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Es gibt kein Offline mehr: innerhalb kurzer Zeit ist das Digitale zu einem zentralen Bestandteil unseres Lebens geworden und tangiert alle, auch diejenigen, die nicht »drin« sind im Internet. Das Digitale führt zu einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Doch im Spannungsfeld zwischen alter und neuer Realität ist bei weitem noch nicht geklärt, wie wir die rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Grundlagen für die digitale Welt von Morgen definieren wollen. Ursache dafür sind oft der Mangel an Kompetenz in Politik und Wirtschaft und die fehlende Bereitschaft, mit den Nutzern…mehr

Produktbeschreibung
Es gibt kein Offline mehr: innerhalb kurzer Zeit ist das Digitale zu einem zentralen Bestandteil unseres Lebens geworden und tangiert alle, auch diejenigen, die nicht »drin« sind im Internet. Das Digitale führt zu einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Doch im Spannungsfeld zwischen alter und neuer Realität ist bei weitem noch nicht geklärt, wie wir die rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Grundlagen für die digitale Welt von Morgen definieren wollen. Ursache dafür sind oft der Mangel an Kompetenz in Politik und Wirtschaft und die fehlende Bereitschaft, mit den Nutzern einen offenen Dialog zu führen.

Das muss sich ändern, meinen die Autoren, damit wir die enormen Chancen besser nutzen und zugleich die freiheitlichen Werte unserer Demokratie wahren können. Sie analysieren anhand zahlreicher Fallbeispiele die bisherige Entwicklung. Sie stellen Vorteile und Nachteile einschließlich der technischen Voraussetzungen dar. Sie entwerfen Grundlagenfür eine Netzpolitik der Zukunft.
Autorenporträt
Lüke, Falk
Falk Lüke ist Journalist für Zeitungen, Magazine, Funk und Fernsehen und als Projektmanager tätig. Er erklärt auf Papier, im Netz und im Radio das Internet und betreibt mit den »Kühlschranknotizen« seit 2005 ein eigenes kleines Blog.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein Buch vor allem für Internetanfänger empfiehlt Franz Himpsl in seiner Besprechung. Die, so der Rezensent, können sich bei den Fachleuten Markus Beckedahl und Falk Lüke zwar nicht unbedingt darüber informieren, wie sich der Gestaltungsraum Internet konkret gestalten lässt. Dafür bieten die Autoren verbraucherfreundliche, sachliche Argumente zu einer Vielzahl von netzbezogenen, gesellschaftlich bedeutsamen Debatten, etwa Zensur, Jugendschutz, Netzneutralität, Wikileaks, Aufmerksamkeitsökonomie und, ganz besonders differenziert, wie Himpsl betont, Urheberrecht. Ein wenig ins Zweifeln kommt der Rezensent, wenn die Autoren das liberale Mantra von der maximalen Freiheit beten. Schon die Beantwortung der Frage, um wessen Freiheit genau es sich handelt, macht Himpsl Schwierigkeiten, schließlich, findet er, nutzt nicht nur die Bloggerszene das Netz.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.09.2012

