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Ein Mann für gewisse Stunden ... "Erzähl mir", sagte sie, "wie ist es, wenn man seinen Körper verkauft." Er überlegte kurz: "Ich begleite interessante, emanzipierte Frauen und verbringe mit Ihnen ein paar intensive Stunden oder Tage. Das Geld ist im Grunde nur ein angenehmer Nebeneffekt." - "Verstehe", ein Lächeln schimmerte auf ihren Lippen: "Was könnte ein Gentleman wie du auch anderes sagen?"
Alexander Felitsch, neununddreißig, hat seine Stelle bei einer großen Zeitung verloren. Er beginnt für eine Begleitagentur zu arbeiten. Sein Profil: charmant, gebildet, attraktiv. Es ist die
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Produktbeschreibung
Ein Mann für gewisse Stunden ...
"Erzähl mir", sagte sie, "wie ist es, wenn man seinen Körper verkauft." Er überlegte kurz: "Ich begleite interessante, emanzipierte Frauen und verbringe mit Ihnen ein paar intensive Stunden oder Tage. Das Geld ist im Grunde nur ein angenehmer Nebeneffekt." - "Verstehe", ein Lächeln schimmerte auf ihren Lippen: "Was könnte ein Gentleman wie du auch anderes sagen?"

Alexander Felitsch, neununddreißig, hat seine Stelle bei einer großen Zeitung verloren. Er beginnt für eine Begleitagentur zu arbeiten. Sein Profil: charmant, gebildet, attraktiv. Es ist die Neugier, die ihn treibt: Was sind das für Frauen, die sich einen Mann mieten? Und: Wie weit will er mit seinen Dienstleistungen gehen?

Die Erfahrungen, die er in seinem neuen Job macht, sind so vielfältig wie seine Kundinnen. Aber erst, als er Liss Vonhofen begegnet und mit ihr auf Reisen geht, beginnt er sich zu fragen, welchen Unterschied es zwischen seiner professionellen Tätigkeit und einer Liebesbeziehung gibt. Worauf kommt es an zwischen Mann und Frau? Ist die Liebe nicht immer ein Tauschgeschäft? „Das Prostitutionsprotokoll einer Generation, die in erotischer wie intellektueller Hinsicht gleichermaßen käuflich geworden ist – sehr, sehr süffig!“ Matthias Politycki„Norbert Krons Buch ist ein spannendes, erotisches Sittengemälde unserer neuen Zeit. Er seziert Beziehungen gnadenlos. Liebe wird zur Ware, der Kavalier kassiert. So seufzt man sich desillusioniert über die letzten Seiten. Am Ende, man atmet auf, siegt sie dann doch, die wahre Liebe.“ Margarete Kreuzer, RBB
Autorenporträt
Norbert Kron, geboren 1965 in München, lebt in Berlin als Autor, Filmemacher und Journalist (›Titel Thesen Temperamente‹). Er veröffentlichte Prosa und Essays in zahlreichen Anthologien und Zeitungen. Für seine Arbeiten erhielt er mehrere Stipendien, unter anderem das Stipendium der Stiftung Villa Aurora und des Deutschen Kulturfonds. Nach 'Autopilot' (dtv 13223) ist 'Der Begleiter' sein zweiter Roman. Mehr Infos unter www.norbertkron.de.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.08.2008

Mein Callboy kennt Adorno
Da lacht der Kulturjournalist: Norbert Krons „Begleiter” verlässt den Medienbetrieb und verwöhnt reiche Damen
Die nuttigste aller Welten ist wahrscheinlich diejenige, die ihren Warencharakter verleugnet und so tut, als ob sie ganz dem reinen Geist lebte: der Kulturbetrieb. Kultur, das klingt immer noch nach Höherem, nach Esprit und unentfremdeter Arbeit. Wer im Kulturbetrieb arbeitet, tut es nicht für Geld, sondern aus Spaß, Berufung und mit gläubiger Hingabe. Andernfalls wäre er ja auch nicht hier, sondern in der Wirtschaft oder einem anderen normal bezahlten Gewerbe. Interessanterweise sind sich die Kulturschaffenden über das spezielle Ausbeutungsverhältnis ihres Marktes völlig im Klaren. In jahrelangen Studien haben sie von Adorno bis Baudrillard alles rauf- und runtergeorgelt, was der Analyse der eigenen Warenförmigkeit dient. Und die wird so lange hingenommen, bis den Beobachtern des eigenen Beobachtens das Wasser zum Hals steht.
Arbeit kann Spaß machen
Vielleicht ist deshalb der Weg, den die Hauptfigur in Norbert Krons Roman „Der Begleiter” einschlägt, einfach nur konsequent: Alexander Felitsch geht von der bloß metaphorischen direkt über zur körperlichen Prostitution, er verwandelt sich vom Kulturarbeiter zum Sexarbeiter. Als freier Journalist verkauft er so lange seine Themen, bis irgendwann gar nichts mehr läuft. Seine beste Zeit als Redakteur einer großen Tageszeitung liegt schon eine Weile hinter ihm, die erträumte Feuilletonkarriere ist ausgeblieben, die Freundin ist weg, das Auto kaputt und alle Rechnungen offen. Kurz entschlossen heuert er bei einem Escortservice an und kutschiert wohlhabende Damen durch Berlin – zunächst noch ohne sexuelle Dienste. Bald schon überlegt er sich’s anders, und das Geschäft läuft gut. Aber wichtiger als das Geld ist der Spaß an der Arbeit: „Felix”, so nennt er sich während seiner Einsätze, ist auch im Privatleben ein Frauenversteher mit leichtem Gigolo-Einschlag, und diese Veranlagung macht es ihm möglich, die professionelle Lustbereitung als eine Art Spiel zu verstehen.
Weil er auch noch parkettsicher und gebildet ist, fallen die Wochenendtrips nach Sylt, die Opernbegleitungen und Restaurantbesuche immer zur Zufriedenheit der Damen aus, die ihn gebucht haben. Diese Hauptfigur hat natürlich genügend Kulturtheorie intus, um sich erheiternde Gedanken über den Zusammenhang von Libido und Ökonomie machen zu können – was wiederum den Leser freut. Während Felix-Alexanders freischaffende Journalistenfreunde noch über die Entfremdung im Kulturbetrieb jammern und Hippie-Aussteigerträumen nachhängen, scheint er seinen Frieden mit der totalen Warenförmigkeit aller menschlichen Beziehungen geschlossen zu haben.
Seine Exfreundin zum Beispiel: Die Fotografin lebt jetzt mit einem deutlich älteren, erfolgreichen Werbeboss zusammen, der ihr auch noch die richtigen Aufträge besorgt. „Sie – nicht Robert mit seiner Brotbackphantasie – war diejenige, die sich in der Kulturwelt nicht mehr prostituieren musste.” Dieser menschliche Warenkreislauf funktioniert folgendermaßen: Ältere Manager lassen sich von ihrer ersten Frau scheiden und suchen sich eine Jüngere. Die wiederum hat möglicherweise gerade einen erfolglosen Kulturromantiker verlassen. Und dieser freie Schreiber wird dann von der finanziell gut aufgestellten Manager-Exgattin als Callboy engagiert.
„Der Begleiter” ist immer dann in Form, wenn er diesen Reigen der Käuflichkeit mit feinsinnigen, leicht spöttischen Beobachtungen garniert, und wäre da nicht die hochstaplerisch lebensfrohe Grundhaltung, könnte man in dieser Suche nach dem Geldwert von Emotionen einen Hauch von Houellebecq entdecken. Aber alles Hässliche ist diesem Buch abhold, und deshalb sind selbst die krassesten Erkenntnisse über den Konsum der Gefühle im Zeitalter des Kapitalismus in ein mildes Licht getaucht.
Die Noblesse der Wohltätigkeit
Für den nötigen Spannungsbogen sorgt eine geheimnisvolle Upper-Class-Lady namens Liss Vonhofen, die Felix in Begeisterungstaumel versetzt. Ganz klar: Das Politische passt, trotz aller Adorno-Grundausbildung, nicht ins Repertoire des Kulturcallboys. Er hat keinen Hass auf die Reichen, sondern will ihnen nur ein bisschen gleichen, weswegen er die Charity-Aktivitäten seiner Lieblingskundin ebenso anschmachtet wie ihre Erscheinung selbst: „Solche Taten hatten eine Noblesse, die mit dem Auftreten von Liss Vonhofen in völligem Einklang stand.” Dabei wirkt er wie jene Vogue-Leserschaft, die sich den Hochglanz mit einem dezent ironischen Auge anschaut, dann aber komplett im Kaschmirpullikosmos versinkt. Mit den derzeit angesagten Prekariatsgeschichten von Wolfgang Herrndorf bis Ulrich Peltzer, die ebenso kluge wie erfolglose Menschen durch den Großstadtdschungel driften lassen, hat „Der Begleiter” wenig zu tun.
So weit, so schön: Norbert Kron, selbst Journalist und vor einigen Jahren mit dem Debütroman „Autopilot” hervorgetreten, bringt den freien Kulturarbeiter zum Lachen und liefert eine unterhaltsame Story mit Tiefeneffekten. Schade nur, dass die erotischen Auslassungen so missglückt sind: Die klingen immer, als ob sie exakt für jene einsamen Mitfünfzigerinnen geschrieben wären, denen der Begleiter mit schwülstigen Komplimenten oder aufs Bett gestreuten Rosenblättern einheizt. Immer dann, wenn der Roman dem Geheimnis der weiblichen Lust hinterherjagt, scheint er auf der Gigolospur seines Helden auszuglitschen: „zwischen ihren Beinen lag das schattige Dreieck, in dessen Dunkel er selbst Licht bringen sollte”.
Überhaupt macht das anfangs durchaus smarte Buch eine seltsame Wandlung durch: Je stärker es sich in seinen erotisch gemeinten Lustbeschreibungen verheddert, desto mehr kommt ihm der Witz abhanden. Am Ende lauert eine Kitschorgie in Rosamunde- Pilcher-Dimensionen, von der wir nur verraten wollen, dass alles, alles gut wird. Mit seinem furiosen Schlussakkord lässt sich „Der Begleiter” sowohl als Satire wie auch als herzergreifende Selbstfindungsgeschichte lesen. Ein wahrhaft schamloser Roman, der zur spätsommerlichen Kreuzfahrt genauso passt wie zur kulturjournalistischen Matratzengruft.JUTTA PERSON
NORBERT KRON: Der Begleiter. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 272 Seiten, 11,95 Euro.
Der beste Ort für den Konsum der Gefühle im Zeitalter des Kapitalismus ist die Hotel-Lobby Foto: laif
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Als "klugen Roman über das Verhältnis von Mann und Frau" lobt Rezensent Jörg Magenau dieses Buch, in dessen Held Felix er einen entfernten Nachfahren von Thomas Manns hochstapelndem Romanheld Felix Krull erkennen kann. Norbert Krons? Protagonist ist Magenau zufolge ein Journalist, der gelegentlich Damen auch als Callboy zur Verfügung steht. Eine Frau bucht seiner Inhaltsskizze zufolge diesen Mann als Begleiter, nicht nur in der Stadt, in der sie lebt, sondern auch für eine Reise, die das Paar auf Zeit erst nach Italien und dann nach los Angeles führt. Krons beeindruckt den Rezensenten mit detaillierten Beschreibungen von sexueller Gier, Prostitution und Bindungsangst, und zwar "bis in jede Peinlichkeit". Das Spannende der Geschichte ist für den Rezensenten jedoch, wie hier die Schilderung einer käuflichen Liebe zum Exempel für die Beziehung zwischen den Geschlechtern, ja, sogar eine Liebesbeziehung schlechthin gerät.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Einfühlsam, spannend und respektvoll behandelt Norbert Kron das ewig sensible Thema Mann/Frau."
K. Maurer-Fritz, Känguru-Post Dezember 2008