieder fühlten sich Menschen tief enttäuscht, wenn er Emotionen wachrief, ohne ihnen wirklich zu antworten. Mir gefiel die Basis unseres Verhältnisses nicht schlecht: V.s Leben war seines, und meines gehörte mir. Eigentlich traf sich sein Verständnis der Rolle eines Vaters mit meiner Sicht der Angelegenheit als Sohn."

Daß er es dabei nicht beläßt, ist ein Glück. Denn indem der Maler und Filmemacher Lars Brandt gut dreizehn Jahre nach dem Tod des Vaters, des ehemaligen Berliner Bürgermeisters, Bundeskanzlers und SPD-Ehrenvorsitzenden, ein Buch vorlegt, das von den Berührungen und Überschneidungen des väterlichen Lebens mit dem eigenen berichtet, zeigt er nicht nur tatsächlich unbekannte Seiten der öffentlichen Figur auf (obwohl es ihm darum wohl zuletzt geht), sondern schildert dieses Zusammentreffen zweier Menschen so fein nuanciert, offensichtlich um Gerechtigkeit bemüht und gleichzeitig mit dem Mut zum ins Absolute gehobenen Detail, daß man diese Prosa außerordentlich schätzen wird.

Die Abschnitte sind kurz, gerade eine oder auch mal zwei Seiten lang, sie sind Mosaiksteine zu einem Bild, dem bewußt jede Überarbeitung zu einer widerspruchsfreien Harmonie fehlt. Sein suchendes, tastendes Verfahren legt Lars Brandt schon recht früh offen, wenn er ausprobiert, wie weit die bekannte Schneckenmetapher, angewandt auf den Vater, trägt: "Ob Grass durch V.s Naturell zum Bild der Schnecke angeregt wurde", fragt er, stellt dann fest, daß der im Umgang mit einzelnen scheue Politiker "sein Schneckenhaus nie ganz verließ", spricht dann von der "List der Schnecken" - sie bräuchten "nie aus dem Haus zu gehen und kommen trotzdem gut herum. Etwas später stößt der Vergleich an seine Grenzen: Zwar scheine sich auch die offensichtliche Widersprüchlichkeit des Vaters im Bild der Schnecke mit ihrem harten Haus und dem weichen Leib fassen zu lassen, doch eines trenne ihn von dem Tier: "Er hinterließ keine Schleimspur. Der schlüpfrige Kerl, als der er im Film schon dargestellt wurde, war er nicht."

En passant stellt so der Sohn, ohne es darauf anzulegen, einiges richtig, was seinem Bild des Vaters widerspricht, insgesamt aber macht er deutlich, wie sehr auch er selbst noch auf der Suche ist. Nicht zufällig nehmen die Schilderungen gemeinsamer Angeltouren mit dem Vater einen gewissen Raum des schmalen Bandes ein, und wie der Sohn den Haken nach dem schweigsamen Vater schleudert, so lotet er auch verschiedene Aspekte der Erinnerung, Metaphern oder auch Zeichnungen und Fotos auf ihre Kraft hin aus, zum Bild des Vaters beizutragen: Da sind Automaten-Paßbilder Willy Brandts, ein Polaroid, das Andy Warhol anfertigte oder eine berührende Zeichnung aus der Hand Lars Brandts, als er den Vater in seiner letzten Krankheit besuchte: "Am Ende schluckte er den Nebel und der ihn. Er bekam Morphium. Wieviel er von dem, was sich um ihn tat, in seinen letzten Tagen noch aufnahm, taucht aus undurchsichtigen Schwaden nie auf. Kaum leserliche, mikroskopisch verkrakelte Buchstaben, mit denen er kurz vor dem Tod die faktische Enterbung seiner vier Kinder aufsetzte, sind wie Wegmarken seines letzten, abschließenden Gangs in Geheimnis und Dunst."

Er ist nicht zu fassen, der Vater, und ein guter Teil der Metaphern, die Lars Brandt auf ihn wendet, stammen aus der Sphäre von Nebel und Gas. Weil er, wie alles in diesem hellwachen Buch, auch diese Passagen mit großer Präzision geformt hat, reflektiert er über die Rolle, die der Vater dabei spielt: Nimmt er die Unklarheit in Kauf, befördert er sie gar, welcher Vorteil, welcher Schaden ergibt sich daraus für sein politsches Wirken?

Da ist etwa der DDR-Spion Guillaume, über den der Kanzler urteilt, er sei "ein Holzkopf, mit dem ich mich nicht unterhalten kann", und den er doch in seiner Nähe beläßt. "V.s - gelinde gesagt - geringes Geschick bei der Wahl seines Umgangs allerdings war auf Desinteresse und insofern unterentwickelte Phantasie zurückzuführen. Doch war es ebenso zwangsläufige Folge von Arroganz. Fasziniert von der Unklarheit, entzog er nicht nur seine eigenen Konturen den Blicken der anderen, sondern glaubte sich erlauben zu dürfen, durch seinen Schleier auch die anderen nicht richtig ins Auge zu fassen."

