Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 2,50 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Vom Verlieren, Suchen und Finden: Rührend tragische, herrlich komische und wunderbar überraschende Stories von Steffen Kopetzky, Autor des Romanerfolgs "Grand Tour".
Steffen Kopetzky erzählt vom Vergnügen des Findens und vom Schrecken des Verlusts. Und davon, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen. Welch Katastrophe es sein kann, wenn etwas lang Vermisstes sich plötzlich einfindet. Oder welch Glück, aus seinem Leben plötzlich ausgesperrt zu sein, weil man den Schlüssel verloren hat ...
"Lost/Found" ist eine Momentaufnahme dessen, was an einem Tag weltweit verloren geht - und
…mehr

Produktbeschreibung
Vom Verlieren, Suchen und Finden: Rührend tragische, herrlich komische und wunderbar überraschende Stories von Steffen Kopetzky, Autor des Romanerfolgs "Grand Tour".

Steffen Kopetzky erzählt vom Vergnügen des Findens und vom Schrecken des Verlusts. Und davon, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen. Welch Katastrophe es sein kann, wenn etwas lang Vermisstes sich plötzlich einfindet. Oder welch Glück, aus seinem Leben plötzlich ausgesperrt zu sein, weil man den Schlüssel verloren hat ...

"Lost/Found" ist eine Momentaufnahme dessen, was an einem Tag weltweit verloren geht - und gefunden wird. An der Küste Tunesiens steht ein Flüchtling vor der existentiellen Vernichtung durch den Verlust seines Handys, in Berlin verliert ein Pechvogel seinen Ausweis ausgerechnet am Ort seines Verbrechens. Durch den Tod ihres letzten Sprechers geht der Menschheit eine Sprache verloren, eine Frau verliert die Hoffnung, jemals ein Kind empfangen zu können und eine Studentin ihren dringend benötigten Job.

Steffen Kopetzky zeigt eine Welt, in der den Dingen eine allzu große Bedeutung beigemessen wird, bis die Handelnden entdecken, dass ihr Leben durch ganz andere Koordinaten bestimmt wird. Rührend tragisch, herrlich komisch, wunderbar überraschend und bemerkenswert temporeich gelingt dem Autor von "Grand Tour" mit "Lost/Found" ein literarisches Fundstück.

"Kopetzky ist ein Mann mit vielen Talenten: absurder Gedankenwitz, diagnostischer Scharfsinn und literarisch kenntnisreich ... unverschämt, aber toll."

Wilfried F. Schoeller

"Das Einzige, was es auf dieser Welt zu verlieren gibt, sind Illusionen."

Oscar Wilde
Autorenporträt
Steffen Kopetzky wurde 1971 geboren. Nachdem er eine gewisse Zeit als Schlafwagenschaffner gearbeitet hatte, veröffentlichte er die beiden Bücher »Uneigentliche Reise« (1997) und »Einbruch und Wahn« (1998). Neben einer regelmäßigen Kolumne in der Zeit schreibt er für den Rundfunk, verschiedene überregionale Zeitungen und Zeitschriften und verfasst Theaterstücke, Hörspiele und Opernlibretti. Kopetzky wurde bisher mit dem Preis des Landes Kärnten, dem Carolinenpreis für Journalismus, dem Kurt-Magnus-Preis der ARD und dem Else-Lasker-Schüler-Preis für Dramatik sowie zahlreichen Stipendien ausgezeichnet. Der Autor lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2006

