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Band 4 der Gesammelten Werke von Jorge Luis Borges enthält die späten Essays aus "Borges, mündlich", "Sieben Nächte" und "Neun danteske Essays". Sie lassen noch einmal alle Lebensthemen Borges' Revue passieren: das Problem der Zeit, die Unsterblichkeit, die Kabbala, den Buddhismus und immer wieder die "Göttliche Komödie" von Dante. Die "Persönliche Bibliothek" ergänzt den Band durch persönliche Einführungen in Borges' Lieblingsbücher.

Produktbeschreibung
Band 4 der Gesammelten Werke von Jorge Luis Borges enthält die späten Essays aus "Borges, mündlich", "Sieben Nächte" und "Neun danteske Essays". Sie lassen noch einmal alle Lebensthemen Borges' Revue passieren: das Problem der Zeit, die Unsterblichkeit, die Kabbala, den Buddhismus und immer wieder die "Göttliche Komödie" von Dante. Die "Persönliche Bibliothek" ergänzt den Band durch persönliche Einführungen in Borges' Lieblingsbücher.
Autorenporträt
Jorge Luis Borges wurde 1899 in Buenos Aires geboren und starb 1986 in Genf. Sein erster Gedichtband erschien 1923. Borges erhielt zahlreiche internationale Ehrungen. Sein Gesamtwerk erscheint im Carl Hanser Verlag. 
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.10.2004

Die letzte Reise
Dante und Odysseus als Lotsen: Jorge Luis Borges, mündlich
Drei Gesamtausgaben in den letzten zwanzig Jahren - kein anderer Autor des 20. Jahrhunderts ist so oft und so vollständig ins Deutsche übertragen worden wie Jorge Luis Borges. Die erste Ausgabe erschien in den achtziger Jahren, noch zu Lebzeiten des Autors, bei Hanser, die zweite, verbessert und komplettiert, in zwanzig Bänden als Fischer-Taschenbuch, woraus sich nun, wiederum bei Hanser, zwölf Leinenbände ergeben. Die editorische Sorgfalt ist dem Rang dieses Schriftstellers angemessen, doch wird sie mehr von der Überzeugung des Verlegers getragen als von der Nachfrage der Leser. International gilt Borges als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Moderne, in Deutschland jedoch kennen ihn nur wenige. Diese Wenigen jedoch sind Borges-Enthusiasten, denen es - man möchte sagen: zu Recht - schwer fällt, noch andere Erzähler und Essayisten der Epoche daneben bestehen zu lassen.
Intellektuelle Überlegenheit, klassische Bildung, lakonische Formulierung, Lust an metaphysischen Paradoxien und scharfsinniger Phantastik treiben diese Art von reflektierter Literatur über die Grenzen der Literatur hinaus. In Dantes „Göttlicher Komödie”, mit der sich die meisten Vorträge und Aufsätze dieses Bandes befassen, fasziniert Borges am meisten die letzte Reise des Odysseus aus dem 26. Gesang der „Hölle”. Odysseus, dem es nach der Heimkehr in Ithaka zu langweilig wird, bricht noch einmal, „nach dem Neuen begierig”, mit seinen Genossen zu einer Entdeckungsfahrt auf, die ihn über die Straße von Gibraltar hinausführt: Die Ruder hoben wir zum tollen Fluge,/ Und immer weiter drangen wir zur Linken. Die Expedition scheitert im südlichen Atlantik: Den Bug nach unten, wie‘s dem Gott gefallen,/ Bis über uns die Wogen sich geschlossen.
Borges erkennt in diesem kühnen Unternehmen ein Bild für Dantes eigenes Epos, dessen Niederschrift ihm „nicht minder schwierig, vielleicht auch nicht minder gefährlich und fatal erschienen sein muss als die letzte Reise des Odysseus. Er hatte es gewagt, die Geheimnisse darzulegen, die die Feder des Heiligen Geistes (des Verfassers der Bibel) kaum andeutet; das Vorhaben mochte bereits eine Schuld bergen”. Dantes Werk - philosophisch und poetisch zugleich, dogmatisch und häretisch, gelehrt und phantastisch - ist seinerseits das bewunderte Vorbild für Borges‘ Denkart und Schreibweise: das absolute Buch, in dem nichts dem Zufall überlassen bleibt. Der moderne argentinische Autor liebt es, sich in die große europäische Tradition der Helden und Dichter zu stellen. In Odysseus‘ Meerfahrt zum Unbekannten und an Dantes Gang durch ein erdachtes Jenseits sieht Borges heroisch überhöhte Bilder der eigenen Gedankengänge, die sich der Aporie und dem Scheitern aussetzen.
Diese Schriften aus Borges‘ letzten Lebensjahren sind eigentlich keine Schriften, sondern Vorträge und Überlegungen, die andere mitschrieben. Ihr Autor war schon lange erblindet und sah sich, um dem wachsendem Ruhm und den zahlreichen Hörern entgegenzukommen, auf die mündliche Wiederholung früherer Themen beschränkt. Die Kenner von Borges‘ Gesamtwerk müssen sich daher mit der Freude des Wiederfindens begnügen. Den Anfängern in der Lectura Borgis bietet jedoch die vereinfachte Darstellung Gelegenheit, mit den vorherrschenden Ideen dieses Schriftstellers auf leicht verständliche, weil gesprochene Weise vertraut zu werden, ehe sie zu den strengen Essays der „Diskussionen” von 1932, der „Geschichte der Ewigkeit” von 1936 oder den „Inquisitionen” von 1952 weitergehen. Vielleicht gelingt es der hartnäckigen Zuversicht des Verlegers und der Editoren doch noch, das träge Desinteresse des deutschen Publikums einem Autor der Weltliteratur gegenüber zu überwinden.
HEINZ SCHLAFFER
JORGE LUIS BORGES: Borges, mündlich. Sieben Nächte. Neun danteske Essays. Persönliche Bibliothek. Aus dem Spanischen von Gisbert Haefs. Carl Hanser Verlag, München 2004. 400 Seiten, 25,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2003

