Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 9,10 €
  • Broschiertes Buch

Verfassungsgeschichtsschreibung setzt regelmäßig erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts an, wenn nach den Grundlagen für den modernen Verfassungsstaat in Deutschland gesucht wird. Der Autor stellt dar, daß dieser Ansatz zu spät ist, denn bereits in den 1790er Jahren war das Nachdenken über das Wesen des Staates und darüber, wie er für die Menschen und von den Menschen zu organisieren sei, richtungsweisend. Erarbeitet wurden die neuen Theorien zu den Bestandteilen eines Gemeinwesens von einer kleinen Gruppe Intellektueller. Die Rede ist von den deutschen Jakobinern. Sie hatten politische…mehr

Produktbeschreibung
Verfassungsgeschichtsschreibung setzt regelmäßig erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts an, wenn nach den Grundlagen für den modernen Verfassungsstaat in Deutschland gesucht wird. Der Autor stellt dar, daß dieser Ansatz zu spät ist, denn bereits in den 1790er Jahren war das Nachdenken über das Wesen des Staates und darüber, wie er für die Menschen und von den Menschen zu organisieren sei, richtungsweisend. Erarbeitet wurden die neuen Theorien zu den Bestandteilen eines Gemeinwesens von einer kleinen Gruppe Intellektueller. Die Rede ist von den deutschen Jakobinern. Sie hatten politische Erfahrungen häufig in Lesegesellschaften und Geheimbünden gemacht oder von Vordenkern der Zeit vor 1789 profitiert. Daneben wurden sie durch die Französische Revolution angeregt und geprägt. Im einzelnen wird ihren Ideen durch die Auswertung von jakobinischen Verfassungstexten, Erklärungen, Reden und publizistischen Artikeln nachgegangen.

Das Bild, das bei der Beschäftigung mit dem jakobinischen Staats- und Verfassungsverständnis zutage tritt, erscheint im Deutschland des ausgehenden 18. Jahrhunderts wahrlich revolutionär. Die deutschen Jakobiner entwickelten stadtrepublikanische Freiheitstraditionen und das moderne Naturrecht weiter und stellten den Menschen in den Mittelpunkt ihres gesellschaftlichen Verständnisses. Sie traten vehement für die Gewährung der Menschen- und Bürgerrechte ein. Ihre Vorstellungen von Volkssouveränität, Demokratie und Organisation des Staates waren in der Gesamtschau so neuartig, daß sie sich lange nicht durchsetzen konnten. Erst heute ist mit dem Grundgesetz in Deutschland eine Verfassung in Kraft, mit der die deutschen Jakobiner in weiten Teilen sehr zufrieden sein müßten.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Das war nach Ansicht des Rezensenten Uwe Wesel schon lange überfällig: Mit dem Verfasser dieser Dissertation Oliver Lamprecht nimmt sich erstmals ein Jurist des lange Zeit vernachlässigten Themas zu verfassungsgeschichtlichen Ursprüngen der deutschen Republik an und belegt, dass das Staats- und Verfassungsverständnis der Jakobiner zwei Jahrhunderte überdauern konnte und heute weitestgehend im Grundgesetz verwirklicht wurde. Nachdem dieses Buch nun erschienen ist, feixt der befriedigte Rezensent schadenfreudig in die Richtung seines Kollegen Gerd Roellecke, der das demokratische Wesen der Jakobiner in einer FAZ-Rezension anzweifelte. Bei Lamprecht erfahre man im "im Einzelnen sehr anschaulich", dass "unsere rechtssataatliche Demokratie ihre ersten zarten Blüten" bei den deutschen Jakobinern trieb.

© Perlentaucher Medien GmbH