Für die Familie bleibt da nicht viel - und doch kann man dem Sohn nicht vorwerfen, daß er die Zuwendung, zu der Brandt in der Lage ist, nicht zu würdigen wisse: Da sind Reisen, auch überraschende, mit dem Vater, da ist die Aufforderung, zu seinen Reden und Büchern beizutragen, da sind aber auch fortwährende Enttäuschungen, lakonisch geschildert, aber von einer Bitternis, die mit den Jahren nicht weniger fühlbar zu sein scheint. Auch das Bewußtsein, wie außerordentlich die familiäre Situation ist, hat sich offenbar schon früh im Sohn gebildet, der sich dann auch im Abwägen übt: "Die Beachtung, die einem durch V.s Stellung im öffentlichen Leben zuteil wurde, hatte Vor- und Nachteile. Sie trennte mich von anderen, aber sie bewirkte das teils durch Privilegien. Welcher meiner Freunde bekam Pakete von Tiffany geschickt, mit einer Silberdose darin, graviert: L. B. from J.F.K.?" Und nicht zuletzt ist dieser Mangel an väterlicher Anteilnahme auch der Preis für eine nicht unwesentliche Freiheit des Sohns. Um so überraschender und rührender ist dann die Bitte des Vaters, Lars möge nicht aus der elterlichen Wohnung ausziehen, "weil sonst die Luft um ihn noch dünner würde".

Der Autor jedenfalls zeichnet ein notwendig fragmentarisches Bild des Vaters, das mit kalter Hand ausgeführt und liebevoll geraten ist: "Die Birken auf dem Waldfriedhof, nicht eben die intimsten Bäume, paßten zu ihm. Schwer und leicht zugleich, schwarz und weiß, melancholisch und fröhlich, kalt und warm, biegsam und zäh, dicht und luftig, mächtig und scheu." Wer sich einen solchen Nachruf durch den Sohn erwirbt, kann jedenfalls nicht alles falsch gemacht haben.

Lars Brandt: "Andenken". Hanser Verlag, München 2005. 155 S., geb., 15,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.02.2006

