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»Eine lebhafte Reflexion über Erinnerung, Liebe und Lebensglück ... Wunderbare Prosa und schräge Beobachtungen.« Kirkus Reviews
Sylvia ist über vierzig, geschieden und kinderlos, als sie ihren Job in New York verliert und spontan mit dem Geld ihrer Abfindung nach Italien reist. Im toskanischen Fiesole lernt sie Henry kennen, einen charmanten amerikanischen Lebemann, der das Geld seiner Frau durchbringt. Die beiden beginnen ein Gespräch, das den Sommer überdauert. Mit dem Finger auf der Landkarte bereisen sie Europa und lassen dabei Stationen ihres Lebens Revue passieren: Verpasste Chancen,…mehr

Produktbeschreibung
»Eine lebhafte Reflexion über Erinnerung, Liebe und Lebensglück ... Wunderbare Prosa und schräge Beobachtungen.« Kirkus Reviews
Sylvia ist über vierzig, geschieden und kinderlos, als sie ihren Job in New York verliert und spontan mit dem Geld ihrer Abfindung nach Italien reist. Im toskanischen Fiesole lernt sie Henry kennen, einen charmanten amerikanischen Lebemann, der das Geld seiner Frau durchbringt. Die beiden beginnen ein Gespräch, das den Sommer überdauert. Mit dem Finger auf der Landkarte bereisen sie Europa und lassen dabei Stationen ihres Lebens Revue passieren: Verpasste Chancen, Kindheitsträume und Familiengeheimnisse ziehen vorbei wie die Wälder des alten Europa, und bald finden sich Sylvia und Henry an einer Weggabelung wieder.

»Eine lebhafte Reflexion über Erinnerung, Liebe und Lebensglück ... Wunderbare Prosa und schräge Beobachtungen.« Kirkus Reviews
Autorenporträt
Kirshenbaum, Binnie
Binnie Kirshenbaum hat zahlreiche Romane und Erzählungen veröffentlicht, darunter die Erfolgsromane 'Kurzer Abriss meiner Karriere als Ehebrecherin' (dtv 12705) und 'Mermaid Avenue' (dtv 12787). Sie lebt in New York und lehrt an der Columbia University School of the Arts Kreatives Schreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2010

Erzählen entlang der Panoramaroute

Für den echten Ausbruch reicht es dann doch nicht mehr: Der leichte Liebesroman der Amerikanerin Binnie Kirshenbaum schildert eine Affäre mit bester Aussicht auf europäische Sehenswürdigkeiten, aber ohne Perspektive.

Sie liegen im Hotel Sacher. Das Bettlaken ist schon verrutscht. Dann gesteht er ihr seine Liebe. Am nächsten Morgen gibt es Himbeermarmelade und Mohnbrötchen. So viel Kitsch ertragen nur Verliebte. Vielleicht auch nur verliebte Amerikaner im Alten Europa. Um solche geht es im neuen Roman Binnie Kirshenbaums, in der die beiden Verliebten sich schuldig machen, weil sie eben nichts machen, weil sie den günstigen Augenblick verstreichen lassen - als käme der mehrmals im Leben.

Sie treffen sich in Fiesole bei Florenz. Sylvia, Anfang vierzig, geschieden und gefeuert, und Henry, ein paar Jahre älter, verheiratet, wohlhabend, arbeitslos, ein Bonvivant. Man kommt in der Mittagshitze zufällig im Café miteinander ins Gespräch, "typisch für zwei Amerikaner, die feststellen, dass sie zwei Amerikaner in einem Café im Ausland sind". Drei Romanseiten später geht es bereits im James-Joyce-Zitat zur Sache: "Er küsste mich und es war ein Kuss would I say yes to yes, der uns alles verriet, was wir vorläufig wissen mussten, und an diesem Abend übergingen wir das Abendessen."

Es folgen aber noch viele Abendessen, weil die beiden wochenlang in einem Roadtrip für besserverdienende Romantiker durch halb Europa fahren. Eine Kathedrale hier, ein Schloss dort. Währenddessen erzählen sie sich Geschichten. Meistens spricht die Frau. Henry redet (nur auf Nachfrage) von seiner reichen englischen Gattin, Elinor, die gerade in Indien bei einem Guru hospitiert. Das Geld, dessentwegen er sie geheiratet hat, gibt er derweil für luxuriöse Reisen aus. Sylvia ihrerseits berichtet äußerst kurzweilig von der durchgeknallten New Yorker Familie. Beim Staubsaugen pflegte ihre Mutter beispielsweise kurz innezuhalten, um die Abdankungsrede Edwards VIII. zu zitieren, der "ohne die Frau, die ich liebe", nicht regieren wollte.

Diese Art der Romantik hat Sylvia geprägt, nicht aber Henry, und man ahnt, wo das hinführt, wenn die Geschichten zu Ende erzählt und die Straßenkilometer gefahren sind. "Die Geschichte von Henry und mir" heißt in der Originalausgabe "The Scenic Route". Ähnlich serpentinenartig ist der Erzählstil des Romans. An jeder Stelle von Sylvias Biographie, die ein erzählenswertes Standbild hergibt, hält man an und guckt. Nach einigen Stunden Panoramastraße beginnt der Leser langsam von der Autobahn zu träumen.

