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'Fidel Castro ist eine lebende Legende und eine der faszinierendsten Figuren auf der weltpolitischen Bühne. Dieses Buch erzählt von seinem außergewöhnlichen Leben vor dem Hintergrund der Geschichte Kubas und analysiert zugleich die Zusammenhänge der US-Politik in Lateinamerika. "Máximo Líder" geht Fragen nach, die jeden bewegen: Warum konnte Castro den Zusammenbruch der Sowjetunion politisch überleben, während es den anderen Satellitenstaaten nicht gelang? Wie funktioniert sein Machtapparat? Warum eskalierte der Konflikt mit den USA? Welche Szenarien sind für ein Kuba nach Castro…mehr

Produktbeschreibung
'Fidel Castro ist eine lebende Legende und eine der faszinierendsten Figuren auf der weltpolitischen Bühne. Dieses Buch erzählt von seinem außergewöhnlichen Leben vor dem Hintergrund der Geschichte Kubas und analysiert zugleich die Zusammenhänge der US-Politik in Lateinamerika. "Máximo Líder" geht Fragen nach, die jeden bewegen: Warum konnte Castro den Zusammenbruch der Sowjetunion politisch überleben, während es den anderen Satellitenstaaten nicht gelang? Wie funktioniert sein Machtapparat? Warum eskalierte der Konflikt mit den USA? Welche Szenarien sind für ein Kuba nach Castro wahrscheinlich, und welche Rolle werden die Vereinigten Staaten dabei spielen?
Autorenporträt
Jürgen Neubauer, Jahrgang 1967, war Buchhändler in London, Dozent in Pennsylvania und Sachbuchlektor in Frankfurt, ehe er 2004 nach Mexiko auswanderte. Nach einigen Jahren in der Hauptstadt und in einem Bergdorf lebt er heute in der Universitätsstadt Xalapa und übersetzt für deutsche Buchverlage.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.08.2006

