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Eine mit feiner Ironie erzählte, sich zwischen Realität und Fantstik bewegende Kriminalgeschichte, in der ein ungarischer Büchernarr auf einem walisischen Schl0ß in ein gesprenstisches Verwirrspiel gerät.

Produktbeschreibung
Eine mit feiner Ironie erzählte, sich zwischen Realität und Fantstik bewegende Kriminalgeschichte, in der ein ungarischer Büchernarr auf einem walisischen Schl0ß in ein gesprenstisches Verwirrspiel gerät.

Autorenporträt
Antal Szerb, geboren 1901 in Budapest, Studium der Hungarologie, Germanistik und Anglistik. Promotion 1924. Ab 1937 Literaturprofessor an der Universität in Szeged. Ab 1934 Buchveröffentlichungen, u. a. eine Literaturgeschichte der Welt. Der Autor verstarb 1945 im KZ Balf in West-Ungarn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2004

Reiter um Mitternacht
Ein neu übersetzter Roman des wiederentdeckten Antal Szerb

Große Literatur gibt es heute im Ausverkauf. Möchte zum Beispiel ein deutscher Verlag einen osteuropäischen Roman veröffentlichen, kann er die Übersetzung meist vollständig mit Hilfe eines der Fördertöpfe für "kleine Sprachen" finanzieren, und wenn es sich noch um einen vor längerer Zeit gestorbenen Autor handelt, fallen nicht einmal Honorare an. Es ist also kein Wunder, wenn ungarische Schriftsteller wie Sándor Márai, Dezsö Kosztolányi oder Béla Zsolt den hiesigen Buchmarkt erobern. Auch Antal Szerb, dessen Name in seiner Heimat bereits vergessen war, wurde von dieser Welle subventionierter Wiederentdeckungen mit der erstmals 1937 erschienenen "Reise im Mondlicht" vor einem Jahr in unsere Buchhandlungen gespült. Mit Erfolg: Der berückenden Mischung aus bürgerlichem Selbstzweifel, italienischer Landschaft und alteuropäischer Melancholie konnten sich selbst hartgesottene Rezensenten nicht entziehen.

Nun ist ein weiterer Roman Szerbs neu übersetzt worden. Sein Debüt "Die Pendragon-Legende" war bereits Mitte der sechziger Jahre von dem in Budapest ansässigen Corvina-Verlag für die DDR ins Deutsche übertragen worden. Es ist erstaunlich, daß ausgerechnet dieses auf den ersten Blick ebenfalls recht bürgerliche Werk in den sozialistischen Kulturaustausch geraten war. Ähnlich wie in der "Reise im Mondlicht" hat Szerb hier einen Erzähler geschaffen, dessen seelische Konflikte vor allem auf seinen Hang zum gebildeten Müßiggang zurückzuführen sind: János Bátky, ein junger ungarischer Philologe, ist mit einer kleinen Erbschaft ausgestattet und widmet sich im London der Dreißiger als "Gelehrter überflüssiger Wissenschaften" der englischen Mystik des siebzehnten Jahrhunderts. Auf einer Soiree lernt er Sir Owen Pendragon kennen, einen Adligen, der Bátky einlädt, seine Studien in der gutbestückten Bibliothek von Schloß Llanvygan fortzusetzen.

Während er dort andächtig in den Erstausgaben der Werke von Paracelsus, Valentin Weigel und Johann Valentin Andreae blättert, wird vor den Toren des Schlosses ein geheimnisvoller "mitternächtlicher Reiter" gesichtet, und das ist nur der Anfang. Nach und nach verwandelt sich "Die Pendragon-Legende" erst in einen Schauerroman und dann in eine der esoterischen Räuberpistolen, mit denen amerikanische Autoren wie Dan Brown heute unter dem Label "mystery thriller" Rekordauflagen erzielen. Bátky stößt bei seinen Nachforschungen auf immer mehr Verbindungen zwischen der Familie des Schloßherrn und dem Geheimbund der Rosenkreuzer. Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Antal Szerb muß sich mit der Geschichte der Geheimgesellschaften und den Werken der hermetischen Tradition gut ausgekannt haben. Seitenlang läßt er seinen leicht eitlen Erzähler vor einer wißbegierigen Adligen die Gründungslegende um die sagenhafte Gestalt des Christian Rosencreutz samt der bis heute nicht zu Ende geführten Quellendiskussion referieren. Diese historisch verbürgten Fakten vermengt Szerb dann mit allerlei Spuk, einer höchst gegenwärtigen, tragischen Liebesgeschichte und dem blutigen Streit um eine Erbschaft zu einer abenteuerlichen Erzählung: "Postmodern" hätte man so eine Mischung aus historischem Ideenroman, "gothic novel" und Detektivgeschichte in den achtziger Jahren anerkennend genannt. Zu ihrer Entstehungszeit muß sie originell gewirkt haben.

