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Ein Dienstboten-Roman im neuen Look: Subversiv und sarkastisch Großmutter Frances, die Erzählerin, betrachtet mit unbestechlich-ironischem Blick den Alltag ihrer geliebten Enkelin Hattie. Hattie - beruflich auf Erfolgskurs in einer Literaturagentur und in "eheähnlicher Gemeinschaft" mit Martyn lebend - hadert mit dem Monster Häuslichkeit, nachdem Baby Kitty geboren wurde. Rettung verspricht, so scheint es, ein perfekt organisiertes und kosmobiles Au-pair. Doch auch Au-pairs sind keine Engel, selbst wenn es so scheint. Sie haben Lebenspläne und - wenn sie unter den entsprechenden Bedingungen…mehr

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Produktbeschreibung
Ein Dienstboten-Roman im neuen Look: Subversiv und sarkastisch
Großmutter Frances, die Erzählerin, betrachtet mit unbestechlich-ironischem Blick den Alltag ihrer geliebten Enkelin Hattie. Hattie - beruflich auf Erfolgskurs in einer Literaturagentur und in "eheähnlicher Gemeinschaft" mit Martyn lebend - hadert mit dem Monster Häuslichkeit, nachdem Baby Kitty geboren wurde. Rettung verspricht, so scheint es, ein perfekt organisiertes und kosmobiles Au-pair. Doch auch Au-pairs sind keine Engel, selbst wenn es so scheint. Sie haben Lebenspläne und - wenn sie unter den entsprechenden Bedingungen aufwuchsen, nicht nur eine harte Schule hinter sich -, sondern auch wenig Skrupel.

Fay Weldon, die Grande Dame schwarzer Komödien, entwirft hier mit lockerer Hand und frechem Mundwerk das Portrait einer vermeintlich aufgeklärten, dafür in Ehrgeiz, Lügen, und Selbstbetrug gefangenen Generation. Ein süffisanter Roman über die (nicht nur) weibliche Misere in der Mitte unserer Gesellschaft - zwischen Mutterglück und Ehrgeizfalle. Ein denkwürdiges Spektakel: respektlos und augenzwinkernd.
Autorenporträt
Die britische Schriftstellerin Fay Weldon gehört zu den unterhaltsamsten, aber auch provokantesten Autorinnen der Gegenwart. Geboren 1931 in England, verbrachte sie die ersten zehn Lebensjahre in Neuseeland, kehrte dann jedoch mit ihrer Familie wieder ins Vereinigte Königreich zurück. Fay Weldons berufliche Karriere begann mit einem Wirtschafts- und Psychologiestudium an Schottlands ältester Universität St. Andrews. Nach einem Abstecher ins Außenministerium wandte sie sich dem Journalismus zu, arbeitete kurzzeitig in der Werbebranche, um sich dann jedoch ganz der Schriftstellerei zu widmen.

Ihr erstes Buch, ›Frau im Speck‹, kam 1967 heraus. Mittlerweile hat Fay Weldon mehr als zwanzig Romane veröffentlicht, zudem Kurzgeschichtensammlungen, Kinderbücher, Sachbücher, Zeitschriftenartikel und eine Reihe von Stücken sowohl für die Bühne als auch für Radio und Fernsehen. Dabei ist Fay Weldon sich selbst und ihren Themen immer treu geblieben. Das wissen auch die zahlreichen Leser zu schätzen, die ihr schon seit Jahrzehnten die Treue halten.

Weldons Hauptanliegen sind die Frauen, ihr Leben mit seinen Möglichkeiten und Restriktionen, ihre Beziehungen zu Männern, Kindern, Eltern. Es geht Fay Weldon, die von ihrer ehemaligen Universität St. Andrews einen Ehrendoktortitel verliehen bekam, nicht um einen starren und rachsüchtigen Feminismus, der die Männer und alles Männliche vernichten will. Vielmehr will sie aufmerksam machen auf soziale und gesellschaftliche Missstände, denen Frauen ausgesetzt sind. Diese Botschaft transportiert sie manchmal ironisch, manchmal zynisch, immer aber witzig und unterhaltsam in ihren Romanen und Geschichten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2008