Ich, unseligerweise, bin Borges
Wie man die Zeit widerlegt: Kanonische Essays und Neuentdeckungen / Von Wolfgang Schneider

Die Anzahl der Wörter ist begrenzt. Deshalb auch die Menge ihrer möglichen Kombinationen, mithin der Bücher. Die Gesamtheit aller möglichen Variationen, vom blinden Zufall organisiert, ergäbe die "totale Bibliothek". Allerdings wären für jede vernünftige Zeile "Millionen sinnloser Kakophonien" in Kauf zu nehmen. "Alle Generationen der Menschheit könnten vergehen, ehe die schwindelerregenden Regale - Regale, die den Tag auslöschen und das Chaos bergen - sie jemals mit einer erträglichen Seite belohnten."

Das ist Borges, wie ihn Philologen und Bibliothekare lieben - postmodernes Rokoko, eine Prosa, die vor lauter Bücherregalen die Welt nicht mehr sieht. Oder die Welt eben gleich als Bibliothek imaginiert. Das aberwitzige Rechenspiel entstammt dem Essay "Die Totale Bibliothek", einer Vorarbeit zur berühmtesten aller Borges-Erzählungen, "Die Bibliothek von Babel". In der Essaysammlung "Neue Widerlegung der Zeit" ist er jetzt erstmals auf deutsch zu lesen. Neben vielen kanonischen Texten präsentiert das Buch noch fünfzehn weitere Erstübersetzungen, darunter Zeitschriften-Publikationen, die bisher nicht einmal die spanischen Gesamtausgaben enthalten.

