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Von 100 Akademikerkindern schaffen 71 den Sprung auf die Universität, von 100 Nichtakademikerkindern nur 24. Diese Zahlen sind das Resultat einer sozialen Auslese. Denn immer noch hält sich das Vorurteil, die Intelligenz von Kindern habe etwas mit ihrer sozialen Herkunft zu tun. Marco Maurer zeichnet das Bild eines zutiefst ungerechten Landes. Er hat mit dem deutschen Außenminister, dem Chef der Deutschen Bahn, einem Vorstandsmitglied eines Dax-Unternehmens, einem Tatort-Kommissar und vielen anderen gesprochen und beschreibt die Hindernisse, die sich den Kindern aus bildungsfernen Schichten…mehr

Produktbeschreibung
Von 100 Akademikerkindern schaffen 71 den Sprung auf die Universität, von 100 Nichtakademikerkindern nur 24. Diese Zahlen sind das Resultat einer sozialen Auslese. Denn immer noch hält sich das Vorurteil, die Intelligenz von Kindern habe etwas mit ihrer sozialen Herkunft zu tun. Marco Maurer zeichnet das Bild eines zutiefst ungerechten Landes. Er hat mit dem deutschen Außenminister, dem Chef der Deutschen Bahn, einem Vorstandsmitglied eines Dax-Unternehmens, einem Tatort-Kommissar und vielen anderen gesprochen und beschreibt die Hindernisse, die sich den Kindern aus bildungsfernen Schichten entgegenstellen. Und er erzählt von einem Land, in dem das alles als unveränderbar hingenommen wird. Die interviewten Bildungsforscher, Neurowissenschaftler und Psychologen machen deutlich, was das bedeutet: Wir setzen unsere Zukunft aufs Spiel!
Autorenporträt
Maurer, Marco
Marco Maurer, Jahrgang 1980, Sohn einer Friseurin und eines Kaminkehrers, wuchs in einem kleinen Dorf in Bayerisch-Schwaben auf. Nach einer Lehre als Molkereifachmann holte er sein Abitur auf einem Kolleg nach, studierte und startete auf der Deutschen Journalistenschule in seinen Traumberuf Journalismus. Heute ist er unter anderem Autor für DIE ZEIT, die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk. Seine Reportagen wurden mehrfach prämiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zwei Bücher über soziale Ungleichheit in Deutschland bespricht Alex Rühle: während Marco Maurer in "Du bleibst, was du bist" über die hohen Hürden berichtet, die die Bildungspolitik für Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten errichtet hat, schreibt Julia Friedrichs in "Wir Erben" über die Erbschaftswelle der Wirtschaftswundergeneration, die ihren Kindern ihren Reichtum und der Allgemeinheit einen Schuldenberg hinterlässt, fasst der Rezensent zusammen. Beide Bücher kämen dabei zum selben Befund: "Willkommen in der Ständegesellschaft 2.0". Dass Maurer die Tendenz zur Ausgrenzung am eigenen bildungsfernen Leib erfahren hat, macht seine "furiose Abrechnung" für Rühle umso glaubwürdiger, zumal der Autor über die Landesgrenzen, etwa nach Finnland und Frankreich, blickt und feststellt, dass der Klassengesellschaft mit bildungspolitischen Mitteln durchaus beizukommen ist.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.05.2015

Malen
nach Zahlen
Warum Deutschland eine
Klassengesellschaft ist
Marco Maurers Darstellung muss man auch aushalten können. So etwa wenn er sich seitenlang in Klischees verheddert, um sie dann in einem Nebensatz zu entwirren. Klischees wie das vom bei McDonald’s abhängenden Arbeiterkind, während der Akademikerjunge glücklich im Wald spielt. Oder wenn er seinen Helden beschreibt, nämlich sich selbst: den Aufsteiger, der es als Kind eines Kaminkehrers und einer Friseurin an „die wohl beste Journalistenschule des Landes“ und von dort aus ins Bildungsbürgertum geschafft hat, in große Medienhäuser, wo er seine Chefs „unverblümt“ auf Verbesserungspotenzial hinweist.
  Trotzdem, vielleicht auch gerade deshalb, ist Marco Maurers „Du bleibst was du bist“ eine lebhafte Analyse der Bildungsungerechtigkeit, die in Deutschland ein heimliches Klassensystem schafft. Sie beginnt mit dem Tag, an dem der Autor drei Zahlen in der Zeitung liest: Von 100 Akademikerkindern beginnen 77 ein Hochschulstudium, in Nicht-Akademiker-Haushalten tun das nur 23 Kinder (wie eine Studie des Deutschen Studentenwerks zeigt). In den drei Zahlen erkennt Maurer an diesem Tag „meine Biografie in zwei Zeilen gepresst“.
  Als Arbeiterkind aus Bayerisch-Schwaben hatte er erst Molkereifachmann gelernt, ehe er auf dem zweiten Bildungsweg studierte. Als er liest, wie unwahrscheinlich solche Karrieren sind, begibt er sich auf eine Reise durch ein Land, in dem, so sein Fazit, Arbeiterkinder systematisch vom Aufstieg ferngehalten werden.
  Die Schuld daran gibt er vor allem dem deutschen Bildungssystem, das Kinder in der vierten Klasse unterschiedlichen Schultypen zuordnet. Es katapultiert Kinder aus sozial bessergestellten Familien regelrecht an Gymnasien. Kinder mit Eltern ohne Studienabschluss bekommen dafür deutlich seltener eine Empfehlung. Auch Maurers Grundschullehrer sagte zur Mutter: „Die Realschule ist nichts für ihn.“ Als sie nach einem Aufnahmetest fragte, antwortete er: „Das hat doch keinen Wert bei ihm.“ Zack, ein Elfjähriger steht vor einer Schranke. So werden Laufbahnen versperrt.
  Für sein Buch hat Marco Maurer Studien gewälzt und Leute getroffen, die es dennoch geschafft haben. Vom slowakischen Einwandererkind und heutigen Arzt Jacek Cerny bis zu Bahn-Chef Rüdiger Grube. Arbeiterkinder, die zu Akademikererwachsenen wurden, denen ihre Herkunft dennoch anklebt wie alter Kaugummi am Schuh. In Finnland besuchte er ein Schulsystem, das völlig anders funktioniert, und schildert, warum es ein gerechteres sei.
  Zum Beispiel werden in Finnland Freundschaften nicht von Schularten diktiert. Maurer hingegen ist überzeugt, er könne keine Party mit den alten Arbeiter- und den neuen Akademiker-Freunden veranstalten. So zeichnet er auf jeder Seite aus den drei Zahlen in der Zeitung ein detailreiches Bild und illustriert damit die große Ungerechtigkeit. Manchmal tut er das in sehr grellen Farben, etwa wenn er vom „Ziegelklopfer Ali“ als Prototyp eines Arbeiters schreibt. Aber Missstände erfordern manchmal eben auch Signalfarben.
LAURA HERTREITER
Marco Maurer: Du bleibst was du bist. Warum bei uns immer noch die soziale Herkunft entscheidet. Verlag Droemer/Knaur, 2015. 384 Seiten, 18 Euro.
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"Marco Maurer hat eine furiose Abrechnung mit unserer bildungspolitischen Klassengesellschaft geschrieben, die traurige Chronik eines Landes, das Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern in den Siebziger und Achtzigerjahren echte Aufstiegschancen bot, aber dieses große bildungspolitische Kapital wieder verspielt hat." Süddeutsche Zeitung, 03.04.2015