Aus heutiger Sicht ist das ironische Spiel mit den Genres stellenweise etwas ermüdend, und wer die elegante Zeichnung der Charaktere in "Reise im Mondlicht" mochte, wird von den etwas dünnen Figuren in Szerbs Debüt wohl enttäuscht sein. Dafür finden sich hier einige knappe Verweise auf die aktuelle politische Situation, die in dem späteren Werk beinahe ganz fehlen. Als "Die Pendragon-Legende" 1934 erscheint, hat Ungarn sich unter Ministerpräsident Gyula Gömbös handfest an das faschistische Deutschland angenähert. Szerb flüchtet sich vor diesen Realitäten zunächst in eine schwärmerische Anglophilie - und dann in amüsierte Anspielungen auf das "Dritte Reich". Aus dem Hitlergruß wird ein Kalauer, und die robuste deutsche Studentin, mit der Bátky befreundet ist, trägt ein "geschmackloses Kleid", das "gewisse Grundsätze zum Ausdruck brachte und in Berlin damals sehr beliebt war". Über solche verhaltenen Späße hinaus kann man auch einen alarmierenden Unterton wahrnehmen. Der mitternächtliche Reiter etwa soll zuletzt "1917 gesehen worden sein, als die Deutschen den U-Boot-Krieg gegen Großbritannien begonnen haben", und die abergläubische Landbevölkerung erkennt in seiner Wiederkehr auch jetzt das Vorzeichen einer "Bedrohung für das Vaterland". Später häufen sich Verweise auf einen "bestimmten Zeitpunkt" mit einer "seltenen Konstellation der Sterne", eine historische Stunde also, in der "Satan erschienen ist".

Es liegt nahe, hinter der Maske dieses Dämons das Antlitz Hitlers und die Fratze des Nationalsozialismus zu vermuten. So wird "Die Pendragon-Legende" zumindest im Rückblick zu einem Roman, der trotz seiner Harmlosigkeit die tragische Geschichte ihres Autors vorwegnimmt. So wie der literaturbesessene Held angesichts des Teufels immer noch munter Vergil, Dante und Byron zitiert, hat sich auch der als Kind jüdischer Eltern geborene Antal Szerb bis zu seinem Tod im Januar 1945 im ungarischen Arbeitslager Balf am Glauben an die Bücher festgehalten. Vier Jahre zuvor erst war sein größtes Werk erschienen, die "Weltgeschichte der Literatur".

Antal Szerb: "Die Pendragon-Legende". Roman. Aus dem Ungarischen übersetzt von Susanna Großmann-Vendrey. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. 311 S., br., 14,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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´Nach Sándor Márai gilt es, wieder einen großartigen ungarischen Klassiker zu entdecken. Uns machte er in einer Weise unruhig wie weiland Die Leiden des jungen Wether seine zeitgenössischen Leser. Szerbs respektloser Umgang mit jedwedem Kanon und jedweder Autorität imponierte und verunsicherte.`
Der ungarische Autor György Dalos in Die Zeit
´Szerb nicht gekannt zu haben, ist ein Versäumnis.`
Thomas Steinfeld in Süddeutsche Zeitung

