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Rodolfo Valentino hat nie an Faszination verloren. Bis heute gilt er als Inbegriff des Latin Lover, der Mann mit dem gewissen Etwas, das man später Sexappeal nennen würde. Der Einwanderer aus Apulien setzte im Kino der zwanziger Jahre Maßstäbe für eine neue Art von Männlichkeit und wurde damit nicht nur zum erotischen Symbol, sondern forderte auch die kollektive Eifersucht amerikanischer Männer heraus. In den Zentren der Filmindustrie hatte Valentino Teil an märchenhaften Aufstiegsmöglichkeiten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Tänzerin und Designerin Natacha Rambova, etablierte er jenseits…mehr

Produktbeschreibung
Rodolfo Valentino hat nie an Faszination verloren. Bis heute gilt er als Inbegriff des Latin Lover, der Mann mit dem gewissen Etwas, das man später Sexappeal nennen würde. Der Einwanderer aus Apulien setzte im Kino der zwanziger Jahre Maßstäbe für eine neue Art von Männlichkeit und wurde damit nicht nur zum erotischen Symbol, sondern forderte auch die kollektive Eifersucht amerikanischer Männer heraus. In den Zentren der Filmindustrie hatte Valentino Teil an märchenhaften Aufstiegsmöglichkeiten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Tänzerin und Designerin Natacha Rambova, etablierte er jenseits der üblichen Komiker, Wildwesthelden und Salonlöwen einem neuen Leinwandtypus: den romantischen Liebhaber. Ihre gemeinsamen Projekte haben Filmgeschichte gemacht. Um so tiefer war sein Fall: juristische Schwierigkeiten, Unfälle, das Scheitern seiner Ehe, Schulden und Verleumdungen führten zu seinem frühen Ende mit nur 31 Jahren.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.07.2003