Klarer Sieg für das Au-pair-Mädchen
Fay Weldons Romansatire „Die Moral der Frauen”
Was ist das eigentlich für eine Familie, in der die Mutter Lallie, die Tochter Hattie und deren Kind Kitty heißen? Wer bei der Namensgebung Niedlichkeit so überschätzt, riskiert, nicht ernst genommen zu werden. Die Schriftstellerin Fay Weldon, die in dem Roman „Die Moral der Frauen” von dieser Familie erzählt, hat tatsächlich Satirisches mit ihr vor, denn Lallie, Hattie und Kitty fallen bald einer skrupellosen Agnieszka aus Osteuropa zum Opfer, einer Frau, deren Name wie eine Pferdepeitsche klingt.
Die Erzählerin dieses Dienstbotenromans ist Hatties scharfzüngige, klatschmäulige und viermal verheiratete Großmutter Frances, deren Mann wegen Drogenhandels in einem holländischen Gefängnis sitzt. Sie kann Hattie nur davor warnen, sich in ihrer Situation ein Au-pair ins Haus zu holen. Hattie lebt in eheähnlicher Gemeinschaft mit dem politischen Redakteur Martyn und arbeitet in einer Londoner Literaturagentur. Er will heiraten, sie nicht, und die gerade geborene Kitty geht Hattie ziemlich auf die Nerven, obwohl sie das Baby selbstverständlich liebt. Sie will wieder arbeiten, und deshalb brauchen Martyn und sie ein Au-pair.
So zieht die kompetente Erzieherin Agnieszka bei Hattie und Martyn ein, und es kommt, wie es kommen muss. Von Hatties anderer Großmutter Serena heißt es, sie habe einen Roman nach dem anderen geschrieben. Das hat Fay Weldon auch – Serena ist im Roman ihr Alter Ego – und man merkt, dass der Roman mit viel Routine geschrieben wurde. Eindimensionale Figuren und eine gewisse Voraussehbarkeit der Ereignisse vermitteln den Eindruck einer „turbulenten Beziehungskomödie” im Stil rein ertragsorientierter Fernsehproduktionen.
Ganz so anspruchslos ist Weldons Roman aber nicht, denn Großmutter Frances erzählt auch aus ihrem eigenen Leben, aus dem Serenas, aus dem ihrer eigenen Mutter und dem ihrer Tochter Lallie, und zeigt die historischen Alternativen zu Hatties Gegenwartsdasein, von der Dienerrolle bis zur sexuell befreiten Frau. Aus den Vergleichen ergibt sich der satirische Zug des Romans, und Satiriker pflegen konservative Menschen zu sein: Hatties Generation erscheint bei Weldon als eine, die Erwerbssinn und Karriere über Familie und Werte stellt und sich von einem patenten Au-pair aus dem ursprünglicheren, vitaleren Osten Europas – ein arges Klischee – über den Tisch ziehen lässt.
Damit daraus keine Moralkeule wird, wählt Weldon einen lockeren, zupackend-ironischen Stil: „Das Au-pair von heute will ein Sexleben, anständig bezahlt werden, in Pubs und in Clubs gehen und gelegentlich auch einen Kurs besuchen”, erzählt Frances und setzt an zu einer historischen Analyse europäischer Frauenrollen. Das Au-pair-Thema ist gut gewählt, bringt Agnieszka doch das Changieren zwischen Dienen und eigenmächtiger Biestigkeit, das Weldons Frauen kennzeichnet, in einer Person auf den Punkt, und erlaubt es, den Blick in die Vergangenheit ebenso wie über die westliche Industrienation hinaus zu werfen. Schade nur, dass Weldon jenseits Englands vor allem Gemeinplätze findet.
In England macht sie alle Klippen aus, die in einem modernen Leben umfahren werden wollen. Wie soll eine Frau Kinder erziehen, wenn sie im Beruf erfolgreich sein will? Wie politisch soll man sein? Wer arbeitet? Soll man heiraten? Kann man es sich leisten, billige Arbeitskräfte nicht auszubeuten, wenn alle anderen es tun? Ein Panoptikum moderner Fragen ist dieser Roman, und die Antworten, die sich aus Weldons Satire herauslesen lassen, bleiben ihrer Tendenz treu. Sollte die 1931 geborene Engländerin einmal Feministin gewesen sein, so ist sie es in diesem Roman nicht mehr.
Hattie sorgt selbst dafür, dass Agnieszka ihren Platz einnimmt. Damit das Au-pair ihr weiterhin Haus, Staub und Kind vom Leib halten kann, schlägt sie vor, dass Agnieszka Martyn heiratet. So kann sie in England bleiben. Irgendwann ist es so weit, dass diese Ehe auch tatsächlich vollzogen wird: Agnieszka hat dem Baby ein wenig Schlafmittel gegeben, Hattie hat sie ein bisschen mehr davon verabreicht, und dann ist sie zu Martyn und Hattie ins Bett gestiegen, alles während Hattie ahnte, was die Haushaltshilfe plante. Ein paar Tage später packt das Au-Pair für sie den Koffer, und dann hat die erfolgreiche junge Frau, was sie will, sie kann sich frei von Mann und Kind der Arbeit widmen. KAI WIEGANDT
FAY WELDON: Die Moral der Frauen. Roman. Aus dem Englischen von Sabine Hedinger. dtv Verlag, München 2007. 317 Seiten, 14 Euro.
Fay Weldon Foto: Gerard Pleynet
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zufrieden ist Kai Wiegandt mit Fay Weldons satirischem Roman "Die Moral der Frauen". Zwar findet er das Buch um die junge Literaturagentin Hattie, die lieber Karriere macht als sich um Freund und Kind zu kümmern und schließlich durch ein Au-pair-Mädchen ersetzt wird, recht routiniert geschrieben. Auch scheinen ihm die Handlung vorhersehbar und die Figuren eindimensional. Es macht auf ihn den ersten Eindruck einer "turbulenten Beziehungskomödie", wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Aber "ganz so anspruchslos" ist der Roman in seinen Augen dann doch nicht. So zeigten die Erzählungen von Hatties Großmutter die "historischen Alternativen" zu ihrem Gegenwartsdasein, "von der Dienerrolle bis zur sexuell befreiten Frau". Aus den Vergleichen zur Gegenwart ergibt sich für Wiegand auch der satirische Zug des Romans, der eine ganze Reihe von Fragen rund um Kindererziehung und Karriere im modernen Leben aufwerfe.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Fay Weldon spielt mit Klischees, aber auf eine sehr amüsante Weise."
R. Bellano, Preußische Allgemeine Zeitung 06.09.2008