Vom Tango bis zum Selbstmord, von der "Kunst des Schmähens" bis zur "Psychologie des Germanophilen" gibt es fast nichts, worüber Borges nicht eine kleine Abhandlung geschrieben hätte. Solche Vielfalt kontrastiert mit der strengen, hermetischen, auf Spiegel und Labyrinth verpflichteten Welt seiner Erzählungen. Legendär ist seine geradezu surreale Belesenheit, seine abseitige Gelehrsamkeit und hartnäckige Freude an einigen Paradoxa des Denkens, wie jenem von der Schildkröte, die der schnelle Achilles rein logisch niemals einholen könne. "Geschichte der Engel" oder "Die Dauer der Hölle" lauten Titel von Essays. Nicht, daß Borges an Engel oder Höllenstrafen glauben würde; er rezensiert die Lehren, die vor vielen Jahrhunderten mit letztem Ernst vertreten wurden, unter ästhetischem Gesichtspunkt. Da ist dann eine alte Liste von Engelsattributen "des Bedenkens würdig" und eine Theorie, die nachweisen will, daß Christus am Kreuz Selbstmord beging, ausgesprochen "geistvoll". Die These von P. H. Gosse, Gott habe bei der Schöpfung eine unendliche Vergangenheit mitgeschaffen, weshalb es Skelette prähistorischer Tiere gebe, auch wenn diese Tiere selbst niemals gelebt hätten, wird für ihre "monströse Eleganz" gerühmt. Zu Borges' höchsten Freuden gehört die Götterlehre des falschen Basilides: 365 Himmel türmen sich da übereinander, und in jedem walten sieben Götter. Je weiter man in dieser Schöpfung nach unten steige, desto inferiorer seien die Gottheiten freilich geraten, bis sie den "tiefsten Grund in jenen abscheulichen Mächten erreichen, die aus widerwärtigem Stoff den Menschen zusammengepfuscht haben". Als "Hüter vernachlässigter Bagatellen, veralteter Wahrheiten und abgetaner Hypothesen" hat George Steiner Borges einmal bezeichnet. Seine theologisch-kosmologischen Etüden bieten augenzwinkernde Metaphysik für nachmetaphysische Epochen. Er ist ein Tinguely, der aus dem Schrott der Geistesgeschichte seine literarischen Apparate baut, die sich munter drehen und drehen - man weiß nur nicht immer recht, wozu.

Zunehmend keimt über solcher Lektüre der Wunsch, den Autor auch einmal bei weniger verspielten Äußerungen, gar bei Bekenntnissen zu ertappen. Der Band kann ihn erfüllen. In Argentinien gab es schon während der dreißiger Jahre viele faschistische Sympathisanten. In dem kleinen Beitrag "Ich, Jude" reagiert Borges in charakteristischer Weise auf antisemitische Schmähungen gegen ihn, den vermeintlichen Juden: Man spreche von seiner "böswillig verheimlichten jüdischen Herkunft - das Partizip und das Adverb verblüffen und entzücken mich". Er bedankt sich für den Hinweis, bedauert aber, in den letzten 200 Jahren keinen Vorfahren entdecken zu können, der seine Verbindung zu Heine oder Chaplin herstellen könnte.

Er hält es mit einem Satz Mark Twains: "Ich frage nicht, welcher Rasse ein Mensch angehört; es genügt mir, daß er ein menschliches Wesen ist; etwas Schlimmeres kann keiner sein." In "Eine Pädagogik des Hasses" von 1937 beschäftigt er sich mit einem Nazi-Bilderbuch aus dem Nürnberger Stürmer-Verlag, das Kindern den Judenhaß beibringen sollte. Borges findet es scheußlich - allerdings weniger wegen der denunzierten Juden als wegen der Deutschen. "Ich weiß nicht, ob die Welt auf die deutsche Zivilisation verzichten kann. Es ist schändlich, daß diese durch Lehren des Hasses zersetzt wird." Wie vornehm ist das gesagt.

1976 wurde Borges heftig dafür kritisiert, daß er sich von Pinochet eine Auszeichnung verleihen ließ. Die zeitgeschichtlichen Kommentare, die hier erstmals zu lesen sind, machen deutlich, daß er alles andere als ein Freund der Diktatoren war. Hitler bezeichnete er als "gräßliches Erzeugnis von Versailles" und den Nazismus als "unbewohnbar". "Die Menschen können nur für ihn sterben, lügen, morden. Niemand kann im einsamen Kern seines Ich wünschen, daß er siege. Ich wage diese Mutmaßung: Hitler will besiegt werden. Hitler kollaboriert blindlings mit den unentrinnbaren Heeren, die ihn vernichten werden." Die politische Wirklichkeit bleibt für Borges ein häßlicher "Abglanz alter Diskussionen". Hitler sei ein "Pleonasmus Carlyles", Lenin eine "Bearbeitung von Karl Marx". Immerhin, der 23. August 1944 bringt die Befreiung von Paris die neue Erfahrung, daß "eine kollektive Gemütsbewegung nicht vulgär zu sein braucht".

