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Wenn es klopft, kann sich alles verändern: jeden Moment kann das Leben eine andere Richtung einschlagen. Christopher Kloeble erzählt von diesen Momenten.
Die verräterische Geste eines Mannes veranlasst eine Kioskbesitzerin, die Verfolgung aufzunehmen. Eine Pflegerin provoziert den letzten Auftritt eines pensionierten Schauspielers. Die Mutter der vorlauten Mari verwickelt ihren Nachbarn in eine zwielichtige Liebschaft. Ein junger Mann setzt auf Besuche bei einer Prostituierten, um seiner Beziehung neuen Schwung zu verleihen. Und mit einem mächtigen Sessel dringt ein schmerzhaftes Geheimnis…mehr

Produktbeschreibung
Wenn es klopft, kann sich alles verändern: jeden Moment kann das Leben eine andere Richtung einschlagen. Christopher Kloeble erzählt von diesen Momenten.

Die verräterische Geste eines Mannes veranlasst eine Kioskbesitzerin, die Verfolgung aufzunehmen. Eine Pflegerin provoziert den letzten Auftritt eines pensionierten Schauspielers. Die Mutter der vorlauten Mari verwickelt ihren Nachbarn in eine zwielichtige Liebschaft. Ein junger Mann setzt auf Besuche bei einer Prostituierten, um seiner Beziehung neuen Schwung zu verleihen. Und mit einem mächtigen Sessel dringt ein schmerzhaftes Geheimnis in die Kindheit eines Mädchens.

Jürgen-Ponto-Literaturpreisträger Christopher Kloeble beschreibt in seinen Erzählungen feine Risse und entscheidende Risse im Leben seiner Helden. Er markiert Wendepunkte, nimmt die vermeintlich banalen Dinge aber ebenso wichtig wie die großen Zäsuren. So eindrücklich wie berührend erzählt er von Menschen, die sich mit Witz, Mut und Widerständigkeit ihr Leben erstreiten.

Inhalt:

- Vierundachtzig Schritte
- Wenn es klopft
- Easy Seller
- Unter Deck
- Mondfuge
- Die Pfütze
- Bubu
- Nachholen
- Generalprobe
- Das Fass von Königsdorf
- Herr Ewig
Autorenporträt
Kloeble, ChristopherChristopher Kloeble ist ein vielfach ausgezeichneter Autor von Romanen, Erzählungen und Drehbüchern. Als Gastprofessor lehrte er u.a. in Cambridge (GB) und den USA. Kloeble lebt in Berlin und Delhi.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2009

Unter fremden Eltern
Labile Leben: Christopher Kloebles Erzählungen

So sieht er aus, der Bankrott des Modells "Familie": Die Mütter sind unförmig, asozial, exzentrisch oder sexuell übergriffig. Die dazugehörigen Väter zeigen zwar Ernährerfleiß, müssen sich jedoch in dem bisschen Raum einrichten, den die Frauen ihnen lassen - wenn sie nicht längst das Weite gesucht haben. In den Erzählungen des 1982 geborenen Christopher Kloeble erscheint die Spezies "Eltern" ziemlich derangiert und wird von den Nachkommen so rat- wie beziehungslos betrachtet. Selbst in den Geschichten, in denen die Erzeuger nicht direkt auftreten, scheinen die jugendlichen Ich-Erzähler unter einem postfamiliären Schleudertrauma zu leiden. Die elf Geschichten in "Wenn es klopft" knüpfen damit nahtlos an Christopher Kloebles Debütroman "Unter Einzelgängern" (2008) über eine auseinanderbrechende Familie an.

In "Mondfuge" rührt sich eine fettleibige Trinkerin nicht aus ihrem Sessel, während ihre Tochter den Haushalt führt und Klavier übt. Eines Nachts beginnt die Mutter, dem Mädchen an die Wäsche zu gehen. Diese kann sich vom mütterlichen Dämon erst spät und durch die Beziehung zu einem Jungen befreien. Während die Mutter eines Tages an ihrem Erbrochenen erstickt, wandert in der Geschichte "Vierundachtzig Schritte" eine andere, reichlich kapriziöse Mutter ins Irrenhaus. Im biederen Dorf war die labile Frau ohnehin nie heimisch geworden. Eine Ehekrise, die der Sohn jede Nacht durch die Wand mitverfolgen kann, gibt ihr dann den Rest.

In der Titelgeschichte wiederum füttert eine verlotterte Übermutter einen einsamen, abgebrochenen Studenten ungebeten mit warmen Mahlzeiten. Den unerwarteten Familienanschluss schätzt der junge Mann vor allem auch wegen der hübschen Tochter der Frau. Allerdings lässt er die Finger von der Schülerin, als er merkt, dass sie über ihre vielen Liebschaften recht nüchtern Buch führt. Nicht vergessen werden soll hier der Jungwerber mit dem Kindernamen "Bubu", der wie unter Zwang seine Umgebung signiert. Schon vor dem Milka-Dreh in den Alpen verliebt er sich in eine Mitpraktikantin und hinterlässt nach einer mehr oder weniger zufälligen Liebesnacht seinen Schriftzug auf ihrer nackten Brust.

Christopher Kloebles Erzählungen erinnern an die Literatur der letzten Jahrhundertwende ebenso wie an die Romane von Zoe Jenny, in denen Laissez-faire-Erziehung und Achtundsechziger-Mütter, Missbrauch und der schmerzvolle Abschied von der Kindheit eine Rolle spielten. Frühe Verletzungen und Familienkatastrophen, Heimatlosigkeit und Inselexistenz sind Themen, die Christopher Kloeble mit dem damaligen Fräuleinwunder ebenso teilt wie die Erfahrungsarmut der Figuren und die mangelnde Komplexität. Andererseits ist naive Romantik diesem kühlen und am Sozialen interessierten Autor fremd.

Die Zeiten sind rauher geworden. Wer sich geistig im Status einer Ich-AG einrichten muss, schreckt wohl vor Wagnissen zurück. Doch in der Kunst kommt das einem Verlust gleich. Sollte dies die Literatur der vielbeschworenen "Generation Praktikum" sein, dann würde man ihr mehr Mut zum Risiko wünschen, mehr Jugend.

JUDITH LEISTER

Christopher Kloeble: "Wenn es klopft". Erzählungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 198 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit seinem Erzählungsband "Wenn es klopf" knüpft Christopher Kloeble thematisch an seinen Debütroman an, handeln die elf Erzählungen doch allesamt von familiären Katastrophen, Übergriffen oder Vernachlässigungen beziehungsweise ihren Nachwehen, konstatiert Judith Leister. Irgendwie erinnern sie die Geschichten des 1982 geborenen Autors nicht nur wegen der Familienthemen an Zoe Jennys Romane und überhaupt Jahrtausendwendeliteratur. Allerdings lässt die Rezensentin durchblicken, dass sie ein bisschen mehr erzählerisches Risiko durchaus zu schätzen gewusst hätte. Was sie vermisst, ist der jugendliche Wagemut, der bei der "Generation Praktikum", zu der sie Kloeble zählt, für ihr Gefühl etwas unterentwickelt ist.

© Perlentaucher Medien GmbH