Starrsinn, Charme und Charisma
Neue Bücher über Fidel Castro, den kranken, soeben 80 Jahre alt gewordenen Staatschef von Kuba
Eigentlich hätte es sein großer Tag sein sollen: Mit gewohntem revolutionärem Pomp wollte Fidel Castro am vergangenen Sonntag seinen 80. Geburtstag feiern - und 47 Jahre institutionalisierte Revolution. Ein Jubeltag hätte es werden sollen für die, die im Máximo Líder den Befreier Kubas sehen, der dem Inselstaat seine Würde zurückgegeben hat, nachdem er zuvor ein halbes Jahrhundert lang das Freudenhaus der USA gewesen war; und ein weiterer Tag der Niederlage für die anderen, die Castro vorwerfen, er verteidige ein gescheitertes Systems mit stalinistischen Zügen.
Nun aber muss sich Castro von seiner Darmoperation erholen, und statt des gewohnten Kampfanzuges trägt er den rot-weiß gestreiften Trainingsanzugs des Rekonvaleszenten. Die Jubelfeier wurde auf den 2. Dezember verlegt, den 50. Jahrestag seiner Rückkehr aus dem Exil an Bord der Yacht Granma. In dem Moment, in dem Castro sich also gewissermaßen am Übergang von Weltpolitik zu Weltgeschichte befindet, neigt man dazu, in den Biografien, die anlässlich seines 80. Geburtstags erschienen sind, schnell zu den letzten Seiten vorzublättern. Dorthin, wo die Prognosen stehen, wie es nach ihm weitergehen kann.
Der mexikanische Publizist José de Villa und der deutsche Literatur-Übersetzer Jürgen Neubauer entwerfen in ihrem Buch „Máximo Líder” vier Szenarien - von einer Invasion der USA bis zum friedlichen Übergang, der von der herrschenden Klasse Kubas selbst ausgeht, und in dem die Macht im Norden nur den Katalysator spielt. So wie in Nicaragua, wo die Revolutionsregierung Daniel Ortegas 1990 abgewählt und durch eine bürgerliche Koalition ersetzt wurde. Heute ist Nicaragua ein normales Drittwelt-Land mit ungebremster Marktwirtschaft, extremen Gegensätzen zwischen Arm und Reich und einem US-Botschafter, der bei allen wichtigen Dingen mitredet.
Ob das in Kuba auch so kommt, wird von dem „Kollektiv” abhängen, in dessen Hände Castro die Macht gelegt hat. Villa/Neubauer trauen vor allem zwei Akteuren Führungskraft zu: dem so jungdynamischen wie linientreuen Außenminister Felipe Pérez Roque und dem hemdsärmligen, volksnahen Vizepräsidenten Carlos Lage. Letztlich bleiben aber auch Villa/Neubauer beim notorischen „Nichts Genaues weiß man nicht”, was daran liegt, dass ihr Buch sich fast nur aus der Fachliteratur speist. Der eilige Leser, der keine Zeit hat etwa für die monumentale fiktive Autobiografie Castros von Norberto Fuentes, erhält hier einen zeitsparenden, flott geschriebenen Überblick: den Aufstieg des Großgrundbesitzersohns und Jesuitenschülers Castro zum aufrührerischen Anwalt, den sein Machtinstinkt und seine - für Lateinamerika außergewöhnliche - Beharrlichkeit zum Revolutionsidol machten.
Im bisweilen flapsigen Plauderton erheben die Autoren Fidel Castro noch vor seinem Tod zum Mythos. Wer der Meinung ist, dass auf Kuba ein irgendwie romantischer, politischer Filou am Werke war und ist, der geschickt zwischen den Machtblöcken manövriert, bekommt das durch Episoden, Anekdoten und Zitate bestätigt, deren Herkunft leider nicht immer nachgewiesen wird. Persönliches Erfahren der Autoren ist nicht erkennbar. Es sind letztlich Beobachtungen aus der räumlichen Distanz, denen es an inhaltlicher Distanz mitunter mangelt.
Ganz nah dran war hingegen Bernd Wulffen, der von 2001 bis 2005 als deutscher Botschafter auf Kuba amtierte. Sein „Eiszeit in den Tropen” ist die spannende Beschreibung des heiklen Alltags eines Diplomaten und erinnert an Jorge Edwards, den Botschafter Chiles zu Zeiten Salvador Allendes, der am Ende im Streit von Kuba schied. Auch Wulffen nähert sich der Insel mit Sympathie - und das nicht nur in der Dienstlimousine. Er fährt mit dem Fahrrad durch Havanna, stellt sich in der Wechselstube in die Schlange und erlebt Sorgen und Nöte der Bevölkerung; mehrmals trrifft er Fidel Castro. Eine gewisse Bewunderung für den Máximo Líder kann er anfangs nicht leugnen, den „Charismatiker und Charmeur”, der - auch im Alter noch ganz Comandante - die Koordination nach einem Hurrikan persönlich übernimmt. Doch das Bild wandelt sich spätestens, als die Botschaften der EU-Staaten „eingefroren” werden, weil sie sich für Dissidenten einsetzen. Das Regime hält sie von allen wichtigen Ereignissen fern, Wulffen konstatiert ideologischen Starrsinn. „Ich hätte mich auch an den Strand legen können”, schreibt der Exdiplomat, entscheidet sich aber zum Glück für den Leser, weiter Eindrücke aus der zweiten Reihe zu sammeln, und die sind oft die interessantesten: so etwa, dass hinter den Kulissen die Beziehungen zwischen Kuba und den USA längst viel weiter gediehen sind, als es die aggressive Front-Rhetorik auf beiden Seiten vermuten ließe.
SEBASTIAN SCHOEPP
BERND WULFFEN: Eiszeit in den Tropen. Botschafter bei Fidel Castro. Christoph Links Verlag, Berlin 2006. 320 Seiten, 19,90 Euro.
JOSÉ DE VILLA / JÜRGEN NEUBAUER: Máximo Líder. Fidel Castro, eine Biografie. Econ-Verlag, Berlin 2006. 271 Seiten, 19,95 Euro.
Verehrt und verhasst: Fidel Castro, der 1959 den kubanischen Diktator Fulgencio Batista stürzte, soziale Reformen durchsetzte, aber auch ein auf seine Person zugeschnittenes diktatorisches Regime errichtete.
Foto: Sven Creutzmann
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Noch akzeptabel scheint Sebastian Schoepp diese Biographie Fidel Castros, die Jose de Villa und Jürgen Neubauer zum 80. Geburtstag des kubanischen Staatschefs vorlegen. Er attestiert dem Werk, einen schnellen, "flott geschriebenen" Überblick über den Aufstieg Castros vom Jesuitenschüler zum Revolutionsidol zu liefern. Bestens geeignet für alle, die nicht die Zeit haben, sich Norberto Fuentos fiktive Autobiografie Castros zu Gemüte zu führen. Schoepp verschweigt nicht, dass die Autoren immer wieder auf Episoden, Anekdoten und Zitate ungesicherter Herkunft zurückgreifen, wenn es darum geht, den alten Revolutionär zum Mythos zu stilisieren. Persönliche Erfahrungen der Autoren kann Schoepp nicht ausmachen. "Es sind letztlich Beobachtungen aus der räumlichen Distanz", resümiert der Kritiker, "denen es an inhaltlicher Distanz mitunter mangelt."

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