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2005

Im Reich der Kandelaber
Antal Szerbs Romanerstling „Die Pendragon-Legende”
Antal Szerbs erster, 1934 erschienener Roman „Die Pendragon-Legende” beginnt mit einem Lord-Byron-Zitat und endet mit einem Brief des Burgfräulein Cynthia Pendragon. Dazwischen wird auf 300 Seiten ein Großspektakel abgefeuert, in dem weder knarrende Dielen, aufspringende Fenster und Türen noch mürrische Herrschaften, noch Gespenster ausgelassen sind. György Poszler versinkt in seinem Nachwort zur Neuausgabe in schwärmerischer Ehrfurcht. Das ist bei diesem Buch nicht angebracht, obwohl Szerbs 1937 erschienener, zweiter Roman „Die Reise im Mondlicht” zu den Wiederentdeckungen und Publikumserfolgen des Jahres 2003 gehörte.
Antal Szerb, Literaturprofessor und Schriftsteller, war erst 44 Jahre alt, als er 1945 im Internierungslager Balf in West-Ungarn von den Nazis umgebracht wurde. Er muss ein Mann gewesen sein, der sich mit manischer Energie durch die Bestände der Bibliotheken arbeitete, ein ungarischer Umberto Eco, nur romantischer. Denn Szerb soll angeblich Novalis’ blauer Blume verfallen und während seines kurzen Lebens auf der aussichtslosen Suche nach dem „Wunder” gewesen sein. Zum Schreiben der „Pendragon-Legende” ließ sich der fanatische Leser und Sammler wohl von Lord Byrons melodramatischem Gedicht „Manfred” anregen, das zur Zeit von Mary Shelleys „Frankenstein” und John Polidoris’ „The Vampyre” entstand.
Walisische Seancen
Die unglaubliche Geschichte, die Antal Szerb den jungen Sekretär János Bátky erzählen lässt, der sich für englische Mystiker des 17. Jahrhunderts interessiert, ist ein kolportagehaftes Spukmärchen mit allem, was dazu gehört: einem pittoresken walisischen Schauplatz, einer verfallenen Burg, dem unheimlichen Schloss Llanvygan, Dienern in Livree, dem edlen Schlossfräulein Cynthia, Flucht, Verfolgungsjagd, einem Toten, einer verführerisch-hexenhaften Frau und dem durchgeknallten Owen Pendragon, Earl of Gwynedd. Dieser lebt für seine Spleens, steht im Ruf des Wunderheilers, Fakirs und Homunkulus und experimentiert mit Tieren, wie Bulgakows Professor Preobrashenski aus der Novelle „Hundeherz”.
Szerb verarbeitet seinen Geister-Stoff mit der Lässigkeit eines Gesellschaftserzählers. Er ist geradezu verliebt ins höfische Genre, in eine Hintergrundsszenerie aus Kandelabern, Gardenpartys und zynischen Familiensprüchen und verwandelt seinen ungarischen Erzähler in a very British gentleman. Er legt János Bátky in ein „geschichtsbeladenes Bett”, lässt nächtliche Geister in Kostümen des 17. Jahrhunderts auftreten, und weil die Waliser „alle verrückt” sind, gehören derartige Seancen zum Leben wie die Milch in den Tee. Es ist schön, wenn der Autor immer wieder seine Liebe zu den Büchern erwähnt und etwas über den Geheimbund der Rosenkreuzer und die Grabsuche erzählt, die János Bátky in eine lebensgefährliche Situationen bringt, hinter denen sich eine Verschwörung der schönen Eileen St. Claire verbirgt.
Kurz, Antal Szerb hat in seinem Erstling für Spannung gesorgt, sich um den Sinn seiner Unternehmung keine Sorgen gemacht, sondern sich daran erfreut, aus Geschichten, die in anderen Büchern schon da sind, ein neues Buch zu machen. Wer unterhaltsamen Grusel liebt und keine allzu großen Ansprüche an Form und Stil stellt, mag sich vergnügen. Der Roman ist genau das, was man zu Szerbs Lebzeiten einen „Schmöker” nannte.
VERENA AUFFERMANN
ANTAL SZERB: Die Pendragon-Legende. Roman. Aus dem Ungarischen von Susanna Großmann-Vendrey. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. 312 Seiten, 14,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Etwas abfällig schreibt Kolja Mensing über die "subventionierte Wiederentdeckung" so vieler osteuropäischer Autoren. Dass Antal Szerbs erstmals 1934 herausgekommener Debütroman auf die Weise wieder greifbar ist, scheint ihm allerdings nicht allzu sehr zu missfallen. Zunächst kommt ihm das Buch "bürgerlich" vor, dann aber entwickelt die Geschichte um einen Philologen auf den Spuren der Rosenkreuzer einen eigenen Reiz, wird erst "Schauerroman" und dann Mystery Thriller a la Dan Brown. Gar nicht schlecht, denkt da Mensing, dem die Kenntnisse des Autors in Sachen Geheimbünde und hermetische Literatur außerdem Respekt einflößen. So viel allerdings dann doch nicht, dass ihm der ironische Genremix nicht ein bisschen überholt erschiene.

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Ein spannendes Verwirrspiel zwischen Krimi und Gespenstergeschichte bietet der bereits 1934 erschienen Roman 'Die Pendragon-Legende' des ungarischen Schriftstellers Antal Szerb. Hildegard Janssen-Müller Die Rheinpfalz 20150725