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Kriege zu führen ist offenkundig wieder erlaubt - doch wir verschließen fest die Augen. Das wird uns teuer zu stehen kommen. Irak-Krieg? Ohne uns. Islamistische Terroranschläge? Zum Glück woanders. Demnächst Iran? Auf keinen Fall! - Wie lange wollen wir noch so tun, als könnten wir uns aus dem globalen Krieg zwischen dem islamistischen Terror und der amerikanischen Weltmacht heraushalten? Clemens Verenkotte, exzellenter Kenner der USA und des Nahen Ostens, analysiert Amerikas Machtpolitik, Europas Schwächen und deutsche Alleingänge. Er macht klar: Wir sind im Zugzwang. Es ist höchste Zeit, die…mehr

Produktbeschreibung
Kriege zu führen ist offenkundig wieder erlaubt - doch wir verschließen fest die Augen. Das wird uns teuer zu stehen kommen. Irak-Krieg? Ohne uns. Islamistische Terroranschläge? Zum Glück woanders. Demnächst Iran? Auf keinen Fall! - Wie lange wollen wir noch so tun, als könnten wir uns aus dem globalen Krieg zwischen dem islamistischen Terror und der amerikanischen Weltmacht heraushalten? Clemens Verenkotte, exzellenter Kenner der USA und des Nahen Ostens, analysiert Amerikas Machtpolitik, Europas Schwächen und deutsche Alleingänge. Er macht klar: Wir sind im Zugzwang. Es ist höchste Zeit, die Vogel-Strauß-Politik zu beenden und endlich klar Position zu beziehen, wenn wir nicht zwischen den Fronten zerrieben werden wollen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2005

Von Krieg zu Krieg?
Amerikanische Pläne und deutsche Illusionen im globalen Zeitalter

Clemens Verenkotte hat ein sorgfältig recherchiertes, gut lesbares Buch geschrieben - mit freilich etwas irreführendem Titel. Gegenstand ist nicht etwa der gegenwärtige Zustand der Gesellschaft oder deren künftige Entwicklung, sondern im ersten Kapitel der "nächste Krieg" gegen Iran, im zweiten Kapitel der Irak-Krieg - insbesondere die Auswirkungen auf die deutsche Politik - und schließlich im dritten Kapitel die "mission impossible" der Freiheitskriege des George W. Bush. Aus dem Rohmaterial, den Bergen von Medien- und Literaturberichten, hat Verenkotte sein dreiteiliges Mosaik geformt, dessen Teile auch je für sich betrachtet werden können. Einzelne Episoden werden so lebendig geschildert, als ob der Verfasser selbst zugegen gewesen wäre. Eine journalistische Glanzleistung!

Erfreulich ist, daß die Eleganz nicht zu Lasten der Zuverlässigkeit der Informationen geht. Der Autor ist aufklärerisch tätig. Er ruft in Vergessenheit geratene Fakten in Erinnerung, in deren Licht sich einige politische Argumente als hohl entpuppen. Ein Beispiel ist der dokumentarische Nachweis, daß die Regierung Ford Mitte der siebziger Jahre die Absicht des persischen Schahs, eine eigene Atomindustrie aufzubauen, begrüßte und aktiv unterstützte. Außenminister Kissinger argumentierte damals: "Die Einführung der Atomkraft wird den wachsenden [Energie-]Bedarf der iranischen Wirtschaft befriedigen und zudem dafür sorgen, daß die freigesetzten verbleibenden Erdölreserven exportiert werden können." Heute wird die gleiche Einschätzung der iranischen Regierung von denselben amerikanischen Politikern als unbegründet zurückgewiesen; sie sei nur ein Vorwand, um heimlich Atomwaffen produzieren zu können; denn als Erdölproduzent brauche Iran die Atomenergie gar nicht. Verenkotte schlußfolgert, offenkundig setze die Regierung Bush bei der Beurteilung des iranischen Nuklearprogramms "auf das kurze Gedächtnis der Weltöffentlichkeit". Sodann werden ausführlich die Fakten und Indizien angeführt, die dafür sprechen, daß Präsident Bush fest entschlossen ist, militärisch in Iran zu intervenieren, und sich auch diesmal nicht von den Europäern abhalten lassen wird.