Die dünne Luft um V.
Lars Brandt hat Andenken zu seinem Vater gesammelt
Das Schicksal, Sohn eines großen Mannes zu sein, kann verschiedene Formen annehmen. Man kann verächtlich liegen gelassen werden wie August von Goethe; man kann versklavt werden wie Herbert von Bismarck; man kann in einen aussichtslosen Wettbewerb treten wie Klaus Mann (dessen Bruder Golo weiser war und mit eigenen großen Werken wartete, bis der Vater tot war). Die klügsten Söhne entfernen sich und machen etwas ganz anderes als ihre überragenden Erzeuger. Schwierig bleibt es immer.
Lars, der 1951 geborene zweite Sohn von Rut und Willy Brandt, studierte Soziologie und wurde Künstler. Er hat nun einen schmalen Band „Andenken” geschrieben, keine zusammenhängenden Erinnerungen mit dem historiografischen Anspruch des Zeitzeugen, sondern tatsächlich das, was der Titel verheißt: Andenken sind übrig gebliebene Gegenstände mit Erinnerungswert, oft Beiläufiges, nur für den Erinnernden selbst Belangvolles, eine Haarlocke, Stücke aus dem täglichen Gebrauch. Und das Andenken ist eine pietätvolle, meditative Haltung zu verstorbenen, verlorenen Menschen.
Lars Brandt reiht eine Serie von zunächst isoliert wirkenden Erinnerungen wie Einzelteile aneinander; literarisch, formal erinnert das an die bildartigen, postkartenhaften Kerne, um die Arno Schmidt in einer Phase seines Schreibens Erzählungen aufbaute, so die wundervolle „Seelandschaft mit Pocahontas”. Nicht umsonst spielen Gegenstände in diesen, meist weniger als zwei Seiten langen Gedächtniseinheiten eine auffällige Rolle: Elefantenzähne von einem Staatsbesuch in Afrika, eine Lackschachtel von Breschnew, ein Stift von John F. Kennedy, aber auch Erinnerungen an Kleider, Schreibmaschinen, Papier des Vaters. Besonders hübsch sind zwei abwesende Gegenstände: Als Willy Brandt endgültig auf den Höhen der Macht angelangt war, verschwanden Armbanduhr und Geldbeutel aus seinem Gebrauch. Zeitordnung und Bezahlung lagen nun in den Händen dienstbarer Mitarbeiter.
Seelische Tatsachen
Die Gedenkstücke hat Lars Brandt in chronologische Folge gebracht, der Weg führt vom Reihenhaus in Berlin nach Bonn in die Außenministerresidenz und die Kanzlerwohnung durch immer größer werdende Häuser, wo die Brandts mit Dienstboten und Leibwächtern lebten, während der private Wohnraum eher unattraktiver und kleiner wurde, je repräsentativer die sonstige Umwelt war. Dass diese räumlichen Umgebungen für den Leser so plastisch werden, spricht nicht nur für die literarischen Fähigkeiten des Autors - sie sind beachtlich -, es bedeutet auch eine seelische Tatsache: Die Menschen, die hier wohnten, lebten mit ihren Gefühlen nicht sehr eng zusammen, sie waren oft einsam.
Nun blendet der loyale Sohn eine gewiss oft schmerzhafte Familiengeschichte aus; das Scheitern von Brandts Ehe mit seiner zweiten Frau Rut, der Mutter seiner Kinder, findet kaum schattenhafte Erwähnung, ein jahrelanges Schweigen ist ihm kaum zwei Sätze wert, ein kränkendes Testament nur eine Andeutung. Überhaupt beschränkt Lars sich ganz auf sein eigenes Verhältnis zum Vater, seine Geschwister tauchen nicht einmal im Umriss auf. Man muss diese absichtsvollen Reduktionen benennen, um den Charakter des Bändchens zu verstehen. Es ging dem Erinnernden offensichtlich darum, nur das zu zeigen, was er mit niemandem teilen muss, weder mit anderen Familienmitgliedern noch mit jener Öffentlichkeit, die seit Jahrzehnten sehr viel über Willy Brandt wissen konnte; ein Wissen, das sich längst in mehreren ausführlichen Biografien, beispielsweise dem bedeutenden Buch von Peter Merseburger, niederschlug.
Wohlwollen, Kühle, eine nebelhafte Ferne, das ist es, was als Eindruck von dieser Vatergestalt bleibt, die mit dem Kürzel „V.” für „Vater” bezeichnet wird, nicht unähnlich dem TM, mit dem Golo Mann von seinem Vater schrieb. „Unser Verhältnis durchlief naturgemäß unterschiedlich gefärbte Etappen, aber ich erinnere mich nicht, dass Bedrückung oder Furcht es überschatteten. V.s Mangel an Anteilnahme hieß letztlich auch: wenig Einmischungen und Gängelungen. Jedoch als ich auszog, bat er mich bedenkenlos zu bleiben, weil sonst die Luft um ihn noch dünner würde.”
Neu ist dieses Bild nicht. Die Verbindung von Menschenscheu mit Loyalität zu Menschenmassen, die öffentliche Existenz als Panzer für eine verletzliche Subjektivität, eine gewisse Gleichgültigkeit im Einzelfall - bei dem Spion Guillaume erwies sie sich als schwerer Fehler -, die Unverbindlichkeit des Machtmenschen, schließlich erotische Treulosigkeit: Das war annähernd das Bild, das man von Willy Brandt hatte. Für Liebende in der Nähe muss ein solcher Charakter zuweilen quälend gewesen sein, und der warmherzige, aber kühle Ton von Lars Brandts Erinnerungen spricht durchaus von heruntergeschlucktem Schmerz.
Es bleiben viele reizvolle Einzelbeobachtungen, einige davon wichtig. „Ich fragte ihn einmal, was er glaube. Er antwortete knapp, hinter jeder Frage tauche eine weitere auf.” Köstlich ein Kommentar zum Ehepaar Wehner, das die Familie Brandt einmal im norwegischen Ferienhaus besuchte: „Die Neigung zu strohblumenhaftem Bescheidenheitsgetue, die dem skandinavischen Leben nicht fremd ist, schien mir bei den beiden Teilzeitschweden mit der unübersehbaren Abneigung gegen alles, was sich als Eleganz hätte missverstehen lassen, gesteigert vorhanden.” Auch über sich selber weiß dieser Beobachter scharfzüngig zu schreiben: „Wenn man jung ist, gibt einem eine Spur Arroganz Leichtigkeit. Verpasst man den Zeitpunkt, sie abzuschütteln, wird sie zu Blei. Das Uninteressante an der Arroganz ist dabei nicht einmal die Überbewertung des Eigenen, sondern der Mangel an Wahrnehmung des Anderen.”
Man lebt als Sohn des Bundeskanzlers naturgemäß in einem eigenen Universum. Auch andere Staatschefs haben Nachwuchs; köstlich das Spektrum, das sich hier auftut, zwischen den Comics lesenden gelangweilten Kennedy-Kindern und dem öligen Sohn Ceausescus, der Führer des Studentenverbandes in seinem Land ist und mit Zahlen vom akademischen Fortschritt um sich werfen kann, während Lars nur als angehender Student mit Cord-Jackett auftritt.
Am Ende überwiegen die guten menschlichen Gefühle, Verständnis für einen komplizierten Menschen, Erbarmen für den alten Mann, dessen Ende von schwerer Krankheit überschattet war. Lars Brandts Generation übte sich oft im Vaterhass. In diesem Text ist davon nichts zu spüren. GUSTAV SEIBT
LARS BRANDT: Andenken. Carl Hanser Verlag, München 2006. 156 Seiten, 15,90 Euro.
Vater Brandt mit Sohn Lars (Mitte) und einem Freund in Tirol.
Foto: Interfoto
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lars Brandts Erinnerungen an seinen Vater Willy Brandt haben auf Rezensent Gustav Seibt durchaus Eindruck gemacht. Im Mittelpunkt stehen für Seibt tatsächlich Andenken - Elefantenzähne von einem Staatsbesuch in Afrika etwa, eine Lackschachtel von Breschnew oder ein Stift von John F. Kennedy, aber auch Erinnerungen an Kleider und Schreibmaschinen des Vaters. Dem Autor ging es nach Ansicht Seibts darum, "nur das zu zeigen, was er mit niemandem teilen muss, weder mit anderen Familienmitgliedern noch mit jener Öffentlichkeit, die seit Jahrzehnten sehr viel über Willy Brandt wissen konnte". Die literarischen Fähigkeiten des Autors findet er "beachtlich". Zudem hebt er die zahlreichen reizvollen Einzelbeobachtungen hervor, Kommentare etwa zu dem Ehepaar Wehner oder Erinnerungen an die Kinder von anderen Staatschefs, die Comics lesenden, gelangweilten Kennedy-Kinder etwa oder den öligen Sohn Ceausescus. Im Blick auf Brandts Eindruck von seinem Vater schreibt Seibt resümierend: "Am Ende überwiegen die guten menschlichen Gefühle, Verständnis für einen komplizierten Menschen, Erbarmen für den alten Mann, dessen Ende von schwerer Krankheit überschattet war." Er fügt hinzu: "Lars Brandts Generation übte sich oft im Vaterhass. In diesem Text ist davon nichts zu spüren."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Sprache ist modern, reduziert, und dieses Zusammentreffen der historischen Figur mit dem coolen Blick des Sohnes ergibt einen verblüffenden Effekt, dem man sich nicht entziehen kann." Nils Minkmar, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29.01.06