Der Mann mit dem Sklavenarmband
Eine Frage von Ehre und Unversehrtheit: Der „latin lover” Valentino im Verbund mit seinen schöpferischen Frauen
Es war eine der wenigen Wetten, die Mr. DeMille in seiner langen Karriere verlor, einer jener mächtigen beinharten Männer, die in den zwanziger Jahren Hollywood auf die richtige Bahn brachten. Die Geschichte dieses Ahmed Ben Hassan würde ein Flop werden, prophezeite er, als seine Freunde von der Paramount ihn nach seinem Urteil fragten, nach dem Leinwandpotential von E.M. Hulls Roman „The Sheik”, eine irrwitzige Kolportagegeschichte von einer zivilisationsmüden Frau, die in der Unterwerfung unter einen Wüstensohn Sinnlichkeit und neue Identität findet.
Rodolfo Guglielmi, der sich in Hollywood Valentino nannte und der mit der Rolle des Ahmed Ben Hassan zur lebenden Legende wurde, war das Gegenstück zu Cecil B. DeMille, dem strammen Amerikaner, einem Jerry Bruckheimer der Zwanziger gewissermaßen, der seinen Landsleuten handfestes Entertainment bot und ihnen dabei die moralischen Fundamente amerikanischer Geschichte einbläute – was ihn nicht hinderte, seinen Geschäftsfreunden die Freuden der amerikanischen Zivilisation kosten zu lassen, in Gestalt junger Mädchen. Hollywood war den neuen Tycoons ein Bordell, im Gegensatz zu Valentino, der versuchte, es in ein Künstleratelier umzuformen. Ein Clash der Kulturen, der auch heute noch im Herzen Hollywoods tobt.
Alles schon mal dagewesen ... Die Geschichte vom Megastar Valentino ist exemplarisch für eine Zeit, da die Frauen „die Zuständigkeit für gewaltige Komplexe der Bewusstseinsindustrie übernommen” hatten – die Autorin Elinor Glyn, die Drehbuchautorin June Mathis, der mächtige Star Nazimova, selbst der Sheik-Autor stellte sich schließlich als Edith Maude Hull heraus. Sie waren es, die damals die Stoffe maßschneiderten fürs Millionenpublikum, die Kostüme und Dekors entwarfen, in denen sie in Szene gesetzt wurden. Und die Männer reagierten schon damals mit harten Gegenangriffen, mit Verleumdung und Lächerlichkeitskampagnen – Art déco war für sie die reine Verweichlichung.
Renate Berger ist der Sensibilität, der Sinnlichkeit ihres Stars verfallen, und das tut ihrem Buch natürlich gut. Sie erzählt impulsiv, impressionistisch – die Nächte im Central Park, die das eingewanderte Kid überstehen musste, die Anfänge als Eintänzer, die Tango-Euphorie, der Erfolg in „The Four Horsemen of the Apocalypse”, 1921, die zahlreichen Rollen, mit denen das Image des Stars geformt werden sollte, der „Sheik” schließlich, eine unglaubliche Fusion von Erotik und Masochismus ... die Vergewaltigungsszene wurde für die Leinwandversion natürlich nicht übernommen.
Rudy war ein Sensibler, gebildet. Der latin lover in seiner Urform, die Italianitá war sein Trumpf. Er liebte die Kostümierung, den Schmuck, das Parfüm, er schrieb Gedichte und las die Romane, aus denen die Filmindustrie ihre Stoffe holte, und zwar im Original. Seine erste Frau war eine Lesbe, und auch mit der zweiten war die Verbindung vor allem künstlerisch fundiert, Natacha Rambova, die entscheidend wurde fürs Styling seines Lebens – bis sie von den Studiobossen systematisch ausgetrickst wurde. Es war das klassische europäische Modell der Künstlerexistenz, das die zwei nach Hollywood verpflanzen wollten, vom Rückzug der – weiblichen, verweichlichten – Sensibilität vor den Attacken der Virilität. Der faunische Valentino bekannte sich zur Abhängigkeit von seinen Frauen, trug das Platinkettchen, das Rambova ihm schmieden ließ, ohne Bedenken, das Sklavenarmband. In den letzten Wochen seines Lebens kam der berüchtigte Tiefschlag, in einem Artikel der Chicago Tribune – Valentino als der Mann, der rosa Puderquasten benutzt! Der Junge war verzweifelt, suchte Hilfe in einem Gespräch mit Henry Louis Mencken. Der Starkritiker war wohlgesonnen, aber ratlos: „Valentino warf 100% seines Amerikanertums ab”, beschrieb er die Ereignisse, „kehrte zu den Gewohnheiten seines Vaterlandes zurück, und forderte den Autor jenes Artikels zum Duell ... Unglücklicherweise trug sich das alles in den Vereinigten Staaten zu, wo das Wort Ehre, außer es wird auf die physische Unversehrtheit der Frauen angewandt, nur eine komische Bedeutung hat. Man hört von Politikerehre, Bankiersehre, Anwaltsehre, selbst von der Ehre der Vereinigten Staaten. Jeder lacht natürlich darüber. Auf dieselbe Weise lachte New York über Valentino.” Wenige Wochen später, am 23.August 1926, war dieses Lachen verstummt, Valentino an den Folgen einer Blindarmentzündung gestorben.
FRITZ GÖTTLER
RENATE BERGER: Rodolfo Valentino. Biografie. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2003. 371 Seiten, 25 Euro.
Vereinigung der schönen Körper und Seelen – Valentino und seine Lebens- und Schaffensgefährtin Natacha Rambova
Foto: EVA
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Fritz Göttler zeigt sich recht angetan von Renate Bergers Biografie der Hollywood-Legende Rodolfo Valentino. Berger sei der Sensibilität und der Sinnlichkeit ihres Stars verfallen, erklärt er, was ihrem Buch gut tue. Als "impulsiv" und "impressionistisch" charakterisiert er Berger Weise, das Leben Valentinos zu erzählen - von den Nächten im Central Park, die der Einwanderer als Kind überstehen musste, seinen Anfängen als Eintänzer, seinem Erfolg in "The Four Horsemen of the Apocalypse", 1921, den zahlreichen Rollen, die folgten und sein Image des Stars formten, und vor allem von seiner Rolle als Ahmed Ben Hassan in "The Sheik", für Göttler eine "unglaubliche Fusion von Erotik und Masochismus". Wie er hervorhebt, widmet sich Berger auch der Rolle der Frauen in Valentinos Leben, vor allem der seiner zweiten Ehefrau Natacha Rambova, die entscheidend gewesen sei für das "Styling seines Lebens".

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