Binnie Kirshenbaum, fünfundvierzig, hat bisher sechs Romane verfasst und lehrt Kreatives Schreiben an der Columbia University. In einem Interview sagt sie über ihr jüngstes Werk: "Nicht-Handeln ist auch Handeln. Verpasste Möglichkeiten haben einmal existiert. Was man nicht getan oder nicht gesagt hat, ist trotzdem da." Henry und Sylvia sind Vertreter der handlungsunfähigen Zauderer. In Karlsbad und Verona, in Venedig und in Klagenfurt gehen sie essen und ins Bett, trauen ihrer Liebe, so weit sind sie mittlerweile, aber sonst nichts zu. Das klänge vernünftig, litten nicht beide darunter. "Wie Scheherazade erzählen wir alle Geschichten, um am Leben zu bleiben. Wir können im Rahmen der Erzählung existieren, aber nur der Erzähler lebt auch außerhalb der erzählten Welt", sagt Sylvia.

Doch außerhalb der erzählten Welt ihrer Vergangenheit wird es gefährlich für die beiden. Die unambitionierte Sylvia muss einen Job kriegen, und ihr einziger Sozialkontakt ist ein lebensuntüchtiger amerikanischer Gentleman mit Wohnsitz Paris, dessen Frau gerade in Indien ihr Karma sucht. Henry wiederum kann ohne diese nicht sein, weil er zu träge ist, sich Gin und Kaschmir selbst zu verdienen.

Deshalb ist der Roman eine schöne Studie über die middle-age-madness, deren leidende Vertreter sich nichts mehr trauen, nicht mal eine amour fou. Henry und Sylvia zelebrieren ihre Liebe an vielen Orten, und doch hat sie keinen Ort, ist insofern eine Utopie. An der Umsetzung könnten sie scheitern. Deshalb versuchen sie's erst gar nicht. Sylvia bemüht sich nicht, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Wie damals, als ihre Freundin Ruby depressiv das Sofa nicht mehr verließ. Sylvia sah zu und schwieg. Und auf einmal liegt die beste Freundin mit aufgeschnittenen Pulsadern im Badewasser.

Nach ein paar Wochen ruft Gattin Elinor bei Henry an, sie gedenke zurückzukommen. Blankes Entsetzen, "ein Geräusch wie zerbrechendes Glas", Verabschiedung am Flughafen Charles de Gaulle. Klappen Sie die Tische hoch. "Die Geschichte von Henry und mir" endet trost- und traumlos, besitzt aber eine implizite (Un)Moral: Die gefallene Tugend ist immer noch besser als die Standhaftigkeit.

CHRISTINA RIETZ

Binnie Kirshenbaum: "Die Geschichte von Henry und mir". Roman. dtv premium, München 2010. 317 S., br., 15,40 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Sylvia ist über 40, geschieden und an dem Punkt angelangt, wo man zurückschaut und sagt: Murks. Henry, der Hedonist, ist das Argument dagegen. Sylvia findet ihn auf einer Piazza in Fiesloe, natürlich an einem heißen Sommertag, und das alles zusammen klingt, als würden gleich noch mediterrane Kochrezepte folgen, verbunden vielleicht mit ein paar aufgehübschten Passagen aus dem Kulturführer Altes Europa. Doch genau so kommt es nicht. Zwar wird sehr wohl gut gegessen, zwar wird sehr wohl auch gereist und sogar eine Liebesgeschichte "zwischen Henry und mir" liegt bald im Bereich des Möglichen. Binnie Kirshenbaums leider Gottes unübersetzbarer englischer Titel jedoch verspricht einiges mehr und trifft es. "The Scenic Route" heißt dieser Roman im Original, und das ist Programm, denn die Geschichte windet sich wie in Serpentinen hinauf auf einen Berg aus gelebtem Leben. Henry und Sylvia fahren, fahren, fahren und natürlich kommen sie voran, Sylvia jedoch findet ihre Geschichten vor allem im Rückspiegel. Sie spricht, und Henry, der Geschichtengenießer, hört zu und lässt sich führen: mal nach New York und mal nach Florenz, mal hundert und mal dreihundert Jahre zurück, mal zu Franz Werfel und Varian Fry und mal zum Vater eines Vaters, dessen Biografie niemals Bildungsgut gewesen ist. Sylvia schweift von Geschichte zu Geschichte, weil in jeder Geschichte eine andere steckt. Natürlich - sie weiß es selbst - ist sie eine Sheherazade, die sich durch eine Krise erzählt, natürlich fürchtet sie - und mit ihr der Leser - den Schluss. Binnie Kirshenbaums eleganteste Hoffnung aber ist ein ums andere Mal der Anfang. Wenigstens in der Literatur tröstet er über das Ende hinweg.

Wieland Freund

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine Moral hat sie auch diese Geschichte zweier amerikanischer Fortysomethings auf moralischen Abwegen im alten, sehr romantischen Europa. Aber ob das nun gut ist oder doch ganz schlimm, vermag uns Christina Rietz auch nicht zu sagen in ihrer Besprechung. Zwischendrin will sie den Roman schon mal loswerden, Binnie Kirshenbaums Kitschhammer schlägt sie beinahe aus dem Rennen. Schwer zu sagen, warum sie dann doch weiterliest und dem mäandernden Erzählstil der Autorin folgt, bis sie fast ... Also Standvermögen hat sie jedenfalls, die Rezensentin Rietz.

© Perlentaucher Medien GmbH
Und weil von Anfang an klar ist, dass Henry zu seiner Frau zurückkehren wird, liegt ein melancholischer Schatten über diesem unwiderstehlichen Liebesroman.
Brigitte 20100714