"Das genaueste, auch das brillanteste Buch, das ich kenne. ... Literarische, manchmal sogar poetische Miniaturen." Hermann Schreiber, Welt am Sonntag, 29.01.06

"Diesem Buch kann man sich nicht entziehen. Es entfaltet erhebliche Sogwirkung..." Ina Hartwig, Frankfurter Rundschau, 04.02.06

"Lars Brandt schildert das Zusammentreffen zweier Menschen so fein nuanciert, offensichtlich um Gerechtigkeit bemüht und gleichzeitig mit dem Mut zum ins Absolute gehobenen Detail, dass man diese Prosa außerordentlich schätzen wird."
Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.06

"Eine Andenkensammlung, ohne daß eines der ausgestellten Erinnerungsstücke je kitschig würde. Ein Kunststück. Und kein kleines. ... Schön ist das alles geschrieben, manchmal fast überschön. Sie ist seltsam traurig, diese literarische Sammlung von Super-8-Filmen mit Willy. Und tröstlich. Und randaggressiv, wie es ein Vater-Sohn-Buch wohl sein muß. Und ein bißchen stolz ist es auch. Es ist vollkommen undeutsch. Wie schön." Max Hermann, Die Welt, 18.02.06

"Ein außergewöhnliches Buch. ... Ein intensives, kluges, luzides Buch über eine Vater-Sohn-Beziehung der außergewöhnlichen und doch nicht ungewöhnlichen Art." Cathrin Kahlweit, Süddeutsche Zeitung, 22.02.06"Es ist ein anrührendes Buch, das nur einen Makel hat: Es ist viel zu knapp, man hätte gern mehr gelesen über diese einmalige (Nicht)-Beziehung zwischen V. (Willy Brandt) und seinem Sohn." Claus Lutterbeck, Stern, 02.02.06

"Getragen wird "Andenken" von der existentiellen Frage, wie nah man einem anderen Menschen, dem eigenen Vater, überhaupt kommen kann ... Aus allem, was der Autor sorgfältig und sensibel memoriert, entsteht eine einleuchtende und anrührend liebevolle Nahaufnahme.Denn Lars Brandts Methode und sein literarisches Temperament sind ihrem Gegenstand nicht nur gänzlich angemessen, sondern im wahren Wortsinn "verwandt"." Kirsten Vogt, SWR-Bestenliste März 06
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"Diesem Buch kann man sich nicht entziehen." - Frankfurter Rundschau.