Das Zwischenkapitel über den Irak-Krieg dient gewissermaßen als Rückblende und Exempel für die Zukunft. Der Dissens in Europa wird plastisch geschildert, auch der Streit zwischen Regierung und Opposition in Deutschland. Die "heimatlos gewordenen Unionsanhänger" und die "Selbstblockade der Union" werden ebenso kritisch behandelt wie die "selbstgewählte Isolation" der rot-grünen Regierung. Schröders Kurs wird als wahltaktisches Manöver interpretiert, das von Fischer Ende Juli 2002 angeregt worden sei. Die Rechtfertigungsthese des Kanzlers, nicht er, sondern der amerikanische Präsident habe einen Kurswechsel in der Irak-Politik vorgenommen, lehnt Verenkotte zunächst als unzutreffend ab. Wenig später weist er jedoch selbst nach, daß Bush sich im Sommer 2002 entschloß, das Regime von Saddam Hussein durch militärische Intervention zu beseitigen, und daß die Briten diesen Kurswechsel sogleich sehr genau wahrgenommen haben (Geheim-Memo vom 23. Juli 2002). Sollte das, was London erkannte, Schröder und Fischer tatsächlich verborgen geblieben sein?

Was die derzeitige Situation im Irak anbelangt, so glaubt Verenkotte, daß Amerika und Europa ein gemeinsames Interesse an einem Erfolg der amerikanischen Besatzungspolitik haben. Ein baldiger Rückzug der Besatzungstruppen werde allerseits abgelehnt. Indes, auch zu dieser These liefert der Autor selbst den Gegenbeleg, indem er nämlich William Odom, den ehemaligen Direktor der National Security Agency (des größten amerikanischen Geheimdienstes), zitiert, der sich im Februar dieses Jahres "natürlich" für einen Abzug der amerikanischen Truppen in den nächsten Monaten aussprach: "Je länger wir bleiben, desto schlimmer wird es."

Auf jeden Fall ist - so argumentiert der Autor am Schluß seines Buches - mit dem Irak-Krieg die "Büchse der Pandora" geöffnet worden, und es sei eine Illusion, zu glauben, daß Deutschland - weil es sich an dem Krieg nicht beteiligt habe - von dessen Auswirkungen nicht erfaßt würde. Deutschland müsse sogar aus wohlverstandenem Interesse Bush zu Hilfe kommen. Hilfe bei einer "mission impossible"? Das ist ein seltsamer Rat! Und wie ist der Widerspruch zwischen Einleitung und Nachwort aufzulösen? Einleitend heißt es: "Wir müssen uns auf das Ende der friedlichen Gesellschaft einstellen." Im Nachwort wird hingegen eine "vorbehaltlose Diskussion" darüber gefordert, was getan werden müßte, damit wir uns nicht auf Dauer mit dem Ende der friedlichen Gesellschaft abfinden müssen. Leider verrät der Autor seinen Lesern nicht, was denn getan werden müßte.

WERNER LINK.

Clemens Verenkotte: Das Ende der friedlichen Gesellschaft. Deutschlands Illusionen im globalen Krieg. Droemer Verlag, München 2005. 335 S., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Durchaus lesenwert findet Thomas Speckmann die essayistischen Reportagen des Washington-Korrespondenten und politischen Redakteurs Clemens Verenkotte. Ausgehend von der Frage, wie es mit der Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands angesichts einer globalen terroristischen Bedrohung stehe, falle Verenkottes Urteil skeptisch aus. "Die Welt ist unsicherer geworden", zitiert der Rezensent die Einschätzung des Autors, nicht zuletzt aufgrund eines "zunehmenden politischen Autismus im Weißen Haus". Speckmann geht d'accord, dass sich Deutschland nicht länger leisten kann, die sicherheitspolitischen Folgen der amerikanischen Politik im Nahen und Mittleren Osten zu ignorieren. Andererseits mutet es ihm als bittere Ironie an, dass Deutschland den USA im Irak zu Hilfe kommen muss, da bei einem Scheitern der Bush-Regierung in der radikal-islamistischen Welt sonst der Eindruck entsteht, terroristische Gewalt wie im Irak zahle sich aus. Allerdings will er Verrenkotte nicht folgen, wenn der den Europäern etwa gegenüber dem Iran nur ein hilfloses Agieren bescheinigt.

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