Es gab eine Formel, mit der seinerzeit die Vorgänge in Deutschland heruntergespielt wurden: "In Rußland geschieht Schlimmeres! höre ich Leute sagen. Ich stimme unendlich zu, aber Rußland kann uns nicht so sehr interessieren wie Deutschland." Es ist natürlich die deutsche Literatur mit ihren Abgründigkeiten und Ironien, der er sich tief verbunden fühlt, die Schriftsteller von Meister Eckhard bis Kafka, ohne den Borges' eigene Entwicklung als Erzähler nicht zu denken wäre und dem er den schönen Essay "Kafka und seine Vorläufer" mit dem grandiosen Satz "Jeder Autor erschafft sich seine Vorläufer" gewidmet hat. Aber zum allergrößten Teil hat die Liebe zu Deutschland einen philosophischen Namen: Arthur Schopenhauer. Kaum ein Essay kommt ohne seine Erwähnung aus, wenn er nicht überhaupt ausgiebig zitiert wird. Schopenhauer führt ins Zentrum von Borges' spekulativem Denken, wie es der umfangreiche Titel-Essay vorführt. Mit der Schützenhilfe des Philosophen - und der seiner Vorläufer Berkeley, Hume, Kant - werden Raum, Zeit und Materie als scheinhaft "widerlegt" oder "geleugnet". Es geht um die traumhafte Derealisierung der Welt durch Metaphysik. Der erkenntnistheoretische Idealismus wird hier zum ästhetischen Ereignis. Das ist transzendentale Belletristik, deren Stichhaltigkeit man nicht zu genau überprüfen sollte. Es kommt vielmehr auf die "metaphysische Verblüffung" an, wie Borges an einer Stelle schreibt. Buddha, der den Tiger bezwingt, indem er ihn als unwirklich betrachtet - das ist sein Mann. Selbst der Titel "Neue Widerlegung der Zeit" ist ja nicht ganz ernst zu nehmen; wenn sich die Zeit tatsächlich "widerlegen" ließe, hätten Vokabeln wie "alt" oder "neu" keine Bedeutung mehr. Schon der erste Essay aus dem Jahr 1922 stürmt mit dem programmatischen Titel "Nichtigkeit der Persönlichkeit" auf den Leser los, noch ganz ohne den klassischen Gentleman-Ton späterer Jahre: "Den außerordentlichen Vorrang, den man heute dem Ego beimißt, will ich beseitigen... Ich will beweisen, daß die Persönlichkeit ein Trugbild ist, verfügt von Dünkel und Gewohnheit, ohne metaphysisches Fundament und inwendige Realität." Das Ich mit seinen "erbärmlichen Unterscheidungsmerkmalen" ist eine Zumutung und Bürde, und wenn man sie mit Hilfe der Metaphysik loswerden kann - um so besser. Das ist jedoch leicher gesagt als getan: "Die Welt, unseligerweise, ist real; ich, unseligerweise, bin Borges", lautet nach allen Einübungen in die Irrealität der letzte, frappierende Satz des Essays über die Zeit.

Was mit dieser Unseligkeit gemeint sein könnte, deutet Tim Parks in den biographischen Informationen seines sehr lesenswerten Nachworts an. Der junge Borges: ein von den Mitschülern gehänselter Bücherwurm, ein maßlos schüchterner junger Mann, ein glückloser Verehrer der Frauen. Einer, der liest und schreibt, ohne Beruf und Einkommen, bis sein Vater stirbt und er im Alter von fast vierzig Jahren gezwungen ist, einen kleinen Posten in einer personell stark überbesetzten Vorstadtbibliothek anzunehmen, wo er die sportinteressierten Kollegen meidet und sich in den Keller verzieht - um zu lesen und zu schreiben. Und endlich berühmt zu werden.