Verluste spielen sich im Kopf ab
Ein reibungsloses Uhrwerk: Steffen Kopetzkys Erzählungsband „Lost/Found”
In einem hat der Autor Steffen Kopetzky bestimmt Recht. „Wenn mir ein Buch keinen Spaß macht, sollte ich es nicht lesen”, sagte er einmal in einem Interview. Dass Kopetzkys Erzählband „Lost/Found” keinen Spaß macht, lässt sich nun nicht behaupten. Doch nach 224 Seiten über das „Vergnügen des Findens und den Schrecken des Verlusts” fühlt sich der Leser ein bisschen wie am Ende eines Focus-Artikels: vom Thema angeregt, aber hungrig nach Substanz. Wie Kopetzky dieses Magendrücken allerdings erzeugt, ist wiederum eine ganz spannende Geschichte.
Sie beginnt auf dem Flughafen Newark in New York und handelt von einer Frau, die hier falsch ist. Die Frau hat sich im Flughafen geirrt, ihre Maschine geht vom Kennedy-Airport. Im Shuttle-Taxi kämpft sie in zweifacher Hinsicht gegen die Zeit: gegen die Uhr am Flughafen und in Gedanken auch gegen die biologische. Schließlich muss sie ihren Flug erreichen, wenn sie für eine Hormonbehandlung rechtzeitig zuhause sein soll. Die Spritzen, so denkt sie, sind ihre letzte Chance, ein Kind zu gebären.
Kopetzky erzählt die Geschichte der Frau ebenso wie die der anderen Protagonisten in einem gesetzten Ton. Seine Sätze sollen klug sein und so klingen sie auch. Kopetzky muss lange an ihnen gefeilt haben. Zumindest hat die Konstruktionsarbeit in manchen Passagen holperige Spuren hinterlassen. Etwa wenn die Frau am Flughafen „urplötzlich” etwas spürt, nämlich eine „heraufziehende Stille inmitten des bewegungslosen, wimmelnden Chaos des Air-France-Gates, die kühl und köstlich war”.
Sätze wie dieser nähren den Eindruck: Die Erzähler des Bandes sagen ihren Text einen Tick zu gespreizt auf, wenn auch nur einen minimalen. Das ändert sich selbst dann nicht, wenn ein Berliner Taugenichts vom Zufallsfund seines Lebens erzählt: „Ich saß währenddessen auf meinem Topf. . . natürlich könnte ich die ganze Geschichte auch anders erzählen und dieses vielleicht in den Ohren gewisser Zuhörer überflüssige, ja sogar eklige Detail aussparen, aber wozu soll ich die Wahrheit verschweigen”.
Die sieben Erzählungen aus „Lost/Found” verkünden ihre Wahrheit unverblümt. Es ist stets die Gleiche. Einmal trägt der Zufall einem absteigenden Kunsthändler die Schreibmaschine eines aufstrebenden Künstlers zu. Durch sie erkennt der Händler die Nichtigkeit seiner Existenz. Ein anderes Mal scheitert ein Sprachwissenschaftler an seiner Ehrlichkeit - und gewinnt eine neue Beziehung zu Frau und Kind. Kopetzkys These lautet: Verluste spielen sich im Kopf ab; etwas zu verlieren, ist kein materielles, sondern ein geistiges Geschehen. Und: Manchmal bedeutet ein Verlust eigentlich ein Gewinn.
Kopetzky arbeitet die Dialektik des Findens und Verlierens beinahe mechanisch ab. Um eine literarische Fingerübung handelt es sich bei „Lost/Found” gleichwohl nicht. Die offen demonstrierte Faszination am Mechanischen hat System. Sie hat sich zu so etwas wie dem Leitmotiv seines Schaffens entwickelt. In seinem Roman„Grand Tour” schickte er einen Sammler auf die Suche nach einer mechanischen Uhr, seitenlange Abhandlungen über das Uhrmacherwesen inklusive. In „Lost/Found” spielen Apparate erneut eine entscheidende Rolle, allen voran in der längsten und letzten Geschichte des Bandes.
In ihr vollendet der Künstler, dessen Schreibmaschine zuvor der Kunsthändler gekauft hatte, seine bisher größte Auftragsarbeit: eine Maschinen-Skulptur im Ausmaß einer Werkhalle. Allein, nach dem Einschalten verkeilen sich die gigantischen Stahlarme und scheinen „ein neues, anderes Ganzes zu bilden, ein absurdes, unbeschreibliches Organ, das einem bösen Geist” dient. Der kreative Mechaniker meint, das Gesicht zu verlieren, aber sein Agent verkündet: „Ein Künstler kann keine Fehler machen.”
Als Autor bemüht sich Kopetzky sichtlich um Perfektion. Bei Erscheinen von „Grand Tour” wurden ihm handwerkliche Mängel vorgeworfen. Anders als die ächzenden Maschinenteile sollen die Erzählungen von „Lost/Found” nun offenbar reibungslos ineinander greifen: Im Aufbau von „Lost/Found” knirscht nichts. Was wieder ein Problem ist. Während die Protagonisten Schlüssel, Unschuld und Lebenssinn verlieren, lässt sich Kopetzky in seinem Streben nach einer harmonischen Komposition nicht anfechten. Er schreibt an einer Welt, in der alles mit allem zusammenhängt. In den Augen der Figuren steht sie höchstens in Frage, nie ist sie aber in ihrer Existenz bedroht. Den entsetzlichsten Entzug, der Verlust der Identität, kann ein solches Schreiben gar nicht fokussieren.
Während der Lektüre erschließt der Leser zunehmend die Verhältnisse zwischen den Figuren, entdeckt alte Paare und lockere Beziehungen. Die Detektivarbeit bereitet Vergnügen, zu Einsichten führt sie aber nicht. Denn Kopetzky braucht die Verweise für einen einzigen Zweck: Er relativiert mit ihnen die Weltsicht der Figuren, entlarvt den Schmerz über den vermeintlichen Verlust des Kindes als selbst gebautes Konstrukt. Als literarische Strategie überzeugt das noch nicht - zumindest solange der Kunstgriff allein die Funktion erfüllt, die Horizonte von sieben Protagonisten zu verschränken. „Lost/Found” ist ein nettes Buch. Leider nicht mehr. STEFFEN KRAFT
STEFFEN KOPETZKY: Lost/Found. Erzählungen. btb Verlag, München 2005. 224 Seiten, 16 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Steffen Kraft ist nicht nur ein bisschen enttäuscht von Steffen Kopetzkys Erzählband, er bereitet ihm sogar etwas "Magendrücken", allerdings findet der Rezensent die Frage "spannend", wie es dazu kommt. In seinen Erzählungen über Verluste und Funde behandle der Autor zwar durchaus ein "anregendes Thema", er lasse allerdings die Leser "hungrig nach Substanz" zurück, beschwert sich Kraft. Zunächst einmal irritiert ihn der "gesetzte Ton", der "klug" klingen will, es wohl auch tut, aber eben auch ein wenig "gespreizt" tönt, wie er moniert. Zudem bemüht sich Kopetzky um eine "reibungslose" Konstruktion seiner Geschichten, vielleicht, weil man ihm in seinem vorhergehenden Roman "Grand Tour" "handwerkliche Mängel" vorgeworfen hat, vermutet der Rezensent. Das Ergebnis ist ihm in diesem Band nun zu glatt, ihn kann die erzählerische Welt des Autors, in der "alles mit allem zusammenhängt" nicht so recht befriedigen. Außerdem findet er, dass die wechselseitigen Beziehungen und Umstände, die die Figuren der Erzählungen untereinander verbinden, zwar beim Aufspüren durchaus "Vergnügen bereiten", allerdings nichts zum Gewinn an "Einsichten" beiträgt. Alles in allem bestenfalls ein "nettes Buch", so Kraft, der sich "mehr" erhofft hätte.

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr