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Die Geschichte der katholischen Kirche ist eine ständige Auseinandersetzung von Glauben und Macht - erzählt von dem kritischen Theologen Hans Küng.
Die katholische Kirche ist die älteste, zahlenmäßig stärkste und wohl auch mächtigste Repräsentantin des Christentums. Aus einem sehr persönlichen Blickwinkel erzählt der Theologe Hans Küng die Geschichte dieser Institution von den Ursprungsmythen der Kirche des Anfangs, der Reichskirche, der Entstehung des Papsttums, der Inquisition, der Niederlage gegen den Islam, der Reformation und der Auseinandersetzung mit der Moderne. Neben allen…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte der katholischen Kirche ist eine ständige Auseinandersetzung von Glauben und Macht - erzählt von dem kritischen Theologen Hans Küng.

Die katholische Kirche ist die älteste, zahlenmäßig stärkste und wohl auch mächtigste Repräsentantin des Christentums. Aus einem sehr persönlichen Blickwinkel erzählt der Theologe Hans Küng die Geschichte dieser Institution von den Ursprungsmythen der Kirche des Anfangs, der Reichskirche, der Entstehung des Papsttums, der Inquisition, der Niederlage gegen den Islam, der Reformation und der Auseinandersetzung mit der Moderne. Neben allen historischen Ereignissen und Personen schildert Küng die Geschichte der katholischen Kirche auch als große Ideengeschichte des Glaubens.
Autorenporträt
Hans Küng studierte an der Päpstlichen Universität in Rom Philosophie und Theologie, nahm als Experte am Zweiten Vatikanischen Konzil teil, ist katholischer Priester und Professor für Ökumenische Theologie in Tübingen. Ihm wurde 1979 wegen kritischer Äußerungen vom Papst die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Er hat mehrere wegweisende theologische Werke verfasst, u. a. "Das Christentum. Wesen und Geschichte" (1994).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.05.2002

Mit Trauer stelle ich fest
Hans Küngs erfrischend kurze Geschichte der katholischen Kirche

Hans Küng hat seinen vielen - zumeist sehr umfangreichen - Büchern ein weiteres, in diesem Fall allerdings recht kurzes Opusculum hinzugefügt: Kleine Geschichte der katholischen Kirche. Der Band ist in einer vom Berliner Taschenbuch Verlag publizierten Reihe erschienen, die "mit kompetenten und informativen Erläuterungen von großen Ereignissen, Epochen und Ideen" eine "kleine Weltgeschichte" zu präsentieren beansprucht.

Man kann dieses Buch auch rückwärts lesen. Und wer viel Zeit hat, sollte das auch tun. Denn auf den letzten Seiten entwirft Küng ein Bild von einer zukünftigen katholischen Kirche, die auch sein Bild von deren Herkunft aus dem Evangelium bestimmt - ein Bild, das wiederum zu erklären beansprucht, wann und warum diese Kirche ihrer Herkunft untreu zu werden drohte, wann und warum sie sich von abkünftigen Interessen leiten ließ.

Wir haben es mit Hans Küngs ureigener Geschichte der katholischen Kirche zu tun. "Mein Blickwinkel" heißt denn auch der Titel des ersten Abschnittes dieses Büchleins, das "engagiert und sachlich zugleich" geschrieben zu sein beansprucht und dessen Autor "durchaus Eigenes sagen" will. Das Ich des Erzählers ist denn auch in dieser Geschichte unübersehbar präsent - selbst da, wo es sich nicht eigens artikuliert. Was hat dieses Ich zu erzählen, wenn es sich auf die Geschichte seiner Kirche besinnt?

Nach einer die katholische Kirche im Widerstreit von Bewunderung und Herabsetzung positionierenden Einleitung, die die "Ur-Gestalt" Jesu von Nazareth als Kriterium der wahren Kirche behauptet, folgen acht Kapitel Kirchengeschichte, die nach der bekannten Paradigmen-Theorie des Verfassers gegliedert wird. Dabei ist vorausgesetzt, "daß das Papsttum unbestreitbar das zentrale Element im römisch-katholischen Paradigma darstellt".

Die Kirche des Anfangs und die Frage nach dem Anfang der Kirche werden nach allen Regeln historisch-kritischer Forschung im ersten Kapitel thematisiert. Daß der Autor nicht selber als Forscher tätig wird, sondern die Ergebnisse der Forschung resümiert, gilt für das ganze Buch und entspricht dem literarischen Genus eines solchen Sachbuches. Die nächsten Kapitel erzählen die Geschichte der alten katholischen Kirche, der katholischen Reichskirche, der Entstehung der Papstkirche und die Geschichte der - einer totalen Romanisierung sich verdankenden - zwischen Ostreich und Westreich gespaltenen Kirche.