Lektüre ist für Borges eine Form der Seelenwanderung zu Lebzeiten. Als Leser ignoriert er die an Psychologie und Charakter orientierte Tradition des Romans bis hin zu Proust. Flaubert, oft als Schöpfer des literarischen Realismus gepriesen, wird von ihm vor allem dafür gelobt, daß er auch der erste war, der mit ihm brach. "Bouvard und Pécuchet" widmet Borges eine liebevolle Verteidigung. Alles, was an diesem Roman kritisiert wurde, deutet er in Vorzüge um, vor allem den Mangel an Geschehen und die Unbekümmertheit um eine plausible Zeitfolge. Zu Joyce bietet der Band gleich zwei neue Texte. Der "Ulysses" wird als "strahlende Agonie einer Gattung" gerühmt, in diesem Werk brodele die "ontologische Unruhe". Zwar fehle Joyce die Fähigkeit, einen Plot zu konstruieren, aber dies mache er doppelt wett durch seine "glückhafte verbale Allmacht" sowie die "komplizierten Symmetrien und Labyrinthe" - wie noch jeder Autor las Borges am liebsten die Art Literatur, die er selber schrieb.

Eine faszinierende Ausgrabung ist der Essay "Das Rätsel Shakespeare". Hier macht sich Borges (ausgerechnet!) über die "Kryptographien" und "imaginären Geheimsignaturen" im ewigen Streit um die wahre Autorschaft hinter den Dramen lustig. Der Psychologiefeind argumentiert bestechend mit der "psychologischen Unvereinbarkeit" von Bacon und Shakespeare. Nebenbei erläutert er, warum Shakespeare zu Lebzeiten so unbekannt war wie heute die Verfasser von Filmdrehbüchern.

Getrübt wird die Lesefreude durch die optische Gestaltung. Die zweifellos hilfreichen Erläuterungen befinden sich in einer farbigen Spalte am Seitenrand, erklärungsbedürftige Worte und Namen sind im Text unterstrichen. Wirklich ärgerlich ist die durchgängig kursive Schrift der Essays, als wäre das Druckbild immer noch nicht unruhig genug. Unsterbliche Seiten, schreibt Borges, seien jene, denen die schlechteste Übersetzung und die schlimmsten Drucksünden nichts anhaben können. Der "Don Quijote" überlebe jede verwahrloste Textausgabe. So werden auch Borges' Essays dieses Druckbild überstehen.

Jorge Luis Borges: "Eine neue Widerlegung der Zeit und 66 andere Essays". Aus dem Spanischen übersetzt von Gisbert Haefs und Karl August Horst. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003. 427 S., geb., 27,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Heinz Schlaffer beginnt seine Rezension mit einer Hymne auf Jorge Luis Borges, den er für den vielleicht größten Autor seiner Epoche hält. In Deutschland sei er zudem so ausführlich übersetzt wie kaum irgendwo sonst, was allerdings eher am Verleger liege als an den nicht so zahlreichen Lesern. Für die Noch-Nicht-Borges-Leser ist nun aber dieser Band, stellt der Rezensent fest, gerade das Richtige. Entstanden ist er aus Aufzeichnungen nach mündlich Vorgetragenem des schon erblindeten Autors, Populärfassungen anderswo komplexer und raffinierter formulierter Thesen. Für den Kenner, so Schlaffer, gibt es hier zwar keineswegs minderwertigen Borges, aber eben doch nur die "Freude des Wiederfindens" - der Borges-"Anfänger" aber sollte sich an diesen Band wagen und dann mit den Hauptwerken weitermachen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Er war der blinde Magier, der das Universum in einer Streichholzschachtel unterbringen konnte ... Die Weltliteratur dieses Jahrhunderts bereicherte Jorge Luis Borges als Meister klassischer Erzählkunst von vollendeter Ökonomie ... Der Autor, der in der zweiten Jahrhunderthälfte wie kein anderer Welt-Literatur verkörperte" Carlos Widmann, Der Spiegel, 7/1999

"...ein literarischer Maskenspieler: ein Meister verwunschener Fiktionen ... ein Wortschöpfer, aber auch jemand, der sich an der Erprobung einer ergreifenden Kargheit der Sprache, ihrer Figuren, Konstruktionen und Bilder, abarbeitete; ein Verfasser brillanter Essays und versponnener Lyrik." Ralph Eue, Neue Zürcher Zeitung, 24.09.1999