Was heißt hier Freiheit?
Zwei Netzaktivisten wollen uns auf den Weg in die „digitale Gesellschaft“ locken
Die Debatte über den Wert und die Gefahren digitaler Medien wird häufig auf der Ebene eines undifferenzierten „Ist das Internet gut oder schlecht?“ geführt, gerade so, als hätten wir 1992 und als sei es etwas völlig Neues, dass sich Computer auch vernetzen lassen. Grund genug, jene zu Wort kommen zu lassen, die auf der Höhe der Zeit sind. Markus Beckedahl zum Beispiel, der das Blog netzpolitik.org betreibt, die re:publica-Konferenzen mitorganisiert und zusammen mit dem Journalisten Falk Lüke ein Buch geschrieben hat.
  Beckedahl und Lüke haben den Verein „Digitale Gesellschaft“ mitbegründet, der „eine kampagnenorientierte Initiative für eine bürgerrechts- und verbraucherfreundliche Netzpolitik“ sein will. Da überrascht es wenig, dass in ihrem namensgleichen Buch von der Sichtwarte der Netzaffinen und Netzkompetenten aus argumentiert wird. Allzu kampagnenorientiert und aktivistisch wird es dann aber doch nicht. Vielmehr fasst „Die digitale Gesellschaft“ sachlich eine Vielzahl von Debatten zusammen. Vielleicht ein wenig zu kursorisch, zu anekdotisch, um ein veritables Handbuch zu sein, bietet es dennoch einen guten Überblick: Es geht um Zensur und Jugendschutz, um Netzneutralität und das Urheberrecht, um Wikileaks und Facebookrevolutionen, um Aufmerksamkeitsökonomie und den Wandel der Massenmedien. Erstaunlich ist, dass die Piratenpartei eine untergeordnete Rolle spielt. Aber gerade das dürfte Methode haben.
  Denn die Autoren sehen die Relevanz der Piraten weniger darin, dass diese praktikable Antworten auf die drängenden netzpolitischen Fragen bereithielten, als vielmehr darin, dass sie die etablierten Parteien dazu zwingen, über digitale Themen nachzudenken. Eben dies sei dringend notwendig: Mokant berichten Beckedahl und Lüke von Politikern, die im Angesicht der Komplexität der digitalen Medien hilflos, ja gar verängstigt sind und sich gegen notwendige Veränderungen sträuben: „Manche wirken wie trotzige Kinder, die mit dem Bundesgesetzblatt in der Hand auf den Boden stampfen und schreien, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.“
  „Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage“ lautet der Untertitel des Buches. In der Tat wächst die gesellschaftliche Bedeutung dieser Themen. Das liegt zum einen daran, dass moderne Informationstechnologien immer stärkere Verbreitung finden. Aber Netzpolitik ist auch ein zentraler Schauplatz im Ringen um eine Antwort auf die Frage, wie liberal der Staat sein soll und kann. In Bezug auf das Internet äußert sich das Problem etwa in der Debatte, ob bestimmte Inhalte – sei es explizite Gewalt in Computerspielen, sei es Kinderpornografie – zensiert, gesperrt, unzugänglich gemacht werden sollen (insofern dies überhaupt technisch machbar ist).
  Nun ist das Internet ein Medium, das aus einem Zustand der Anarchie und der fast uneingeschränkten Freiheit kommt und nun im Begriff ist, mühsam in die bürgerliche Welt eingemeindet zu werden. Das freiheitsliebende Erbe lastet auf den Diskussionen zur Netzpolitik. So fordern die Autoren „größtmögliche Offenheit des Netzes“ und betonen, dass den Staat das Leben seiner Bürger, ob nun im Internet oder in der Kohlenstoffwelt, grundsätzlich nichts angehe – einzuschreiten habe er erst, wenn man anderen Schaden zufüge oder dies plane. Der Schaden anderer als einzige Grenze der Freiheit, das klassisch-liberale Schädigungsprinzip also – ein Prinzip, bei dem immer schon das Problem war, dass es einen großen Interpretationsspielraum zulässt.
  Gerade das Thema Zensur ist dafür ein gutes Beispiel: Grundsätzlich dürfte den meisten Menschen einleuchten, dass das bloße Wegsperren des Problematischen höchstens eine Notlösung sein kann; natürlich wäre es viel besser, würden die Kinder im Dialog mit den Eltern auf die Welt da draußen vorbereitet. Aber Wirklichkeit und Ideal sind zweierlei. Wenn nachgewiesen würde, dass gewisse Inhalte für Kinder schädlich sind, und es zugleich der sozialen Realität entspräche, dass viele Eltern nicht willens oder nicht in der Lage sind, ihren Sprösslingen begleitend zur Seite zu stehen: Wäre es dann nicht unverantwortlich, auf den Tag zu warten, an dem es nur noch Eltern gibt, die ihre Kinder souverän durch die digitale Welt führen, und so lange auf jegliche Zensur zu verzichten?
  Die Autoren machen es sich sehr einfach, wenn sie das Mantra von der maximalen Freiheit rezitieren und als Patentrezept anpreisen. Wir sind für Freiheit, wir sind die Guten – ist es wirklich so einfach? Und wer ist überhaupt „wir“? Es ist bemerkenswert, wie der Kampf der Musikwirtschaft gegen Napster zum „Kampf gegen das Internet“ stilisiert wird, gerade so, als seien Napster und das Internet ein und dieselbe Sache und Beckedahl und Lüke ihre Sprecher. Dem scheint die Prämisse zugrunde zu liegen, dass es so etwas gebe wie einen monolithischen Wertekanon der Internetuser, der sich aus der Weltanschauung der Blogger- und Hackerszene speist. Aber das Internet nutzen heute nicht mehr nur die Nerds – sondern praktisch alle, darunter viele, die traditionelleren Überzeugungen anhängen. Auch sie sollte man anhören, anstatt sie als inkompetent abzustempeln.
  Das heißt indes nicht, dass die Autoren durchweg mit dem Holzhammer argumentieren. Die Frage des Urheberrechts etwa erörtern sie differenziert und machen einige konkrete Vorschläge zu dessen Reform. Auch erkennen sie den Stellenwert der Musik-, Film- und Verlagswirtschaft an – um schließlich anzumerken, wie wünschenswert es doch sei, „wenn diese auf die Nutzer einen Schritt zugehen und mit ihnen ins Gespräch kommen würden.“
  „Die digitale Gesellschaft“ ist getragen von einer optimistischen Vision: Das Netz sei „ein wunderbarer Gestaltungsraum“. Wie dieser Raum konkret ausgestaltet werden soll? Zwar können Beckedahl und Lüke hier nicht mit originellen Vorschlägen aufwarten, aber sie informieren kompetent über die aktuellen Versuche, Lösungen zu finden. Und so ist dieses Buch vor allem Internetneulingen ans Herz zu legen, die sich über den Stand der Netzpolitik informieren wollen.
FRANZ HIMPSL
  
Markus Beckedahl, Falk Lüke: Die digitale Gesellschaft. Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012. 220 Seiten, 14,90 Euro.
Auch den Netzneulingen
sollte man zuhören
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"Ihr Buch diskutiert ausführlich alle aktuellen Fragen der Netzdebatte vom Bundestrojaner bis zur Vorratsdatenspeicherung. Lesenswert!"
"Klar"-Zeitung 4. Juli 2012