Dann kommt die Alternative von Reform beziehungsweise Reformation und Gegenreformation zur Darstellung. In ihr erfreut den protestantischen Leser die ganz und gar unvoreingenommene Würdigung Martin Luthers. Als Folge der Gegenreformation werden schließlich der Kampf der katholischen Kirche gegen die Moderne und dessen bedrückende Folgen beklagt. Das Schlußkapitel konzentriert sich auf die Rolle der Päpste seit dem Ersten Vatikanum und auf die eminente Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Daß viele vatikanische Entscheidungen als "Verrat am Konzil" erscheinen, soll freilich auch in der "allzu konzilianten" Einstellung des Konzils gegenüber dem Ersten Vatikanum und gegenüber der Kathedra Petri begründet sein.

Am Ende seiner kleinen Geschichte der katholischen Kirche steht der auch dann, wenn man die Selbststilisierung des Autors in Rechnung stellt, deprimierende Satz: "Mit Trauer stelle ich fest: ... Die Päpste und die heutigen katholischen Bischöfe werden für diesen Niedergang vor der Geschichte genauso verantwortlich gemacht werden wie ihre Vorgänger in der Reformationszeit." Doch die Feststellung seiner Trauer ist nicht das letzte Wort, das Hans Küng zur Geschichte der katholischen Kirche zu sagen hat. Das letzte Wort sind Worte: Erklärungen zum Projekt Weltethos und zum Verständnis eines wahrhaft orthodoxen, eines wahrhaft katholischen und eines wahrhaft evangelischen Christenmenschen.

Im einzelnen könnte man allerlei problematisieren. So etwa die Allergie des Verfassers gegenüber dem trinitarischen Dogma, dessen Überkompliziertheit zum Untergang der nordafrikanischen Christenheit wesentlich beigetragen haben soll. Oder das die Darstellung durchziehende "Hätte", "Wäre", mit dem der Autor den Lesern seine Sicht der Dinge als die wahre Einsicht suggeriert. Mitunter verwirrt der Rückgriff auf zuvor Mitgeteiltes, das man jedoch in diesem Büchlein vergeblich sucht, dafür aber in Küngs monumentaler Darstellung "Das Christentum. Wesen und Geschichte" von 1994 findet. Daß die Reformierten den Kirchengesang eliminiert haben sollen, dürfte zumindest den Dichter reformierter Kirchenlieder Huldrych Zwingli überraschen. Und daß ein "katholischer Gorbatschow" die Wende herbeiführen können soll, von der Hans Küng träumt, verrät nun doch eine Fixiertheit auf die Machtfülle des jeweiligen Papstes, die zu überwinden doch gerade zur Aufgabe des "ökumenischen Paradigmas" gehören müßte.

Doch was soll's? Rom ist Rom. Und Küng bleibt Küng. Es wäre gut, wenn beide Sätze nicht im Gestus eines vermeintlich kontradiktorischen Widerspruchs verharren müßten, sondern sich zugunsten einer coincidentia oppositorum vermitteln ließen. Quod Deus bene vertat ...

EBERHARD JÜNGEL

Hans Küng: "Kleine Geschichte der katholischen Kirche". Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2002. 279 S., br., 9,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ziemlich ungewöhnlich im Vergleich mit dem sonstigen Oeuvre des Autors findet Eberhard Jüngel das Format dieses Bande: ein eher schmales Buch. Das entspricht dem Genre der Einführung. Wiederum mehr dem Autor als dem Genre entspricht jedoch der Gestus, mit einem allzeit präsenten Ich-Erzähler Küng, der hier, mit Jüngels Worten, seine "ureigene Geschichte der katholischen Kirche" verfasst hat. Im ersten Kapitel zeichnet Küng Jesus als "Ur-Gestalt" der Kirche, es folgen acht Kapitel, gegliedert nach der "bekannten Paradigmen-Theorie des Verfassers". Das bedeutendste Paradigma ist das Papsttum, daher spielt es eine zentrale Rolle, nicht zuletzt gegen Ende, wenn Küng seine Reformhoffnungen auf einen "katholischen Gorbatschow" formuliert. Der Rezensent ist, auch in ihm sachlich falsch scheinenden Einzelheiten, nicht immer der Meinung des Autors, formuliert die auch durch das neue Buch nicht veränderte Lage der Dinge jedoch prägnant und nicht ohne Sympathie für den Autor: "Rom ist Rom. Und Küng bleibt Küng."

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