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Das Amt des Richters ist wohl fast so alt wie die Menschheit. Keine Gemeinschaft kann ohne jemanden auskommen, der dieses Amt ausübt, ob aus natürlicher oder religiöser Autorität heraus oder im Auftrag oder als Vertreter eines Staatswesens. Richter greifen unmittelbar in das Leben der Menschen ein. Beide Seiten sollen sie hören - und den Schwachen rechtlich Gehör verschaffen. Das war immer ein großes Thema für die Literatur. Es beginnt in der Bibel und geht bis in die Gegenwart. Ob schrecklicher oder gerechter Richter - es sind Geschichten, die bewegen.
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Produktbeschreibung
Das Amt des Richters ist wohl fast so alt wie die Menschheit. Keine Gemeinschaft kann ohne jemanden auskommen, der dieses Amt ausübt, ob aus natürlicher oder religiöser Autorität heraus oder im Auftrag oder als Vertreter eines Staatswesens. Richter greifen unmittelbar in das Leben der Menschen ein. Beide Seiten sollen sie hören - und den Schwachen rechtlich Gehör verschaffen. Das war immer ein großes Thema für die Literatur. Es beginnt in der Bibel und geht bis in die Gegenwart. Ob schrecklicher oder gerechter Richter - es sind Geschichten, die bewegen.

Das zeigen die vielfältigen Beiträge dieses Bandes. Sie stammen aus dem Alten und Neuen Testament sowie von Bertolt Brecht, Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Heinrich Kleist, Gotthold Ephraim Lessing, Platon, Arnold Zweig, Friedrich Schiller, Bernhard Schlink und vielen anderen.
Autorenporträt
Birkenstock, Reinhard Georg
Reinhard Georg Birkenstock, Dr. jur., ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Viele Urteile und ein Teufel
Eine Anthologie über Richter und Gerichtsszenen
Das Recht teilt die Menschen ein. In die, die richten, und die, über die gerichtet wird. Auf der einen Seite die Richter. Und auf der anderen Seite, nun ja, der Rest. Die Rollen sind klar verteilt und damit auch die Machtverhältnisse. Die Richter vertreten die Staatsgewalt, stellen dessen dritte Säule, die Bürger sind ihr unterworfen. Mit diesem alltäglichen und ubiquitären Verhältnis beschäftigen sich auch die – leider unkommentierten – 57 Prosastücke, Gedichte, Dramenausschnitte des Bandes „Audiatur et altera pars”, die alle eines gemeinsam haben: Sie spielen vor, um und mit dem Gericht.
„Mit dem Gericht spielen” ist dabei wörtlich gemeint, denn schon nach wenigen Leseproben wird eines klar: die Literatur verändert die Verhältnisse. Mag sie auch das typische Machtgefälle beschreiben, am Ende ist sie es, die urteilt: über den Richter genauso wie über den Angeklagten. Das berühmte „Salomonische Urteil”, weit am Anfang der Chronologie wie des Bandes, spricht der gerechte König zwar über das Kind und die beiden Frauen, die um es streiten; der biblische Text aber spricht sein eigenes Urteil – über den Richter, „denn man sah, dass Gottes Weisheit in ihm wohnte, um Rechtsentscheide zu treffen”.
Meist kommen die Rechtsprechenden allerdings nicht so gut davon, etwa bei Oliver Twist, wenn Charles Dickens den literarischen Stab über „Polizeirichter Fang und die Art seiner Rechtsprechung” bricht. Bertolt Brecht tut es drastischer im Lied von den Gerichten: „Wenn der Unschuldige erschlagen ist / Sammeln sich die Richter über ihm und verdammen ihn. / Am Grab des Erschlagenen / Wird sein Recht erschlagen.” Oder Kurt Tucholsky in dem Gedicht Deutsche Richtergeneration 1940: „Wo sich euch Rechte beugen, / ist euer Vaterland!” Liegt dieses Überwiegen der Kritik an der Auswahl (der Herausgeber ist Anwalt) oder daran, dass sich die Literatur eher an der Macht reibt? Denkbar scheint beides.
In der Anthologie stößt man auf viele weitere Bekannte, etwa auf Josef K. aus Franz Kafkas Roman „Der Prozess”, auf Moosbrugger aus Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften”, auf Kleists Dorfrichter Adam. Und fast ganz am Ende findet man auch die Gerichtsszene, auf die man gehofft hat: Fritz Teufel vor dem Landgericht Berlin, der auf die Aufforderung des Vorsitzenden, sich zu erheben, am 29. November 1967 die legendären Worte sprach: „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.” Hier blieb der Literatur lediglich die Rolle des Chronisten. Das Urteil über das Gericht, ja das Gerichtswesen insgesamt hat in diesem Fall der Angeklagte selbst gesprochen.
RAINER ERLINGER
REINHARD GEORG BIRKENSTOCK (Hrsg.): Audiatur et altera pars. Richter und Gerichtsszenen in der geistlichen und weltlichen Literatur. dtv, München 2006. 267 Seiten, 12,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Von der Bibel bis zum Landgericht Berlin im Jahr 1967 reiche das Spektrum der Texte über Richter und Gerichte, die Reinhard Georg Birkenstock zusammengetrage habe. Rezensent Rainer Erlinger fragt sich, warum die Richter in den 57 Texten beziehungsweise Ausschnitten überwiegend schlecht weg kämen, so bei Charles Dickens, Berthold Brecht oder der Dorfrichter Adam bei Heinrich von Kleist. Liegt es an der Auswahl? Oder möglicherweise an der kritischen Natur der Literatur? Der Rezensent kommt zu dem salomonischen Schluss: vielleicht an beidem.

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